re:Work – Google’s Initiative für eine bessere HR-Welt

Google ist ein zahlengetriebenes Unternehmen. Überall und alles wird gemessen, analysiert und verbessert. Dann geht’s von vorne los.

Natürlich erstreckt sich der Daten-Durst auch auf die eigene Personalarbeit. Denn im Kampf um die langfristige Vorherrschaft auf dem technologischen Sektor muss ein Unternehmen wie Google gerade in Sachen Personalgewinnung, -Bindung und -Führung den Wettbewerb möglichst im Rückspiegel betrachten können.

Hier und da konntet Ihr bereits Artikel und Berichte über Googles Experimente und Erfahrungen in der Personalarbeit lesen. Vielleicht wurde auch in Eurem Unternehmen mal versucht, die Erkenntnisse von Google zu adaptieren.

Mit der neuen HR-know-how Plattform re:Work macht es Google seinen Fans mal wieder äußerst einfach, vom gewaltigen Daten- und Wissens-Schatz zu profitieren. Das Ziel: Die Arbeit besser zu machen, und zwar auch außerhalb von Google selbst.

Google's HR-Plattform

In vier Kategorien bekommt Ihr sauber aufbereitete Daten, Materialien, Tools, Cases und Blogartikel zu den Themenblöcken Einstellung, Führung, People Analytics und Vermeidung kognitiver Verzerrungen bei der Personalarbeit. An alles wurde gedacht. Sogar Vortragsunterlagen für interne HR-Workshops sind dabei.

Egal, ob großes oder kleines Unternehmen, es kann sofort los gelegt werden. Wie wär’s mit einer einfachen Checkliste für eine gute Ausschreibung? Ist natürlich dabei.

Job Description Checklist

Ihr wollt wissen, was eine gute Führungskraft ausmacht, ob Ihr eine seid, oder ob Eure Führungskraft nach Googles Kriterien gut ist. Google hat die datengestützte Antwort.

Google Manager Behaviors laut re:Work

…und Tipps zu Entwicklungsmöglichkeiten gibt es gleich mit dazu.

Insgesamt ein interessantes Projekt, das man sich unbedingt anschauen sollte. Ihr werden vermutlich auf Dinge treffen, die Euch in der einen oder anderen Form, irgendwann, irgendwo über den Weg gelaufen sind. Bei re:Work bekommt Ihr aber das beruhigende Gefühl, dass alles wahr ist, weil Google das so herausgefunden hat. Oder? 🙂

Versteht meinen Mini-Sarkasmus nicht falsch. Ich finde das gut und nützlich, was Google da macht. Gerede für kleine und mittlere Unternehmen sehe ich Potential, mithilfe dieser Tipps ihre Personalarbeit womöglich sogar kurzfristig entscheidend zu verbessern. Auch die Leute bei großen Firmen werden sich bei re:Work was abschneiden können. Wichtig ist dabei nur, den eigenen Kopf zu behalten und zu hinterfragen.

Viel Spaß beim re:Work(en). Was haltet Ihr von dieser Initiative?

Work-Life-Balance verbessert sich global – Deutschland hinkt hinterher

Regus hat seine Studie zur Work-Life-Balance aktualisiert: Zu Beginn dieses Jahres befragten sie 16.000 Arbeitnehmer in 80 Ländern nach deren Verhältnis zu Arbeit, Leben und Freizeit.

Im Kern mit folgenden Ergebnissen zur Work-Life-Balance:

  • Im Vergleich zu 2010 hat sich der errechnete Work-Life-Balance-Index nach Regus um 24% verbessert.
  • 61% der Befragten haben das Gefühl, dass sich Ihre Work-Life-Balance verbessert habe.
  • 74% der Arbeitnehmer geben an, heute mehr zu leisten als früher.
  • 69% der Arbeitnehmer geben an, Ihre Arbeit mehr zu genießen und 59% sind zufrieden mit dem Zeitanteil, den sie Freunden und Familie widmen können.
  • 41% der Studienteilnehmer berichten, dass Ihre Arbeitgeber sich bemühen, Pendeln und Fahrtzeiten zu reduzieren, etwa durch flexible Arbeitszeiten und Home-Office.
  • 63% übernahmen in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zusätzliche Aufgaben im Unternehmen, die ihnen im Nachhinein nicht mehr abgenommen wurden.
  • Bei den Ergebnissen wird deutlich: In kleineren Unternehmen ist die Work-Life-Balance tendenziell besser. Im Durchschnitt liegt der Index-Wert hier bei 130 Punkten, im Vergleich zu 109 Punkten bei Großunternehmen.

Soweit so gut. Spannend werden die Ergebnisse, wenn man sich die einzelnen Länder genauer anschaut. Da steht Deutschland nicht gut da:

  • Mit insgesamt 95 Punkten liegt Deutschland weit unter dem internationalen Durchschnitt.
  • 46% verbrachten sogar mehr Zeit bei der Arbeit als noch im Jahre 2010.

Weitere Details in der Vollversion der Studie – und auf der Infografik, die natürlich nicht fehlen darf! 🙂

Work-Life-Balance – Teil 2: Die “Werde Chef deines Lebens”-Kampagne der Telekom

Wie versprochen, der zweite Teil unseres Doppelartikels zum Thema Work-Life-Balance. Heute morgen ging es um die ständige Erreichbarkeit und welche Rolle Smartphones dabei spielen. Die Problematik auf dem Schirm zu haben, ist für moderne Arbeitgeber heute Pflicht, dies auch im Personalmarketing schön zu kommunizieren die Kür.

Die Telekom hat bereits letztes Jahr die Führungskräfte dazu angehalten, das Wochenende der Mitarbeiter zu respektieren: Pressesprecher Georg von Wagner damals zur internationalen Deutschen Welle.

“Our employees have a right to their free time and should look forward to coming to work on Mondays.”

“We strongly encourage the executive staff to set a good example and not write e-mails on Friday afternoons or on Saturdays because employees would feel forced to answer and this chain reaction would go on and on. We wanted to break that.”

“Werde Chef Deines Lebens”

So lautet das Motto der aktuellen Recruiting-Kampagne der Telekom. In drei Anzeigenmotiven werden die Themen “Mobiles Arbeiten”, “Elternzeit” und “Duale Karriereförderung” zur Sprache gebracht. Letzteres ergänzt durch einen TV-Spot:

Mobiles Arbeiten

“Man kann leichter von zuhause aus ein guter Mitarbeiter sein als vom Büro aus ein guter Vater”

Elternzeit

“Alle sagen, Kind und Job sei eine Doppelbelastung. Ich habe mich für Doppelfreude entschieden.”

Duale Karriereförderung

“An alle, die sich zwischen zwei Traumberufen nicht entscheiden können: beide machen!”

Das letzte Motiv mit Katharine Baunach (in der Tat Telekom-Mitarbeiterin) im Paarlauf mit der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen, inklusive TV-Spot:

Sehr schön gemacht! Breite Ansprache durch drei Aspekte, emotionale Bilder und das Ganze eingebettet in ein gesellschaftliches Ereignis. So macht selbst Offline-Recruiting richtig Spaß! 😉

Pic: Telekom

Work-Life-Balance – Teil 1: Smartphones

“Hör auf zu arbeiten!” höre ich manchmal, wenn ich am Wochenende Mails lese. Und natürlich fühle ich mich dabei oft ertappt. Ich bekomme alle Mails, ob beruflich oder privat, auf mein Handy. Und so lese ich natürlich auch mal schnell, was Frau X, Firma Y oder Netzwerk Z in den beruflichen Mailkonten von mir wollen. “Ich mache ja nichts, ich schau nur was es ist!” antworte ich dann. Natürlich stimmt das so nicht ganz. Ich bewerte den Inhalt der Mail, schätze zumindest deren Priorität ein und bin für einen Moment mit den Gedanken schon wieder beim Montag.

Dabei spielen technische Entwicklungen natürlich eine große Rolle: Waren Blackberrys und Palm Organizer vor vor wenigen Jahren Statussymbole des gehobenen Managements, so lässt sich inzwischen bald “jeder” (dank günstiger Smartphones und mobilen Internetflatrates) anpingen, sobald sich in irgendwelchen Onlinekonten etwas tut. Wie sehr hat sich unsere Work-Life Balance alleine durch das Smartphone verändert? Laut einer BITKOM-Studie beträchtlich:

  • Waren vor zwei Jahren noch 72% der Berufstätigen nach dem Feierabend erreichbar, so sind es heute bereits 88%.
  • 29% der Arbeitnehmer geben an, jederzeit telefonisch oder per E-Mail erreichbar zu sein
  • 44% sind immerhin zeitweise außerhalb ihrer Arbeitszeiten für Kunden oder Kollegen erreichbar.
  • Nur 15% sagen, sie wären nur in Ausnahmefällen zur Verfügung.

Auch eine Infografik von iPass hat sich mit dem Freizeitkiller Smartphone befasst und zeigt, wie weit wir die Arbeit mittlerweile in unsere privatesten Bereiche lassen:

Na, erwischt? Nun bin ich nie selten jemand gewesen, der Arbeit als abzusitzende 9-5-Maloche ansehen musste. Ich habe das Glück, etwas zu tun, das mir Freude macht; deswegen sichere ich meine Freizeit selten “aktiv” gegen berufliche Einflüsse ab. Aber gerade diejenigen, die dort keine scharfe Trennlinie ziehen wollen, sollten sich bemühen die nötige Balance nicht aus den Augen zu verlieren und durchzusetzen! Es ist auch Aufgabe eines Arbeitgebers, hier flexible Lösungen zu unterstützen und dabei die Zeit des Mitarbeiters zu respektieren. Eine aktuelle Recruiting-Kampagne, die dieses Problem wunderbar aufgreift, zeigen wir Euch hier!

Pic: Johan Larsson (CC BY 2.0)

10 Punkte zur Arbeitswelt in 10 Jahren – Gartners Ideen, unsere Meinung

Gartner hat zehn grundsätzliche Veränderungen in der Arbeitswelt beschrieben, die uns in den nächsten zehn Jahren erwarten würden. Teilweise sind die Aussichten durchaus realistisch oder bereits heute Realität. Zum anderen Teil sind die Aussagen jedoch allenfalls “denkbar”. Es entsteht ein wenig der Eindruck, Gartner sei bei seiner Analyse von einer sehr klar definierten Unternehmensstruktur ausgegangen – zwar mit dem Wandel der Zeiten gehend, aber in sich und ihren Autoritäten gefestigt. Die Tatsache, dass sich derartige Strukturen selbst immer weiter auflösen, wird nicht ausreichend beachtet. Es entstehen überall neue Produktivitätszellen, die sich ganz bewusst jenen Problemen verweigern. Diese haben bei der Entwicklung der Arbeitswelt bis zum Jahr 2020 ein entscheidendes Wörtchen mitzureden.

Gedanken zu Gartners Punkten hat man bereits bei den Netzpiloten und bei Banedon’s Cyber Junk lesen können. Natürlich möchten auch wir mit unserer Meinung nicht hinter dem Berg halten. Dabei haben alle Punkte in sich ihre Berechtigung, auch wenn jeder noch einen (ergänzenden) Kommentar unsererseits verdient.

1. De-routinization of Work

“The core value that people add is not in the processes that can be automated, but in non-routine processes, uniquely human, analytical or interactive contributions that result in words such as discovery, innovation, teaming, leading, selling and learning. (…)”

Richtig. Routine ist aber immer auch ein Gewinn aus der Beherrschung einer Materie: die Leistung, dass Problem X grundsätzlich und mit gleichem Erfolg mit Lösung X begegnen werden kann. Was Routine ist, kann meist auch automatisiert werden – sofern sich ein entsprechendes Schema definieren und als Algorithmus nachbilden lässt. Doch mit dem Übergang einiger Prozesse in die Automatisierung werden auch immer wieder neue Herausforderungen aufkommen, die Routine erfordern. Arbeit wird also weniger de-routinisiert, vielmehr werden alte Routine-Tätigkeiten durch neue ersetzt.

2. Work Swarms

“(…) Teams have historically consisted of people who have worked together before and who know each other reasonably well, often working in the same organization and for the same manager. Swarms form quickly, attacking a problem or opportunity and then quickly dissipating. (…)”

Das Arbeiten in spontanen Schwärmen hat mit dem Arbeiten im festen Team einen entscheidenden Vorteil gemein: Sie profitieren von der Diversity. Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Fähigkeiten und Talente. Feste Teams haben aber gelernt, diese Ressource gewinnbringend einzusetzen. Der Vorteil von Schwärmen soll in minimiertem Koordinationsaufwand liegen – einen Prozess den gute, feste Teams idealerweise längst überwunden haben.

3. Weak Links

“In swarms, if individuals know each other at all, it may be just barely, via weak links. (…)”

Punkt 3 geht Hand in Hand mit der Arbeit im Schwarm. Die Quantität der beruflichen Verbindungen wird sicherlich zunehmen, aber ich sehe darin eher ein vorübergehendes “Verwaltungsproblem”. Zumindest kein Grund, weshalb die Qualität einzelner Beziehungen abnehmen sollte. Prozentual wird der Anteil an “strong Links” möglicherweise abnehmen, in der Intensität der “echten” Bindungen sehe ich deswegen keinen Unterschied.

4. Working With the Collective

“There are informal groups of people, outside the direct control of the organization, who can impact the success or failure of the organization. These informal groups are bound together by a common interest, a fad or a historical accident (…)”

Entscheidungen oder maßgebliche Ideen kommen immer seltener aus den internen Meetings. Immer mehr werden sie außerhalb, in einem firmenüberspannenden Netzwerk (von Gartner “Kollektiv ” genannt) getroffen. Nicht nur eine Folge immer offener werdender Unternehmensstrukturen, sondern auch Resultat der globalen Vernetzung von Interessengruppen und eines offenen Austausches zu Fachthemen. Schon heute.

5. Work Sketch-Ups

“Most non-routine processes will also be highly informal. It is very important that organizations try to capture the criteria used in making decisions but, at least for now, Gartner does not expect most non-routine processes to follow meaningful standard patterns. (…)”

Die oben beschriebene Auflösung der Routine stellt Unternehmen vor die Herausforderung, Prozessmodelle für den Ablauf dieser Arbeiten zu finden. Sofern dies tatsächlich nötig sein sollte, besteht die Kunst darin, nicht durch stereotype Handlungsweisungen neue Routinen aufzubauen, die wiederum der “Pattern Sensitivity” (Punkt 8.) im Weg stünden.

6. Spontaneous Work

“(…) Spontaneity implies more than reactive activity, for example, to the emergence of new patterns. It also contains proactive work such as seeking out new opportunities and creating new designs and models.”

Das wäre wünschenswert! Hier sind jedoch nicht nur Unternehmer gefordert, die alten Strukturen aufzubrechen. Auch die Mitarbeiter müssen sich bereit zeigen, diese Möglichkeiten zur Eigeninitiative aufzugreifen und umzusetzen. Hier ist Lernbedarf auf beiden Seiten.

7. Simulation and Experimentation

“(…) This suggests the use of n-dimensional virtual representations of all different sorts of data. (…)”

Auch das ist eine schöne Vorstellung. Im Ansatz haben wir diese Datenverfügbarkeit schon heute, auch wenn die Visualisierung im “n-Dimensionalen” noch in unserer Phantasie geschehen muss. 😉 Aber Augmented Realitiy schafft schon heute beeindruckende Fakten, wenn es darum geht, unterschiedliche Daten in Layern übereinander zu legen und miteinander zu verknüpfen.

8. Pattern Sensitivity

“(…) The business world is becoming more volatile, affording people working off of linear models based on past performance far less visibility into the future than ever before. (…)”

Dass Menschen passende Entwurfsmuster auf Probleme anwenden können, wird auch in Zukunft weiter von großer Bedeutung sein. Insbesondere als Resultat der beschriebenen De-Routinisierung und Voraussetzung zur unabhängigen Entscheidungsfindung (siehe auch Punkt 4.).

9. Hyperconnected

“Hyperconnectedness is a property of most organizations, existing within networks of networks, unable to completely control any of them. (…)”

Warum die umfassende digitale Verbindung zueinander gleich das Präfix “Hyper” verdient, ist mit nicht ganz klar. Aus der Sicht des Jahres 2000 auf 2010 wäre das noch nachvollziehbar gewesen, in Bezug von heute auf 2020 nicht mehr. Die volle Vernetzung ist schon längst Realität. Die Strukturen werden sich noch weiter verbessern, vermutlich in Richtung einer noch größeren Universalität.

10. My Place

“(…) Many will have neither a company-provided physical office nor a desk, and their work will increasingly happen 24 hours a day, seven days a week. In this work environment, the lines between personal, professional, social and family matters, along with organization subjects, will disappear. (…)”

Die Grenzen zwischen Berufsleben und Privatleben werden verschwimmen. Damit dies vor allen Dingen zum Vorteil des Arbeitnehmers geschieht, und es nicht, wie von Gartner prophezeit, zu einer völligen Verschmelzung kommt, gilt es, früh genug Regeln für den Respekt vor den Freunden, der Familie und nicht zuletzt dem Körper und der Gesundheit aufzubauen. Dieses Bewusstsein müssen nicht nur die Arbeitgeber entwickeln, auch die Arbeitnehmer müssen diesen Respekt vor ihrem Privatleben lernen und durchsetzen.

Pic: Online Photography School