Warum Facebook noch immer funktioniert

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Über die Zukunft Facebooks zu sprechen, scheint heute schon fast so fremd wie die VZ-Netzwerke oder ICQ. Die riesige Welle um das Netzwerk brach spätestens im letzten Jahr und rollte über all diejenigen, die darin das neue Internetzeitalter sahen. Dennoch möchte ich heute für Facebook werben: Das Netzwerk ist das größte weltweit aktive. Keines hat eine so heterogene Nutzermischung und bei keinem anderen kann man so viele Menschen so günstig erreichen. Völlig egal, ob die unbezahlte Reichweite der Pages heute geringer ist oder ob sich das Nutzerverhalten grundlegend ändert. Drei Thesen, warum Facebook nach wie vor eine großartige Werbeplattform bietet:

1. Facebook bleibt. Erstmal.

Die Prophezeiung, dass Facebook nun seinem baldigen Tod entgegen sehe, begann schon im Jahr 2012. Damals flachten die Wachstumskurven vereinzelt ab. Die ersten Fachpublikationen titelten “Das Wachstum geht zurück”, woraus schnell die Botschaft “Facebook schrumpft” wurde. Das ist so natürlich – damals wie heute – völliger Unsinn, zumindest in Hinblick auf die Bewertung als Werbenetzwerk. Es mag heute sogar der Fall sein, dass die Anzahl aktiver Nutzer regional auch mal nach unten schwankt, aber bei einer aktiven Nutzerschaft von derzeit etwa 1,3 Milliarden Menschen spielt das eine untergeordnete Rolle. Der Hype ist vorbei, Facebook noch da.

2. Auch Teens nutzen Facebook.

Nur anders. Ja, sie posten weniger Fotos, weil sie das inzwischen bei Instagram oder Snapchat tun. Sie unterhalten sich nicht mehr auf ihren Pinnwänden, allenfalls nutzen sie den Messenger, sofern sie nicht gleich ganz “drüben” bei Whatsapp sind. Ja, Facebook ist auch bei Weitem nicht mehr so cool, jetzt wo ihre Eltern, Großeltern und Lehrer auch dort sind. Dennoch nutzen sie Facebook: Als Newsquelle, als Veranstaltungskalender, als Mailprogramm und als öffentliches Forum. Und solange sie das tun, solange wird man sie dort auch erreichen können.

3. “Social Media” ist nicht Facebook

Social Media mit Facebook gleichzusetzen ist ein alter Fehler. Den machten jene, die vor ein paar Jahren allem und jedem eine Facebook-Page als sichere Bank für die Zukunft verkaufen wollten. Den gleichen Fehler machen aber auch heute jene, die meinen mit dem Ende des Facebook-Booms sei das Thema Soziale Medien ebenfalls beendet. In jeder Website der großen Autobauer oder Medienkonzerne steckt heute mehr Social Media, als es sich die optimistischsten Berater von damals hätten ausdenken können. Die soziale Komponente hat die Web-Landschaft in den letzten Jahren grundlegend verändert, genau wie es Facebook tat und noch heute tut.

Wir wissen, dass sich bei und mit Facebook noch immer viel erreichen lässt. Die Kunst ist es, die richtigen Hebel zu finden und an den richtigen Stellen anzusetzen. Die Lösung: Kreativität und Know-How.

Pic: Roger Schüeber (CC BY 2.0)

Reformation im Netz? Die Tage der Thesen

Glücklicherweise müssen Thesen heute nicht mehr an Kirchentore geschlagen werden, es hätte in diesen Tagen auch ein großes Gedränge gegeben: Es wurden Thesen formuliert wohin man auch nur geschaut hat. Das Netz wurde neu konstitutioniert, konstruiert und kommentiert. Dass “das Netz” in Bewegung ist, das spüren wir alle. Und weil auch die enormen Kräfte dahinter immer deutlicher werden, ist ein verständlicher Impuls, diese Strömungen kontrollieren bzw. kanalisieren zu wollen.

Den Aufschlag hatte Bundesinnenminister Thomas de Maizière bereits letzten Monat: Er formulierte 14 Thesen zu den Grundlagen einer gemeinsamen Netzpolitik der Zukunft. Ein wenig welt- bzw. netzfremd, aber gut gemeint.

Der CCC (Chaos Computer Club), traditioneller Gegenpol und allseits anerkannte Größe, stellte seinen Standpunkt zum Thema am 19. Juli  in 11 Thesen zur Netzpolitik dar.

Die Piratenpartei versteht sich ebenfalls als Institution, die Netzpolitik in Deutschland entscheidend mitgestalten will – verständlich, dass auch sie an dieser Diskussion teilnehmen wollte musste: Am 21. Juli stellte Christopher Lauer, politischer Geschäftsführer der Piraten, die folgenden 10 Thesen zur Netzpolitik vor.

Dabei wäre das eigentlich nicht mehr nötig gewesen, denn einen Tag vorher, am 20. Juli hatte bereits Marcel-André Casasola Merkle, besser bekannt als @zeitweise, die Diskussion mit ganzen 42 finalen Thesen zum Internet beendet und alle offenen Fragen geklärt! Zumindest fast…

Spaß beiseite: Auch wenn wir jetzt viele Aussagen zu diskutieren haben; es ist notwendig, dass darüber gesprochen wird, welche Wege eingeschlagen werden sollen. Wer aber glaubt, einer einfachen Behauptung mehr Gewicht dadurch verleihen zu können, indem er sie als These bezeichnet und in eine Gruppe anderer Behauptungen stellt, der täuscht sich. Dialog ist wichtig. Wenn daraus ein echter Diskurs entsteht, ist das umso besser. Genau das ist bei der Veröffentlichung der Thesenpapiere gut gelaufen: Einzelne Punkte zu unterstützen oder anzugreifen ist eine Sache, was aber (immer noch) viel zu selten passiert, ist die Formulierung eines eigenen Gedankens – auch wenn man dadurch angreifbarer wird.

Pics: Wikimedia: Immanuel Giel (gemeinfrei) und Melchior Lotter d.j (gemeinfrei)