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Erfolgsgeschichten: Storytelling im Personalmarketing

Während Storytelling im Marketing längst zum guten Ton gehört, spielt Storytelling im Personalmarketing eine noch viel zu untergeordnete Rolle. Dabei sind gute Geschichten ein absoluter Aufmerksamkeitsgarant, wie prominente Beispiele eindrucksvoll zeigen.

Storytelling ist längst kein neumodischer Hokuspokus mehr. Storytelling ist eine Strategie. Es geht nicht darum, Menschen mit guten Geschichten ans eigene Lagerfeuer zu locken, sondern darum, mit Geschichten markenbezogenen Mehrwert zu schaffen. Inhalt ist kein Linkbait, Inhalt ist etwas wert. Häufig ist die Teilbarkeit des Inhalts ein wesentlicher Faktor für seine Viralität. Und das bedeutet nicht, ein paar Like- und Tweet-Buttons auf die Seite zu klatschen, sondern den Inhalt so zu entwerfen, zu produzieren und auszuliefern, dass Menschen ihn überhaupt teilen wollen – ihn also als (mit)teilenswert anerkennen. Während Storytelling im Marketing längst zum guten Ton gehört, spielt Storytelling im Personalmarketing eine noch viel zu untergeordnete Rolle. Dabei sind gute Geschichten ein absoluter Aufmerksamkeitsgarant.

Coca Cola: Storytelling als Zukunft des (Personal-)Marketings

Fast jeder von uns erinnert sich an Situationen in seiner Kindheit, in denen Erwachsene uns mit Hilfe von Geschichten dazu gebracht haben, bestimmte Dinge zu tun oder uns für bestimmte Dinge zu interessieren. Ich erinnere mich beispielsweise an den Vater eines Freundes, der uns bei Wochenendspaziergängen regelmäßig “Geschichten aus seiner Jugend” erzählte. Neben der Freude, die er am Erfinden der Geschichten hatte, diente seine Mélange aus Räuberpistole und Schatzmärchen wohl auch dazu, die Spaziergänge interessanter zu machen, als sie für Kinder gewöhnlich sind und so Genörgel zu vermeiden. Sonst wären wir unterwegs nicht immer zufällig über halbzerissene Schatzkarten eines abenteuerlichen Bandenbosses gestolpert, die uns dazu brachten, den Spaziergang freiwillig zu verlängern.

Aber genug meiner Erinnerungen. Ich wollte mit dieser Episode lediglich Eure Erinnerungen und Euer Bewusstsein für die Macht von Geschichten wecken. Denn die Fähigkeit gute Geschichten zu erzählen, egal ob mit Bildern, Videos oder Texten, ist in der bunten Welt des Social Webs unsere einzige Chance, uns Gehör und Aufmerksamkeit zu verschaffen. Carolyn Everson, Vize-Präsidentin des globalen Anzeigenverkaufs bei Facebook, formulierte diese Herausforderung schon vor Jahren in einer hübsch klingenden Vision:

Etwas deutlicher gesprochen, entscheidet gutes Storytelling heute die erfolgreichen und interessanten Unternehmen von den Langweilern und Erfolglosen. Ein Unternehmen, das die Bedeutung von Storytelling für den eigenen Erfolg frühzeitig erkannt hat, ist Coca Cola. Und als Konsequenz hat Coca Cola das eigene Storytelling und das seiner Kunden in den Mittelpunkt seiner Marketingstrategie bis zum Jahr 2020 gerückt. Was sie sich dabei gedacht haben und wie sie das anstellen wollen, seht Ihr hier:

Red Bull: Storytelling auf höchstem Niveau

Auch das österreichische Unternehmen Red Bull misst Storytelling ungeheure Bedeutung zu. “Red Bull verleiht Flügel!” Diesen Slogan und eine Serie sympathischer Werbecartoons – viel mehr brauchte es in den frühen 90er Jahren nicht, um den Red Bull Energy Drink erfolgreich am Markt zu platzieren. Das sieht heute anders aus: Red Bull vermarktet und organisiert mittlerweile eine Vielzahl von Sport-, Fun- und Lifestyle-Veranstaltungen. Das Getränk selbst spielt dabei kaum mehr eine Rolle. Jeder kennt es und mit einem Marktanteil von über 50% muss es sich auch nicht groß gegen andere Konkurrenten durchsetzen. Wichtig ist, dass Verbraucher die Marke Red Bull (im wahrsten Sinne des Wortes) “auf dem Schirm” behalten.

Zu diesem Zweck wurde 2007 das Red Bull Media House gegründet, das heute millionenschwere Medienproduktionen in Eigenregie umsetzt. Vorbei also die Zeiten, in denen das Unternehmen von Presse- und Fernsehproduktionen abhängig war. Eigene Inhalte werden für Print, TV, Mobile und Digitalverwertung aufbereitet. Selbst ein Musiknetzwerk haben die Österreicher ins Leben gerufen. Medienpartner und andere Publisher können die vorproduzierten Inhalte abrufen und verbreiten – und damit die Red Bull-Markenbotschaft.

“The Red Bull Media House is the centre of the global Red Bull media network across all relevant media channels and products. It offers a unique variety of media content in lifestyle, fun and sports. Furthermore, it holds business opportunities (…) and provides you, as a media partner, with fresh and innovative media content.”

Mit The Art Of Flight wurde 2011 gar ein kommerziell vertriebener Snowboard-Film als Werbeträger entworfen. Außerdem veranstaltet Red Bull Motocross-, Snowboard- und AirRace-Meisterschaften. Selbst ein Papierflugzeug-Contest wird wirkungsvoll in Szene gesetzt. Ihr bisher wahrscheinlich stärkstes Projekt im Hinblick auf Medienaufmerksamkeit: Red Bull bricht mit einem Fallschirmsprung aus der Stratosphäre den Weltrekord. Auf die Flugszenen mussten die TV-Sender noch warten, bis der Hauptsprung absolviert wurde. Perfekte Choreographie!

Heineken & Voith: Storytelling im Personalmarketing und Employer Branding

Was im Marketing-Bereich bereits von großen Firmen wie Coca-Cola und Red Bull perfektioniert wurde, wird im Personalmarketing und Employer Branding in den meisten Fällen noch sehr stiefmütterlich behandelt. Dabei liegen die Disziplinen dicht beieinander. Beide Abteilungen sollen das Unternehmen möglichst ansprechend respräsentieren, um Menschen anzulocken, zu begeistern und zum Handeln zu bewegen – die einen sollen kaufen, die anderen sollen sich bewerben.

Die Spannungskurve nach Storytelling-Enthusiast James R. Harris

Nun ist es erfreulicherweise ja so, dass wir in Deutschland tausende von Unternehmen haben, die jedes auf seine Weise, einen wertvollen Beitrag zu diesem Land leisten. Die Substanz zur Bedienung des Informationswunsches der angehenden Mitarbeiter ist also vorhanden. Das Problem liegt meiner Erfahrung nach eher darin, dass viele Organisationen sich unheimlich schwer damit tun, den aus ihrem Dasein für Mitarbeiter und Gesellschaft entstehenden Mehrwert zu kommunizieren.

Wie kann man also seine Arbeitgebermarke, wenn man sie kennt, authentisch aber fesselnd aufbereiten? Und zwar möglichst einfach. Denn nicht jeder hat das Budget für eine Kommunikationsberatung oder dieses Budget ist gerade für eine Werbeagentur draufgegangen, die viele bunte Bilder aber keine solide Geschichte gestrickt hat und nun müsst Ihr sehen, wie Ihr bis zur nächsten Budgetrunde klar kommt. Aber Hilfe naht, denn ich bin auf meiner Suche der ultimativen Blaupause für das Storytelling von Arbeitgebermarken ein großes Stück näher gekommen. Auf meinen Studienreisen durch die Tiefen des Webs traf ich vor Kurzem auf den Storytelling-Enthusiasten James R. Harris, der dank Aristoteles und Star Trek eine wunderbar praktikable Lösung fand. Und was dem Verstand eines der größten Philosophen und Dichtungstheoretiker entsprungen ist und Hollywoods Brieftasche gefüllt hat, wird mit dem richtigen Fingerspitzengefühl auch dem Employer Branding zu Gute kommen. Laut Harris, folgen alle erfolgreichen Erzählungen im Kern der jahrtausendealten Drei-Akt-Struktur:

Spannungskurve von Storytelling im Personalmarketing und anderswo

Im ersten Akt entfaltet sich das Abenteuer und die Beteiligten werden eingeführt (= Euer Unternehmen). Im zweiten Akt, entfaltet sich das Abenteuer und steuert auf eine Krise zu (= der Unternehmenszweck und der nachgelagerte -Sinn), die nur der Held (= die zukünftigen Mitarbeiter) lösen kann und im dritten Akt löst der Held das Problem (= Karriere der zukünftigen Mitarbeiter).

Wertschätzung verpackt in einer Kurzgeschichte

Voith hat die Macht der Geschichten erkannt und setzt deshalb im Personalmarketing auf eine crossmedial angelegte Storytelling-Kampagne. Unter dem Titel “Helden der Zukunft” erzählt der Konzern “6 Kurzgeschichten über Menschen, auf die es ankommt”. Die Stories sind auf einer eigens angelegten Landingpage als Podcast oder eBook abrufbar. Der Übergang zur Bewerbung lässt zwar zu wünschen übrig, doch die Geschichten geben trotzdem einen spannenden und authentischen Einblick in den Arbeitsalltag der zu besetzenden Position.

Wer Bewerber mit einer Geschichte lockt, zeigt außerdem: Ich habe mich als Unternehmen mit dem Berufsbild auseinander gesetzt. Statt austauschbarer Phrasen wie “ein spannendes, abwechslungsreiches Aufgabenfeld”, “ein innovatives Arbeitsumfeld” oder “die Möglichkeit, den Erfolg aktiv mitzugestalten” in der Das-Erwartet-Sie-Sektion wird hier eine mitreissende und herausfordernde Situation dargestellt. Das macht nicht nur Lust auf den Job, sondern zeugt auch von Wertschätzung, die der Position entgegengebracht wird.

Storytelling auf der Karrierewebseite des Technologiekonzerns Voith
Auch Technologiekonzern Voith setzt im Personalmarketing auf Storytelling.

Unternehmenskultur erlebbar machen

Heineken wiederum hat sich mit innovativen Personalmarketing-Kampagnen bereits einen Namen gemacht und auch die aktuelle Kampagne setzt auf die Aufmerksamkeitsstärke von Storytelling im Personalmarketing und Employer Branding. “Go Places” fokussiert einen charismatischen Erzähler, der sowohl im Image-Spot als auch auf der Landing Page zum Einsatz kommt und die Zuschauer auf ihrer Reise durchs Unternehmen in seinen Bann zieht.

Neben dem Manifesto präsentiert der Bierhersteller außerdem eine ungewöhnliche Interview-Methode: Der potentielle Bewerber wird durch einen interaktiven Video-Stream geführt, in dem er immer wieder vor schwierige Entscheidungen gestellt wird, die innerhalb von 5 Sekunden getroffen werden müssen. In den dazwischen liegenden Sequenzen wird die Geschichte des Unternehmens erzählt. Das Ergebnis des “Self-Assessment” ist schließlich über die sozialen Medien teilbar. Ein Genie-Streich des Employer Branding, aber eine noch ausbaufähige Personalmarketing-Kampagne. Denn der entscheidende Schritt zur Bewerbung ist nicht optimal gelöst. Trotzdem ist Heineken mit “GoPlaces” eine auf hohem Niveau umgesetzte Storytelling-Kampagne gelungen.

Heineken hat das Storytelling im Personalmarketing mit seiner Kampagne "Go Places" perfektioniert.
Die Heineken Personalmarketing-Kampagne “Go Places” erregt mediale Aufmerksamkeit.

Wie wichtig findet Ihr Storytelling im Personalmarketing und Employer Branding? Habt Ihr Euch schon daran versucht? Kennt Ihr gelungene Beispiele für Storytelling in diesem Bereich? Dann teilt sie bitte in den Kommentaren!

Veröffentlicht am 17.05.2024

Asif Shaikh

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