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Diese Unternehmen überzeugen durch innovative Recruiting-Strategien

Der Arbeitnehmermarkt wird immer wettbewerbsstärker. Wer sich hier behaupten will, braucht innovative Recruiting-Strategien. Serviceplan – Bulletin Board Recruiting Das Hamburger Büro der Agentur Serviceplan suchte dringend Grafikdesigner mit IT-Kenntnissen und ging dabei den klassischsten Weg, den man wohl gehen kann: ein Aushang an den schwarzen Brettern der Unis. Wer aber beispielsweise das schwarze Brett im […]

Der Arbeitnehmermarkt wird immer wettbewerbsstärker. Wer sich hier behaupten will, braucht innovative Recruiting-Strategien.

Serviceplan – Bulletin Board Recruiting

Das Hamburger Büro der Agentur Serviceplan suchte dringend Grafikdesigner mit IT-Kenntnissen und ging dabei den klassischsten Weg, den man wohl gehen kann: ein Aushang an den schwarzen Brettern der Unis. Wer aber beispielsweise das schwarze Brett im Phil-Turm der Hamburger Uni kennt (erstes Bild), der weiß, dass eine Anzeige hier schnell untergeht. Deswegen druckt sich der kluge Suchende seine Annonce idealerweise gleich mehrfach aus und verteilt sie über die ganze Wand – in der Hoffnung, dass sie gesehen wird. Oder man macht es wie Serviceplan: Mit solider Handarbeit aus Lego, Reißzwecken, Holz oder Wolle:

Innovative Recruiting-Strategien stechen aus der Masse heraus. Die Agentur Serviceplan wirbt am Schwarzen Brett der Uni Hamburg mit kreativen Anziegentafeln.Diese Holztafel ist ein absoluter Blickfänger in einem Meer aus Gesuchen.Die Agentur Serviceplan nutzt für ihre Suche nach einem Grafikdesigner optisch ansprechende Anzeigentafeln aus ungewöhnlichen Materialien.

Hamburg – Eine WG für junge Talente

Genau wie Unternehmen um die besten Mitarbeiter kämpfen, so bemühen sich auch Städte und Regionen, junge Talente durch innovative Recruiting-Strategien für sich zu gewinnen. Sie sind bedeutend für eine nachhaltige Stadtentwicklung: Sie bringen Fähigkeiten und gute Ideen in die Betriebe, kurbeln durch ihre Kaufkraft die regionale Wirtschaft an und engagieren sich idealerweise sogar kulturell oder sozial in der Gemeinschaft. Und genau wie Unternehmen daran arbeiten, eine Arbeitgebermarke aufzubauen, so arbeiten die Metropolen am Branding der eigenen Stadt.

Auch die Hamburg Marketing GmbH feilt am Markenimage „Hamburg“, um die Attraktivität des Standorts für Wirtschaft, Wissenschaft und Tourismus herauszuarbeiten. In diesem Zuge startete letzte Woche eine Kampagne: die #hh-wg. Das Hashtag lässt es bereits vermuten; es wird social.

„Du hast Hamburg gerade noch gefehlt“…

…soll junge Kreative aus ganz Deutschland ansprechen und davon überzeugen, dass Hamburg der richtige Ort ist, den nächsten Lebensabschnitt zu starten. Per Video können sie sich bewerben. Die vier Gewinner werden ein Jahr lang in einem 200m² Loft im Szeneviertel Sternschanze wohnen und bekommen dort, was ein junger Starter so zum Leben braucht – inkl. eines Jobs bei einem der lokalen Partnerunternehmen Otto, der Sparda-Bank oder Radio Hamburg. Was er dafür tun muss? Darüber reden, auf den Kanälen, die die Kampagne begleiten: Facebook-Fanpage, Twitter, YouTube. Erinnert ein wenig an den „Best Job in the World“ als Inselhausmeister, nur dass Hamburg etwas „abwechslungsreicheres“ Wetter zu bieten hat. 😉

Eine Sache fiel jedoch nicht nur mir auf und brachte auch beim Feedback-Abend kritische Nachfragen: Hamburg gilt als eine der schönsten Städte Deutschlands – doch mit hohen Lebenshaltungskosten und einem Mietspiegel, der knapp 17% über dem Bundesdurchschnitt liegt, leider auch als eine der teuersten! Und nun sollen vier Testemonials die Werbetrommel rühren, die (dank freier Logis in der Schanze und geschenktem Smartphone und Laptop) von all dem nichts mitbekommen? Gerade die Young Creatives zeichnen sich nicht gerade durch große finanzielle Polster aus – sie müssen sich eher darauf einstellen, zunächst mit un(ter)bezahlten Praktika durch die Agenturen geschleift zu werden, bevor sie für ihren Lebensunterhalt aufkommen können.

Wir haben drei Kenner der Sache gefragt:

Der Wettbewerb wird vermutlich die gewünschte Aufmerksamkeit bringen, doch geht die Kampagne nicht an den Problemen der Zielgruppe vorbei?

Thorsten Kausch ist Geschäftsführer der Hamburg Marketing GmbH, der Initiatorin der Kampagne:

„Nein, sie thematisiert sie. Sicher, ein Ziel ist es, Begeisterung für Hamburg zu wecken. Die kommt dem Standort zugute und damit allen, die hier leben. Zudem handelt es sich um einen Wettbewerb. Der Preis, in diesem Fall ein einzigartiges und damit ungewöhnliches Jahr in Hamburg, macht den Reiz einer Teilnahme aus.

Inhaltlich werden wir die genannten Schwierigkeiten jedoch aufgreifen. Wir wissen, dass neben den vielen Vorteilen, die Hamburg bietet, die Wohnungssituation im Stadtkern schwierig ist, aber nicht hoffnungslos. Das Projekt orientiert sich daher stark an dieser Realität und gibt auf www.hh-wg.de und über die sozialen Netzwerke entsprechende Links und praktische Ratschläge für die WG-Suche an die Hand. Social Media sehen wir dabei als Chance, die alten und neuen Hamburger in die Kommunikation mit einzubinden.“

Prof. Dr. Angelus Eisinger ist Professor für Geschichte und Kultur der Metropole im Studiengang Stadtplanung an der HafenCity Universität in Hamburg und beschäftigt sich mit Fragen der Architektur- / Stadt- und Raumentwicklung:

„Die Initiative geht die essentiellen Problemfelder an, mit denen junge Kreative beim Eintritt ins Erwerbsleben zu kämpfen haben, und verschleiert sie doch. So entsteht eine Ästhetisierung eines Alltagslebens, die vom Loft bis zum coolen Arbeitgeber alle in-group-Zeichen bedient.

Doch wo bleibt, man verzeihe das abgedroschene Wort, die Nachhaltigkeit? Sie wird sich nur dort einstellen, wo sich die Glücklichen über Alltagserfahrungen und den Austausch mit ihren Kolleginnen und Kollegen des illusionistischen Settings ihres Daseins bewusst werden und in ihren Twitter-Botschaften, youtube und Facebook-Auftritten sich an das wirkliche Leben herantasten.“

Sven Wiesner kam 2006 selbst als junger Kreativer nach Hamburg und ist heute Gründer und GF der Social Media Agentur beesocial:

„Die Aktion ist in meinen Augen ein sehr guter Start. Ich kenne die Problematik, habe seinerzeit selbst vor dem letztendlichen Umzug nach Hamburg lange rumgerechnet. Allein die Mieten waren (und sind) im Vergleich zur alten Heimat Bremerhaven astronomisch. Letztendlich ist es immer ein bißchen auch wagen und einfach machen, mit der Hoffnung dass der Rest sich schon ergibt.

Wie in meinem Blog bereits geschrieben sind die Gegensätze natürlich offensichtlich: Geförderte WG mit allem drumherum gegen hohe Mieten und schlecht bezahlte Praktika Plätze. Die HH_WG wird für mich zum Erfolg wenn die Aktion es schafft, auch für Außenstehende einen echten Mehrwert zu bieten. Etwa wenn die Vorzeige WGler ihre Chance nutzen, und den Daheimgebliebenen den Weg in Hamburg ebnen. Etwa durch nützliche Tipps für den Umzug, für die Wohnungs- oder Jobsuche.

Das könnte aber noch viel viel weiter gehen, etwa indem die HH_WGler so etwas wie Repräsentaten für die jungen Hamburgstarter werden. Etwa indem sie zusammen mit den Leuten von Hamburg Marketing echte Maßnahmen entwickeln und vorantreiben, um jungen Kreativen den Start in Hamburg zu erleichtern. Das wäre für mich eine gelungene Social Media Kampagne die über den Marketingeffekt hinaus glänzt!“

Internships.com – Social Recruiting mit Charlie Sheen

Die US-Praktikantenbörse internships.com hat gestern Abend eine Infografik veröffentlicht, in der der 7. März 2011 als „historischer Tag im Social Recruiting“ beschrieben wird. Ein Tweet sammelte innerhalb einer Stunde über 95.000 Klicks aus 181 Ländern, schaffte es mit dem Hashtag #TigerBloodIntern in die weltweiten Trending Topics und generierte sagenhafte 74.000 Bewerbungen auf eine Praktikantenstelle bei… Charlie Sheen!

Dieser Tweet von Charlie Sheen markiert laut internships.com einen historischen Tag im Social Recruiting.

Was war passiert?

  1. Dass Charlie Sheen derzeit einige Probleme haben soll, dürfte auch jemand mitbekommen haben, der sich für Gossip nicht sonderlich interessiert. Er nutzt seine neue freie Zeit unter anderem für den Aufbau eines Twitter-Accounts. Mit einigem Erfolg: Nach 25 Stunden hatte er eine Million Follower, inzwischen sind es knapp 2,5 Millionen.
  2. Das Unternehmen Ad.ly bringt Prominente dazu, Markenbotschaften ihrer Kunden zu twittern. „Ad.ly is also the team behind the media storm that is @charliesheen.“, schreibt Brian Solis. Was man hier sieht, ist also eine clevere Kampagne von @charliesheen, Ad.ly und internship.com.

Fazit

Das Ganze ist natürlich nur ein kleiner Werbegag, aber der reale Rücklauf ist dennoch beeindruckend! Dabei ist es letztendlich auch unerheblich ob, Charlie Sheen tatsächlich einen Praktikanten sucht oder nicht. Dieser Case zeigt die unglaubliche Dynamik, die entstehen kann, wenn man die richtige Figur oder ein aktuelles Thema mit einer klugen Idee im richtigen Moment verbindet.

Wer sich die Zahlen selbst anschauen möchte, findet hier die Auswertung des verwendeten bit.ly-Links. (Aktueller Stand: 482,999 Total Clicks)

Hacker Dojo – Jobmesse mal anders

Aus Unzufriedenheit mit dem typischen Ablauf von Karrieremessen, auf denen in erster Linie Lebensläufe verteilt und gesammelt werden, veranstaltet das kalifornische Programmierer-Zentrum „Hacker Dojo“ eine eigene Jobmesse und stellt dabei das klassische Jobmesse-Konzept kurzerhand auf den Kopf:

„Auf der Programmierermesse sind die Jobsuchenden diejenigen, die die Präsentationen halten und die Recruiter diejenigen die herumlaufen. Stellen Sie sich das Ganze wie einen Wissenschafts-Wettbewerb vor, bei dem die Projekte und Nebenprojekte der Programmierer die ‘Forschungsarbeiten’ darstellen, die Recruiter die ‘Preisrichter’ und die Vorstellungsgespräche und hoffentlich Stellenangebote die ‘Preise’“.

Auf der Jobmesse Hacker Dojo stellen sich nicht Unternehmen, sondern Kandidaten vor.

Die Idee hinter dieser innovativen Recruiting-Strategie ist es, den Kandidaten die Möglichkeit zu geben, ihr Können direkt auf der Messe zu zeigen, anstatt nur darüber zu reden und Lebensläufe zu verteilen. Die teilnehmenden Arbeitgeber/ Recruiter und die Kurzprofile der Programmierer werden auf der Messewebsite der Community veröffentlicht, sodass sich die Teilnehmer vorab ein Bild machen können wer erscheint.

Auch wenn dieses Konzept nur in relativ kleinem Rahmen funktioniert, ist es ein sehr interessanter Ansatz, der insbesondere dazu beitragen könnte, Angebot und Nachfrage in Nischenbereichen zusammenzubringen. Interessant ist in diesem Zusammenhang, ob es in Deutschland schon vergleichbare Veranstaltungen gegeben hat und welche Erfahrungen die Teilnehmer ggf. gemacht haben?

Veröffentlicht am 17.05.2024

Asif Shaikh

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