In diesem Artikel:
Erinnert sich noch jemand an unseren Artikel Ausbildung im Handwerk: Azubis … verzweifelt gesucht? Wenn nicht, auch ok. Ist schon ein Weilchen her. Heute geht’s um ein verwandtes Thema: das gesellschaftliche Ansehen von Ausbildungsberufen. Das Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BIBB) hat dazu eine repräsentative Umfrage gestartet und wir haben einen Einblick in die ersten Projektergebnisse für Euch.
Welche Ausbildungsberufe haben also größeres Ansehen, welche kleineres?
Ansehen von Ausbildungsberufen: Fachinformatiker vs. Köche
Herausgekommen ist, dass – ja, die Überraschung hält sich in Grenzen – es sehr wohl Unterschiede dabei gibt, wie hoch angesehen die verschiedenen Berufe in den Augen der Befragten sind. Es zeigt sich, dass eher die Berufe auf dem unteren Ende der Skala landen, von denen angenommen wird, dass sie nur ein mäßiges Einkommen bringen und bei denen auch Faktoren wie hohe Belastungen und Jobunsicherheit eine größere Rolle spielen.
Aber genug der Vorrede, hier ist die Grafik der BBIP, die die 25 “am stärksten besetzten Ausbildungsberufe” zeigt:
Die Skala, mit der gearbeitet wurde, geht ganz klassisch von 1-10. Via Telefoninterview wurden die Teilnehmer gebeten, bestimmte Ausbildungsberufe auf dieser Skala einzuordnen, wobei 0 für am wenigsten Ansehen und 10 entsprechend für das höchste Ansehen steht. Zur besseren Orientierung wurde die rote Linie in die Grafik eingefügt, die anzeigt, welches durchschnittliche Ansehen Helferberufe – also solche, für die man keine Berufsausbildung braucht – haben.
Angeführt wird die Liste also von Fachinformatikern und Mechatronikern, die beide bei der Befragung durchschnittlich eine 7 auf der Skala holen konnten. Auch Medizinische Fachangestellte, Industriekaufleute, Kraftfahrzeugmechatroniker und Steuerfachangestellte liegen in der Grafik mit über 6 Punkten auf der Skala vorn.
Noch knapp über dem Ansehen von Helferberufen sind laut der Befragung Fachkräfte für Lagerlogistik und Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk anzusiedeln. Düster hingegen sieht es für das Ansehen von Berufsausbildungen wie Köchen und Verkäufern aus – vor allem letztere liegen noch unter dem durchschnittlichen Ansehen von Helferberufen.
Einen Zusammenhang mit dem angespannten Ausbildungsmarkt zeigt sich laut der Erhebung darin, dass hohe Anteile von unbesetzten Ausbildungsstellen meist Ausbildungsberufe treffen, die ein eher geringes Ansehen verzeichnen. Wer wissen möchte, wie die Situation auf dem restlichen Arbeitsmarkt ist, der kann in unsere Arbeitsmarkt-Studie 2019 reinschnuppern.
Kein leichtes Spiel auf dem Ausbildungsmarkt für Unternehmen
Um auf unseren eingangs erwähnten Artikel zum Thema des Azubi-Mangel in Handwerksberufen zurückzukommen: Hier hatte sich gezeigt, dass es für Handwerksbetriebe besonders herausfordernd sein kann, Auszubildende zu finden. Eine Kombination aus Faktoren wie Informationsstand über den Beruf, Bildungswunsch der Eltern und der eigene Wunsch der Jugendlichen nach Identitätsstiftung und Anerkennung erschwert ihnen das Recruiting.
Kurz gesagt: Das Handwerk hat bei der Zielgruppe oft keinen guten Ruf. Dies sieht aber vor allem dann anders aus, wenn Jugendliche durch Eltern oder Bekannte selbst über Berührungspunkte zum Handwerk verfügen.
Hier kann natürlich kein Zusammenhang mit der aktuellen Grafik herbei gezerrt werden, doch angesichts vieler unbesetzten Stellen bei den Ausbildungsbetrieben stehen zahlreiche Unternehmen vor ernsten Nachwuchsproblemen. Besonders Betriebe, die in Bereichen mit weniger Ansehen ausbilden, müssen also den möglicherweise mäßigen Ruf des Ausbildungsberufs bedenken.
BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser sagt dazu:
„Das Image von Berufen spielt eine entscheidende Rolle bei der Berufsorientierung und Berufswahl und es beeinflusst Stellenbesetzungsprozesse am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, da Auszubildende und Erwerbstätige aufgrund ihres Berufes eine mehr oder weniger hohe soziale Anerkennung in der Gesellschaft erfahren. Wenn wir in Zukunft mehr Jugendliche vor allem für Berufe mit Besetzungsproblemen gewinnen wollen, müssen wir die Rahmenbedingungen dieser Berufe verbessern. Hierzu gehören neben guten Übernahmemöglichkeiten nach der Ausbildung in erster Linie sichere Beschäftigungsaussichten, gute Karriereperspektiven und ein angemessenes Einkommen.“
Denn es gibt sie ja, die hochangesehenen Ausbildungsberufe wie Fachinformatiker und Mechatroniker. Ihr Ansehen ist laut der Befragung vergleichbar mit akademischen Berufen wie Maschinenbauingenieuren oder Notaren.
###promotional-banner###
Gründe für die Bewertung für das Ansehen von Ausbildungsberufen
Was die Gründe der Befragten für die Einordnung der Ausbildungsberufe angeht, so finden sich in der Zusammenfassung des BBIP leider nur wenig bis keine Informationen oder Erklärungen. Lediglich der Einfluss der üblichen demografischen Faktoren wie Alter, Bildung, Geschlecht und Beruf auf die Bewertung des Ansehens von Ausbildungsberufen wird am Rande erwähnt. Bis die vollständige Auswertung erfolgt, müssen wir also mit der Grafik vorlieb nehmen.
Die gesamte Zusammenfassung der ersten Projektergebnisse gibt es hier zum Download.