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Was sind eigentlich Jobsuchmaschinen?

Man kann Jobsuchmaschinen wohl am besten als die „Zauberwesen“ der Online-Recruiting-Welt bezeichnen. Lange Zeit befanden sie sich, trotz eines erheblichen Beitrags zur Besetzung vieler Stellen als fleißiger Zulieferer für klassische Jobbörsen, unter dem Radar der Öffentlichkeit.

Seit geraumer Zeit nehme ich mir vor, einen ausführlichen Artikel über die Jobsuchmaschinen zu schreiben.

Man kann sie wohl am besten als die „Zauberwesen“ der Online-Recruiting-Welt bezeichnen. Lange Zeit befanden sie sich, trotz eines erheblichen Beitrags zur Besetzung vieler Stellen, als fleißiger Zulieferer für klassische Jobbörsen wie Stepstone, Monster & Co. unter dem Radar der Öffentlichkeit.

Inzwischen bekommen immer mehr Personaler Wind davon, dass es diese „Zauberwesen“ gibt, doch wenige wissen, was sich wirklich dahinter verbirgt und wie diese Jobsuchmaschinen (wie z.B. Jobrapido, Trovit, Indeed, Adzuna, Jobisjob usw.) genau funktionieren. Dies möchte ich nun möglichst einfach erläutern.

1. Das Geschäftsmodell

In Anlehnung an den Groß- und Einzelhandel kann man die Jobsuchmaschinen als die Großhändler des Online-Recruitings bezeichnen. Großhändler haben Zugriff auf große Mengen einer bestimmten Ware und verkaufen diese wiederum in großen Mengen an Einzelhändler weiter. So gesehen haben die Jobsuchmaschinen zwei Kernaufgaben:

  1. Möglichst viele Bewerber-Zugriffe, möglichst günstig zu generieren
  2. Bewerber-Zugriffe in großen Mengen weiterzuverkaufen

Die Differenz zwischen a) und b) ergibt den Gewinn.

1.1 Wie kann die Jobsuchmaschine Bewerber-Zugriffe „generieren“?

Da Bewerber keine Orangen sind und nicht an den Bäumen wachsen, müssen wir hier ganz kurz unser Abstraktionsvermögen bemühen und ein sehr einfaches Model des Online-Arbeitsmarktes verinnerlichen.

Stellt Euch vor, dass es in Deutschland jeden Tag 3 Menschen gibt, die ins Internet gehen und dann bei Google nach dem gleichen Job suchen. Stellt Euch weiterhin vor, dass es 3 Spieler gibt, die nun um die Aufmerksamkeit dieser 3 Menschen buhlen: Eure Karriere-Webseite, eine klassische Jobbörse, wo Ihr die Anzeige platziert habt, und eine Jobsuchmaschine, die exakt die gleiche Anzeige von der Jobbörse weitergeleitet bekommen hat.

Google-Ergebnisse führen zu Jobsuchmaschinen

Derjenige der drei Spieler, der am „lautesten schreit“, fängt die Mehrheit dieser 3 suchenden Menschen ein (generiert die meisten Bewerber-Aufrufe oder schlicht Klicks).

Die Jobsuchmaschinen sind besonders gut darin. Es sind überwiegend kleine, sehr effizient aufgebaute Unternehmen mit sehr starkem Fokus auf die (SEO-)Technologie. Sie machen den ganzen Tag nichts anderes, als ihre „Fangnetze“ zu verbessern. Da kommt eine schwergewichtige, klassische Jobbörse nicht so schnell mit – und eine kleine, langsame Karriere-Webseite schon gar nicht.

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1.2 Wie verkauft die Jobsuchmaschine die Bewerber-Zugriffe weiter?

Im vorhergehenden Abschnitt habe ich bereits angedeutet, dass die Jobsuchmaschine „Eure Stellenanzeige“ von der klassischen Jobbörse weitergeleitet bekommen hat. Die Jobbörse hat die Anzeige dank einer üblichen Schaltung (30 Tage für X EUR) ja bereits von Euch bekommen.

Die klassische Jobbörse hat mit der Jobsuchmaschine einen Deal. Für jeden Bewerber-Zugriff, den die geschickte Jobsuchmaschine einfangen kann und der anschließend auf „Eure Anzeige“ bei der klassischen Jobbörse weitergeleitet wird, bekommt die Jobsuchmaschinen einen festen Geldbetrag. Den sogenannten Cost-per-Click (CPC).

Jobsuchmaschinen leiten Klicks an die Jobbörsen weiter

Je größer die Menge der Bewerber-Zugriffe ist, zu deren Abnahme sich die klassische Jobbörse im Vorfeld verpflichten kann oder will, desto ist niedriger der Preis pro Zugriff. Übliches Groß- / Einzelhandel-Model also. Ist eine solche Zusammenarbeit abgeschlossen, leitet die Jobsuchmaschine automatisch alle generierten Bewerber-Zugriffe auf die Seiten des Einkäufers weiter.

1.3. Die Realität

Die Realität funktioniert tatsächlich nicht viel anders als das beschriebene vereinfachte Modell. Der Unterscheid ist lediglich durch die folgenden Umstände bedingt:

  1. Es gibt einfach viel mehr als nur 3 Menschen, die täglich online nach Jobs suchen.
  2. Es gibt viel mehr als 3 konkurrierende Spieler.
  3. Die klassischen Jobbörsen sind nicht die einzigen Großabnehmer. Es gibt inzwischen auch andere Markt-Teilnehmer, die direkt mit den Jobsuchmaschinen arbeiten.
  4. Die Jobsuchmaschinen handeln auch untereinander bzw. generieren die Zugriffe über andere kleinere Quelle, auf die ich hier nicht im Detail eingehen möchte.

Um Euch aber ein Gefühl für die Komplexität der „Handelsrouten“ der Jobsuchmaschinen selbst zu geben, zeige ich hier mal einen Auszug unserer eigenen Analyse, wer wo wie viel kauft.

Auszug der Traffic-Analyse von Jobsuchmaschinen und Jobbörsen

2. Die Praxis

Der praktische Umgang mit den Jobsuchmaschinen scheint heute noch viele Endkunden (also Unternehmen) zu irritieren. Zum einen ist dafür der Umstand verantwortlich, dass manche Unternehmen sehr überrascht sind, wenn sie erfahren, dass ihre Stellenanzeigen bei einer mehr oder weniger unbekannten Jobsuchmaschine bereits auftauchen. „Ich kenne sie nicht. Ich war das nicht. Was soll das?!“.

Die zweite verbreitete Irritation ist im Grunde eine Folge der ersten. Wenn Unternehmen mit der Tatsache konfrontiert werden, dass vernünftige Ergebnisse bei Jobsuchmaschinen ebenfalls Geld kosten, sind sie abermals verwirrt. „Aber ich bin doch eh schon drin. Warum soll ich jetzt dafür extra bezahlen?! Ich will lieber einfach in noch mehr kostenlose Jobsuchmaschinen.“

(Hier wird ganz nebenbei der in der HR-Welt aktuell noch sehr weit verbreitete logische Fehler sichtbar: Irgendwo „drin sein“ und „ein Ergebnis erhalten“ sind nicht ein und dasselbe.)

Ich versuche nun, diese Rätsel aufzulösen.

2.1 Wie gelangen die Anzeigen genau zu den Jobsuchmaschinen?

Um genügend Beachtung von Google zu bekommen, benötigen Jobsuchmaschinen eine große Menge aktueller Inhalte – also Jobs. Es geht noch weiter, da sie eben besonders gut beim „Einfangen“ von Bewerber-Zugriffen sein müssen, brauchen sie so viele Jobs für Ihre Datenbank, wie kein anderer Spieler da draußen. Mehr als eine Konzern-Karriere-Webseite, mehr als die größte klassische Jobbörse. Hat z.B. eine klassische Jobbörse in der Regel um die 50.000 Jobangebote, sind es bei einer kleinen Jobsuchmaschine schon um die 500.000.

Ich vereinfache wieder ein wenig. Sagen wir mal, eine Jobbörse hat im Rahmen eines Großdeals alle ihre 50.000 Jobangebote bei einer Jobsuchmaschine platziert. Damit die Jobsuchmaschine darauf genügend Rücklauf liefern kann, muss sie bei Google ein deutlich höheres Gewicht darstellen als die klassische Jobbörse selbst. Sie konkurrieren nämlich trotz Ihrer Zusammenarbeit um die gleichen Bewerber–Zugriffe.

Diese Aufgabe löst die Jobsuchmaschine dadurch, dass sie sich um 450.000 weitere Jobs aufbläht. Diese werden auf den maschinell auslesbaren Karriere-Webseiten mit Hilfe von „Crawlern“ eingesammelt und als eigene ausgegeben. Google schätzt nun die Seite der Jobsuchmaschine bzw. ihre Inhalte als sehr relevant ein und platziert sie in den Suchergebnissen besonders hoch.

So gelangen Eure Stellen ohne Euer Zutun in die Indizes der Jobsuchmaschinen. (WENN Eure Karriere-Webseite auslesbar ist!)

2.2 Wie funktioniert die Priorisierung der Anzeigen innerhalb der Jobsuchmaschine?

Aus dem obigen Bild ergibt sich entsprechend eine Zwei-Klassen-Gesellschaft innerhalb einer Jobsuchmaschine. Erste Klasse fahren die Jobs, die über einen Cost-per-Click Deal eingespeist werden. Diese befinden sich in dem Premium-Index. Zweite Klasse fahren die Jobs, die kostenlos eingesammelt wurden. Diese befinden sich in dem organischen Index.

Systematisch sieht das so aus: Die Jobs aus dem Premium-Index werden immer vor den Jobs aus dem organischen Index eingeblendet, denn damit wird Geld verdient. Die Priorisierung innerhalb des Premium-Index erfolgt nach dem Auktionsverfahren. Wer mehr zahlt, steht weiter oben. Der organische Index wird nach Relevanz und Aktualität sortiert. Seid Ihr mit einer schlecht formulierten Anzeige aus einem stark umkämpften Bereich im organischen Index einer Jobsuchmaschine vertreten, werdet Ihr merken, dass „vertreten sein“ und „Ergebnis“ zwei Paar Schuhe sind. Ihr werdet nichts abbekommen.

(An dieser Stelle warne ich explizit vor naiven Erwartungen, wenn Euch jemand mit „kostenloser Reichweite via Jobsuchmaschinen“ lockt und das mit irgendeiner anderen kostenpflichtigen Leistung koppelt.)

Jobsuchemaschinen-Index - Premium vs. Organisch

2.3 Zusammenarbeit mit Jobsuchmaschinen

In der bunten Praxis gibt es heute fünf Szenarien, wie die Ausschreibung eines Unternehmens zu einer Jobsuchmaschine gelangen und wie Einfluss auf den Rücklauf genommen werden kann.

  1. Eure Karriere-Webseite wird von einer Jobsuchmaschine ausgelesen, die (wie die meisten) nicht mit Endkunden direkt arbeitet. Freut Euch über „vertreten sein“, erwartet aber keine guten, relevanten Ergebnisse. Einfluss habt Ihr hier nicht.
  2. Eure Karriere-Webseite wird von einer Jobsuchmaschine ausgelesen, die doch mit Endkunden arbeitet. Ihr werdet vermutlich vom (aggressiven) Vertrieb mit dem Angebot kontaktiert, die Anzeigen aus dem organischen Index in den Premium-Index zu übernehmen. Ihr könnt hier Einfluss auf das Ergebnis nehmen. Bedenkt bitte dabei, dass es nicht DIE Jobsuchmaschine gibt. Und dass Ansagen der Vertriebler wie „unsere Besucher sind 15% besser als bei der Konkurrenz“ nicht zu ernst genommen werden sollten.
  3. Eure Anzeige landet bei einer Jobsuchmaschine, weil Ihr bei einer klassischen Jobbörse eine Anzeige gebucht habt. Hier habt Ihr wieder keinen Einfluss. Um auf die Orangen vom Anfang zurückzukommen: Die klassische Jobbörse hat Euch einen Korb Orangen versprochen, hat selber aber nicht genug vorrätig, läuft nun also los und kauft bei X Händlern Orangen. Große, kleine, junge, schrumplige und saftige. Wie groß, voll und frisch der Korb mit den Orangen für Euch sein soll, hat die Jobbörse nie erwähnt. Ihr bekommt das, was sie einsammeln kann bzw. an Euch weitergeben möchte.
  4. Eure Anzeigen landen bei einigen Jobsuchmaschinen über einen Multiposting-Anbieter oder ein Bewerbermanagementsystem, dass „kostenfreie Reichweite“ integriert hat. Ihr habt auch hier keinen Einfluss auf das Ergebnis.
  5. Ihr arbeitet mit einem Dienstleister zusammen, der sich auf den Anschluss von Endkunden an die Jobsuchmaschinen sowie das Management der Anzeigen innerhalb der Premium-Indizes spezialisiert hat. Ihr bekommt so den Zugang zu allen relevanten Jobsuchmaschinen, profitiert von der Vielfalt, habt keinen Stress und bezahlt ausschließlich pro Orange, die tatsächlich im Korb landet. So funktioniert zumindest unser Service – Jobspreader.

    Maßnahmen zur Erfassung der eigenen Stellenanzeigen durch Jobsuchmaschinen

3. Fazit

Ich hoffe, wie immer, dass meine Ausführungen Euch ein wenig weiter helfen. Jobsuchmaschinen sind cool. Wenn man weiß, wie es geht. Wer sich auf eigene Faust mit dieser Welt beschäftigen möchte, findet eine Liste mit vielen Jobsuchmaschinen hier.

Veröffentlicht am 17.08.2015

Asif Shaikh

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