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Azubi-Recruiting Trends 2017 Studie: Da geht noch was!

In der Azubi-Recruiting Trends 2017 Studie wird der deutsche Ausbildungsmarkt aus Perspektive der Azubi-Kandidaten und der Ausbildungsverantwortlichen untersucht. Die Studie zeigt, dass Unternehmen sich noch mehr ins Zeug legen müssen, wenn sie bei den jungen Leuten punkten wollen.

Zum fünften Mal hat u-form Testsysteme eine jährliche Azubi-Studie veröffentlicht. Auch in der Azubi-Recruiting Trends 2017-Studie wird der deutsche Azubi-Markt wieder gründlich unter die Lupe genommen. Dies geschieht aus der üblichen Doppelperspektive: angehende Azubis (Azubi-Bewerber oder Azubis) auf der einen Seite und Ausbildungsverantwortliche auf der anderen. Neu ist, dass dieses Jahr auch Eltern zu Wort kommen.

Es ist bekannt, dass viele Unternehmen mittlerweile ernste Probleme damit haben, ihre offenen Ausbildungsplätze zu besetzen. 2016 schätzte die Bundesagentur für Arbeit, dass 24.200 offene Stellen nicht besetzt werden würden – schlicht, weil das Angebot von Plätzen (ca. 172.200) die Zahl der Bewerber bei weitem übersteigt. Viele Unternehmen suchen also, insbesondere angesichts des wachsenden Fachkräftemangels, händeringend nach Nachwuchs.

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Mehr als 60% der befragten Azubis und Azubi-Bewerber hatten mehr als ein Angebot für einen Ausbildungsplatz – sie konnten sich also aussuchen, welches Unternehmen schließlich den Zuschlag bekommt. Trotzdem scheint es, als ob das bei den Unternehmen noch nicht ganz angekommen ist. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es im Azubi-Recruiting noch viel Raum für Verbesserungen gibt.

Wo es im Azubi-Recruiting noch hakt

Es gibt viele Wege, wie Unternehmen potenzielle Auszubildende vergraulen können. Ausgelöst werden viele der Probleme, wie könnte es anders sein, durch fehlerhafte Kommunikation.

Das geht schon bei den Stellenanzeigen los. Die kommen ja oft mit einer ganzen Reihe von Anforderungen an die Bewerber daher – und sorgen besonders unter den jungen Kandidaten für Abschreckung:

Während 61,4% der Ausbildungsverantwortlichen angeben, dass “nicht alle” Anforderungen erfüllt werden müssen und 26,5% auch zufrieden sind, wenn die Anforderungen nur “größtenteils” erfüllt werden, nehmen die Azubi-Bewerber die Erfüllung der Kriterien nicht auf die leichte Schulter.

Etwa 19% bewerben sich nur, wenn sie alle Anforderungen erfüllen, weitere ca. 30% nur dann, wenn sie der deutlichen Mehrzahl der Anforderungen gerecht werden. Damit bewerben sich schon fast 50% der potenziellen Bewerber nur, wenn das Anforderungsprofil ziemlich genau auf sie passt – und das obwohl das Ganze auf Unternehmensseite lange nicht so eng gesehen wird. Da das aber nicht kommunziert wird, fallen viele potenzielle Kandidaten durchs Raster.

Ebenfalls nicht ganz rund läuft es im Bewerbungsprozess. Nicht nur im Azubi-Recruiting ist die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kandidaten während dieser Phase der Faktor, der darüber entscheiden kann, ob ein Arbeits- bzw. Ausbildungsverhältnis zustande kommt. Neben einer “guten Atmosphäre” und einem “sympathischen Gespräch” kann z.B. die Reaktionszeit der Unternehmen das Zünglein an der Waage sein.

Hier zeigen sich Differenzen zwischen den Angaben der Ausbildungsverantwortlichen und denen der Azubis. Dies betrifft nicht nur die Eingangsbestätigungen der Bewerbungen, sondern vor allem auch die Reaktionszeit bei Absagen. 45,4% der Kandidaten gaben an, überhaupt keine Absage erhalten zu haben – erstaunlich, da nur 0,3 der Ausbildungsverantwortlichen eingestanden, keine Absage zu versenden. Das gibt bekanntlich ganz dicke Minuspunkte für das Employer Branding.

Die jungen Leute wünschen sich außerdem mehr reale Kontaktpunkte. Praktika (74,5%) oder Probearbeiten (71,1%) stehen bei ihnen hoch im Kurs. Die Begeisterung dafür hält sich auf Unternehmenseite jedoch in Grenzen: nur 50,8% der Unternehmen ermöglichen Praktika und nur 30,8% bieten ein Probearbeiten an.

Das ist besonders schade, wenn man sich die Ergebnisse zum Thema Generationenbilder anschaut. Die Generation Z (geboren ca. ab 1999) wurde erschöpfend viel und mit negativer Tendenz besprochen. Das spiegelt sich wenig überraschend in den (Vor-)Urteilen der Ausbildungsverantwortlichen: 46% von ihnen wählten zur Beschreibung der kommenden Generation negativ-konnotierte Wörter wie z.B. „fordernd“ oder „unentschlossen”. Positive Begriffe wie “interessiert” fallen da schon deutlich seltener. Gewinner ist übrigens “selbstbewusst”.

Smartphone-süchtig und an Mamas & Papas (beruflichem) Hosenbeinzipfel hängend?

Zweifellos sind die Azubis und Azubi-Bewerber als Digital Natives mit mobiler Technik aufgewachsen und vielleicht haben auch einige von ihnen Eltern, die ihren Nachwuchs überfürsorglich behandeln. Doch die Studie ergab, dass die Azubis und Kandidaten im Berufsleben lange nicht so kompromisslos und Smartphone-süchtig sind, wie manches Unternehmen vielleicht glauben mag.

61,9% der befragten Jugendlichen gaben an, dass es ihnen egal sei, ob sie ihr Smartphone am Arbeitsplatz benutzen dürfen oder nicht.

Neben dieser großen neutralen Mehrheit überwiegen die Stimmen, die die Benutzung im Betrieb wichtig oder sehr wichtig finden (26,1% insgesamt). Fast 10% sind eher dagegen und sogar 2,4% lehnen die Benutzung ab. Ähnlich verhält es sich, wenn Unternehmen Smartphones oder Tablets zur Verfügung stellen. Das ist sogar 71,2% der befragten Azubis und Kandidaten egal.

Weniger gleichgültig geben sich die Befragten beim Thema E-Learning. Hier sind sich alle vergleichsweise einig: 56 % der befragten Azubis und Kandidaten wünscht sich Lern- und Erklärvideos (=Tutorials). Die kommen auch bei den Ausbildungsverantwortlichen an, etwa 45% finden sie oder ähnliche Angebote wie „Digitale Lernkarten“, mit denen das Erreichen von Lerzielen via Smartphone geprüft werden kann (52%), wichtig. Umgesetzt wird jedoch bisher nur ein Bruchteil dieser digitalen Methoden. Ca. 29% setzen Tutorials ein und nur etwa 6,5% können mit der praktischen Anwendung von “ditalen Lernkarten” aufwarten.

Brandaktuelle Spielarten der Digitalisierung wie Augmented Reality (á la Pokémon Go) betrachten die Azubis überraschend skeptisch. Nur 14,8% können sich dafür richtig erwärmen. Der Rest findet es nett, aber nicht notwendig oder sogar überflüssig (38,3%).

Und die befragten Eltern? Die zeigen sich größtenteils zufrieden mit der eigenen Berufswahl (53,1%), ein Drittel (34,7%) gibt sogar an, den eigenen Beruf zu lieben. Die Azubis und Azubi-Bewerber lassen sich davon jedoch nur wenig beeindrucken. 34,2% ist es schnuppe, was die Eltern von ihrem Beruf oder ihrem Betrieb berichten. Mehr noch, 31,4% gaben an, dem Beruf der Eltern auf keinen Fall nachgehen zu wollen.

Laut der Studie sind Eltern oft verunsichert, was die Ausbildung der Sprößlinge angeht. Eltern werden so zur “wichtigsten Sekundärzielgruppe”. Sie wünschen sich für ihre Kinder häufig bessere Erfahrungen im Berufsleben als die, die sie selbst gemacht haben. Als erster Ansprechpartner für ihre Kinder müssen also auch sie umworben werden.

Fazit

Diese Studie zeigt einmal mehr, dass die Realitäten der Azubi-Kandidaten und die der Ausbildungsverantwortlichen nicht perfekt ineinander greifen. Ausbildungsbetriebe müssen sich ordentlich ins Zeug legen, “sich um die Auszubildenden bewerben”, wie es so schön heißt. Es reicht nicht, junge Leute mit einem Firmenhandy zu locken. Die Studie hat gezeigt, dass auch für die Azubi-Bewerber der menschliche Faktor entscheidend ist. Probearbeiten und Praktika können für die Kandidaten einen Begegnungsraum schaffen, in dem sie ausprobieren können, ob Betrieb und Kultur zu ihnen passen.

Azubi-Kandidaten stehen vor einer unbestreitbar großen Entscheidung, wenn sie eine Ausbildung aussuchen. Unternehmen und Ausbildungsbeauftrage müssen beim Azubi-Recruiting mehr denn je ganz genau hinschauen und hinhören, was die Bedürfnisse der jungen Leute sind – ohne sich dabei von den gängigen Vorurteilen in die Irre führen zu lassen.

Die vollständige Studie mit vielen weiteren Infos findet Ihr hier.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Asif Shaikh

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