Semantic Web: Konkrete Utopie oder nur heiße Luft?

MoinMoin, ich bin Kristian und seit Anfang April Trainee bei atenta. Vorher habe ich Geschichte, Philosophie und Soziologie studiert und gehöre wohl zu den letzten “Mohikanern”, die noch einen Magisterabschluss machen durften. Und jetzt der erste Artikel für die Wollmilchsau: Über was soll ich denn bloß etwas schreiben? Bei der Recherche stolperte ich über ein Thema, das zwar nicht ganz neu, aber immer noch brandaktuell ist: Die Entwicklung des Semantic Webs. Oh, wie wäre mir diese Neuerung des World Wide Webs beim Studium hilfreich gewesen, indem sie nützliche von unnützlichen Informationen getrennt und mir konkrete Antworten auf meine Fragen geliefert hätte. Doch worum geht es dabei eigentlich genau?

Man sucht eine Möglichkeit, die Informationen im Internet individuell und nach den Ansprüchen der Nutzer automatisch zusammenstellen zu lassen. Denn es reicht heute scheinbar nicht mehr aus, über Suchmaschinen nur Ergebnisse angezeigt zu bekommen, deren Relevanz durch die Anzahl der Querverweise und Keyworddichte ermittelt wurden – und die dann noch durch den persönlichen Filter (“was genau suche ich eigentlich”) bewertet und reduziert werden müssen, um an wirklich relevante Ergebnisse zu gelangen.

Die „konkrete Utopie“ (Ernst Bloch) des Semantic Webs ist es nun, dass die Suchmaschine bzw. der Computer genau weiß, was der jeweilige Nutzer wissen möchte. Ein erster Ansatz ist dabei, dass Inhalte durch Verschlagwortung mit sogenannten Ontologien für Maschinen lesbar, auswertbar und somit wieder verwendbar werden. Dadurch würde auch das Verknüpfen von Wissen aus verschiedensten Quellen erleichtert und es wäre z.B. wesentlich einfacher Mashups für bestimmte Kontexte zu erstellen.

Das World Wide Web Consortium (W3C), welches sich mit der Standardisierung von Techniken im Internet beschäftigt, hat inzwischen mehrere Basisoperationen wie die Ontologiesprachen RDF(S) und OWL entwickelt, um die in menschlicher Sprache formulierte Informationen im Internet mit einer klaren Beschreibung ihrer Bedeutung zu verknüpfen, damit sie auch von Computern „begriffen“ oder zumindest verwendet werden können. Im Klartext: Durch dieses “Begreifen” der Informationen wäre es zum Beispiel möglich, dass Suchmaschinen auf eine Frage nicht nur eine Ansammlung von Links bereitstellen, sondern eine präzise Antwort geben können.

In Unternehmen besteht die Herausforderung, eine große Menge von unterschiedlichsten Informationen zu strukturieren, zu filtern und miteinander in Beziehung zu bringen. Hier liegt das Potential des sogenannten “Web 3.0” in der Möglichkeit eines effizienten Wissensmanagements zur Bewältigung von komplexen, wissensbasierten Problemstellungen. Zudem könnte diese Technologie genutzt werden, um die interne und externe Kommunikation effizienter zu gestalten und so z.B. zu einer Verbesserung der Qualitätssicherung und des Kundenservices führen. Im privaten Bereich könnten die “semantischen Technologien” uns z.B. mit exakt personalisierten Kontextinformationen zum aktuellen Standort versorgen und so das Smartphone (und damit die Google Glasses) wirklich “smart” machen.

Auch wenn die Entwicklung des Semantic Webs nie dazu führen wird, dass Maschinen in irgendetwas wirklich eine Bedeutung sehen können, glaube ich, dass semantische Verknüpfungen in Zukunft beim Umgang mit nutzerbezogenen Informationen unumgänglich sein werden.

Was meint Ihr? Ist das Semantic Web ein geniales Unterfangen oder eine fixe Idee, an die sich irgendwann niemand mehr erinnert?

Pic: Chis P. Jobling (CC BY-SA 2.0)

Web 3.0 – Das semantische Netz

Die Masse an verfügbaren Daten wächst immens, wobei sich die Grenze zwischen online und offline schon kaum mehr ziehen lässt. Feierte man noch vor wenigen Jahren die Informationsgesellschaft, so spricht man heute schon besorgt vom Informationsoverkill. Mit dem, was man als Web 2.0 bezeichnet, öffneten sich sämtliche Schleusen: Während früher das Einspeisen von Daten und das definieren von Information vergleichsweise wenigen Seitenbetreibern und technisch Versierten vorbehalten war, wird nun jeder dazu animiert seine Informationen und Daten ins Netz stellen, zu verlinken und zu teilen.

Und nun? Drohen wir in Informationen zu ersticken oder schaffen wir es deren Wert zu kanalisieren und Relevantes daraus zu filtern? Das Grundverständnis, dass wir vom Internet als reines Netzwerk haben muss dabei um die Idee eines automatisierten “Verstehens” von Information erweitert werden. Eben dieses Sichten und Ein- bzw. Aussortieren kann nicht erst beim Menschen stattfinden, es ist für uns schon heute nicht mehr bewältigbar. Suchmaschinen versuchen dem Menschen dabei zu helfen und trennen mit unterschiedlichen Algorithmen Wichtiges von Unwichtigem. Doch inhaltlich findet auch hier keine Trennung statt. Relevanz wird nach Querverweisen, Keyworddichte und Pagerank ermittelt. Der Gedanke an eine verstehende, also denkende Maschine erscheint gleichsam absurd wie notwendig.

Die Idee, die Datenflut zu ordnen und nutzbar zu machen treibt die Macher dessen an, was man als Web 3.0 bezeichnet. Nach der Öffnung des Internets folgt nun die Urbarmachung dieses von Milliarden von Nutzern geschaffenen Datenuniversums. Kate Ray gibt uns mit ihrer kurzen Doku über das “Semweb” und die Köpfe dahinter einen spannenden Ausblick auf das, was da kommen mag muss.

Web 3.0 from Kate Ray on Vimeo.

Pic: Arenamontanus

Semantische Suche und ihre Auswirkung auf den Arbeitsmarkt

Nachdem wir uns im Rahmen der Entwicklung von JobTweet intensiv mit semantischen Suchverfahren (Semantic Web Technologien) beschäftigt haben, und das Thema durch die Diskussionen um Wolfram Alpha eine Menge Aufmerksamkeit bekommen hat, möchten wir heute ein wenig über ihre Auswirkung auf die Prozesse am digitalen Arbeitsmarkt nachdenken.

Zugegeben, das semantische Web (Web 3.0) ist im Moment noch Zukunftsmusik. Allerdings sind sich die Experten relativ einig darüber, dass der Einzug des semantischen Webs nicht mit einem Knall, sondern schleichend erfolgen wird (Evolution statt Revolution). Google hat kürzlich durch die Einführung von Rich Snippets bereits einen ersten zaghaften Schritt in Richtung der semantischen Websuche unternommen , und auch Microsoft hat mit Bing bereits erste Weichen gestellt.

Wie aber werden sich Semantic Web Technologien auf den Arbeitsmarkt auswirken? Semantische Suchmaschinen haben die Aufgabe, in natürlicher Sprache formulierte Anfragen in Maschinensprache zu übersetzen und dem Suchenden anschließend eine oder mehrere eindeutige Antworten auszugeben. Da die Suchmaschine den Sinn der Anfrage aufgrund der semantischen Technnik “versteht”, bestehen diese Antworten nicht aus Listen von Links, die auf mögliche Antwortressourcen verweisen, sondern aus konkreten Informationen. Als Ergebnis einer Suche nach “Job” “Personalberater” “Hamburg” würde ich also eine Liste aktueller Stellenangebote für Personalberater in Hamburg erhalten, die nicht wie bisher auch Links zu anderen (nicht relevanten) Webseiten mit den eingegebenen Stichworten enthalten.

Spätestens dann sucht niemand mehr eine Stelle in der Samstagsbeilage. Aber keine Sorge liebe Zeitungen, für eine Weile ist das noch Träumerei, aber nur für eine Weile…