In diesem Artikel:
Willkommen zu unserem vierten Beitrag zum Thema Azubi-Recruiting Trends! Wir werfen für Euch einen Blick auf die frischen Ergebnisse aus der aktuellen Studie Azubi-Recruiting Trends 2020 aus dem Hause u-form Testsysteme. Wie immer wurden für die Studie sowohl Schülerinnen und Schüler, Auszubildende und auf der anderen Seite Ausbildungsverantwortliche dazu befragt, was ihnen aktuell wichtig ist, wenn es zum Beispiel um das Finden der richtigen Ausbildungsstelle geht, den idealen Bewerbungsprozess oder darum, auf welchen Plattformen man sie am besten mit Werbung erreicht.
[Bevor es losgeht: Die Daten wurden erhoben, bevor die Corona-Pandemie hierzulande an Durchschlagskraft gewann und thematisieren diese entsprechend nicht. In unserem Blog findest Du aktuelle Informationen zum Thema Corona und Ausbildung.]
Schauen wir also, was die Teilnehmer Anfang der Jahres zu sagen hatten: Was bewegt die Azubis und solche, die es werden wollen? Für diese Informationen wurden von u-form Testsysteme und den Partnern der Studie 5.754 Schülerinnen, Schüler und Azubis und zusätzlich knapp 2.000 Ausbildungsverantwortliche zwischen Januar und März 2020 befragt.
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Wie ticken die Azubis? Unterschiede bei Fremd- und Selbstbild
Es ist eine Geschichte, so alt wie die Zeit: Ältere Generationen werfen nachfolgenden Generationen vor, sie wüssten nicht, wie man sich zu benehmen habe. Wie sieht es da bei den Studienteilnehmern aus? Achtung, Buzzword: Als Mitglieder der “Gen Z” sind sie durch und durch digital unterwegs, ihre Lebenswelten unterscheiden sich zum Teil profund von denen ihrer Ausbildungsverantwortlichen. Selbst wenn man das im Hinterkopf behält: bei Selbst- und Fremdbild gibt es Diskrepanzen.
Uh oh. Das wollen wir noch aufdröseln. Knapp 97% der Befragten Azubis und Schüler attestieren sich selbst ein “gutes Benehmen” (mit den Antworten “trifft voll zu” oder “trifft eher zu”). Das dürfte bei den Ausbildungsverantwortlichen für hochgezogene Augenbrauen sorgen – denn sie sehen ihre Schützlinge in einem anderen Licht. Aber auch sonst halten die befragten Schülerinnen, Schüler und Azubis große Stücke auf sich selbst: sie sehen sich als “leistungsstark” (90,3 %), haben eine Menge “Durchhaltevermögen” (87,4 %), sind “diszipliniert” (86,6 %) und “motiviert” (86,8 %). Regelrechte Traumwerte für die Unternehmen! Oder?
Etwas differenzierter wird das Bild, wenn man den Wert “trifft eher zu” aus den Zahlen herausnimmt. Völlig überzeugt sind in Punkto Leistungsstärke, Durchhaltevermögen, Disziplin und Motivation dann nämlich “nur” noch zwischen 37% und 47%. Nur das gute Benehmen, mit 75,5%, beanspruchen die Befragten selbstsicher für sich mit “trifft voll zu”. Bevor jetzt aber die Flinte ins Korn geworfen und endlos über die verzogene Jugend sinniert wird: Es gibt trotzdem Grund zur Hoffnung. Denn ganz ohne selbstkritisches Momentum sind die Teilnehmenden dann auch wieder nicht. 47,4% gaben an, sie fänden es gut, wenn der Ausbildungsbetrieb Angebote zum Thema “Business-Benimm-Kurse” im Programm hätten (nur knapp 8% finden das nicht gut – die restlichen knapp 45% sind unentschlossen). Allerdings bieten auf der anderen Seite über die Hälfte der Betriebe (ca. 57%) solche Kurse gar nicht an. Bei etwa 29% hingegen sind sie obligatorisch und bei den restlichen 14,4% ist die Teilnahme freiwillig.
Was nun? In der Studie wird darauf verwiesen, dass in der Erziehung der Gen Z die Sprösslinge oft der Weltmittelpunkt ihrer Eltern seien und ihr Verhalten kaum in Frage gestellt werde (ob das nun für die Allgemeinheit gilt, sei hier einmal dahin gestellt), was dann dazu führe, dass Diskrepanzen zwischen Fremd- und Selbstbild auch mal (weit) auseinander gehen können. Was aber mit Sicherheit helfen kann (und muss): der Versuch, sich gegenseitig mit Verständnis zu begegnen. Und vielleicht doch so ein kleiner Benimm-Kurs.
Azubi-Recruiting: Zufriedenheit in der Ausbildung
Wie zufrieden zeigen sich die Azubis mit ihrem Ausbildungsplatz und decken sich ihre Einschätzungen mit denen ihrer Ausbildungsverantwortlichen? Spoiler: Immerhin … fast.
Auch, wenn zwischen den Antworten von Azubis und Ausbildungsverantwortlichen durchschnittlich ein Unterschied von 9 Prozentpunkten liegt, sind die Auszubildenden insgesamt mit den abgefragten Faktoren wie Arbeitsinhalte, Aufgabenumfang und Unterstützung, Hilfsbereitschaft ihrer Vorgesetzten und deren Erreichbarkeit in ihrem Betrieb ziemlich zufrieden – fast alle Werte liegen über 80%. Trotzdem, an dieser Stelle dürfen sich dann auch die Ausbildungsverantwortlichen einmal an die eigene Nase fassen, wenn es um die Selbsteinschätzung geht.
Der große Schwachpunkt der Ausbildung ist im Allgemeinen die Berufsschule, so sind ein Viertel der befragten Azubis “eher” oder “sehr unzufrieden” mit dem Lernstoff in der Berufsschule und sogar 34% mit der Art des Lernens.
Volle Dröhnung Zukunft: KIs im Bewerbungsprozess
Die kommen nur leider überhaupt nicht gut an bei den (angehenden) Azubis. Digital Natives? Ja klar, aber das hat nichts mit dem Unbehagen zu tun, das ausgelöst wird, wenn man sich von einer Maschine (also einer Künstlichen Intelligenz) beurteilt fühlt, egal ob beim Vorstellungsgespräch oder bei der Vorauswahl zur Einladung via Algorithmus. Die Ausbildungsverantwortlichen sehen das ähnlich negativ. Es herrscht allgemeine Skepsis.
Ca. 87% der befragten (angehenden) Azubis wollen nicht, dass die Kommunikation während der Bewerbung von einem Chat-Bot übernommen wird – auch bei den Verantwortlichen lehnen das knapp 82% ab. Bei der Vorauswahl durch einen Algorithmus nehmen die befragten Schüler*innen und Azubis ebenfalls mehrheitlich eine ablehnende Haltung ein: etwa 66% gaben an, dies “eher” oder “sehr schlecht” zu finden. Hier zeigen sich die Ausbildungsverantwortlichen weniger kritisch (vielleicht auch, weil sie in dem Bereich bereits mehr eigene Erfahrung sammeln konnten?): knapp die Hälfte (49,3%) lehnt derartige Verfahren ab. Im Punkt Vorstellungsgespräch drehen sich die Verhältnisse um: obwohl beide Gruppen ein Vorstellungsgespräch “mit einem Computer” ablehnen, sind es bei den Verantwortlichen knapp 96%, bei den (angehenden) Azubis ca. 87%.
Was für Professionals zählt, zählt an dieser Stelle auch für die jungen Leute. Sie wollen sich in der Bewerbung als wahrgenommen sehen – umso persönlicher, desto besser. Das hat dann auch nichts damit zu tun, ob sie in ihrer Freizeit pausenlos vorm Smartphone hängen (wovon sich wohl auch viele Erwachsene nicht ohne Weiteres freisprechen dürften). Bis sich im Bereich Akzeptanz etwas tut, sind Ausbildungsbetriebe im Bewerbungsprozess mit einer Mischung aus “klassischen” Methoden besser beraten.
Azubi-Recruiting Tools Teil I: Die Azubi-taugliche Stellenanzeige
Kommen wir zu den Azubi-Marketing-Tools. Dass die Stellenanzeige eines der wichtigsten Mittel im Kampf um Talente ist, dürfte mittlerweile kein Geheimnis mehr sein. Trotzdem: Allzu oft fehlt es den Stellenanzeigen auf unternehmenseigenen Karriereseiten an Überzeugungskraft, Authentizität und Übersichtlichkeit. Wie es besser geht, zeigen wir Euch in unserem Stellenanzeigen-Whitepaper. Was speziell für die Azubis und solche, die es werden wollen, gilt, gibt’s in der Grafik zu sehen:
Bewerber und Bewerberinnen für Ausbildungsplätze unterscheiden sich im Großen und Ganzen gar nicht so sehr von anderen Stellensuchenden. Sie wünschen sie vor allem Klarheit und keine leeren Worthülsen. Der Fokus sollte vor allem auf einer aufschlussreichen und Zielgruppen-gerechten Beschreibung des Ausbildungsberufs liegen. Auch das Anforderungsprofil sollte nicht zu kurz kommen – und realistisch, nicht abschreckend sein.
Azubi-Recruiting Tools Teil II: Werbung
Wo sind die (angehenden) Azubis am besten zu erreichen? Keine Überraschung: online natürlich. Trotzdem setzen über die Hälfte (ca. 55%) der Ausbildungsbetriebe nach wie vor auch weiter auf die gute alte Printanzeige. Dem gegenüber stehen lediglich ein Fünftel (21,5%) an Ausbildungssuchenden, die für sie dort erreichbar sind. Nicht zu unterschätzen ist an dieser Stelle natürlich der Einfluss der Eltern, die (mutmaßlich) hier eher zur Zielgruppe gehören. Dennoch: im Web, also in Online-Magazinen, Suchmaschinen oder auf Social-Media-Plattformen sind die passenden Kandidat*innen besser und direkter zu erreichen.
Auch bei den Messen und Veranstaltungen sind sich die Ausbildungsverantwortlichen und (angehenden) Azubis nicht ganz einig: knapp 80% der Ausbildungsverantwortlichen wollen ihre zukünftigen Azubis hier erreichen, wohingegen “nur” knapp die Hälfte (53%) der Suchenden hier vorzufinden sind. Die meisten Unternehmen verfügen mittlerweile über einen Kanalmix, wenn es um die Kandidat*innen-Ansprache geht, und das ist auch gut so. Um Werbung bei Google und/oder Jobsuchmaschinen kommen sie nicht länger herum. Das erfordert wiederum Kenntnisse im Bereich SEO und Google Ads. Wer sich hier noch nicht auskennt, wird schnell erkennen, dass sich diese Kanäle lohnen. Ähnliches gilt für Social Media, doch hier ist zudem ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl gefragt. Unternehmen sollten lieber darauf verzichten, der Zielgruppe auf die gerade super-trendigen Plattformen zu folgen (wie zur Zeit etwa TikTok), denn laut unserer Azubi-Studie fühlen sich die jungen Leute hierbei bisweilen in ihrer Privatsphäre gestört.
Und zum Schluss…
Findet Ihr noch mehr Informationen natürlich in der Studie. Hier geht es zum Download der aktuellen Azubi-Recruiting Trends 2020.
PS: Erinnert Ihr Euch noch an die Zeit vor Corona, als das Engagement der jungen Generation für ein Umdenken in Sachen Klimaschutz gleichermaßen Begeisterung und Entrüstung auslöste und durch Fridays for Future ständig in aller Munde war?
Tja. Auch zu dem Thema wurden die Teilnehmenden der Studie befragt. Es zeigt sich: Nur für 13,3% ist Klimaschutz ein ausschlaggebendes Kriterium bei der Wahl des Ausbildungsbetriebs – obwohl 56,4 % der Befragten angaben, dass Klimaschutz ihnen wichtig ist. Hier sollte aber nicht pauschal geurteilt werden. Jugendliche, selbst wenn sie zur gefürchteten “Generation Z” zählen, sind, wie wir alle, keine homogene Masse.