[HTTP410] Crowdsourcing im Employer Branding?

Etwas muss für das Arbeitgeberimage getan werden, doch die eigene Personalabteilung hat zu wenig Werberblut? Und das Marketing steckt bis über beide Ohren in Arbeit und “kann eh kein Personal”? Was tun? Outsourcen? Viel zu teuer! Außerdem müssen ganz neue Ideen her! Also crowdsourcen? Diesen Weg geht ImmobilienScout24 – seit dem 4. August sammeln die Berliner Ideen und Konzepte in einer öffentlichen Ausschreibung für jedermann.

Entwickle eine überzeugende Personal-Image-Kampagne, die den Bekanntheitsgrad von ImmobilienScout24 als Top-Arbeitgeber steigert und es ins Relevant Set der Bewerber/-innen ruft.

heißt es auf der Plattform jovoto.com. Dort versuchte bereits die Konzernmutter Telekom, sich eine digitale Branding-Kampagne schneidern zu lassen. Dieser Pitch ist inzwischen ausgelaufen und der Sieger gekürt. Das ist wohl der damalige Gewinner, von Seiten der Telekom habe ich aber dazu bis jetzt nichts mehr gehört. Hmm..

Es geht bei diesen Aktionen wohl weniger um eine gute Kampagne oder um Ideen von unverbrauchten Köpfen. Eher darum, die Tatsache, dass diese Plattform genutzt wird, für sich einzusetzen. So verkaufte die Telekom die Aktion noch etwas holperig als Kampagne “Von der Zielgruppe für die Zielgruppe”. Der ImmobilenScout HR-Vize Lars Schmidt wird da schon deutlicher. Aus der Pressemeldung:

Schmidt sieht bereits den Pitch als Chance, ImmobilienScout24 als innovativen Arbeitgeber unter vielen kreativen Köpfen zu positionieren. (…) Lars Schmidt hofft darauf, dass sich auf diese Weise nicht nur der Wettbewerb selbst herumspricht, sondern dass bereits die Kreation der Kampagne auf die Employer Branding-Maßnahmen einzahlt.

Nichts desto trotz: Viele Kreative und solche die es sein wollen basteln dort fleißig an Konzepten und hoffen auf Preisgelder im 4stelligen Bereich. Natürlich allemal günstiger, als eine Agentur zu bezahlen – dafür schmecken die Entwürfe aber auch teilweise sehr nach Wohnzimmer.

Aktuelles Material zum Thema Crowdsourcing

Natürlich ist Crowdsourcing an sich eine wunderbare Sache und bringt – im gezielten Einsatz mit den richtigen Erwartungen wertvolle, einzigartige Ergebnisse. Deswegen hier noch zwei ganz frische Gedankenstupser. Einmal der Jovoto-Gründer und Geschäftsführer Bastian Unterberg im Interview mit Gründerszene-Chefredakteur Joel Kaczmarek:

…und eine Infografik von BizMedia rund um die Massen als Quelle:

Work-Life-Balance – Teil 2: Die “Werde Chef deines Lebens”-Kampagne der Telekom

Wie versprochen, der zweite Teil unseres Doppelartikels zum Thema Work-Life-Balance. Heute morgen ging es um die ständige Erreichbarkeit und welche Rolle Smartphones dabei spielen. Die Problematik auf dem Schirm zu haben, ist für moderne Arbeitgeber heute Pflicht, dies auch im Personalmarketing schön zu kommunizieren die Kür.

Die Telekom hat bereits letztes Jahr die Führungskräfte dazu angehalten, das Wochenende der Mitarbeiter zu respektieren: Pressesprecher Georg von Wagner damals zur internationalen Deutschen Welle.

“Our employees have a right to their free time and should look forward to coming to work on Mondays.”

“We strongly encourage the executive staff to set a good example and not write e-mails on Friday afternoons or on Saturdays because employees would feel forced to answer and this chain reaction would go on and on. We wanted to break that.”

“Werde Chef Deines Lebens”

So lautet das Motto der aktuellen Recruiting-Kampagne der Telekom. In drei Anzeigenmotiven werden die Themen “Mobiles Arbeiten”, “Elternzeit” und “Duale Karriereförderung” zur Sprache gebracht. Letzteres ergänzt durch einen TV-Spot:

Mobiles Arbeiten

“Man kann leichter von zuhause aus ein guter Mitarbeiter sein als vom Büro aus ein guter Vater”

Elternzeit

“Alle sagen, Kind und Job sei eine Doppelbelastung. Ich habe mich für Doppelfreude entschieden.”

Duale Karriereförderung

“An alle, die sich zwischen zwei Traumberufen nicht entscheiden können: beide machen!”

Das letzte Motiv mit Katharine Baunach (in der Tat Telekom-Mitarbeiterin) im Paarlauf mit der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen, inklusive TV-Spot:

Sehr schön gemacht! Breite Ansprache durch drei Aspekte, emotionale Bilder und das Ganze eingebettet in ein gesellschaftliches Ereignis. So macht selbst Offline-Recruiting richtig Spaß! 😉

Pic: Telekom

[HTTP410] Zur “Viralität” der Telekom Recruiting-Kampagne

Wir waren von der Telekom Recruiting-Kampagne “Wissen verändert alles” nicht gerade begeistert: “An der Zielgruppe vorbei” titelten wir im November 2010. Zur Erinnerung: Man klickt sich durch das Telekom-Gebäude und löst Aufgaben. Die Kampagne ist mehrere Stufen gegliedert und hat nun die zweite erreicht: Ein versteckter Raum wurde geöffnet. Von dort aus kann der Bewerber nun individuelle Informationen (für Azubis, Studenten oder Professionals) zu seinem möglichen Telekom-Karriereweg abrufen. Ich möchte darauf nicht groß eingehen – auch der neue Raum wertet das gesamte Konstrukt nicht auf.

Viel spannender ist ja, ob ich mit der Prognose richtig lag, dass die Kampagne an der Zielgruppe vorbeigehen würde. Besonders betont wird in der Kommunikation dieser Kampagne ihre “Viralität”. Warum? Der Einstieg zu der Kampagne läuft über einen YouTube-Markenkanal, der dann wiederum auf die Seite www.wissen-verändert-alles.de führt, wo der virtuelle Rundgang beginnt.

Dieser YouTube-Kanal verzeichnet immerhin über 455.000 Aufrufe. Das ist eine beachtliche Zahl, zumal unklar bleibt, wie sich die Verteilung gestaltet hat. Über das Video selbst kann es nicht gekommen sein, dieses hat nur 9700 Aufrufe. Also muss die Verbreitung über den Link direkt zum YouTube-Channel gelaufen sein. (Was weitaus schwieriger ist!)

Nun wäre elbkind keine Seeding-Agentur, wenn sie nicht wüssten, wie sie dem Virus einen kleinen Schubs geben könnten. Die Google Suche nach “Spaßvogel des Monats” liefert zum Beispiel seitenweise Verweise auf die unterschiedlichsten Portale, auf denen der Link unter diesem Titel gezielt platziert wurde. Das alleine dürfte einiges an Traffic gebracht haben (und war vermutlich noch längst nicht alles).

Die Zahl der Kanalaufrufe zeigt also nur, das elbkind beim Seeding bis jetzt gute Arbeit geleistet hat. Wie viel davon wirklich aus dem Publikum gekommen ist, das wird man vielleicht im April erfahren – solange soll die Kampagne mindestens laufen. Die Anzahl der absolvierten Online-Bewerbungstests oder die Anzahl der gelösten Aufgaben im Spiel wären z.B. interessante KPIs.

Ich bin nach wie vor gespannt!

[HTTP410] An der Zielgruppe vorbei: Die neue Azubi-Kampagne der Telekom

Die Telekom beginnt zum Jahresende mit einer neuen Recruiting-Kampagne. Unter dem Motto “Wissen verändert alles” sollen in erster Linie Auszubildende angesprochen werden. Ein eigener YouTube-“Viral”-Channel verweist auf eine Microsite, mit der die Wunschkandidaten virtuell durch das Telekom-Hauptquartier gehen und Aufgaben à la “Rechne doch mal die Mehrwertsteuer von Nettobetrag x aus” oder “Mit welchem Stecker schließt man einen Beamer an?” lösen dürfen.

Die Kampagne ist mit großem Aufwand gemacht und mit viel Blick fürs Detail umgesetzt – nur schrecklich veraltet und völlig an der Zielgruppe vorbei! Um wen soll es gehen? Ausbildungen beginnen mit etwa 16 Jahren. Sagen wir, ein umsichtiger Schüler beginnt bereits im Alter von 14 Jahren mit der Ausbildungsplatzsuche. Hat er darauf – wie er sagen würde – Bock??

Empfangstätigkeit
Diese Mitarbeiterin ist ganz traurig, weil ihr Computer nicht funktioniert und sie ohne ihn keine Prozentrechnung kann.

Ich glaube kaum. Mehrwertsteuer ausrechnen, ein Plakat holen, einen Beamer anschließen sind allenfalls zeitraubende Aufgaben und keine Herausforderungen. Und schon gar nicht für Jugendliche in diesem Alter! Dass man sich virtuell durch ein Gebäude klicken kann ist auch nicht neu. Zudem ist das ganze unterbrochen von langen Ladezeiten und die Bedienung nicht sonderlich gelungen.

So klickt sich der Besucher von Raum zu Raum, von Stockwerk zu Stockwerk und wartet nach den jedem Klick geduldig bis alle Animationen und Bedienelemente geladen sind, damit es weiter gehen kann. Um dann herauszufinden, welche Optionen und Wege in einem Raum zu Verfügung stehen, muss man mit der Maus den Bildschirm abfahren und darauf achten ob sich der Mauszeiger verändert. Eine reine Geduldsprobe, kein Wunder, dass die basicthinking-Redaktion “keine Zeit” hatte, die Seite zu testen. 😉

Inhaltlich dürfte die Kampagne keinen Jugendlichen hinter dem Ofen hervor locken. Technisch schon gar nicht. Man schaue sich nur mal an, was im November 2010 an Computerspielen auf den Markt kommt. Natürlich kann das kein Maßstab für interaktive Recruiting-Sites sein, aber die eigene Idee muss trotzdem dagegen bestehen können. So zum Beispiel das Assessment-Game der Kanzlei Houthoff Buruma. Simples Prinzip, Teilnehmer die sich vernetzen müssen, eine echte Herausforderung – das kann auch gegen heutige Medienangebote standhalten. Ein YouTube-Video mit “Huch-Effekt” und eine Multimedia-Präsentation im Stile der 90er Jahre nicht.