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Erfahrungsbericht einer Stellensuche 2: Per Email nach Deutschland

Im ersten Beitrag hatte ich geschrieben, ich hätte mich früh für Deutschland entschlossen. Ich hatte etwas Geld und Verwandte hier, aber keine richtigen Kontakte in der Wirtschaft. Brasilien ist eine sehr

In diesem Artikel:

    Im ersten Beitrag hatte ich geschrieben, ich hätte mich früh für Deutschland entschlossen. Ich hatte etwas Geld und Verwandte hier, aber keine richtigen Kontakte in der Wirtschaft.

    Brasilien ist eine sehr kommunikative Gesellschaft und wir sind begeisterte Nutzer von Social Media, auch wenn diese Bezeichnung in 2003/2004 nicht geläufig war.  Bevor Emaillisten, hatten wir Hotmailpostfächer mit
    öffentlichen Passwörtern, so dass unterschiedliche Leute dieselben Emails lesen konnten. Bevor Myspace oder Facebook, hatten Brasilianer Orkut gestürmt. Bevor WoW, schleppten wir unsere Desktopcomputer zu Freunde um LAN-Parties zu halten. Also dachte ich nicht lange nach und wandte mich an meine Internetkontakte.

    Als begeisterter (nicht begnadeter ;)) Mundharmonikaspieler war/bin ich Mitglied bei verschiedenen Mundharmonikaforen. Auf Portugiesisch (wo ich lange Moderator war), Englisch, Spanisch und Deutsch. Auf dem deutschen „Harpchat“ habe ich Steve Baker kennengelernt. Der Engländer ist der bekannteste Bluesharpspieler in Deutschland und auch Berater bei der Firma Hohner, der bekannteste Hersteller von Mundharmonikas.

    Ich habe ihn eine Email geschrieben, mich besser vorgestellt und meine Deutschlandpläne geschildert. Ich fragte auch, ob er glaubte, dass eine Anstellung bei Hohner möglich wäre. Als Antwort bekam ich eine Email von meinem zukünftigen Chef bei Hohner: ja, die Firma hätte Interesse, mich kennenzulernen. Nach einigen Monaten hatte ich das Vorstellungsgespräch in Trossingen und und fing bei Hohner zwei Wochen später an.

    Ich denke, folgende Punkte haben die Bewerbung erfolgreich gemacht:

    • Schnelle und erschwingliche Kommunikationswege. Brief oder Telefon würden eine hohe Hürde sein.
    • Offene Internetkultur: ich, amateur Musiker, durfte den Star Steve Baker anschreiben, weil wir beide
      gleichberechtigte Mitglieder eines Forums waren. Im Internet duzt man sich, in Deutschland siezt man sich.
    • Reputation: Steve Baker hatte meine Beiträge im Forum gelesen und hatte ein gutes Bild meiner Person, meines Wissens und meiner Kontakte. Hohner konnte sich ein Bild von mir machen, bevor sie mich zum Bewerbungsgespräch einluden.
    • Generalistische Ausbildung und spezifisches Fachwissen: mein Ingenieurstudium hat es mir ermöglicht, per Internet sehr spezialisiertes Mundharmonikawissen zu sammeln, das für Hohner sehr relevant war.
    • Internationale Kontakte: ich brachte Kontakte zu Mundharmonikaspieler in der ganzen Welt, die ich durch die Foren geknüpft hatte und die später für meine Tätigkeit bei Hohner wichtig wurden.

    Und so war das. So bin ich per Email nach Deutschland umgezogen.

    Über den Gastautor: Fernando Bresslau hat einen Master of Business Administration (MBA) im Marketing und ein Ingenieursdiplom (Schiffbau) samt technischer Berufsausbildung (Maschinenbau), spricht vier Sprachen und hat bereits in drei Ländern, darunter China, gearbeitet.

    Fernando ist im Moment freiberuflich tätig, sucht aber eine Festanstellung in den Bereichen Marketing und Produktmanagement. Zu seinem XING-Profil gelangen Sie hier.

    Veröffentlicht am 20.08.2009

    Asif Shaikh

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