Personensuchmaschinen im Test (Update)

Wer von Euch kann sich noch an “Personensuchmaschinen” erinnern? Im Jahr 2009 war das ein recht großes Thema. Social Media war neu, Netzwerke und Communities schossen wie Pilze aus dem Boden, unendlich viele nützliche und unnütze Profile mussten hier und dort angelegt werden. Schnell verloren wir den Überblick und mussten uns plötzlich Sorgen um die “Online-Reputation” und den “digitalen Fußabdruck” machen.

Personensuchmaschinen machten sich das Daten-Chaos zunutze, fingen an, alle verfügbaren persönlichen Daten zu sammeln und hofften, ein Geschäftsmodell darauf aufbauen zu können. Abgerufen wurden die Daten von cleveren Jägern nach fremden digitalen Fußabdrücken, also z.B. von den Pionieren des Active-Sourcing. Eine andere Idee war, dass imagebewusste Internetnutzer, sich über ihre Spuren im Netz im Klaren sind.

Damals schienen die Personensuchmaschinen eine nützliche Sache zu sein. Auch in diesem Blog wurden sie mehrere Male beleuchtet. Ich habe mich gefragt, wie es um diese Dinos des Web 2.0 heute steht und was mit ihnen noch anzufangen ist. Daher ein Update.

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Meine Recherche hat ergeben, dass es noch einige aktive Services gibt. Die meisten davon kommen allerdings nicht aus dem deutschsprachigen Raum und auch nicht mal aus Europa. Damit lässt sich vorab vermuten, dass hier wohl keine besonders günstigen Voraussetzungen für die Weiterentwicklung herrsch(t)en. Datenschutz?!

Yasni

Yasni.de – der deutsche Platzhirsch von damals – ist immer noch aktiv und funktioniert. Das Blog und die Fanpage des Unternehmens geben jedoch seit 2014 keine Lebenszeichen mehr. Die Besucherzahlen gehen laut SimilarWeb seit 2015 stetig zurück. Aktuell wird die Seite immerhin von ca. 200.000 Usern monatlich besucht. Die Ergebnisse von Yasni sind auf den ersten Blick sehr ausführlich. Es gibt Netzwerk-Profile, Interessen, Beteiligungen, Business-Profile, Veröffentlichungen usw. Leider sind die meisten der Ergebnisse in den Personen-Profilen sehr alt.

Die in Deutschland wohl bekannteste Personensuchmaschine Yasni scheint kurz vor dem Aus zu stehen.

Das ist an sich nicht schlecht. Es geht ja um den digitalen Fußabdruck. Aber es scheint, als ob Yasni seit einigen Jahren keine Daten mehr aggregiert und auch nicht mehr pflegt. Teilweise werden Datensätze angeführt, die nicht mehr abrufbar sind. Neuere Bilder, Texte, Profile, sagen wir mal so ab 2010(?), Fehlanzeige. Wenn Ihr in Eurer oder in der fremden Internet-Vergangenheit wühlen wollt, lässt sich mit Yasni noch was reißen. Ansonsten steuert die einzige bekannte deutsche Personensuchmaschine wohl ihrer unausweichlichen Abschaltung entgegen. Schade, dass das Projekt nicht weiter entwickelt wurde.

pipl

Der nächste Kandidat, den es schon damals (2009) gab, ist pipl.com. Dieser Service kommt aus den USA, aber war bereits 2009 eine interessante Alternative für unsere Breitengrade. Im Gegensetz zu Yasni merkt man, dass an Pipl weiter gearbeitet wurde und wird. Die Seite kommt vom Design recht frisch daher. Die Besucherzahlen liegen bei ca. 2,5 Mio. monatlich. Aus Deutschland greifen geschätzte 65.000 pro Monat zu.

Pipl scheint gut darin zu sein, Bilder aufzuspüren. Allerdings fehlen auch hier die ganz aktuellen Variationen, die man z.B. problemlos über die Google Bilder-Suche findet.

In der Personensuchmaschine Pipl werden leider fast nur ältere Bilder angezeigt.
Meine persönlichen Daten wie Beruf, Ausbildung, Standort scheinen recht gut getroffen und aktuell zu sein. Es wurden weiterhin alle wichtigen Social Media Profile gefunden. Außer Xing. Veröffentlichungen scheinen allerdings ähnlich wie bei Yasni nicht sonderlich aktuell. Auch hier wird auf einem alten Bestand aufgebaut. Ich weiß jetzt zwar wieder, dass ich in 2008 mal in einer Xing Gruppe eine Anzeige gepostet habe. Was 2015 war, kann mir pipl.com aber nicht sagen. Schade. Dennoch ist Pipl für Recruiter, Sourcer, Personaler durchaus noch eine Empfehlung.

WebMii

Auch über WebMii.com haben wir bereits 2010 berichtet. Es ist eine recht kleine Personensuchmaschine mit ca. 130.000 Visits pro Monat, davon ca. 4000 aus Deutschland. WebMii zeigt allerdings Qualitäten, die andere leider nicht haben. So wurde z. B. ein YouTube-Kanal mit meiner Beteiligung entdeckt. Einige meiner aktuellen Blog-Artikel wurden mir richtig zugeordnet. Der Aktuellste ist laut WebMii vom August 2015. Sogar einige Facebook Posts auf der Wollmilchsau-Fanpage wurden mit mir assoziert. Mein Xing-Profil konnte WebMii nicht ausfindig machen.

Die Personensuchmaschine WebMii findet auch zu einer Person gehörende YouTube-Kanäle.

Insgesamt wirkt der Service nicht ausgereift. Die Ergebnisse basieren überwiegend auf Google Custom Search. Teilweise sind sie jedoch sinnlos. Aufgrund der aktuelleren Ergebnisse kann man sich WebMii jedoch mal anschauen.

PeekYou

Ein weiterer Kandidat, den es wohl schon 2009 gab, ist peekyou.com. Die Seite verzeichnet ca. 2 Mio. Besucher pro Monat, davon lediglich 30.000 aus Deutschland. Die Ergebnisse von PeekYou sind etwas wirr. Angaben zum Beruf sind nicht aktuell. Diese Personensuchmaschine hat offenbar Probleme mit dem deutschen Sprachraum. USA sind der Kernmarkt. Dennoch kann man auch diesem Service etwas Besonderes abgewinnen. Die Ergebnisliste verweist auf Facebook-Apps, die ich mal vor langer Zeit selbst gebaut habe und auf Twitter-Profile von mir, die ich registriert habe aber niemals im Zusammenhang mit meinem Namen verwendet habe. Das kann evtl. sehr nützlich sein.

Die Suchergebnisse der Personensuchmaschine PeekYou

Spokeo

Last but not least stieß ich auf den Service spokeo.com. Dieser ist kostenpflichtig. Mir ist aufgefallen, dass PeekYou und Pipl für noch detailliertere persönliche Daten eben auf diese Seite verweisen. Spokeo scheint in den USA eine ganz große Nummer zu sein. 23 Mio. Nutzer im Monat nutzen diese Personensuchmaschine. Aus Deutschland kommen ganze 180.000. Aus Neugier habe ich mir fix einen Monats-Account für ca. 13$ bestellt.

Große Enttäuschung, als ich feststellen musste, dass dieser Service überhaupt nicht außerhalb der Grenzen der USA funktioniert. Als ich nach meinem Namen gesucht habe, fand ich keine einzige Information. Sucht man nach dem Namen eines US-Bürgers erhält man unheimlich detaillierte und sauber aufgearbeitete Daten. Spokeo ist sicherlich die beste Personensuchmaschine, die ich bis jetzt gesehen habe. Nun bringt uns das hier in Deutschland leider gar nichts.

Aber halt, für meine 13$ habe ich Zugang zu der Social-Search-Funktion von Spokeo erhalten. Die ist ganz nett. Hier sucht man mithilfe der bereits bekannten Email-Adresse nach Profilen in sozialen Netzwerken. Es werden aktuell 53 durchsucht. (Xing ist übrigens auch hier nicht dabei.) So kommt man evtl. wiederum auf neue Erkenntnisse über die Zielperson.

Social Search mit der Personensuchmaschine Spokeo

Da der Service kostenpflichtig ist, muss man sich im Einzelfall überlegen, ob sich der Einsatz lohnt. Spokeo ist jedenfalls zweifelsohne ein professionelles Tool, das gepflegt und ständig weiter entwickelt wird.

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Damit komme ich auch zum Emde meines Updates. Ich habe keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es gibt bestimmt die eine oder andere weitere Personensuchmaschine da draußen. Ich bin mir jedoch recht sicher, dass meine Auswahl den aktuellen Stand und die Möglichkeiten abbildet. Spokeo wäre vermutlich mein Favorit, wenn sie für Europa funktionieren würden. Ansonsten ist das Bild ähnlich wie im Jahr 2009. Es gibt keinen Anbieter, der wirklich zufrieden stellt. Es müssen mehrere Services eingesetzt werden, um möglichst viele Daten zu finden.

Hier stellt sich die Frage, ob ein geübter Nutzer mit der Google-Suche nicht schneller ist. In der Realität sind natürlich die meisten Google-Nutzer eben keine Such-Experten und so füllen die Personensuchmaschinen eine Lücke. Wenn man jemandem auf die Schnelle digital “nachstellen” möchte oder eben schauen, wie transparent man selber ist, kann es sich durchaus lohen, einen oder mehrere der hier erwähnen Services zu besuchen.

Ich persönlich finde es wie gesagt schade, dass sich Personensuchmaschinen in Europa und vor allem in Deutschland nicht durchgesetzt und vor allem nicht weiter entwickelt haben. Hoffentlich wird dieses Update für den einen oder anderen von Euch das Thema aus der Versenkung holen und bei Euren Recherchen helfen.

Viel Erfolg!

 

Personensuchmaschine Whoozy.com

Vor kurzem haben wir drei etablierte Personensuchmaschinen (Yasni, 123people und pipl) verglichen. Daraufhin wurden wir auf Whoozy.com aufmerksam gemacht. Whoozy ist eine Personensuchmaschine aus den Niederlanden, die nach eigener Aussage bereits seit Oktober 2007 online ist. Einer breiten Öffentlichkeit in Deutschland scheint die Suchmaschine jedoch noch nicht bekannt zu sein. Ein guter Grund, einen genaueren Blick darauf zu werfen.

interface

Das Interface ist einfach und übersichtlich. Neben der obligatorischen Eingabe des Vor- und Nachnamens gibt es die Option, ein weiteres Stichwort (Stadt oder sogar Beruf) einzugeben, um die Ergebnisse z.B. bei weit verbreiteteten Namen zu präzisieren. Vor allem die Option der Berufsnennung ist uns in dieser Form neu. Eine gute Idee, die im praktischen Test allerdings nicht wirklich funktioniert.

Sehr positiv fällt die Übersicht der durchsuchbaren Quellen auf. Hier kann der Nutzer bestimmen, welche der möglichen Quellen berücksichtigt werden sollen. Bei anderen bekannten Personensuchmaschinen muss man leider immer noch raten, wo gesucht wird.

Whoozy.com überrascht auch durch die Vielfalt der Quellen. So können neben den Standard Netzwerken wie Xing, LinkedIn, Facebook einige andere weniger bekannte Netzwerke aber auch Plattformen, wie Youtube, Viameo oder Last.fm durchsucht werden.

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Die Darstellung der Suchergebnisse ist aus unserer Sicht sehr gut gelöst. Es gibt vier Gruppen: Soziale Netzwerke, Allgemeine Suchmaschinen, Photo/Video/Audio und Persönliche Informationen. In diesen Gruppen sind die Ergebnisse ordentlich und mit verständlichen Icons sowie Ergebnisanzahl der jeweiligen Quellen versehen zusammengefasst.

Die Qualität der Ergebnisse ist ordentlich aber verbesserungsfähig. Vor allem bei weit verbreiteten Namen hat die Suchmaschine trotz der Präzisierungsmöglichkeiten noch einige Probleme. Auch bei selteneren Namen kommt es zu vereinzelten Schwierigkeiten. Das kann man jedoch nur bedingt kritisieren, da alle anderen Personensuchmaschinen mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben. Aus Erfahrung mit unserer eigenen Jobsuchmaschine wissen wir, dass man stets auf der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Anzahl und Qualität der Ergebnisse ist.

Neben der Personensuche ermöglicht Whoozy.com auch das Anlegen eines Profils und somit die Pflege der eigenen Onlinereputation.

Trotz der genannten Schwächen ist Whoozy.com vor allem aufgrund der vielen durchsuchbaren Quellen und der Nutzerfreundlichkeit ein empfehlenswerter Geheimtip für Personaler und reputationsbedachte Webnutzer.