In diesem Artikel:
Wir haben bereits letztes Jahr die “2017 Deloitte Global Human Capital Trends”- Studie von Deloitte aufgegriffen, seinerzeit ging es in dem Artikel um das Thema People Analytics. Auch dieses Jahr gibt es eine neue Auflage der Studie und wir alte Wiederholungstäter haben uns wieder eins der Themengebiete für Euch rausgepickt und zusammengefasst. Heute also im Programm: KIs, Roboter und Automatisierung.
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Der Report zählt über 11.000 Teilnehmer aus der ganzen Welt, dabei etwa 23% aus Europa und zu ca. 62% HRler. Der Großteil der Teilnehmer findet das Themengebiet “wichtig” oder sogar “sehr wichtig” (31% und 41%), aber “bereit” fühlen sich ledliglich 31%. Das schauen wir uns mal genauer an.
47% der Teilnehmer gaben an, dass ihr Unternehmen tief in Projekten rund um Automatisierungen stecken. 24% davon entfallen auf Routineaufgaben, die von KI-Anwendungen oder Robotern erledigt werden, weitere 16% auf sogenannte”erweiterte menschliche Fähigkeiten” (“augment human skills”) und 7% betätigen sich als Pioniere und sind dabei, Arbeit und ihre Aufteilung zwischen Mensch und Maschine ganz neu zu denken und zu restrukturieren.
Auch die Erwartungshaltung der Teilnehmer steigt: während bei der letzten Studie von 2017 noch 38% glaubten, in ihren Unternehmen wäre der Einsatz von KIs in den nächsten drei bis fünf Jahren weit fortgeschritten, sind es dieses Jahr immerhin schon 42%. Jetzt kommt allerdings natürlich das große ABER:
Die “readiness gap” – Trend und Umsetzung
Trotz solcher wachsenden Erwartungen zeigt sich, dass sich viele Unternehmen noch eher am Anfang des Weges befinden, wenn es darum geht, den Bereich rund um Künstliche Intelligenz umfassend zu durchdringen. Die Verfasser des Reports verweisen an dieser Stelle auf eine andere Studie von 2017, die gezeigt hat, dass von 1.500 befragten Senior Executives nur 17% mit dem Konzept von Künstlicher Intelligenz überhaupt und der Anwendung in ihren Unternehmen speziell vertraut waren. Ein ähnliches Bild zeichnet auch der aktuelle “2018 Deloitte Global Human Capital Trends”-Report.
Denn wie oben bereits erwähnt, fühlen sich nur 31% der Befragten darauf vorbereit, eine Strategie für die Implementierung von KIs, Automatisierung und Robotern ins Unternehmen zu erstellen.
Während der Markt für Soft- und Hardware in diesen Bereichen also boomt – laut der Studie wurden in den vergangenen drei Jahren ca. 6 Milliarden Dollar in über 1.000 Startups, die sich mit KIs beschäftigen, investiert – und große Tech-Player wie Microsoft, Facebook oder IBM solche Anwendungen schon länger testen und einsetzen, breiten sich die “neuen” Technologien nach und nach in andere Bereiche aus, in die Pflege etwa, aber natürlich auch in den HR-Bereich.
Hand in Hand mit KIs statt gegeneinander
So oder so ähnlich könnte der Leitfaden des Kapitels der Studie heißen. Denn die Verfasser werden nicht müde zu betonen, dass es bei der Implementierung von KIs, Automatisierung und Robotern nicht darum ginge die menschliche Arbeitskraft zu eliminieren:
Leading companies increasingly recognize that these technologies are most effective when they complement humans, not replace them
heißt es da sehr hübsch. Zusammen schlauer können Mensch und Maschine zum Beispiel sein, wenn bei Amazon durch den Einsatz von Robotern die Trainingszeit von Ferienjobbern auf zwei Tage reduziert werden kann, in der Einarbeitungsphase von Walmart Virtual Reality Simulationen verwendet werden oder (mein Lieblingsbeispiel) wenn bei Airbus oder Nissan “collaborative robots”, auch “co-bots” genannt, mit den menschlichen Arbeitskräften Seite an Seite arbeiten.
Auch wird erwähnt, dass KI-Tools ohne menschliche Aufsicht noch lange keine eigenständigen Entitäten sind. So entsteht eine Vielzahl an neuen Jobs, die darauf ausgerichtet sind, die KIs zu überwachen, zu trainieren und zu optimieren (und die so putzige Namen wie z. B. “bot-farmer” tragen).
Wo körperliche und motorische Arbeitskraft des Menschen durch Robotik oder Routineaufgaben von KIs erledigt werden können, verlagert sich der Schwerpunkt der menschlichen Arbeit laut der Studie hin zu Service-Orientierung, Kreativität, Problemlösung und insgesamt hin zu den sozialen Fähigkeiten:
49% der Befragten gaben jedoch an, nicht zu planen diese Fähigkeiten in Zukunft kultivieren oder fördern zu wollen.
Fazit
Wie schon letztes Jahr zeigen sich die Verfasser der Studie begeistert über das, was mit moderner Technik möglich ist und auch darüber, auf welche Art der HR-Bereich davon profitieren kann. Allerdings zeigt sich auch hier wieder, dass es von der theoretischen Bewertung eines Trends zur praktischen Umsetzung ein weiter, sehr weiter Weg sein kann.
Bei technischen Themen ist das grundsätzlich auch kaum verwunderlich. Von Analytics, KIs oder Virtual Reality hat schließlich jeder schon mal gehört, sie sind in aller Munde, Buzz-Themen. Längst nicht jeder muss dabei im Detail verstehen, wie solche Anwendungen funktionieren.
Was aber für Unternehmen als Organisationen wichtig ist, ist, dass sie die Möglichkeiten nicht nur schnell für eigene Zwecke nutzen – sondern auch ein Bewusstsein und dann einen Plan dafür entwickeln, wie sich die Arbeit der Maschinen und die Arbeit des Menschen wechselseitig beeinflussen. In diesem Punkt wäre das, was die Studie in Aussicht stellt, jenes Nebeneinander, doch eine schöne Variante. Zu schön, um wahr zu werden?
Wer noch mehr (genaugenommen sehr viel mehr, denn die Studie bringt es auf stolze 104 Seiten) erfahren möchte, der findet hier den Link zum Download sowie die Infografik.