Social Media Recruiting Conference 2012 in Zürich

Die Social Media Recruiting Conference geht in ihr drittes Jahr und diesmal wird es drei Konferenzen geben.

Den Anfang macht Zürich. Am 12. und 13. Juni 2012 kommt die Social Media Recruiting Conference in die größte Stadt der Schweiz und bietet Euch am ersten Konferenztag praxisnahe und fundierte Vorträge zu den Schwerpunkten Aktives Recruiting – Direktansprache 2.0 und Passives Recruiting – Personalmarketing 2.0. Sie ermöglichen Euch den Grundstein für eine erfolgreiche Recruitingstrategie im Social Web zu legen. Am zweiten Konferenztag könnt ihr dann in Intensivseminaren das Wissen des Vortages vertiefen und lernt in einer kleinen Gruppe Social Media richtig einzusetzen. Zudem erhaltet Ihr von den Experten praxisbezogene Antworten auf Eure Fragen zum optimalen Einsatz von Blogs, Facebook und Twitter für Recruiting und Employer Branding. Diesmal sind unsere Medienpartner Xing, livejobs.ch, jobwinner.ch, alpha.ch und jobup.ch.

Das Programm

Tag 1 – 12.6.

Moderiert von Yves Mäder (Jobup AG)

Aktives Recruiting – Direktansprache 2.0

Employer Branding & Recruiting im Social Web – eine Bestandsaufnahme
Jan Kirchner, Geschäftsführer/ Partner, atenta – Social Web Stuff

Direktsuche mit Xing
Stefan Schmidt-Grell, Director Product Marketing, Xing AG

Direktsuche im Social Web bei der Philips Deutschland GmbH
Susanne Hagen, Sourcing Manager, Philips Deutschland GmbH

Passives Recruiting – Personalmarketing 2.0

Personalmarketing und Recruiting mit Facebook
Lydia Welzel, Career Starters Talent Network Manager, Baloise Group

Employer Branding mit Blogs
Seraphina Opel, Social Media Managerin, redtoo AG

Employer Branding und Personalmarketing mit Videos
Stefan Rohner, Projektleiter, livejobs AG

 

Tag 2 – 13.6.

Intensiv-Seminare in zwei Gruppen unter der Leitung von Jörn Hendrik Ast und Christoph Athanas

 

 

 

  • Blogs
    • Wie können Sie mit Blogs Ihre Arbeitgebermarke stärken?
    • Was macht einen Blog aus und wie funktioniert er in der Praxis?
    • Wie können Sie für Ihren Blog Themen und Bildmaterial finden und das Bloggen in Ihren Arbeitsalltag integrieren?
  • Facebook
    • Wie können Sie Ihre Zielgruppe in der Facebook-Community erreichen?
    • Welche Möglichkeiten gibt es bei der Gestaltung einer Facebook-Karriereseite?
    • Wie bauen Sie Ihre eigene Community auf und worauf müssen Sie im Dialog mit Ihrer Zielgruppe achten?
  • Twitter
    • Wie funktioniert Twitter und wie können Sie es sinnvoll im Recruiting einsetzen?
    • Wie können Sie bei Twitter interessante Menschen identifizieren?
    • Welche Tools können Ihnen das Twittern erleichtern?

Das Intensivseminar ist auf 2 x 15 Plätze limitiert und nur in Kombination mit der Social Media Recruiting Conference buchbar.

Wir würden uns freuen, wenn Ihr in Zürich dabei seit. Als treue Leser erhaltet Ihr 10% Rabatt (Invitecode: wollmilchsau12)

Zur Anmeldung geht es hier.

Pic: vasile23 (CC BY 2.0)

Headhunter: Konspirative Kontaktaufnahme mit essbarer Visitenkarte

Die Kontaktaufnahme eines Headhunters wollen Arbeitnehmer meist verheimlichen – insbesondere, wenn dessen Angebot intensiver verhandelt wird. Hier ist dann etwas verschwörerische Energie nötig:

  • E-Mails über das private Konto laufen lassen.
  • Neue Kontakte bei Xing und LinkedIn unterdrücken.
  • Nicht das Firmentelefon benutzen.
  • Nichts zu früh ausplaudern…
  • …und natürlich alle anderen Beweismittel verschwinden lassen! 😉

Essbare Visitenkarte aus Esspapier mit lebensmittelechter Farbe: Kampagne eines Personalberaters aus den Niederlanden (via directdaily, 2006)

Pic: Tony the Misfit (CC BY 2.0)

[HTTP410] Warum Recruiter Facebook lieber mögen und was LinkedIn dagegen tut

Mashable durfte einen Blick auf die noch unveröffentlichte Potentialpark-Trendstudie “Social Media in Employer Branding 2011” werfen. Die Artikelüberschrift “7 Reasons Why Recruiters Like Facebook More Than LinkedIn” verrät nichts Überraschendes: Facebook ist auch bei den Recruitern weitaus beliebter als LinkedIn und andere Business-Netzwerke. Warum?

Facebook vs. LinkedIn

Frei übersetzt und zusammengefasst:

  • It’s more engaging.
    Bei Facebook ist der Nutzer eingeladen, sich auf Pages zu beteiligen. Er kann Inhalte abonnieren oder den Dialog suchen. Bei LinkedIn kann er nur warten, bis er angesprochen wird.
  • Facebook is where the action is.
    Bei Facebook passiert etwas. Bei LinkedIn halten Personaler nach Kandidaten Ausschau, die sich hin und wieder mal kurz einloggen, um Kontaktanfragen zu bestätigen. Und wo sind die sonst? Bei Facebook.
  • It’s free.
    Bei Facebook lassen sich komplexe und großartige Firmenauftritte gestalten, ohne dafür extra Gebühren zahlen zu müssen.
  • It’s a bigger network.
    800 Millionen aktive Nutzer bei Facebok vs. 120 Millionen semiaktive bei LinkedIn.
  • It’s more open.
    Keine Premiumaccounts, keine Recruiter-Accounts: Alle Facebook-Nutzer haben dieselben Möglichkeiten und Rechte.
  • The Like button.
    Facebooks Like-Button (und die anderen Social-PlugIns) lässt Facebook-Nutzer und -Pages mit dem gesamten Netz interagieren.
  • It’s better for branding.
    …aus oben genannten Gründen.

Und LinkedIn?

LinkedIn hat nun eine kleine Neuerung im Programm. Die bisher passiven Unternehmensseiten bekommen die Möglichkeit, aktiv Status-Updates mit den Nutzern zu teilen, die ihnen folgen – ähnlich den Facebook-Pages. Warum diese Funktion ein Jahr brauchte, fragt sich Jay Dolan zurecht und gibt auch gleich die Antwort:

On LinkedIn, all I care about with a company is seeing if I know anyone who works there, seeing if someone in my network knows someone there, or if they have job openings. I don’t need a companies latest press release, and I certainly don’t want to start a dialogue using my professional network and profile.

Ich schätze, da fürchten die Business-Netzwerke (bei den XING-Unternehmensseiten war das ja genau dasselbe), ihre Hauptklientel mit zuviel Interaktion zu überfordern. Vermutlich haben sie Recht, wenn ich mir die Reaktionen auf den XING-Relaunch ansehe. Viele wollen nun mal eher ein Online-Rolodex als ein soziales Netzwerk. Dieser Spagat wird noch eine echte Herausforderung.

wollmilchsauTV 36 – Xing oder LinkedIn?

Xing hat die 5 Millionen Nutzer im deutschsprachigen Raum geknackt, LinkedIn hat eine eigene Dependance in München  eröffnet. Der Kampf der Business-Netzwerke auf deutschem Boden ist offiziell eröffnet. Obwohl es einen heimlichen Favoriten gibt, gehen die Meinungen wie vor jedem guten Fight auseinander. Alex und ich haben mal etwas frische Luft geschnappt und uns dabei eigene Gedanken gemacht: Xing oder LinkedIn?

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Pic: Robbit (CC BY 2.0)

Aus der Masse herausstechen: Zwei Beispiele für aktive Jobsuche und Selbstmarketing

Jobsuche kann mehr sein, als das Durchforsten von Stellenangeboten und das Anklopfen bei alten Kontakten. David Pape und Wiebke Heyder haben die Sache selbst in die Hand genommen und sich aktiv als Jobsuchende im Netz präsentiert. David hat eine Anzeige bei Google geschaltet, Wiebke hat ihr Stellengesuch als Facebook-Page umgesetzt. Wir haben bei beiden einmal nachgefragt.

Jobsuche per Google-Ad

David, Du hast eine Google Ad geschaltet, um einen Job zu finden. Welche Erwartungen hattest Du an diese Aktion im Vorfeld?
Die Erwartungen waren geteilt. Einerseits habe ich mir schon erhofft, dass ich über meine Google Ad Kampagne eine große Zahl an interessanten Menschen erreiche, jedoch saß ich nicht permanent vor meinem Postfach und habe auf meinen Traumjob gewartet. Es war die richtige Kombination aus Neugier, was solch eine Internetkampagne bewirken kann und Bodenständigkeit, dass ich nicht erwartet habe eine E-Mail von Steve Jobs zu erhalten.

Und was hat sie bis jetzt gebracht?
Es haben sich einige Menschen mit ganz unterschiedlichen Interessen gemeldet. Die einen fanden die Idee mit der Kampagne so überragend, dass sie mir einfach ein Kompliment aussprechen wollten, andere wiederum waren an meiner Vita und beruflichen Orientierung interessiert. Ein Jobangebot ist jedoch noch nicht herausgesprungen.

Wie viel Zeit und Geld hat Dich dieses Selbstmarketing gekostet?
Das tolle an solch einer Internetkampagne ist ja, solange man die nötige Affinität mitbringt, dass sie in wenigen Minuten gestartet werden kann. Natürlich habe ich mir im Vorfeld ein paar Gedanken darüber gemacht, wie ich mich im Netz präsentieren möchte, aber es hat keinesfalls länger als einen Tag gedauert. Google bietet unzählige Tools um den Verlauf der Kampagne zu beobachten und zur Not zu optimieren. Eine erfolgreiche Internetkampagne hat ein Anfang aber kein Ende. Man sollte am Ball bleiben und schauen, welche Selbstinszenierung bei den Usern am besten ankommt. Die Kosten sind überschaubar und können durch Limits dem individuellen Budget angepasst werden.

War es der einzige Weg den Du gegangen bist? Was hast Du sonst gemacht?
Die Kampagne ist eher aus Neugier entstanden und war bisher der einzige Weg mich im Netz digital zu vermarkten. Der Erfolg hat mich jedoch beeindruckt und ich werde mich sicherlich bei gegebener Zeit hinsetzen und schauen, womit ich die Kampagne noch weiter verknüpfen kann.

Würdest Du heute etwas anders machen? Hast Du einen Tipp für Nachahmer?
Ich habe mich versucht in die Lage meines Gegenübers zu versetzen und was diesen wohl dazu veranlassen würde, auf meine Kampagne anzustoßen. Es ist meiner Meinung nach wichtig, dass die Selbstdarstellung im Netz zum gewünschten Arbeitgeber und auch Arbeitsumfeld passt. Kreativität kommt dann gut an, wenn sie erwünscht ist. Zu Anfang viel Zeit in Detailarbeit zu stecken, kann auch nach hinten losgehen, wenn das Fein-Tuning bei der Masse nicht ankommt. Lieber mit der Kampagne wachsen, Trends auswerten und zur Not nachjustieren. Ich persönlich habe zum Beispiel lange Listen mit potentiellen Tippfehlern erstellt, die bei der Google Suche durchaus mal passieren können. Im Nachhinein lag die Fehlerklickrate im niedrigen einstelligen Prozentbereich und ich musste mir eingestehen die Zeit verschwendet zu haben.

David Pape bei Xing

Jobsuche per Facebook-Page

Wiebke, Du hast eine Facebook-Page eingerichet, um einen Job zu finden. Welche Erwartungen hattest Du an diese Aktion im Vorfeld?
Ehrlich gesagt war das eine Spontanaktion, da ich nach 1 ½ Jahren Krankheit (Knieverletzung) wieder Gesund geschrieben wurde und mich mit dem Thema Bewerbungen auseinander setzen musste. Da ich ein neugieriger Mensch bin und schon immer wissen wollte, wie eine Facebook-Fanseite von Administratorenseite aussieht, habe ich mit meiner Schwester etwas zusammen gebastelt. Also hatte ich erstmal keine Erwartungen sondern habe einfach mal gemacht …

Und was hat sie bis jetzt gebracht?
Zunächst mal habe ich meine Facebook-Freunde über die Seite informiert und um Unterstützung gebeten. Die haben fleißig „gefällt mir“ gedrückt und die Seite auf Ihrem Profil gepostet. So kamen innerhalb von wenigen Tagen bereits um die 100 Fans zusammen, heute sind es etwa 130 – wovon ich persönlich nur 45 kenne. Was konkrete Stellenangebote angeht, hat die Seite zwei gebracht, die allerdings am Ende nicht so gepasst haben. Aber ich habe viele interessante Menschen darüber virtuell kennen gelernt, überraschend viel Unterstützung von fremden Leuten erhalten (tut ja auch der Seele gut) und ich kann die Fanpage jetzt als Referenz für Tätigkeiten im Social Media Bereich vorweisen. Und wie gesagt: jede Menge Erfahrungen.

Wie viel Zeit und Geld hat Dich dieses Selbstmarketing gekostet?
Das Aufsetzen der Seite vielleicht 1 Stunde, ansonsten maximal 30 Minuten in der Woche. Ich habe mal spaßeshalber eine Google-AdWords-Kampagne (auch wieder zum Üben) gefahren, die hat nochmal ca. 5 Fans gebracht und nach 4 Tagen bereits das Budget von 50 Euro überschritten.

War es der einzige Weg den Du gegangen bist? Was hast Du sonst gemacht?
Da es sich bei meiner Fanpage ja nur um einen Versuch handelt um Erfahrungen zu sammeln, gehe ich ansonsten den „klassischen“ Bewerbungsweg über Online-Jobportale und fleißiges Netzwerkern. Aber ich habe festgestellt, dass insbesondere Xing DAS Portal für Jobsuchende und potentielle Arbeitgeber bzw. Recruiter ist.

Würdest Du heute etwas anders machen? Hast Du einen Tipp für Nachahmer?
Ich würde glaube ich mehr über Twitter, Blog und vor allem Xing gehen. Das A und O für Bewerbungen gerade im Marketing-Bereich ist ein gut aufgesetztes Xing-Profil, mit guten Tags an den richtigen Stellen, sodass man für Recruiter gut aufzufinden ist. Facebook ist auf keinen Fall eine Plattform, über die man sich selbst als Jobsuchender gut vermarkten kann. Hier funktioniert mehr das Zufallsprinzip: „Ich kenne da wen … ich habe gehört … bei mir wird sowas doch gesucht …“. Aber als Einstiegsübung ins Thema Social Media ist es auf keinen Fall ein Fehler, das einfach mal zu probieren um Erfahrungen zu sammeln.

Wiebke Heyder bei Xing

Pic: paulandrews77 (CC BY 2.0)

Zerply reduziert ein Business-Netzwerk auf das Wesentliche

LinkedIn ist nicht gerade ein Wunder der Usabilty, und auch XING treibt die deutschen Nutzer immer wieder in den Wahnsinn – Update hin oder her. Bei beiden Diensten sind immer noch zu viele unterschiedliche Ebenen ineinander verschachtelt und nur über lange Klickwege zu erreichen. Mal ehrlich: Diese Business-Netzwerke haben nichts von der Klarheit und Zugänglichkeit, die das Web 2.0 ausmachen. Zerply ist ein neuer Dienst, der hier eine Lücke füllen möchte.

Zerply vereint die Übersichtlichkeit von Plattformen wie about.me oder flavors.me mit den Informationen eines beruflichen Netzwerks. Die Profilseiten sind öffentlich zugänglich, und präsentieren, je nach gewähltem Layout das, was einem wichtig ist. Ausbildung und Werdegang werden auf das Wesentliche reduziert, die aktuellen Profile im Netz sind prominent platziert. Kontakte werden mit einem Klick im Adressbuch gespeichert, ohne Anfrage. Wer persönlichen Kontakt aufnehmen möchte, kann das über eines der angegeben Netzwerke oder E-Mail tun.

Der Nutzer hat unterschiedliche Designs zur Auswahl

Ergänzt wird das ganze durch ein Empfehlungs-System. Für die eigenen Arbeitsbereiche lassen sich “Likes” von anderen Nutzern sammeln. Gute Idee! So werden Empfehlungen möglich ohne “Ich habe X bei Y als sehr erfahrenen Z kennen gelernt”-Geschichten. (…die ich persönlich leicht etwas peinlich finde.) Das Empfehlungsmodul lässt sich auch als Widget auf anderen Seiten einbinden.

Das eigene Profil ist mit wenigen Klicks erstellt. Alle wesentlichen Daten werden auf Wunsch von LinkedIn oder Facebook übernommen. Foto hochladen, ein paar Angeben zur eigenen Person fertig. Und das beste: Keine nervigen Benachrichtigungen, wenn das Profil erst zu 78% ausgefüllt ist, weil der Lebenslauf im PDF-Format noch fehlt oder die Gesellschaftform des ersten Arbeitgebers noch nicht ausgefüllt ist. Du präsentierst dich so, wie Du es für richtig hältst.

XING oder LinkedIn bieten eine natürlich Fülle von Zusatzfunktionen, wie Gruppen, Events, Jobangebote, ganz zu schweigen von einem eigenen Nachrichtensystem und Acitivity Steams – da kann Zerply nicht mithalten. Muss es auch gar nicht: Wer aber eine schicke Visitenkarte im Netz haben möchte, ohne den ganzen Tag Gruppennewsletter, Kontaktanfragen oder Eventeinladungen zu bekommen, der kann mit Zerply glücklich werden. Leider kenne ich nur eine Handvoll Menschen die es nutzen. Also, anmelden, ausprobieren und.. *hust* 😉

Das Ganze befindet sich noch in der Entwicklung, also übersehen wir ein paar kleine Bugs sind gespannt auf die nächsten Monate.

Gedanken zum LinkedIn Börsengang

Der LinkedIn Börsengang versetzt die Finanzwelt und die Internetbranche in helle Aufregung. Der Grund ist die astronomische (Über-)Bewertung des Unternehmens. Umsatz und Gewinn, ca. 240 Mio. USD bzw. ca. 15 Mio. USD in 2010,  sind vergleichbar mit einem x beliebigen “hidden champion” Mittelständler, die Bewertung i.H.v. ca. 8,8 Mrd. USD (bei einem Kurs um die 94$)  kanns dagegen mit deutschen Größen, wie Lufthansa, Hochtief oder Fresenius, aufnehmen.

Natürlich hinken solche Vergleiche, die sehr gerne von der Presse verwendet werden.  Denn betrachtet man z.B. die Umsatzrendite, so liegt LinkedIn mit ca. 6% deutlich über den 3% von Fresenius. Warum sollte die LinkedIn Aktie also relativ gesehen nicht besser bewertet sein können als andere, wenn LinkedIn als Unternehmen effektiver arbeitet und mit vergleichbar weniger Personal und Aktiva eine bessere Rendite erzielt als viele Unternehmen aus den konservativen Branchen ?!

Naja, dennoch ist hier trotz vielfälltiger möglicher Analyseansätze schon eine gewisse Skepsis angebracht.  Egal, wie man es dreht: Die Bewertung übersteigt um ein Viel-, Viel-, Vielfaches den Gewinn und es nicht klar, wie LinkedIn  diese Bewertung jemals rechtfertigen will.  Ganz einfach gedacht, der Wachstum von LinkedIn ist von der Nutzerzahl abhängig, und die ist nicht unendlich. Auch die Ausbeute pro Nutzer wird irgendwann trotz der Premiumzugänge, der Werbung und der Recruitingprodukte an ihre Grenzen stoßen. Man muss sich heute die Frage stellen, wie denn die Gewinne ausfallen könnten, wenn dieser theoretische Punkt erreicht ist.  Meine Meinung: ich glaube nicht, dass LinkedIn die Nutzerzahl oder den Gewinn pro Nutzer um den Faktor 500 (8,8 Mrd. / 15 Mi0. = 586) jemals steigern kann.

Klar gibt es hier unterschiedliche Meinungen, und so gibt es offenbar Menschen, die sich sicher sind, dass es möglich ist und so zahlten einige am Ausgabetag bereits um die 122$ pro Aktie. Ob uns eine neue Blase bevorsteht, ist daher gar nicht die Frage, sondern ob wir für eine neue Blase bereit sind. Ganz ehrlich, es sieht ganz danach aus.  Für die 122$ Käufer ist die Blase sogar schon Realität, denn sie liegen bereits mit knapp 25% im Minus, und das innerhalb von 2 Tagen. Weiter Analysen zur Bewertung lohnen sich nicht wirklich, der Markt wird’s regeln.

Ergänzend möchte ich auf ein paar Gedanken eingehen, die mir im Zusammenhang mit dem LinkedIn Vorstoß durch den Kopf gehen. Vielleicht habt Ihr auch eine Meinung dazu?!

1. Ich gehe fest davon aus, dass es kurzfristig wesentlich mehr Geld für die Internet Start-Up Szene in den USA und vor allem Europa geben wird.

2. Sehr wahrscheinlich ist auch, dass die Online Recruiting Nische (im Zusammenhang mit sozialen Netzwerken) zum ersten Mal so richtig auf dem Radar vieler aktiver und zukünftiger Investoren aufgetaucht ist. Neue Netzwerke werden wir nicht sehen. Dafür aber den einen oder anderen Versuch, mit Recruiting Applikationen in sozialen Netzwerken, im Windschatten von LinkedIn, die schenlle Mark zu machen.

3. Ich bin sicher, dass der Erfolg von LinkedIn der Entwicklung von Crowdfunding zu Gute kommen wird. Mutige Kleinanleger sollten die Möglichkeit haben, Start-Ups in den frühen Phasen zu unterstützen. Stakeholdern und VCs bei solchen Börsengängen überteuerte Anteile abzukaufen, kann nicht die einzige Alternative bleiben, um in gute Geschäftsideen zu investieren.

Interessant ist auch der Blick in LinkedIns Börsenunterlagen. Dort äußert sich LinekdIn zum aktuellen Stand, Perspektiven und Risiken.

4. XING wird z.B. als einer der Risikofaktoren für die internationalle Strategie erwähnt.  Hier darf man gespannt sein, wie man mit einem soclhen Risikofaktor umgehen wird. Die pralle Kriegskasse dürfte nun auf jeden Fall ausreichen, um sich bei XING einzukaufen. Ich denke, dass dieser Schritt sehr wahrscheinlich ist.

“increased competition from local websites and services, that provide online professional networking solutions, such as Germany-based Xing and France-based Viadeo, who may also expand their geographic footprint; “, (S. 20)

5. Auch Facebook wird an einer Stelle kurz erwähnt, allerdings nicht wirklich ausführlich. Das hat mich zunächst überrascht.

“The market for online professional networks is new and rapidly evolving. Other companies such as Facebook, Google, Microsoft and Twitter could develop competing solutions or partner with third parties to offer such products.”, (S.18)

Man könnte vermuten, dass hier bewußt ein sehr bedeutender Risikofaktor ignoriert wird. Facebook ist, so die weitläufige Meinung,  einfach eine sogar ziemlich große Gefahr für LinekedIn, viel Größer als Microsoft oder Twitter, denn es geht ja vor allem um Nutzer. Stutzig macht mich jedoch die Tatsache, dass der LinkedIn Gründer Reid Hoffman, selbst offenbar ein Facebook Investor der ersten Stunde ist, und dass Facebook ihm einen weiteren wichtigen Kontakt im Wert von 500.000$ Startfinanzierung zu verdanken hat. Vielleicht kann ja LinkedIn doch viel ruhiger schlafen als viele annehmen, da es bedeutende (persönliche) Verflechtungen gibt?!

6. Zum Abschluss sei noch auf die Sorge LinkedIns verwiesen, nicht genung passendes Personal für die Verwirklichung der Wachtsumspläne gewinnen zu können. Diesem Risiko wird weit mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als Xing, Facebook & Co.

“Our growth strategy also depends on our ability to expand and retain our organization with world class talent. Identifying, recruiting, training and  integrating qualified individuals will require significant time, expense and attention. In addition to hiring new employees, we must continue to focus on retaining our best talent. Competition for these resources is intense, particularly in the San Francisco Bay Area, where our headquarters is located. If we are not able to effectively increase and retain our talent, our ability to achieve our strategic objectives will be adversely impacted, and our business will be harmed. “, (S. 23)

Eine Ironie, dass das Unternehmen mit der weltweit mit Abstand besten und größten Bewerberdatenbank, ein Pioneer und Weltmarktführer in Sachen Online/Social Media  Recruiting, sich solche Sorgen macht?! Ganz und gar nicht. Eher ein deutlicher Beleg dafür, dass die Gewinnung von Talenten ein permanenter, mehrdimensionaler Prozess ist/sein sollte, der keine Allheilmittel kennt. Diese Erkenntniss fehlt vielen Unternehmen, was im Moment noch zu oft zu falscher Erwartungshaltung, gerade im Umgang mit neuen Recruitingkanälen führt.

Pic: borman818 (CC BY 2.0)

Studie zur Jobsuche: Soziale Netzwerke immer beliebter

Nach der Erhebung zum Einsatz von Social Media im Recruiting seitens der Unternehmen, veröffentlichte Jobvite nun einen Report zur Gegenseite: Die Studie Job Seeker Nation 2010 fragte Arbeitnehmer und Jobsuchende in den USA nach deren Wegen, Problemen und Erwartungen bei der Stellensuche und liefert uns dabei interessante Zahlen zum Einsatz sozialer Netzwerke.

In Deutschland fragen sich nach wie vor viele Personaler, ob Web 2.0-Recruiting nicht an der Zielgruppe vorbeigehen würde. Nicht jeder mag sich z.B. durch die demographische Abdeckung der Facebook-Nutzerschaft zum Social Recruiting überzeugen lassen – umso wichtiger jedes Material, dass die konkrete Nutzung von Social Media zur Jobsuche und Karriereplanung behandelt. Ich greife einige der entsprechenden Passagen heraus. Die vollständige Studie, die noch viele weitere Themenbereiche abdeckt, kann hier bestellt werden.

  • 44% der Befragten geben an, über Empfehlungen und/oder soziale Netzwerke auf ihren aktuellen/letzten Job aufmerksam geworden zu sein. Im Vergleich: 33% über traditionelle Online-Jobbörsen. (Mehrfachantworten möglich)
  • Die Befragten, die Social Media erfolgreich für die Jobsuche verwendeten, sind in der Mehrzahl jünger, gebildeter und haben ein höheres Einkommen, als jene, die über eine Jobbörse an ihren letzten Job kamen.
  • 29% der so erlangten Jobs gingen in gutsituierte Haushalte mit einem Einkommen von über 100.000 US-Dollar im Jahr:
  • Unter den Nutzern, die soziale Netzwerke zur Jobsuche einsetzen, liegt Facebook weit vorne – keine große Überraschung. Interessanter ist die Verteilung von Twitter und LinkedIn:

Wenn wir XING (als deutsches Pendant zu LinkendIn) mal in Vergleich zu den deutschen Twitternutzern setzten, so schneidet das reine Business-Netzwerk in Deutschland doch deutlich besser ab, als in den Staaten. Das wird aber weniger der deutschen Trennung von Berufs- und Privatleben geschuldet sein, als vielmehr der vergleichsweise großen Popularität von Twitter in den USA.

Die Studienergebnisse zeigen, dass sich insbesondere der proaktive Jobsuchende erfolgreich sozialer Netzwerke bedient. Da für diesen die Bedeutung anderer Kanäle dementsprechend weiter abnehmen wird, sind Personalabteilungen mit einer entsprechenden Umverteilung ihrer Budgets gut beraten. Soziale Netzwerke spielen auch neben mittel- und langfristigem Employer Branding eine wichtige Rolle: Gerade das Besetzten konkreter, vakanter Stellen geschieht immer öfter via Web 2.0.

Pics: alancleaver_2000 und Jobvite Studie “Job Seeker Nation 2010”

LinkedIn-Gründer Konstantin Guericke über die Deutschland-Strategie von LinkedIn

Konstantin_GuerickeDer gebürtige Hamburger Konstantin Guericke ist Mitgründer von LinkedIn, dem größten internationalen Business-Netzwerk. Wir haben ihn zu LinkedIns Deutschlandstrategie, dem Wettbewerber XING und LinkedIns Vorteilen für Personaler befragt. Herausgekommen ist ein spannendes Interview, das wir heute in voller Länge präsentieren.

1.) LinkedIn hat im Februar seine deutsche Version gelauncht und angekündigt, bis zum Jahresende von 500.000 auf 1 Mio. Nutzer wachsen zu wollen. Was hat sich seitdem getan?

Wir konzentrieren uns auf Mundpropaganda und kümmern uns daher in erster Linie um unsere bestehenden Nutzer. Wie bei Facebook wird sich das Wachstum beschleunigen, sobald unsere Mitglieder den Mehrwert von LinkedIn besser verstehen und schätzen.

In den letzten sechs Monaten haben wir uns auf die Umsetzung von Verbesserungsvorschlägen konzentriert. So haben wir beispielsweise die Gruppenfunktionalität und die Funktion „Neues aus meinem Netzwerk“
weiterentwickelt und die deutsche Version insgesamt verbessert.

Ich habe in den letzten Monaten mit zahlreichen deutschen LinkedIn Nutzern persönlich gesprochen, um die Meinungen und das Nutzungsverhalten besser zu verstehen. Viele von ihnen sind verständlicherweise durch die Erfahrung mit Xing geprägt. Sie suchen die bereits bekannten Funktionen bei LinkedIn und nehmen neue Funktionen oft nicht sofort wahr. Unser Produktvorsprung von zwei Jahren wird daher oft gar nicht wahrgenommen. Doch sobald Nutzer die Funktionalität finden und ausprobieren, sind die vom praktischen Nutzen und der damit verbundenen Zeitersparnis positiv überrascht. Wir haben unsere erste LinkedInsiders Tagung in Köln gemacht und werden mehr im Bereich Seminaren machen.

Viele der neuen Funktionen von XING gibt es bei LinkedIn im Schnitt schon seit zwei Jahren. Dadurch sind sie deutlich ausgereifter (z.B. Frage & Antwort, Unternehmensprofile, Status). Hinzu kommt, dass einige
Kernfunktionen von LinkedIn (z.B. mehrsprachige Nutzerprofile, Empfehlungen, Umfragen, Dienstleister-Marktplatz, Schaltung von Textanzeigen) auf dem deutschen Markt immer noch einzigartig sind.

2.) Worin sehen Sie konkret den Mehrwert von LinkedIn für karrierebewußte deutsche Nutzer, grundsätzlich und im Vergleich zu Xing?

Gerade für Karrierezwecke ist ein LinkedIn Profil reichhaltiger und vertrauenswürdiger, da es nicht nur aus Eigenaussagen besteht, sondern auch beispielsweise Empfehlungen von Arbeitgebern enthält. Außerdem verfügt LinkedIn über ein Expertenmodul innerhalb der Frage & Antwort Applikation: Unter allen Antworten wählt der Frager die Beste aus. Mit dieser Funktion wird das Fachwissen von relevanten LinkedIn Mitgliedern beurteilt. LinkedIn stellt auf diese Weise Anreize, fachliche Fragen zu stellen und bei Antworten durch Qualität zu glänzen.

Ein aktuelles Profil auf LinkedIn ist außerdem wichtig, um von den richtigen Personalern und Headhuntern gefunden zu werden. Auf LinkedIn sind rund eine halbe Million Recruiter aktiv. Zudem verfügt LinkedIn in Ländern wie England, Frankreich, Niederlanden, Belgien, Polen, Schweiz und Italien laut Google Trends über die höchste Anzahl an täglichen Nutzern. Europäische Headhunter suchen hauptsächlich auf LinkedIn nach passenden Kandidaten. Wer sich also eine Karriere in Europa offen halten möchte, sollte ein sorgfältig gepflegtes LinkedIn Profil aufbauen, Empfehlungen sammeln und seine Expertise über gute Antworten zeigen. Um auch von Mitgliedern gefunden zu werden, die Suchbegriffe in einer anderen Sprache eingeben, sollte man sein LinkedIn Profil direkt in mehreren Sprachen anlegen.

3.) Worin besteht der Mehrwert von LinkedIn für deutsche Recruiter, und welche Such-Features sind im Vergleich zu Xing in Ihren Augen besonders interessant?

Wer nach Qualität sucht, wird auf LinkedIn fündig. Schließlich interessieren sich Headhunter weniger für Friseurinnen und Azubis, sondern eher für Fachkräfte im mittleren und oberen Management. Fach- und Führungskräfte, die sich beruflich auf internationalem Parkett bewegen, kommt an LinkedIn nicht vorbei, da wir mit 11 Millionen Mitgliedern das größte europäische Online-Businessnetzwerk sind. Die Kontakt-aufnahme zu anderen Mitgliedern ist auf LinkedIn nur über eine vorhergehende Anfrage und eigene Vorstellung möglich. Man kann auch nicht von unbekannten Personen in Gruppen oder zu Events eingeladen werden. Dieser Schutz verhindert, dass gefragte Führungskräfte nicht mit ungewollten Nachrichten oder Kontaktanfragen überflutet werden und in der Regel nur qualitativ hochwertige Nachrichten erhalten.

Ein effizientes und zentrales Tool für Recruiter ist unsere Suchfunktion. Sucht ein Personaler zum Beispiel nach „controller“, so bekommt er nicht nur 347.000 Ergebnisse, sondern sieht auch sofort, welche Firmen die meisten Controller beschäftigen (Siemens hat 1.050, IBM 733, Microsoft 682 und Ericsson 649), und kann die Suche dementsprechend eingrenzen. Mit zwei Klicks sieht er (oder sie!) dann die 55 Siemens Controller in München und kann dann auch direkt nachvollziehen, wie viele in dieser Auswahl vorher wo gearbeitet oder studiert haben. Das spart nicht nur Zeit sondern liefert dazu eine Menge Informationen über den Markt.

Die Suchergebnisse lassen sich auf verschiedene Arten anzeigen (z.B. nach Relevanz, Beziehung, Empfehlungen). Der Recruiter kann sich auch aussuchen, welche Profilfelder er in den Ergebnissen sehen will und sich zudem noch seine Lieblingsansicht speichern. Man spart auch Zeit, indem man sich gleich in den Resultaten anzeigen lässt, welche gemeinsamen Kontakte oder Gruppen man zum Beispiel mit interessanten Kandidaten hat. Über die Profile kann man zudem mehr über die Arbeitgeber erfahren, zum Beispiel wo ein Kandidat arbeitet oder gearbeitet hat. Mit einem Klick gelangt man auf die jeweiligen Unternehmensprofile, die neben den gut strukturierten Daten aus den Profilen der Mitarbeiter auch externe Daten wie z.B. Unternehmensbeschreibungen, Unternehmens-nachrichten, Mitarbeiterzahlen, Aktienkurse und Umsatzzahlen enthalten. Alle diese Funktionen sowie Suchaufträge stehen allen Mitgliedern im Rahmen der kostenlosen LinkedIn Mitgliedschaft voll zur Verfügung.

4.) Nach den mir vorliegenden Zahlen von heute morgen, hat LinkedIn derzeit 518 Tausend Mitglieder in Deutschland. Welche Maßnahmen planen Sie, um die deutsche Nutzerbasis zu verbreitern?

Ich glaube, dass die acht Prozent der XING Mitglieder, die die kostenpflichtigen XING Premiumdienste nutzen, sich früher oder später sicher bei LinkedIn zumindest ein zweites Standbein aufbauen werden, da sie Online-Networking schätzen und der Aufwand gering ist. Schließlich können sie ihre XING Kontakte als VCF Datei herunterladen und bei LinkedIn hochladen. Zudem bietet LinkedIn auch eine Funktion, Lebensläufe zu importieren.

Noch interessanter sind für uns aber die 92 Prozent der XING Mitglieder, die durch ihre Basismitgliedschaft bei XING so stark eingeengt sind, dass sie dort nur geringen Nutzen haben. Für die Fach- und Führungskräfte dieser 7,3 Millionen Menschen ist LinkedIn ideal, da 80 Prozent der XING Premiumdienste (z.B. volle Suchfunktion, Ansprache von Kontakten zweiten und dritten Grades, Direktansprache von Gruppenmitgliedern, Nachrichten an eigene Kontakte, wer das eigene Profil angesehen hat, Powersuche nach Kollegen, Statusmeldungen, unbegrenzte Nachrichten aus dem Netzwerk, Kontaktlistenexport, Stellenanzeigen, Dateianhänge) bei LinkedIn vollkommen kostenlos sind.

Aus meinen Gesprächen mit deutschen Nutzern geht ganz klar hervor: In Deutschland nehmen die Nutzer an, dass LinkedIn ähnlich aufgebaut ist wie XING und dass der Service ohne Premium-Mitgliedschaft nicht vernünftig nutzbar ist. Aber das ist falsch. Bei LinkedIn können auch Basismitglieder fast alle Funktionen kostenlos nutzen .

Ich bin mir sicher, dass LinkedIn aufgrund des besseren Schutz der Privatsphäre weiterhin Leute anspricht, für die XING einfach ein zu offenes System ist, oder denen Xing nicht effizient und direkt genug auf Business-Ziele eingeht. LinkedIn ist seit über drei Jahren profitabel und verfügt mit 45 Millionen Mitgliedern über die mit Abstand größte Umsatzbasis. Nutzer aus Deutschland, Österreich und der Türkei werden sich langfristig nicht mit einer Insellösung zufrieden geben, sondern dort aktiv sein, wo es die meisten Arbeitgeber, Headhunter, Investoren und Kunden gibt. Und diese drei Länder ausgenommen, liegt LinkedIn in allen anderen europäischen Ländern in der täglichen Nutzung vor XING.

5.) Sie betonen in Interviews immer wieder das organische Wachstum von sozialen Netzwerken, XING dagegen unterhält seit längerem eine umfassende Werbekampagne und verzeichnet starken Zuwachs. Planen Sie konkrete Maßnahmen, um die Stärken von LinkedIn in Deutschland offensiver zu kommunizieren oder werden Sie an Ihrer werbefreien organischen Wachstumsstrategie festhalten?

Massive Werbekampagnen sind nicht immer das beste Mittel, um Mitglieder zu gewinnen. Trotz starker Werbekampagnen und dem Aufkauf von mehreren internationalen Netzwerken verlangsamt sich das Wachstum von XING in Deutschland kontinuierlich. Aus den von XING selbst veröffentlichten Zahlen geht hervor, dass XING im zweiten Quartal nur 166.000 deutsche Mitglieder weben konnte. Das ist im Vergleich zu den zwei vorherigen Quartalen ein Abfall von 17% an neuen Mitgliedern. Im zweiten Quartal kamen bei XING nur noch 29.000 neue Premiummitglieder hinzu — das ist gegenüber dem Vorquartal ein Einbruch um 48% und die niedrigste Anzahl in zwei Jahren.

Vielleicht wäre XING ohne die massive Werbekampagne noch stärker eingebrochen, aber wir sehen die Resultate als Bestätigung, dass neue Mitglieder nicht käuflich sind und dass sich im Markt etwas ändert: Seit Februar gibt es mit einem deutschsprachigen LinkedIn Auftritt zum ersten Mal eine echte Alternative. Und Konkurrenz ist für Endanwender sicher ein Vorteil. Wir werden in Zukunft noch intensiver mit unseren eigenen Mitgliedern online und offline kommunizieren. Wenn mehr Mitglieder die Vorzüge von LinkedIn kennen und schätzen, dann werden sie auch ihre eigenen Kontakte einladen — zumal man wesentlich mehr Wert aus LinkedIn schöpft, wenn man mit seinen eigenen Kontakten auf LinkedIn verbunden ist .

Zwei Jahre Produktvorsprung und die Möglichkeit, 80 Prozent der XING Premiumdienste bei LinkedIn kostenlos nutzen zu können sind aus meiner Sicht gute Gründe, LinkedIn bei den eigenen Kontakten bekannt zu machen.

6.) LinkedIn hat vor einigen Tagen eine Kooperation mit SAP bekannt gegeben. SAP-Kunden erhalten im Rahmen dieser Kooperation einen vergünstigten Zugang zum Recruiter Basic Starter Package. Ist dies lediglich eine Folge des 23 Mio. Investments von SAP Ventures bei LinkedIn oder planen Sie im Recruiting-Bereich zukünftig auch die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen?

SAP ist – wie übrigens auch die Samwer Brüder – in LinkedIn investiert, aber diese Kooperation kommt aus einer anderen Ecke. Als internationales Unternehmen ist LinkedIn unter SAP Mitarbeitern natürlich sehr beliebt. Aber noch wichtiger war das Netzwerk von SAP-Beratern. Da 140.000 SAP-Berater bereits ihr professionelles Profil bei LinkedIn pflegen, war LinkedIn einfach die erste Wahl für SAP, um ihre Channel Partner beim Recruiting zu unterstützen. Business ist heutzutage eben international.

Wir planen weitere Partnerschaften, da sie uns eine gute Möglichkeit bieten, den Bekanntheitsgrad von LinkedIn zu steigern. Und die Idee, sich über Vorstellung eines gemeinsamen Kontaktes miteinander zu vernetzen, ist ja auch tief in der Gründungsidee von LinkedIn verankert.

7.) Planen Sie das Recruiter-Modul, das in den USA bereits seit längerem angeboten wird, auch in einer deutschen Version anzubieten bzw. die englischsprachige Version hierzulande stärker bekannt zu machen? Planen Sie die Einführung anderer Neuerungen, die für deutsche Recruiter interessant sind?

Ja, die LinkedIn Talent Advantage Anwendungen gibt es schon seit über zwei Jahren und bringen größeren Recruiting-Organisationen einen echten Mehrwert. Sie werden von Headhunting-Firmen ab zehn Mitarbeitern genutzt, um die Effizienz zu steigern und Kandidaten besser zu verwalten. Solche Firmenlizenzen bringen uns weltweit guten Umsatz und sind zusammen mit Werbung für uns eine wichtigere Umsatzquelle als Premium-Mitgliedschaften. Sobald Umsatz in Deutschland im Vordergrund steht, werden wir auch eine deutsche Version von Talent Advantage anbieten. Aber mein Eindruck ist, dass Recruiter in größeren Firmen auch mit der englischen Version ganz gut zu Recht kommen und deutsche Organisationen daher lieber zusätzliche Funktionen auf Englisch hätten als die gleichen Funktionen auf Deutsch.

Wir bedanken uns herzlich für das offene und ausführliche Gespräch.