In diesem Artikel:
Zu meiner Schulzeit hatte einer meiner Lehrer des öfteren gesagt: „Es gibt Lügen. Es gibt schlimme Lügen. Und es gibt Statistiken.“ Er hatte recht!
Vor ein paar Tagen ist mir auf dem Internetportal der Tageszeitung WELT in der Rubrik „Wirtschaft“ ein Artikel mit dem Titel: „Gehaltsvergleich – In Hamburg verdienen Arbeitnehmer am besten“ aufgefallen. Darin wird der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zitiert, der die durchschnittlichen Löhne in allen Bundesländern berechnet haben will. Die Ergebnisse habe ich in der unten stehenden Tabelle zusammengefasst.
Aufbauend auf den Zahlen argumentiert der DGB, dass Niedriglöhne die Nachfrage und die Kaufkraft reduzierten und gleichzeitig die „entscheidende Ursache“ für eine hohe Arbeitslosigkeit seien.
Auch wenn ich mich über das gute Abschneiden Hamburgs bei diesem „Wettbewerb“ gefreut habe, sei an dieser Stelle die Frage erlaubt, was die vom DGB zusammengetragenen Zahlen tatsächlich aussagen.
Zur Verdeutlichung ein kleines Rechenbeispiel: Zwei Firmen teilen sich ein Zwei-Raum-Büro. In einem Raum sitzt die Firma A bestehend aus einem Mitarbeiter – dem Geschäftsführer. Der Geschäftsführer der Firma A zahlt sich ein Gehalt von 50 € pro Stunde. Im zweiten Raum residiert die Firma B bestehend aus einem Geschäftsführer und zwei Sachbearbeitern. Der Geschäftsführer verdient 50€ pro Stunden und die beiden Sachbearbeiter jeweils 25 € pro Stunde.
Der Durchschnittslohn der Firma A beträgt somit 50/1 = 50 € pro Stunde. Bei der Firma B beträgt er (50+25+25)/ 3 = 33,33 € pro Stunde. Diese Zahlen werden nun veröffentlicht.
Es ist nicht bekannt, in welchen Branchen die beiden Firmen tätig sind. Man weiß nicht, wieviele Mitarbeiter jeweils beschäftigt werden, welche Ausbildung sie haben und wie anspruchsvoll ihre Tätigkeiten sind. Anhand dieser Zahlen lassen sich einfach keine sinnvollen Aussagen treffen und schon gar nicht eine ernstzunehmende Einschätzung der finanziellen Lage der beiden Unternehmen, ihrer Wettbewerbssituation und Perspektiven oder Attraktivität für die Arbeitnehmer.
Was in aller WELT hat sich der DGB dabei gedacht?!
„Papier ist geduldig.“ – hätte mein damaliger Schuldirektor kommentiert.