In diesem Artikel:
Corporate Blogs sind das zu Unrecht vernachlässigte Stiefkind unter den Social Media Formaten für Employer Branding und Personalmarketing. Und lange hatte ich wenig Hoffnung, dass sich das ändert. In ihrer geballten Webzweinulligkeit, konfrontieren sie Unternehmen mit der Forderung nach Content, nach Dialog(bereitschaft), nach Vertrauen zu den eigenen Mitarbeitern, nach unternehmensinterner Vernetzung jenseits vordefinierter Prozessketten und Hierarchien. Und als wäre das nicht genug, verlangen sie Fleiß und Disziplin. Sie wollen Geschichten, in Text, in Bild, in Video oder als Podcast. Egal, Hauptsache regelmäßig, Hauptsache authentisch.
Klingt abschreckend? Für viele Unternehmen schon. Zu groß ist ihre Angst vor Kontrollverlust, zu groß die Scheu vor dem Aufwand und zu ungewiss scheint ihnen das Ergebnis, um sich intern dafür stark zu machen. Zu Unrecht! Und nicht für alle. Denn obwohl laut Google die Zahl der Suchanfragen zu den Begriffen “Corporate Blog”, “Mitarbeiter Blog” und “Unternehmen Blog” zurückgeht, verstehen immer mehr Unternehmen den Wert eines Blogs auf dem Weg zur Arbeitgebermarke. Den Rückgang der Suchanfragen deute ich daher in Anlehnung an den Gartner Hypecycle als Übergang von der Phase der überzogenen Erwartungen in die Phase der Produktivität.
Um die Produktivität zu fördern, habe ich auf dem HR Barcamp eine Session zum Thema Employer Branding mit Unternehmensblogs angeboten, um zusammen mit Corporate Bloggern, Personalmarketing-Bloggern und Interessierten die größten Hürden zu identifizieren und Strategien für ihre Überwindung zusammenzutragen. Hier die Zusammenfassung.
Ängste und Vorurteile die die Einführung von Corporate Blogs behindern:
Wir haben keine Zeit!
Diese Aussage ist eine faule Ausrede. Jeder Mitarbeiter, der mit dieser Aussage begründen würde, weshalb er seine Arbeit nicht macht, würde viel Ärger bekommen. Und da Employer Branding Arbeit ist, sind folglich auch Employer Branding Blogs Arbeit. Wenn die Kapazitäten nicht ausreichen, muss man im Zweifel umstrukturieren oder aufstocken.
Wir haben keine Themen!
Bitte, so phantasielos ist niemand. Wo Menschen sind, gibt es immer eine Fülle von Geschichten. Und in jedem Unternehmen gibt es jemanden mit der Begabung sie zu sehen. Und falls nicht, kann man das auch lernen. Wenn man dazu bereit ist.
Die Mitarbeiter können die Themenrelevanz nicht beurteilen!
Dieses Vorurteil steht stellvertretend für die Frage nach dem Vertrauen in die eigenen Mitarbeiter. Können die Themen wirklich nicht beurteilen oder wird es ihnen nur nicht zugetraut, weil sie keine Zertifizierten Themenrelevanzbeurteiler sind? Hilft man Ihnen, es zu lernen, z.B. durch einen Redaktions-Workshop?
Herausforderungen im laufenden Betrieb von Mitarbeiterblogs:
Thematische Wiederholungen
Nach einiger Zeit wiederholen sich die Themen und das Blog verliert irgendwie an Frische. Wiederholungen kommen vor und sind eine Herausforderung, die jedes ernsthafte Blog meistern muss. Zwei Fragen helfen dabei mit ihnen umzugehen.
Wiederholt sich der Inhalt nur in den Augen der Blogbetreiber, oder auch in den Augen der Leser?
Das Blogbetreiber gelangweilt sind, weil sie in einem Mitarbeiterinterview zum x-ten Mal dieselben Fragen stellen ist normal oder glauben sie Journalisten haben Spaß am 100. Artikel über die Eurokrise. Wer seine Blog-Statistiken gelegentlich prüft, wird aber feststellen, das Blogs längst nicht nur Stammleser haben. Falls es sich wirklich wiederholt, hilft die folgende Frage:
Aus welcher Perspektive können wir noch über unser Unternehmen und seine Mitarbeiter berichten?
Vielleicht ist es Zeit, mal einen Mitarbeiter mit einem privaten Aufhänger zu interviewen oder eine spannende Anekdote aus der Geschichte der Firma aufzugreifen oder von der ehrenamtlichen Arbeit der Mitarbeiter zu berichten oder, oder, oder. Und wenn Euch wirklich nichts mehr einfällt, guckt, was andere Blogs machen, holt jemanden mit einem frischen Blick von außen dazu oder fragt Eure Leser, was sie interessiert.
Fehlende Authentizität/ Lobhudelei
Dieses Problem entspringt meist aus der Angst vor Kontrollverlust und einer Vergangenheit von 25 Jahren Hochglanz-PR. Die einfachste Lösung dafür ist es die Mitarbeiter selbst schreiben zu lassen und außer der Rechtschreibung nichts zu verschönern. Lasst Mitarbeiter denen es Spaß macht über die Dinge schreiben, die sie gern tun und Lobhudelei ist überflüssig.
Spannende Themen sind schwer zu finden
Stimmt. Aber wir erinnern uns, Employer Branding ist Arbeit! Und wenn einem nichts mehr einfällt, braucht man einen Perspektivwechsel oder jemanden mit einem frischen Blick und neuen Ideen. Helfen kann hier zum Beispiel eine rotierende Redaktion, in der das Team in einem bestimmten Turnus wechselt.
Koordination und Betreuung von Autoren
Sie geben ihre Texte nicht pünktlich ab oder liefern gar nicht. Sie wissen nicht, wie sie ihre Geschichte aufschreiben sollen oder sie finden keine passenden Bilder. Man kommt sich vor wie damals bei der Schülerzeitung. Und genau wie damals braucht es bei jedem Blog eine “Redaktionsleitung”, die dafür verantwortlich ist für einen laufenden Betrieb zu sorgen. Das ist manchmal anstrengend? Wie war das noch, ach ja, Employer Branding ist Arbeit! Ansonsten helfen Schulungen und gute Organisationsprozesse dabei, die Autoren zu koordinieren. Oft auch schon ein einfacher Redaktionsplan.
Natürlich gibt es noch viele weitere Punkte, aber das hätte den Rahmen unserer Barcamp-Session gesprengt. Wenn Ihr Lust habt, Euch darüber auszutauschen oder selbst über ein Employer Branding Blog für Euer Unternehmen nachdenkt und dafür Unterstützung sucht, stellt Eure Fragen unter dem Artikel oder ruft uns an. Wir bauen Corporate Blogs nämlich auch.