[HTTP410] Nieder mit den Social Recruiting Vorurteilen!

Seit über einem Jahr bin ich nun glücklicher Berater bei der Wollmilchsau. Immer wieder fällt mir bei meiner täglichen Arbeit auf, wie groß die Vorurteile gegenüber Social Media Recruiting und Personalmarketing nach wie vor sind – auch wenn „Social Media“ kein ganz neues Thema mehr ist. Zwei Meinungen tauchen dabei immer wieder auf:

  • Social Media? Hype!
  • Social Recruiting? Personalmarketing-Kampagnen über Social Media Seiten? Social Media (Recruiting) ist doch längst tot!

Dem Thema „Hype“ haben wir bereits einen Artikel gewidmet. Deshalb möchte ich heute auf „Social Media Recruiting ist tot und funktioniert doch sowieso nicht“ eingehen und die Social Recruiting Vorurteile, die bei diesem Thema immer wieder auftreten, entkräften.

Beginnen wir mit der folgenden Meinung:

Social Media Recruiting ist tot!

Meine klare Antwort: Nein.

Viele Studien und Meinungen zu diesem Thema basieren auf Auswertungen darüber, wie viele Personaler Social Media Seiten für das Recruiting nutzen. Das Ergebnis: Sie werden zu wenig oder auch gar nicht genutzt. Doch kann man wirklich behaupten, dass Social Recruiting tot ist, nur weil es von Personalabteilungen selten genutzt wird? Sollten wir uns nicht lieber die Frage stellen: „Halten sich Menschen, die ggf. auch einen Job suchen könnten, auf Social Media Seiten auf“? Meiner Meinung nach kann etwas das nicht (oder kaum) für das Recruiting genutzt wird, nicht für tot erklärt werden. Oder anders ausgedrückt: Nur, weil ich nicht gerne schwimmen gehe, kann ich nicht behaupten, dass Freibäder out sind. Sie sind meist überfüllt, das spricht für sich 😉 Und wenn ich unbedingt Bademeistern begegnen möchte, sollte ich vielleicht anfangen, schwimmen zu lernen. Oder mir zumindest ein adrettes Badeoutfit besorgen und mich schon mal auf den Weg machen.

Die nächste Meinung, die mir immer wieder begegnet:

Ja aber dort sucht doch niemand nach einem Job!

Richtig!

Sehen wir mal von Xing und LinkedIn ab und beachten Seiten wie Facebook, Instagram und Co. Aktiv sucht dort kaum ein User nach einem Job. Auf diesen Seiten ist man überwiegend privat, oder allgemein „zur Ablenkung“ unterwegs. Und jetzt meine Gegenfrage: Ist es nicht genau das, was Personaler immer möchten? Bewerber dort erreichen, wo sie eigentlich gar nicht aktiv nach Jobs suchen?

Diese Fragen kommen in meinen Beratungsgesprächen immer wieder: „Wo finde ich meine Bewerber? Ich will nicht nur darauf hoffen, dass Bewerber die Stellenbörse aufrufen, auf der ich meinen Job gepostet habe. Ich will sie doch genau dort erreichen, wo sie eigentlich nicht suchen! Dort, wo sie sich privat aufhalten! Nur, wo ist das?“

Die Antwort heißt: Auf Social Media Seiten.

Social Recruiting Vorurteile beherrschen das Recruiting
Pic: (CC BY 2.0) by tetedelacourse

Und nun argumentieren wir uns mal in Rage 🙂

Der Widerspruch auf diese Antwort lautet häufig:

Meine Zielgruppe ist nicht auf Facebook und Co.

–> Falsch.

Meine knappe Antwort möchte ich, am Beispiel Facebook, mit einigen Fakten belegen:

  • Über 1,39 Milliarden aktive (!) User. Fun Fact: Das bedeutet konkret, dass 47% aller Internet-User auf Facebook aktiv sind!
  • 1,189 Milliarden User sind mobil auf Facebook aktiv
  • Mehr als 50% sind täglich auf Facebook aktiv
  • Die tägliche, durchschnittliche Aufenthaltszeit auf Facebook beträgt 21 Min.

Facebook Nutzerzahlen

Quelle: Facebook Börsenbericht

Wer mehr Zahlen, Daten & Fakten über andere Social Media Seiten sehen möchte, dem empfehle ich diesen Link: “Social Media Facts & Statistics”.

Bedenkt man, dass 47% aller Internet-User weltweit einen (aktiven) Facebook Account besitzen, kann man beim besten Willen nicht mehr behaupten, dass die eigene Bewerber-Zielgruppe dort nicht vertreten ist.

Mal ehrlich: Welche Aussage klingt logischer?

  1. Alle 1,4 Billionen Facebook-User (um es noch mal zu erwähnen, das sind 47% aller Internet-User) sind nicht unsere Bewerber Zielgruppe.
  2. Unter 1,4 Billionen aktiven Facebook-Usern finden wir auch Menschen, die für uns interessant sind.

Nebenbei gesagt: Twitter hat 170 Millionen aktive User. Google+ über 100 Millionen. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Zielgruppe keine Social Media Seiten nutzt?

Die nächste These:

Auf Facebook, da sind ja nur die ganz jungen Leute. Diese Millennials. Die will ich ja nicht. Ich suche erfahrene Spezialisten!

Nur Millennials auf Facebook? Das stimmt so nicht:

Altersverteilung der deutschen Facebook-Nutzer

Also ich habe letztens unseren IT Spezialisten gefragt. Und der hat gesagt, er ist nicht auf Facebook. Das ist der Beweis. Facebook wird nicht von Berufserfahrenen genutzt. Vor allem nicht von IT´lern.

Ich bin auch (Ex-)IT´ler. Und nebenbei gesagt: Glauben Sie mir, ich bin Jahre, ach was, Jahrzehnte davon entfernt auch nur annähernd noch als Millennial durchzugehen 😀

Ich habe auch einen Facebook-Account. Und auch noch einen bei Instagram. Und Twitter. Und Pinterest. Und…

Auch in den 90ern haben wir bereits „Social Media“ genutzt. Wenn ich mich mit meinen ehemaligen IT Kollegen unterhalte (übrigens alles berufserfahrene, gestandene IT Spezialisten in den besten Jahren – also die Zielgruppe), schwelgen wir gerne in Erinnerung an die Anfänge des WWW. Damals, als wir uns mit drittklassigen Modems in irgendwelche Chatrooms eingewählt haben, um uns auszutauschen. Wir hatten ja nichts anderes. Hätte es damals Facebook gegeben, wir hätten es genutzt. Diese alten 90er Jahre Chatrooms waren u. a. der Grundstein für die Welt des Social Media.

Der erste Blog wurde übrigens 1994 veröffentlicht.

Und vor Facebook gab es bereits zahlreiche andere Social Media Seiten. Classmates (Start: 1994), Meetup (2001), friendster (2002), mein persönlich heißgeliebtes MySpace (2003).

Facebook selbst gibt es übrigens bereits seit 2004.

Modem Meme

Ja aber Sie arbeiten bei der Wollmilchsau, Sie müssen das sagen!

Für mich inzwischen kaum noch vorstellbar, aber: Es gab auch ein Leben vor der Wollmilchsau. Und ich hatte nicht nur ein IT-Dasein – ich habe auch viele, viele Jahre im Recruiting gearbeitet. Und ich habe zu jeder Zeit diese Meinung vertreten. Weil sie stimmt und mit Zahlen und Fakten belegbar ist. 🙂

Aber ich kann doch da auch nicht einfach wahllos Leute anschreiben!

Müsst Ihr auch nicht. Lasst doch bspw. eine Ad Kampagne für Euch sprechen und erreicht potenzielle Bewerber, die genau zu Euren Anforderungsprofilen passen. Übrigens: Facebook wird überwiegend über die mobile App genutzt – mit einer Ad Kampagne erreicht Ihr also gleichzeitig auch die mobilen User. Jackpot! 😉

An dieser Stelle möchte ich Euch auch unseren Blog Beitrag Targeting: Zielgruppen im Netz ansprechen empfehlen.

OK gut. Aber ich habe auch überhaupt keine Zeit, um mich um so was zu kümmern. Facebook Ads. Twitter Ads. LinkedIn Kampagnen und so was. Und überhaupt. Damit kenne ich mich nicht aus.

Dafür gibt es ja Spezialisten in Form von Agenturen. Wie uns zum Beispiel 🙂

To be continued….

Habt Ihr noch weitere Fragen zum Social Media Recruiting & Personalmarketing, zu denen Ihr unsere Meinung hören möchtet? Können wir noch weitere Vorurteile oder Sorgen in Bezug auf Social Media Recruiting entkräften? Dann kontaktiert uns gerne oder schreibt einen Kommentar 🙂

Twitter Ads in Deutschland: Ideen für Personalmarketer

Wie gerufen und passend zu unseren letzten Posts zum Thema Facebook-Werbung und Targeting ist seit wenigen Tagen die Schaltung von Werbung bei Twitter endlich auch für KMUs in Deutschland möglich. Damit eröffnet uns das vermutlich berühmteste und medial präsenteste soziale Netzwerk neben Facebook endgültig den Zugang zu seinen Nutzerdaten, die nun für Marketing- und natürlich auch für Personalmarketing-Zwecke genutzt werden können. Die Einzigartigkeit von Twitter bzw. die Abgrenzung zu anderen Werbeplattformen besteht darin, dass hier (neben einigen demographischen Kriterien) vor allem die Gesprächsthemen der Nutzer als Grundlage für Werbe-Profile verwenden werden können. Der Werbetreibende hat, etwas bildhaft formuliert, die Möglichkeit, sich quasi in ein Gespräch einzuklinken. Das ist einmalig. Weiterhin sollte man bedenken, dass Twitter das Netzwerk von Meinungsmachern (“Influencern”) und Multiplikatoren ist. Eine richtig platzierte Werbebotschaft wird nicht lediglich konsumiert, wie z.B. in Fall von Google oder Facebook. Sie hat vielmehr die Chance, weitergereicht zu werden, sich zu verselbständigen und kann theoretisch einen viralen Effekt erzeugen. Meiner Ansicht nach ist es wichtig, sich dieser Tatsachen bewusst zu werden, um die Chancen, die sich bei Twitter ergeben richtig zu erkennen und das Netzwerk sinnvoll einzusetzen. Praktische Anleitungen zum Erstellen der Twitter Ads gibt es inzwischen genug und so spare ich mir die Wiederholung. Spannender finde ich, auf zwei besonders interessante Optionen zur Zielgruppen-Bildung einzugehen, die eben die Besonderheit von Twitter deutlich machen: Die Erstellung von “Maßgeschneiderten Zielgruppen” und “TV-Zielgruppendefinition”.

Zielgruppendefinition bei Twitter Ads

Maßgeschneiderte Twitter Ads für die Zielgruppen

Twitters “Maßgeschneiderte Zielgruppen” sind mit Facebooks “Custom und Lookalike Audiences” vergleichbar. In beiden Fällen geben wir hierbei der Werbeplattform eine vorgefertigte Liste mit Zielpersonen, die angesprochen werden sollen. Bei Twitter haben wir allerdings die Möglichkeit, eine Liste aus Personen zu erstellen, die nachprüfbar und nachweislich in einem bestimmten Themen-Kontext ein hohes Ansehen, Vertrauen und Aufmerksamkeit genießen. Verbreiten diese Personen unsere Botschaft weiter, vergrößert sich unsere Reichweite um die Reichweite dieser Personen. Ein schnelles Beispiel aus dem Personalmarketing-Kontext. Sie erstellen eine Liste mit den einflussreichsten iOS-Entwicklern in Deutschland und kreieren eine Botschaft, die diese Menschen für erwähnenswert halten (lustiger Employer Branding Spot, Hinweis auf ein intelligentes Karriere-Event usw.). Ihre Botschaft hat nun die Chance, über diese Meinungsführer auf dem Schirm ihrer Follower in die weitesten Ecken der iOS-Community getragen zu werden. Ganz nebenbei, man bezahlt bei Twitter lediglich für die erste Interaktion.

Influencer Marketing auf Twitter

Die Influencer zu bestimmen und die richtige Botschaft zu formulieren, ist natürlich das eigentliche Handwerk bei dieser Geschichte. Die Vorgehensweise hängt von dem konkreten Fall und den Zielen ab. Um Euch aber gleich eine Idee mit auf den Weg zu geben, empfehle ich das folgende Video von Seokratie, wo es um die Erstellung einer “Maßgeschneiderten Zielgruppe” geht.

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

TV-Gruppendefinition

Die Option “TV-Gruppendefinition” ist ganz was Feines. Wie einige von Euch evtl. mitbekommen haben, werden nicht wenige TV-Sendungen bei Twitter live diskutiert. Von Fussballspielen bis Tatort ist alles dabei. Twitter bietet wirklich einzigartige Möglichkeiten, um die Fernsehzuschauer anzusprechen. Wie cool ist das denn?! Ihr seid die Polizei und sucht Azubis? Dann klinkt Euch bei Columbo oder Tatort ein. Von der Flugsicherung oder einer Airline? Dann ab zu Raumschiff Enterprise. 🙂 Sucht Euch was aus und seid kreativ. Viel mehr gibt es zu dieser Option nicht zu sagen. Die folgende Ansicht aus dem Werbe-Manager dürfte deutlich machen, was ich meine.

TV-Gruppendefinition

Und weil es einfach Spaß macht, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, teile ich mit Euch noch eine dritte Idee. Viele von Euch, die schon mal auf einer Fachkonferenz waren, haben sicher mitbekommen, dass Veranstalter sogenannte #hashtags benutzen, um Diskussion der Teilnehmer vor, während und nach der Veranstaltung zu zentralisieren. Ähnlich einer Fernsehsendung könnt Ihr Euch nun quasi live in solche Diskussionen einklinken. Möglichkeiten für das Personalmarketing dürften selbsterklärend sein. Überlegt, welche Fachveranstaltungen von Eurer Zielgruppe besucht werden und sprecht sie gezielt in diesem Kontext an.

Schlagwort-Targeting bei Twitter Ads

Ich hoffe, Ihr fandet meine Überlegungen interessant. Ich wünsche viel Spaß mit den Twitter Ads! Und falls Ihr weitergehende Hilfe benötigt, meldet Euch gerne bei uns.