Mark Zuckerberg: Inside Facebook (BBC-Dokumentation)

Am Sonntag lief auf BBC eine Dokumentation über Facebook, aufgebaut aus einer Reihe von Interviews: Natürlich mit Mark Zuckerberg, aber auch vielen anderen aktuellen und ehemaligen Facebook-Mitarbeitern. Die Reportage zeichnet den Weg des College-Projekts zum Big Player der US-Techszene nach und stellt dabei auch einige Unternehmen und Agenturen aus der Facebook-Peripherie vor. Insgesamt eine sehenswerte Doku, BBC-typisch unaufgeregt liefert sie einen Überblick über die Entstehungsgeschichte, Personalien und den heutigen Einfluss auf die Kultur- und Werbeindustrie.

Pic: Mari Smith (CC BY 2.0)

Facebook-Deutschland atmet auf? Von Snake Oil und Selbstüberschätzung

Diese Woche verkündete Mark Zuckerberg die aktualisierten Privatsphäre-Einstellungen für Facebook. Deutschlands Reaktionen schwanken zwischen Erleichterung und Misstrauen, gewürzt mit einer guten Portion Hybris.

Die Politik verbucht den “Kniefall Zuckerbergs” als ihren Erfolg und sieht darin zumindest “einen Schritt in die richtige Richtung” (Ilse Aigner). Zwei Dinge werden deutlich: Zum Einen wird der Einfluss deutscher Politik auf weltweite Netzwerke ein wenig überschätzt. Zum Anderen wurde Facebook nach wie vor nicht wirklich verstanden.

Zusammengefasst kann man die Datenschutzeinstellungen jetzt leichter bedienen – mit drei tollen Knöpfen. Das hat Facebook wohl von der legendären Vodafone-Kampagne gelernt.

“Zu viele Knöpfe sind nicht gut, da gibt es für mich zu viele Möglichkeiten, versehentlich an ein Knöpfchen zu kommen.”

Also nun bitte Knöpfe, mit denen man ganz viele Knöpfe auf einmal bedienen kann? Damit soll nun dem Wunsch nach mehr Kontrolle entsprochen worden sein? Zumindest ist Facebook einem Kritikpunkt begegnet: Die Kontrolle der eigenen Privatsphäre-Einstellungen wurde vereinfacht. Dass sich jeder Nutzer, der sich selbstverantwortlich mit seinem Online-Auftritt auseinandersetzt, dies auch schon vorher innerhalb von 5 Minuten erledigt haben konnte, sei dahingestellt.

Die einzige wirklich nennenswerte Umstellung ist die Reduzierung dessen, was als Minimum angezeigt werden muss. So wird das (erst kürzlich abgeschaffte) Verbergen der Freundesliste vor anderen wieder eingeführt. Damit lässt sich z.B. verhindern, dass berufliche Kontakte beim Anblick der böse dreinblickenden Kumpels aus dem Kampfsportverein möglicherweise verschreckt werden. Das schützt allerdings weniger die Privatsphäre, als dass es nun auch die Menschen wieder zu Facebook locken soll, die Sorgen wegen ihres divergenten Bekanntenkreises hatten.

Ich persönliche finde die Tatsache, dass und wie Facebook auf die Kritik der Nutzer reagiert hat, sehr viel spannender, als die einzelnen Änderungen.

Facebook-Deutschland kritisiert nun, dass die Einstellungen bei einer Neuanmeldung nach wie vor sehr offen wären und erst vom Nutzer verschärft werden müssen. Warum? Das System ist nun mal so eingestellt, wie es Facebook gerne hätte; so offen wie möglich. Facebook ist kein öffentlicher Service sondern ein Privatunternehmen. Facebook-Mitgliedschaften sind freiwillig, und auch wenn inzwischen der halbe Freundes- und Bekanntenkreis auf Facebook aktiv ist – Gruppenzwang war noch nie eine gute Entschuldigung. Jede Information, die man hier mit anderen teilt ist freiwillig abgegeben.

Ein Netzwerk basiert per se auf Öffnung und der Bereitschaft, Informationen zu teilen. Ein Eremit braucht in der Tat kein soziales Netzwerk, ihm sei von einer Anmeldung grundsätzlich abgeraten. Und zum sicheren Lagern von Privatfotos, zum Verschicken von Nachrichten und zum heimlichen Verabreden gibt es spezielle Dienste, die dafür weit besser geeignet sind als ein permeables Online-Netzwerk mit einer halben Milliarde Nutzer.

Also im Westen nichts Neues. Und doch orakelt die Berliner Zeitung angesichts der Bekanntgabe der Änderungen via Washington Post:

Wenn es Facebook am 1. Juni noch gibt, ist wohl bewiesen, welche Macht Zeitungen auch im 21. Jahrhundert noch haben.

Ich fürchte fast, sie meint das ernst…

Pics: Global X und Wikipedia