[HTTP410] Studien zum Nutzerverhalten – Eine Gegenprobe

Auf die Gefahr hin, dass es sehr arrogant klingt: Wenn ich mir Studienergebnisse zum Onlineverhalten ansehe, dann bezweifle ich oft, dass die Befragten überhaupt wissen, was sie da beantworten. Ich erinnere zum Beispiel an die Ergebnisse der ARD/ZDF Online Studie von 2010 (die 2011er kommt erst in ein paar Wochen) die besagten, dass 93% der deutschen Onlinebevölkerung nie (!?) Weblogs nutzen würden:

Nutzungsfrequenz von web2.0-Angeboten nach Angebotsformen

Ich behaupte: Der durchschnittliche deutsche Onliner weiß in diesem Fall einfach nicht, was ein Weblog von einer anderen Website unterscheidet, und dass die Seite, auf der er immer seine spannenden Artikel oder Testberichte liest, in Wirklichkeit ein Blog ist. Er weiß ebenso wenig, dass die Kochrezepte bei chefkoch.de User-Generated-Content einer Community sind. Ebenfalls zweifelhaft finde ich z.B. die Angeben anderer Studien, dass sich nur ein Viertel der Studenten Informationen zu Unternehmen via Xing und Facebook wünschen, 57% jedoch über Kontaktmessen (!) an den Universitäten. Ich behaupte: Sie alle nutzen das Web (2.0) schon heute recht intensiv und wissen es nicht. Ich kann es in diesen Fällen aber nicht belegen.

Gegenprobe

Eine neue Ausgabe des W3B-Reports von Fittkau & Maaß verkündet, dass 45,8% aller Social Network-Nutzer bereits Fan oder Follower eines Unternehmens sind. Wow – fast die Hälfte! Das sind zwar 1. mehr als andere Studien zugestehen und 2. bei 20 Millionen deutschen Facebook-Nutzern immerhin knapp 10 Millionen Menschen. Aber ich habe hier wenigstens einmal die Möglichkeit, die kleine Probe aufs Exempel zu machen.

Ich bin meine 181 Facebook-Freunde durchgegangen und habe geschaut, wie viele von ihnen Fan mindestens eines Unternehmens bzw. einer Marke sind. Ich bin dabei sehr streng gewesen und habe Marken wie “Mallorca” ausgeklammert, genau wie Künstler, Sportvereine und sonstige u.U. strittige Fälle.

Das Ergebnis

Viele Studien zum Nutzerverhalten unterschätzen unserer Meinung nach die Relevanz das Social Web.

  • Von 181 Facebook Freunden liken 169 mindestens eine Facebook-Page eines Unternehmens oder einer Marke.
  • Von den 12 Freunden, die nicht Fan eines Unternehmens sind, ist einer ein Hund.

Und besonders schön:

  • Von insgesamt 10 schnell befragten Freunden, die mehr als 5 Unternehmenspages liken, sagen 3, sie könnten sich nicht einmal vorstellen, eine Unternehmensseite zu liken!

Darüber hinaus konnte ich unter einer ersten Auswahl von 30 mir bekannten Twitterern, keinen finden, der keinem Unternehmen folgt. Hier ist der Aufwand jedoch erheblich höher, weswegen ich von einer Vollerhebung der mit mir verbundenen Accounts abgesehen habe.

Ja, mein Freundeskreis enthält überproportional Produkt- und Marken-Begeisterte, insbesondere viele Menschen aus dem Marketing-Umfeld, aber selbst wenn ich all diese komplett aus meiner “Studie” ausschließen würde, käme ich immer noch auf sichere 75%. Natürlich ist diese Gegenprobe mit 181 Kontakten nicht wirklich ernst gemeint, geschweige den repräsentativ, aber sie entspricht nun mal viel eher meiner Wahrnehmung als das, was ich sonst so höre und lese.

[HTTP410] Tchibo: Social Media Guidelines als Video

“Mitarbeiter sind wichtige Markenbotschafter”, so öffnet der Artikel auf dem Tchibo-Blog, in dem die Social Media Guidelines des Hamburger Unternehmens vorgestellt werden. Die Marke Tchibo hat in Deutschland einen respektablen Bekanntheitsgrad von 99% – umso wichtiger ist es, die über 10.000 Mitarbeiter in die Social Media Nutzung einzuweisen, um Fehltritten vorzubeugen. Die Kreise, die eine negative Markenbotschaft ziehen könnte, werden bei einer solchen Bekanntheit schnell sehr groß. Tchibo entschied sich hier nicht für die trockene Schriftform, sondern lässt “Herrn Bohne” in diesem YouTube-Video in einige Web 2.0-Fettnäpfchen treten:

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

So lassen sich bestimmt mehr Mitarbeiter erreichen, als das mit einem mehrseitigen PDF im Anhang einer mahnenden Rundmail möglich wäre; zumal auch der pädagogische Faktor mit dem sympathischen Herrn Bohne um einiges höher sein dürfte. Tolle Idee, gut gemacht – die Animationen sind übrigens mit echtem Kaffee gemalt! 😉

Best Practice: SNT rekrutiert 42 Mitarbeiter direkt bei Facebook

Die Call-Center Branche steht nicht nur den Problemen eines allgemeinen Fachkräftemangels gegenüber, sie kämpft zudem mit einem nachhaltig schlechten Image, gerade als Arbeitgeber. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, ging die SNT AG den Schritt ins Social Web.

Bei SNT herrscht permanenter Bewerberbedarf. Dabei sind die Rekrutierungswege in der Regel sehr kurz – von der Vakanz bis zur Besetzung der Stelle vergehen oft nur wenige Tage. Umso wichtiger ist es, dass Bewerber schon früh einen Einblick in die Arbeit der Service-Center bekommen. Web 2.0-Angebote waren den aktuellen Anforderungen an diese Kombination aus Geschwindigkeit und Imagevermittlung am besten gewachsen: Sie ermöglichen es, die Kontakte der Mitarbeiter zu nutzen und potentielle Bewerber dort anzusprechen, wo sie sich aufhalten. Das sichert einen Dialogeinstieg ohne Umwege. Dass sich die Bewerber hier auch direkt über die Arbeitsatmosphäre und die zukünftigen Kollegen informieren können, tut dabei sein Übriges.

SNT entschied sich für einen Auftritt bei Twitter und Facebook und animierte seine Mitarbeiter zusätzlich, die anonyme Arbeitgeberwertungsplattform Kununu zu nutzen, um einen ehrlichen Einblick in das Beriebsklima bieten zu können. Auch Twitter und Facebook sollte zur Schärfung der Arbeitebermarke eingestezt werden; im Fall von Facebook aber auch ein konkretes Mittel zur dirkten Rekrutierung neuer Mitarbeiter sein. Aus diesem Grund finden sich auf der Facebook-Karrierepage neben den üblichen Unternehmensinformationen zwei weitere Reiter: Einer mit Information über die einzelnen Berufsfelder, und ein weiterer mit der Applikation jobstriker, die vakante Stellen stets aktuell auf der Facebook-Page einbindet und die Nutzer zum weiteren Verteilen der Jobangebote animiert.

Die Betreuung der Social Media Auftritte übernahmen zunächst zwei Mitarbeiter der HR-Abteilung, die im Umgang mit sozialen Netzwerken vertraut waren. Später wurden auch aktive Fans und andere SNT-Mitarbeiter in die Moderation und Pflege der Kanäle eingebunden. Überhaupt spielen die eigenen Mitarbeiter in der Community eine große Rolle: Viele Führungskräfte, Mitarbeiter, Betriebsräte und selbst der Vorstand sind aktive Besucher der Facebook-Page. In der Mitarbeiterzeitschrift, auf Mitarbeiterveranstaltungen bzw. Betriebsversammlungen und in Meetings wird über die Facebook-Aktivitäten berichtet und diskutiert. Darüber hinaus ist die Page als Corporate-Commmunication-Tool Gegenstand von internen Social Media Weiterbildungen. Zurecht: Auf der Seite herrscht rege Aktivität aller Beteiligten.

Erfolge der Facebook-Page

  • Traffic: Pro Woche kommen etwa 2000 zusätzliche Visits von der Facebook-Page auf die SNT-Firmenwebseite.
  • Die Seite stärkte das “Wir-Gefühl” der Belegschaft und verbindet erstmals die Mitarbeiter verschiedener Standorte untereinander.
  • Von März 2010 konnten innerhalb eines Jahres etwa 1200 Mitarbeiter für eine Festanstellung gewonnen werden. Etwa ein Drittel davon kamen über das Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm, bei dem gerade die Web 2.0-Angebote zum Erstkontakt und als Informationsquelle häufig genutzt wurden.
  • Darüber hinaus konnte SNT 42 neue Mitarbeiter direkt über die Facebook-Page rekrutieren.

Ein Case der deutlich macht: Facebook taugt nicht nur für langfristiges Employer Branding. Sinnvoll und sauber in das Unternehmen eingebunden, kann über eine Facebook-Page direkt und effektiv rekrutiert werden. Die Unterstützung und das Engagement der Mitarbeiter ist diesem Fall beispielhaft.

Fünf HR-Pflichttermine auf der re:publica 2011

In eigener Sache: Wir selbst werden auch auf der re:publica XI umherschwirren und Euch hier die ein oder andere Kleinigkeit präsentieren.  Wer uns in dieser Zeit erreichen möchte, hat wohl vor Ort die besten Chancen. Wenn also jemand Lust auf einen Kaffee, Tee oder ein Bier hat: Wir sind via Mail, Twitter, Facebook & Co. erreichbar.

Nächste Woche, am 13.4. geht es los: Die re:publica XI, die Konferenz über Blogs, soziale Medien und die digitale Gesellschaft startet um 10:00 Uhr im FriedrichstadtPalast in Berlin. Es folgen drei Tage vollgepackt mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops. Wir wollen Euch hier fünf Sessions vorstellen, die am engsten an unseren Themen sind: Also Pflichttermine! 😉

Und wie es mit den Pflichtterminen so ist: Freut Euch auf die anderen! Das Tolle an der re:publica ist ja, dass gerade die Gedanken zu Themen gehört werden können, mit denen wir uns nicht tagtäglich auseinandersetzen. Also schaut Euch die Vielfalt der anderen Veranstaltungen gut an und erforscht nicht nur die eigenen Gebiete.

Was ist morgen öffentlich, was privat?

Szenarien für eine nahe Zukunft

Das Spannungsfeld zwischen Privatheit und Öffentlichkeit ist das Thema der im April startenden 4. Initiative des Think-Tanks Internet & Gesellschaft Co:llaboratory. Fragenstellungen des Umgangs mit Daten vor dem Hintergrund der Digitalisierung und zunehmenden Vernetzung werden aufgegriffen und diskutiert.

Wer? Falk Lüke, Christoph Kappes
Wann? 13.04.2011 – 14:00 Uhr
Wo? Kalkscheune, Workshop 2
Warum? Weil uns das Thema Privatsphäre gerade in Deutschland noch sehr beschäftigen wird. Alles Hoffen auf mehr Akzeptenz und weniger Furcht vor sozialen Medien ist vergebens, wenn nicht an Aufklärung und gesellschaftsübergreifenden Verständnismodellen gearbeitet wird. Verpixelte Hausfassaden sind da nur der Anfang – gerade in beruflichem Kontext ist das Misstrauen weit verbrietet.

Social Media Measurement

Aktuelle Trends und der Stand der Forschung

“Was man nicht messen kann, gibt es nicht.” Das Mantra der empirischen Forschung gilt insbesondere, wenn es darum geht, den Wert von Kommunikation zu evaluieren. Ob Media- oder PR-Planung, ob Meinungs- oder Marktforschung: es genügt nicht, nur zu wissen, dass etwas gesprochen wird, sondern es ist entscheidend wieviel.

Wer? Karsten Wenzlaff, Jörg Blumtritt, Benedikt Köhler
Wann? 14.04.2011 – 10:00 Uhr
Wo? Kalkscheune, kleiner Saal
Warum? Weil es wichtig ist, Gesprächsaufkommen, Konversationen und Inhalte bewertbar und vergleichbar zu machen. Auch wenn sich drei Jahre nach der Gründung der AG-SM kein Standard zur Messung von Kennzahlen etabliert hat; es wurden viele wertvolle Erfahrungen gemacht und neue Modelle entworfen.

Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem

Wetterleuchten der Wissensgesellschaft! Wir spüren die tektonischen Verschiebungen des Leitmedienwechsels. Wir, die wir uns in Berlin versammeln, sind ungeduldig – viele andere zeigen woanders offen ihre Ängste. Wir diskutieren jeweils unter uns! Die mit den Visionen und die mit den Ängsten. Lasst uns etwas tun!

Wer? Gunter Dueck
Wann? 14.04.2011 – 14:00 Uhr
Wo? FriedrichstadtPalast
Warum? Weil sich unsere Gesellschaft in einem gewaltigen Umbruch befindet und wir heute endlich die nötigen Mittel hätten, ihn tatsächlich demokratisch und kollaborativ durchzuführen. Wer diesen Umbruch verschläft, oder nicht versteht, der wird die Generationen, die aus ihm hervorgehen nicht mehr erreichen können.
…und weil ich gehört habe, dass Gunter Dueck ein sehr unterhaltsamer Redner ist!

Facebook fürs Unternehmen?

Wie IBM Arbeitsweisen des Web 2.0s ins Unternehmen bringt

Kommunikations- und Formen der Zusammenarbeit, die wir vom privaten Web 2.0 kennen, ändern mehr und mehr auch die Arbeitsweise in Unternehmen. IBM nutzt nun schon seit Jahren intern Social Software und Instant Messaging. Ganz pragmatisch werden dadurch Kosten gespart, Innovation und Produktivität gefördert.

Wer? Arnd Layer, Stefan Pfeiffer
Wann? 14.04.2011 – 15:00 Uhr
Wo? Kalkscheune, kleiner Saal
Warum? Weil jedes Unternehmen über interne Netzwerke mit sozialen Strukturen seine eigene Kommunikation ergänzen und verbessern kann. Und weil der Einsatz von Social Media zur Außenkommunikation sehr viel besser funktioniert, wenn er aus einem Unternehmen kommt, das ihn selbst gelernt hat.

Was macht eigentlich der digitale Mensch

In der Session werden die wichtigsten Erkenntnisse aus den Studien vorgestellt und diskutiert. Typologien von Internet-Nutzern werden gegenübergestellt und verglichen. Mit den Teilnehmern soll auch diskutiert werden, welche wissenschaftlichen Kriterien Social Media Studie erfüllen sollten, um aussagekräftig zu sein.

Wer? Lisa Peyer, Markus Winkler
Wann? 14.04.2011 – 16:00 Uhr
Wo? Kalkscheune, Workshop 1
Warum? Weil die Genration XYZ mehr ist, als nur ein Buzzword: Es ist ein Sammelbegriff, hinter dem Menschen stehen. Diese haben einiges gemeinsam aber noch viel mehr individuelle Eigenschaften und Interessen. Viele Studien versuchen, sich aus wenigen Daten ein Bild machen – mit durchwachsenen Ergebnissen: Was werden sie also wahrgenommen, diese Digital Natives und Digital Immigants?

Pic: re:publica

Chance für Nachzügler: Private Profile in Pages umwandeln

Noch immer gibt es viele Unternehmen und Organisationen, die auf Facebook mit einem privaten Profil auftreten. Private Profile sind – so ist es zumeidest gedacht – mit realen, natürlichen Personen verbunden, während Pages sämtlichen anderen Formen von Facebook-Präsenzen zur Verfügung stehen. Viele der persönlichen Unternehmensprofile werden aus Unwissenheit angelegt worden sein, oder auch, weil ein Vorteil aus der persönlichen Nähe zu den Kontakten gesehen wurde.

“Vorteile” eines privaten Profils für Unternehmen

  1. Spam: Das Verschicken von persönlichen Nachrichten ist mit Pages nicht möglich. Man kann seine Fans nur mit Statusmeldungen oder per Update (auf deutsch “Aktualisierung”) erreichen. Diese tauchen dann – meist unbemerkt – bei den Nachrichten im Unterordner “Sonstiges” auf. Eine Nachricht von einem privaten Profil ist da sehr viel aufmerksamkeitsstärker! Zudem können die Kontakte auch über den Chat angesprochen werden.
  2. Spionage: Wer gerne etwas mehr über die Interessenten seines Unternehmens wissen möchte, hat so die Möglichkeit deren Profile zu durchstöbern. Als persönlicher Freund bekomme nämlich alle seine Statusmeldungen, Fotos und sonstiges, was mich als Unternehmen nichts angeht.

Nachteile eines privaten Profils für Unternehmen

  1. Aus den gerade genannten Gründen verstößt das Anlegen eines privaten Profils für ein Unternehmen gleich gegen mehrere Facebook-Richtlinien. Je erfolgreicher und bekannter das Profil wird, desto höher auch die Wahrscheinlichkeit, dass Facebook den Account sperrt und es eines Morgens einfach nicht mehr da ist!
  2. Die meisten Facebook-Nutzer wählen ihre Freunde sehr überlegt aus. Ihnen ist genauso bewusst, dass ein Unternehmen umfassenden Einblick in das eigene Profil bekommt. Dementsprechend werden Nutzer eher davor zurückschrecken, mit dem Unternehmen auf Facebook in Kontakt zu treten, Das gilt auch und besonders für Bewerber, die ihren Privataccount nicht freiwillig der HR-Abteilung öffnen wollen. Eine Page bekommt keinen zusätzlichen Einblick in mein Profil und sieht nur das, was jeder andere, mir unbekannte Facebook-Nutzer sieht. (Ja, es ist möglich eine extra Liste mit verschärfter Privatsphäre anzulegen – das tut allerdings nur eine Minderheit und 2. hat das Unternehmen hier schon an Glaubwürdigkeit verloren)
  3. Ein weiterer Nachteil wurde Anfang des Jahres bereits behoben. Ich kann mich nun als Seitenbetreiber im Namen meiner Page auf Facebook bewegen, andere Seiten liken und dort Beiträge verfassen und kommentieren.
  4. Und zu guter Letzt: Persönliche Profile bieten nur einen Bruchteil der Funktionen. Facebook Places, Deals, Werbeanzeigen, Landingpages, unzählige Applikationen und Statistiken sind nur für Pages verfügbar und sinnvoll einsetzbar.

Das sollte an Gründen genug sein, das private Unternehmensprofil nun in eine Page zu migrieren. Eure Freunde bleiben erhalten, die Beiträge allerdings nicht. Weitere Infos dazu findet Ihr bei allfacebook.de. Do It!

Pic: Christian Engel und lopagof

Social Media im Unternehmen – Eine Kurzanleitung in 14 Schritten

Ich reagiere inzwischen leicht allergisch gegen die vielen “10 Wege zum…”- und  “20 Tipps für…”-Artikel in den Bloglandschaften. Oft wird in diesen suggeriert, sich ein hochkomplexes Thema in wenigen Schritten aneignen zu können. Dabei sind die versprochenen Wege und Tipps oft nur Überschriften für ein ganzes Kapitel, wenn nicht gar Titel für ganze Bücher, die erst geschrieben werden müssten. Andererseits: So eine grobe Übersicht kann – richtig gedeutet – auch sehr nützlich sein, um Orientierung im Thema zu finden. (Bemüht nicht die Blogsuche – ich weiß, dass auch wir derartige Artikel geschrieben haben! 😉 )

Der 14-Punkte Quickstart Guide to Social Media for Business (gefunden bei TNW) ist einen solchen Blick wert. Das liegt nicht zuletzt an seiner grafischen Aufbereitung. Ich finde, das Labor-Flair passt sehr gut in diesen Kontext. Eine Web2.0-Implementierung ist für Unternehmen nämlich doch etwas mehr “Rocket Science”, als ein einfaches Kochrezept. Zu viele unterschiedliche Stationen gilt es zu meistern, zu viele unvorhersehbare Dinge können passieren und zu unberechenbar sind die Ergebnisse, als dass es mit einem “Man nehme drei Eier, Mehl und Zucker…” zu vergleichen wäre. Hier also eine hilfreiche Roadmap, auch wenn ich hier und da Punkte verschieben würde:

Die 14 Schritte

  1. Überlegt Euch, was Ihr erreichen wollt, zusammen mit allen Beteiligten.
  2. Definiert Eure Zielgruppe.
  3. Identifiziert Meinungsführer.
  4. Klärt die Verantwortlichkeiten innerhalb des Unternehmens.
  5. Richtet die Social Media Kanäle ein.
  6. Entwickelt eine Content-Strategie.
  7. Überlegt, welche KPIs und Kennzahlen Euch wichtig sind.
  8. Individualisiert und optimiert die Profile dahingehend.
  9. Legt einen Reaktions- und Handlungsrahmen fest.
  10. Entwickelt eine Social Media Policy.
  11. Veröffentlicht die ersten Inhalte.
  12. Stellt das Monitoring-System ein und beobachtet die Ergebnisse.
  13. Spannt eure Netzwerke ein, um den Launch bekannt zu machen.
  14. Und Ihr seid dabei…

Feintuning

…wie es weiter geht, liegt dann in Eurer Hand! Je nach Unternehmen und Einsatzgebiet muss dieser Ablauf angepasst werden. Mir persönlich geschieht hier manches etwas zu früh, anderes zu spät. Warum werden zum Beispiel Kanäle eröffnet, bevor die Content-Strategie steht – bevor man also überhaupt weiß, wie man die Kanäle befüllen will bzw. kann? Vielleicht passen andere Plattformen im Nachhinein besser. Kennzahlen würde ich i.d.R. auch sehr viel früher, zusammen mit den Zielen definieren. Aber wie gesagt: Es ist schwer diesen Weg ultimativ festzulegen. Sagt Euch diese Reihenfolge zu? Welchen Punkt würdet ihr wohin schieben?

Pics: B2Bento und GranniesKitchen

Die Top 100 Unternehmen im Web 2.0 – Status Quo 2011

Nachdem schon 2009 und 2010 das Jahr für Social Media in Unternehmen war, wird 2011 nun aber endgültig DAS Jahr für…  Ihr wisst schon. 😉 Zeit für eine Bestandsaufnahme: Burson-Marsteller hat die Fortune Global Top 100 Unternehmen (im Folgenden “Unternehmen”) nach ihren Web 2.0 Aktivitäten befragt. Einige Ergebnisse sind überraschend, insbesondere die teilweise enormen Unterschiede zwischen den USA, Europa und Asien. Hier die wichtigsten Zahlen, die komplette Präsentation mit allen Details folgt im Anschluss.

  • 84% der Unternehmen weltweit nutzen mindestens eine Web 2.0 Plattform.
  • 25% feuern eine Breitseite aus Facebook, Twitter, Blog und YouTube. (In Europa 15%, in den USA und im asiatisch-pazifischen Raum jeweils über 30%.)

Twitter

  • Twitter ist mit 77% die meist genutzte Plattform (Tendenz weiterhin steigend!), obwohl Unternehmen mit Facebook Pages mehr Likes sammeln, als bei Twitter Follower.
  • Der Trend geht zum ZweitSechstaccount bei Twitter. (IBM hat derzeit 76 Corporate Twitter-Accounts.)
  • Unternehmen intensivieren zunehmend die Kommunikation mit Re-Tweets, @-Replies mit Follows.

Facebook

  • 61% der Unternehmen unterhalten mindestens eine Page.
  • Die durchschnittliche Zahl der Likes pro Page (88.000) hat sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt – weltweit betrachtet. Nur in Europa blieb sie fast auf dem Vorjahresniveau. Im Vergleich: +406% in Asien!
  • Nur 57% antworten auf Pinnwand-Posts der Fans. (72% in den USA, in Asien nur 28%.)

YouTube

  • 57% der Unternehmen haben einen YouTube-Kanal.
  • Durchschnittlich sammelten die Corporate-Videos 680.000 Views. In Asien über 1.8 Millionen, in Europa gerade mal 255.000.

Blogs

  • Nur 36% der Unternehmen leisten sich ein eigenes Blog
  • Auch hier werden die Inhalte im Schnitt auf 6.8 Blogs pro Unternehmen gefächert. (IBM glänzt hier wieder mit sagenhaften 86 Blogs!)

Pic: xxxtoff

[HTTP410] Die 50 innovativsten Unternehmen der Welt

Das Fast Company Magazin veröffentlichte kürzlich die jährliche Rangliste der innovativsten Unternehmen aus aller Welt. Die Mischung ist sehr bunt geraten. So stehen Internet Giganten, wie Facebook oder Google, neben Autoherstellern, wie Nissan, oder Kleidungsproduzenten, wie Nike, aber auch neben ganz kleinen, gemeinnützigen Plattformen, wie DonorsChoose.org. Da drängt sich die Frage auf, nach welchen Kriterien ein solches Ranking zustande kommt. Die “Problematik” ist den Herausgebern bewusst und so unterstreichen sie, dass es ihnen gar nicht um wissenschaftlich lupenreine Benchmarks gehe. Ihr Ziel ist es, branchenübegreifend auf herausragende und wirklich innovative Leistungen aufmerksam zu machen und die Leser zur Auseinandersetzung mit ihnen zu animieren.

Insgesamt eine tolle Sache. Und es sind wirklich einige spannende Unternehmen dabei.  Es sind mutige Unternehmen, die etwas wagen, etwas neues ausprobieren und dabei auch Mißerfolge in Kauf nehmen.

Ich habe das Ranking hier direkt um die Herkunftsländer erweitert, um unseren Innovationsehrgeiz ein wenig herauszufordern. Leider ist es fast schon keine Überraschung, dass kein Unternehmen aus dem Land der Dichter und Denker in 2011 die Aufmerksamkeit der Herausgeber auf sich ziehen konnte. Dafür sehe ich zwei Gründe: 1. zu wenig Innovation, um vorne mitzuspielen (was eigentlich gar nicht sein kann!!). 2. viel entscheidender ist die Tatsache, dass die Innovationen, die da sind, ignoriert totgeredent, einfach nicht gefördert und öffentlich wirksam gepuscht bzw. vernünftig vermarktet werden.

Nur ein Beispiel: Google kommt in der Liste auf Platz 6 für die Einführung des s.g. Instant Search in 2010. Dieses nervige Ding, was die Ergebnisse schon während des Tippens liefert. Wer das für besonders neu und innovativ hält, sei auf die deutsche Jobsuchmaschine opportuno verwiesen, die eine ähnliche Technik, zumindest oberflächlich betrachtet, seit mehreren Jahren einsetzt. Kein Schwein hat sich je wirklich dafür interessiert. Nun wurde das von den Amerikanern zum Standard gemacht. Naja…, wir sind selber schuld, völlig unabhängig von diesem Ranking hier.

Hier kommt DAS RANKING. Was haltet Ihr davon? Wer gehört unbedingt rein, wen würdet Ihr rausschmeißen?!
(Namen sind mit Wikipedia Profilen verlinkt, Beschreibungen mit noch detaillierteren Beschreibung der Innovationen auf englisch).

  1. Apple (USA)
    Für das Dominieren des Wettbewerbs auf 101 Arten
  2. TWITTER (USA)
    Für 5 Jahre exponetiellen Wachstums und Neuerfindung der Kommunikation
  3. FACEBOOK (USA)
    Für 600 Mio. Nutzer, ohne  die Hilfe Hollywood
  4. NISSAN (Japan)
    Für die Erfindung von “Leaf” – des ersten Massenmarkt tauglichen Elektroautos
  5. GROUPON (USA)
    Für die Neubelebung des Einzehandels und den Verzicht auf 6 Milliarden Dollar (Google’s Offerte)
  6. GOOGLE (USA)
    Für die Einführung des Google Instant Search
  7. DAWNING INFORMATION INDUSTRY (China)
    Für den Bau des weltweit schnellsten Supercomputers
  8. NETFLIX (USA)
    Dafür, dass sie sich erfolgreich zu einer 9. Milliarden $ Bewertung “gestreamt” haben
  9. ZYNGA (USA)
    Das 500 Mio. $ Alpha-Tier unter den Social Games Entwicklern
  10. EPOCRATES (USA)
    Für ihre äußerst praktische Arztneimitteldanebank
  11. TRADER JOE’S (USA)
    Für die beliebtesten Naturprodukt-Magazine in den USA
  12. ARM (UK)
    Für ihre tollen iPhone, iPad usw. Akkus
  13. BURBERRY (UK)
    Für frischen Wind im Luxus Segment
  14. KOSAKA SMELTING AND REFINING (Japan)
    Für ihr schlaues Handy-Recycling
  15. FOURSQUARE (USA)
    Für die neue Art, Kundentreue zu belohnen
  16. ESPN (USA)
    Für die Einführung neuer Technologien im Start-Up Tempo
  17. TURNER SPORTS (USA)
    Für Wachstum im Start-Up Tempo
  18. HUAWEI (China)
    Für die Zukunfstgestaltung im Bereich der Telekommunikation
  19. INTEL (USA)
    Für die Bekennung zur heimischen Produktion
  20. SYNCARDIA (USA)
    Künstliche Herzen
  21. DONORSCHOOSE.ORG (USA)
    Für die Verbindung von Spendern und Kindern, die ihre Hilfe benötigen.
  22. EBAY (USA)
    Für die Weiterentwicklung der mobilen Warenmarktplätze
  23. NIKE (USA)
    Für den Mix aus Sport, Still und Plastikflaschen
  24. LINKEDIN (USA)
    Für die Erschaffung der bedeutendsten Karriere-Datenbank mit 90 Mio. Mitgliedern
  25. WIEDEN+KENNEDY (USA)
    Für den Erfolg ihrer Old Spice Kampagne im Radio und im Internet
  26. YANDEX (RUS)
    Für ihre heldenhaften Suchalgorithmen
  27. AMAZON (USA)
    Für ihre Piruetten auf dem e-reader Markt
  28. OPENING CEREMONY (USA)
    Für die Schaffung einer globalen Brand, die sich dennoch exklusiv anfühlt
  29. IBM (USA)
    Für den Computer, der Quiz-Könige besiegt
  30. AMYRIS (USA)
    Für den Einsatz ihres Biodiesel Know-hows bei der Rettung von Malaria-Patienten
  31. DOUBLE NEGATIVE (UK)
    Für die abgefahrenen visuellen Effekte
  32. KASPERSKY LAB (RUS)
    Für den Aufbau einer Armee zur Virus Bekämpfung aus Hackern
  33. PEPSICO (USA)
    Für die F&E Innovation im Lebensmittelbereich
  34. UNIVISION (USA)
    Für den beitrag für die latino-amerikanischen Zielgruppe
  35. SNØHETTA (Norwegen)
    Für ihr Design – gleichermaßen “social” und schön
  36. MARKS & SPENCER (UK)
    Für Ihren aggressiven Einsatz für die Nachhaltigkeit
  37. MICROSOFT (USA)
    Für das Umfunktionieren des menschlichen Körpers zu einem Game-Controller
  38. SOLARCITY (USA)
    Der führende Solar-Zellen-Ausstatter in den USA
  39. SHAADI.COM (Indien)
    Für den Beweis, das Indische Hochzeiten auch online funktionieren
  40. VOXIVA (USA)
    Für die Gesundheitserziehung über mobile Apps
  41. CISCO (USA)
    Für große Gedanken über neue große Märkte
  42. ENERKEM (Canada)
    Für  Entdeckung der geheimen Kräfte des Mülls
  43. SAMSUNG (Süd-Korea)
    Für die Metamorphose zur Quelle der innovativsten Elektronik
  44. PANDORA (USA)
    Für die personalisierbare Musik von unterwegs
  45. GE (USA)
    Für ihre grünen Träume über Züge, Flugzeuge und Automation
  46. CHANGCHUN DACHENG INDUSTRIAL GROUP (China)
    Für die Entwicklung von Baustoffen aus Mais
  47. AZUL (Brasilien)
    Für die Umwandlung von Bus-Passagieren in regelmäßge Flugzeug-Passagiere
  48. STAMEN DESIGN (USA)
    Für Kunst & Wissenschaft
  49. FX (USA)
    Für die vielen coolen Low-Budget Comedies
  50. MADéCASSE (USA)
    Für den Aufbau eines integrierten Schokoladenunternehmens (von Abbau zum Abverkauf) in einem der ärmsten Länder der Welt

[HTTP410] Das Edelman Trust Barometer 2011: Eine klare Botschaft für deutsche Unternehmen!

Edelman hat sein Trust Barometer für 2011 veröffentlicht. Wie immer wurden sogenannte Meinungsführer aus den großen Industrienationen zu deren Vertrauen in Politik, Wirtschaft und Medien befragt. Schon im letzten Jahr war eine Haupterkenntnis, dass Vertrauen eine wichtige Basis für Unternehmen sei. Diese Botschaft wurde für 2011 nochmal verschärft und konkretisiert:

  • Unternehmen müssen Zweck und Gewinn an gesellschaftlichem Nutzen ausrichten.
  • Vertrauen bietet Schutz und führt somit zu greifbaren Vorteilen; fehlendes Vertrauen hingegen behindert Veränderung.
  • Die heutige Medienlandschaft in Verbindung mit erhöhter Skepsis erfordert eine mehrstimmige Kommunikation auf unterschiedlichen Kanälen.
  • Die Forderung nach mehr Autorität bei gleichzeitiger Verantwortung stellt neue Erwartungen an Unternehmensführungen.

Wer wäre für die kurze Erläuterung dieser vier “Key Findings” besser geeignet, als ein Mr. Edelman persönlich?

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Interessante Zahlen kommen in diesem Zusammenhang aus Deutschland: Hierzulande gilt das allgemeine Vertrauen in ein Unternehmen mit 83% als der wichtigste Reputationsfaktor. Während weltweit die Qualität der Produkte und Dienstleistungen mit 69% im Vordergrund steht, kommt dieser Faktor in Deutschland mit 59% lediglich auf Platz fünf. Auf Platz zwei und drei liegen bei uns transparente und ehrlich Geschäftspraktiken (73%) und der gute Umgang mit den Angestellten (60%). Wie wichtig dieses Vertrauen ist, unterstreicht diese Grafik: Ein Unternehmen, dem nicht vertraut wird verliert seht viel schneller an Reputation als ein vertrauenswürdiges – logischerweise. Eine aktive, vielfältige Kommunikationsstrategie hilft jedoch auch hier rechtzeitig gegenzusteuern. Diese Botschaft sollte ankommen: Unternehmen, öffnet euch, sprecht mit den Menschen auf den unterschiedlichsten Kanälen und schafft so eine stabile Vertrauensbasis!

[HTTP410] Must See 2010 – How To Survive A Shitstorm

Zum Jahreswechsel bringt die Wollmilchsau viele Rückblicke auf das vergangene Jahr, einige Ausblicke auf 2011 und ausgewählte Weisheiten aus dem fernen Osten. Egal welche Art des Auftretens gewählt wird: Social Media heißt für Unternehmen, in einen offenen Dialog zu treten. Und wie es Dialoge so an sich haben: Man steht zur Diskussion, wird gelobt, hinterfragt und unter Umständen kritisiert oder sogar offen angegriffen. Das Positive dabei – wer Teil dieses Gesprächs ist, kann argumentieren und sich verteidigen. Was aber, wenn die Situation außer Kontrolle gerät? Was, wenn die Gegenseite für Argumente nicht mehr zugänglich ist und einem die Diskussion zu entgleiten droht? Sascha Lobo hat selbst einige Erfahrung mit großen und kleinen Anfeindungen im Netz und hat auf der re:publica 2010 einen sehr guten und offenen Vortrag gehalten: How to Survive a Shitstorm.

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