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Anonyme Bewerbungen: Ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit?

Diesen Herbst testen einige große Unternehmen die anonyme Bewerbung. Eine solche Bewerbung enthält weder Namen, noch Foto. Darüber hinaus fehlen Angeben über Alter, Herkunft und Geschlecht des Bewerbers

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    Diesen Herbst testen einige große Unternehmen die anonyme Bewerbung. Eine solche Bewerbung enthält weder Namen, noch Foto. Darüber hinaus fehlen Angeben über Alter, Herkunft und Geschlecht des Bewerbers – mit dem Ziel, an den Vorurteilen des Personalchefs vorbei, die “nackten” Qualifikationen sprechen zu lassen. Vermieden werden sollen dabei unschöne Anekdoten wie z.B. der “(-) Ossi”-Vermerk auf den Unterlagen einer Bewerberin oder die Vorverurteilung aufgrund von nicht deutsch klingenden Namen. Doch nicht nur ausländische Namen haben es schwerer, auch die Kevins und Celinas werden schon in jungen Jahren durchschnittlich schlechter bewertet als die Maximilians und Charlottes.

    In den USA ist die Praxis der anonymen Bewerbung seit den 60er Jahren verbreitet. So sind es jetzt auch jene Unternehmen, die im Ausland schon entsprechende Erfahrungen mit diesem Verfahren gesammelt haben, die sich nun in Deutschland an dieses Experiment wagen. Im Prinzip ist dieser Ansatz ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit bei der Vergabe von freien Stellen. Die letzte Entscheidung obliegt aber nach wie vor dem Arbeitgeber und so stellt sich die Frage, ob das Ganze nicht nur eine kleine Farce ist: Spätestens im Bewerbungsgespräch werden alle Karten auf den Tisch gelegt werden – dieses findet noch nicht à la Herzblatt hinter einem Paravan statt. Die Wahl zwischen Kandidat Nummer Eins, Kandidat Nummer Zwei und Kandidat Nummer Drei wird hier aufgrund eines persönlichen Gespräches (mit Blickkontakt) getroffen.

    Wird hier also eine Gleichbehandlung vorgegaukelt, nur um im Nachhinein wieder das gleiche Sieb verwenden zu können? Es sollte den Unternehmen nicht unterstellt werden, doch eine Frage müssen sie sich gefallen lassen: Wenn es ihnen ein ehrliches Anliegen ist, eine Belegschaft mit höherer Diversity aufzubauen, warum müssen sie sich dann selbstverordnet die Augen verbinden? Oder geht es doch nur darum, “benachteiligte” Bewerber ein, zwei Schritte weiter kommen zu lassen, nur um dann im Nachhinein doch die alten Entscheidungen zu treffen? Die nächsten Monate werden zeigen, ob es bei diesem (wissenschaftlich betreuten) Versuch bleibt, oder sich Erfolge einstellen und diese Art der Rekrutierung langfristig etabliert.

    Pic: florian_kuhlmann

    Veröffentlicht am 03.09.2010

    Asif Shaikh

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