HR-Digitalisierung immer noch mangelhaft: Jetzt für die Zukunft stärken

Wir schreiben den neunten April 2020. Für die Wollmilchsäue geht bereits die vierte Woche im Home Office ins Land – vielen anderen Arbeitnehmern dürfte es ähnlich gehen. Darüber, dass die Welt im Ausnahmezustand ist, brauchen wir hier heute nicht weiter sprechen. Fest steht wenig, aber in Bewegung ist trotz vermeintlichem Stillstand vieles. Besonders, wenn man sich, wie es wohl einige gerade notgedrungen tun, Gedanken über die Digitalisierung in Deutschland macht, speziell über die HR-Digitalisierung

Einen kleinen Einblick in die aktuelle Situation in den deutschen HR-Abteilungen gewährt uns eine Blitzumfrage von Wolfgang Brickwedde vom Institute for Competetive Recruiting, die es bei meta HR nachzulesen gibt. Doch bevor wir zum Heute und Morgen kommen, werfen wir einen Blick auf den Status Quo (vor Corona).

Personio hat kürzlich die Studie Traumberuf HR? Wunsch und Wirklichkeit in Zeiten der Digitalisierung veröffentlicht, die die Zusammenhänge zwischen (un)-glücklichen Recruitern, zeitfressenden Admin-Aufgaben und mangelnder Digitalisierung in deutschen HR-Abteilungen beleuchtet.

Personio-Studie: Wenn kaum Zeit für das bleibt, was am meisten Spaß macht

Zu Beginn der Studie steht die Frage, wieso sich die Teilnehmer überhaupt für ihren Beruf entschieden haben. Für 62% ist es vor allem die Aussicht auf Arbeit mit Menschen. Weitere 61% finden die Mischung aus operativer und strategischer Arbeit reizvoll. Und 46% möchten ihr Unternehmen aktiv mitgestalten.

Doch zwischen Wünschen und Vorstellungen und dem Alltag als HRler klafft für viele Befragte eine Lücke. So gaben 53% an, dass die Arbeit mit Menschen zu kurz kommt. Auch bei der Mitgestaltung des Unternehmens hapert es, 23% wünschen sich hier mehr Einfluss. Außerdem erhoffen sich 28% mehr Wertschätzung für ihre Tätigkeit von der Geschäftsführung und ihren Mitarbeitern und auch beim Gehalt (50%) zeigt sich die Hälfte der Teilnehmer nicht zufrieden.

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So ist es kein Wunder, dass 28% der Teilnehmer angaben, dass die Berufspraxis (eher) nicht ihren Erwartungen entspricht. Ganze 38% sind (eher) unzufrieden mit ihrem Job.

Zeitfresser Verwaltungsarbeit, Lösung HR-Digitalisierung

Das, was den befragten Personalern die Zeit für die Arbeit mit Menschen raubt, ist Verwaltungsarbeit. Admin-Tätigkeiten nehmen durchschnittlich 42% ihrer Arbeitstage in Beschlag. Zeit, die sie lieber Belangen ihrer Kandidaten, ihrer Mitarbeiter oder der strategischen Planung widmen würden.

HR-Digitalisierung Studie von Personio

89% der Teilnehmer sind der Meinung, dass dieser Admin-Anteil an ihrer Arbeitszeit zu hoch ist. Besonders in kleinen Unternehmen nimmt die Verwaltungsarbeit viel Raum ein. So verbringen HRler in kleineren Unternehmen (50-99 Mitarbeiter) sogar 44% der Arbeitszeit mit administrativen Tätigkeiten, während es in größeren (200-499 Mitarbeiter) “nur” 39% der Zeit sind.

Ein Grund für den hohen Zeitaufwand im administrativen Bereich liegt in mangelnder Digitalisierung. 

54% der Befragten gaben an, dass in ihren Unternehmen nur wenige HR-Prozesse digitalisiert sind. Bei 35% ist immerhin die Hälfte der HR-Prozesse mit Software abgedeckt, aber nur bei 6% die meisten Prozesse und lediglich bei 2% alle. Auch hier spielt die Unternehmensgröße eine Rolle. Die meisten kleineren Unternehmen sind nicht oder kaum digitalisiert, während es bei den größeren zumindest 30% gibt, die von sich sagen, dass sie größtenteils oder vollständig digitalisiert arbeiten.

HR-Digitalisierung: Urlaubsplanung ist nur der Anfang

Auf die Frage hin, welche Prozesse in den Unternehmen der Befragten bereits digitalisiert sind, zeigt sich, dass es noch viele nicht genutzte Potenziale gibt:

HR-Digitalisierung: Studie von Personio

Mit digitalen Lösungen können Unternehmen viel mehr für ihre HR-Abteilungen erreichen, als nur die Entgeltabrechnung und die Urlaubsplanung zu erleichtern.

Nur 6% verwalten ihre Stellenanzeigen digital und auch das Bewerbermanagement kommt nur auf schlappe 15%. Und im Bereich On/Offboarding geht überhaupt nichts. Die Unternehmen setzten auf Insellösungen, bei denen nur kleine Teilbereiche digitalisiert werden. Zugegeben, der Schritt von einer Handvoll einzelner Softwares hin zu einem holistischem Ansatz, der möglichst viele Bereiche der HR-Arbeit in sich vereint, ist groß und lässt sich nicht nebenbei erledigen.

Womit wir zurück zu unserer Ausgangslage kommen. 

HR-Digitalisierung kann viel mehr als Zeiterfassung und Urlaubsplanung. Sie ist es auch, die HRler von ihren Schreibtischen im Büro loseist – eine Erkenntnis, die wohl für viele Unternehmen zwar spät, aber dafür mit Wucht gekommen ist.

In der aktuellen Situation sind es natürlich nicht nur die fehlenden digitalen Prozesse, die Unternehmen und die HR-Abteilungen schwer belasten. Eine aktuelle Einschätzung der Lage auf dem Arbeitsmarkt von unserem Geschäftsführer Alex liefert Ergebnisse.

Die Blitzumfrage von Wolfgang Brickwedde vom Institute for Competetive Recruiting unter 440 Personalern zeigt kein eindeutiges Bild – wie in jeder Krise gibt es, je nach Branche, Gewinner und Verlierer. So gibt fast die Hälfte der Befragten an, dass ihre Bewerberzahlen unverändert geblieben sind, während die andere Hälfte von einem (deutlichen) Rückgang berichtet. Viele der Recruiter erwarten, dass in Folge der Corona-Krise die Recruiting-Aktivitäten zurückgefahren werden.

Was sie aber bestätigen können: die Krise ist als Treiber für die HR-Digitalisierung von durchschlagender Kraft.

HR-Digitalisierung: Studie von Personio

Hoch im Kurs stehen natürlich vor allem die Online-Video-Lösungen für Kandidateninterviews, aber auch im Bereich Candidate Assessment tut sich etwas. Doch was kommt nach dem Interview? Ob die Unternehmen auch die Möglichkeiten haben, ihre neuen Mitarbeiter anhand digitalisierter Prozesse durch das Onboarding zu führen, wird nicht abgefragt.

Kein Fortschritt ohne Akzeptanz und Vertrauen

Digitalisierungsexperte Gunter Dueck sagte dem Deutschlandfunk Nova am 05.04.:

“Es geht gar nicht so sehr um Technologie, sondern um die Akzeptanz von anderen Möglichkeiten.”

Denn die Technologie ist da. Sie wird nur nicht genutzt – oder wurde es zumindest nicht. Laut Dueck sind es die veränderten Gewohnheiten, die für die zukünftige Nutzung entscheidend sein werden.

Vertrauen und Akzeptanz auf Seiten der Arbeitgeber und -nehmer sind es, die die Unternehmen auch nach Überstehen der Krise auf der langen Reise hin zur Digitalisierung, auch der HR-Digitalisierung, begleiten werden und müssen.

Die Studie von Personio findet Ihr hier zum Nachlesen und hier geht’s zum Artikel von meta HR.

[HTTP301] Recruiting-Erfolge von heute statt Buzzwords von morgen

Lernen von den Besten lautet die Devise auf der Hands-on Hiring Konferenz am 13. Oktober in Frankfurt am Main. Fünf Recruiting-Experten zeigen, worauf es beim Recruiting wirklich ankommt.

Unternehmen suchen nach neuen Mitarbeitern, die Nachfrage steigt weiter. Das zeigen die aktuellen Arbeitsmarktstatistiken. 685.000 freie Stellen waren allein im August dieses Jahres bei der Bundesagentur gemeldet, mehr als vor einem Jahr. Bei der Suche und der Auswahl von Kandidaten gibt es jedoch so einiges zu beachten. Ob Cultural Fit, Active Sourcing oder Recruiting Controlling – die Liste der aktuellen Trends und Buzzwords ist lang. Doch was steckt eigentlich dahinter und was ist wirklich für die Kandidatenauswahl relevant? Statt sich also sofort auf Trends zu stürzen, ist es wichtig, eine Grundlage zu schaffen und eine durchdachte Recruiting-Strategie aufzusetzen.

Das wird auf der Hands-on Hiring Konferenz besprochen, die gemeinsam von Textkernel, Wollmilchsau und Freunden organisiert wird. Als Experten werden Barbara Braehmer, Christoph Athanas, Ralph Dennes und Jan Kirchner über die Themen sprechen, die euch unter den Nägeln brennen. Ihr dürft sie also vor Ort mit euren Fragen löchern.

Geballtes Expertenwissen für mehr Recruiting-Erfolge

Damit ihr auch wisst, was euch auf der Konferenz erwartet, hat Textkernel vorab mit den Referenten über aktuelle Recruiting-Themen gesprochen. Ihr bekommt geballtes Wissen von Recruiting-Experten. So werdet ihr auf den neusten Stand beim Active Sourcing gebracht und erfahrt, wie ihr Suchmaschinen für die aktive Personalsuche nutzt. Außerdem erfahrt ihr, warum der Cultural Fit für die Einstellung von Kandidaten so wichtig ist und wie ihr ihn messen könnt, um den perfekten Match zu erzielen. Und damit ihr dabei auch selbst gut performt, lernt ihr, wie ihr ein effektives Personalmarketing-Controlling aufsetzt und welche KPI dafür wichtig sind.

Die vollständigen Interviews mit den Referenten könnt ihr auch hier nachlesen:

Ihr wollt auch bei der Hands-on Hiring Konferenz am 13. Oktober im Museum für Kommunikation in Frankfurt am Main dabei sein? Dann meldet euch direkt für die Hands-on Hiring an, es sind noch Tickets verfügbar!

Social Media hausgemacht: die TimoCom-Strategie

Im Dezember haben wir das Employer Branding Video “Timo Wonderland” der Firma TimoCom als Best-Practice vorgestellt. Es hat bis heue über 30.000 Yotube-Views gesammelt und stellt mit wesentlich mehr postiven als negativen Reaktionen eine sehr erfreuliche Ausnahme dar.

christof_thesingaSelbstverständlich wollten wir wissen, wie  das Team von TimoCom es geschafft hat, dort, wo die aller meisten (auch wesentlich größere Unternehmen und Budgets) versagen, einen Erfolg zu erzielen. Christof Thesinga von TimoCom war so freundlich, uns ein paar Fragen zu beantworten.

WMS: Hallo Christof, was genau machst Du bei TimoCom?

CT: Mein Name ist Christof Thesinga, ich bin 37 Jahre alt und seit rund 10 Jahren bei der TimoCom Soft- und Hardware GmbH. Als Marketing Director bin ich verantwortlich für das operative und strategische Marketing von TimoCom in Europa.

WMS: Wer betreut Eure Social Media Strategie? Gibt es Mitarbeiter, die sich fest damit beschäftigen, oder erfolgt das nebenbei?

Um das nebenbei laufen zu lassen, ist dieser Bereich zu umfangreich und auch viel zu wichtig. Wir haben schon früh ein eigenes Online-Marketing-Team geschaffen, das von der Strategieentwicklung über das Content-Marketing bis hin zum kompletten Monitoring und Controlling für alles verantwortlich ist.

Auch wenn wir eigentlich auf allen Social Media Kanälen mitspielen, liegt der Schwerpunkt auf Facebook. Aktuell haben wir hier alleine 17 Seiten in 15 Sprachen, die von eigenen Country-Managern muttersprachlich betreut werden. Durch regelmäßige Redaktionssitzungen behalten wir den Überblick und sorgen dafür, dass eine einheitliche Außendarstellung beibehalten wird.

WMS: Eure Auftritte und Kampagnen wirken insgesamt sehr durchdacht, umfassend und professionell. Macht Ihr das alles intern oder habt ihr Unterstützung von außen?

CT: Natürlich stellen auch wir uns generell die betriebswirtschaftliche Frage “Make or Buy”. Da aber eine selbstbewusste DIY-Mentalität Teil unserer Firmenphilosophie ist, entscheiden wir uns fast immer für eine interne Lösung. Das gilt auch für das Marketing. Für uns ist das absolut die richtige Strategie, schließlich sind unsere Zielgruppen stark segmentiert, unser Themenfeld komplex und die Märkte multilingual. Außerdem sind wir mit Produkten und Entwicklungen schnell am Markt. Da ist ein hoher Grad an Flexibilität und Geschwindigkeit in den Kommunikationsmaßnahmen einfach unerlässlich. So können wir heute vom Onlineauftritt bis zum Imagefilm alles selber machen.

WMS: Eure Mitarbeiter sind offenbar mit Enthusiasmus dabei und helfen, dass Unternehmen und seine Kultur nach außen zu kommunizieren. Wie schafft Ihr das?

CT: Gute Frage. Ich denke der Grund dafür liegt im fairen und respektablen Umgang der TimoCom mit ihren Mitarbeitern. Natürlich klingt das jetzt nach peinlichem PR-Pathos, aber in diesem Fall kann man das wirklich nicht anders sagen. Ohne eine gesunde Basis, die nur der Arbeitgeber selber schaffen kann, hat es jede interne Marketingabteilung schwer.

Desweiteren trägt sicherlich auch die hervorragende Arbeit unserer HR-Abteilung dazu bei, dass wir auf Plattformen wie kununu so gut wegkommen. Schlussendlich bauen wir im Marketing darauf auf. Durch eine gute interne Kommunikation, kreative Mitarbeiterevents und Mitmach-Aktionen tragen wir unseren Teil zu diesem besonderen „TimoKlima“ bei.

WMS: Mit rund 20.000 Aufrufen in nur 10 Tagen ist Euer Video nicht nur unter Kreativ- sondern auch unter Performance-Gesichtspunkten erfolgreich. Das dürfte sowohl die Aufrufe Eurer Stellenangebote als auch die Download-Zahlen Eurer App nach oben getrieben haben. Gibt es da schon konkrete Ergebnisse?

CT: Konkret ist erst einmal der PTA-Wert (People Talking About) auf den Facebook-Seiten regelrecht abgehoben. Wir konnten aber auf allen Kanälen die positive Wirkung des Videos verzeichnen. Als direkte Folge gab es viele frische Abonnenten für unseren YouTube-Kanal, neue Facebook-Fans und Twitter-Follower, kleine und große Forumsdiskussionen, jede Menge Traffic auf unserer Website und sogar neue Newsletter-Anmeldungen. Blogartikel wie hier auf Wollmilchsau freuen uns natürlich ganz besonders und sind eine schöne Bestätigung für den Einsatz unserer Mitarbeiter.

Was die gesteckten Downloadziele für die zeitgleich veröffentlichte Transportbarometer-App angeht, haben wir diese bereits 48 Stunden nach dem Upload des Videos erreicht. Das hat uns selbst auch überrascht. Ob wir auch als attraktiver Arbeitgeber punkten konnten, wird das Bewerbungsaufkommen in den nächsten Tagen und Wochen zeigen. Wir sind jedenfalls immer auf der Suche nach klugen Köpfen. Zurzeit auch im Social Media Team.

WMS: Nach welchen Kriterien, Zielen und Messgrößen gestaltet und überwacht Ihr Eure Social Media Aktivitäten?

CT: In erster Linie geht es uns um den direkten Kontakt zu unseren Kunden. Dazu versuchen wir den verschiedenen Ansprüchen und Erwartungshaltungen unserer Fans durch einen ausgeglichenen Mix aus Branchenwissen, Firmeneinblicke, Produktinformation und Spaß gerecht zu werden. Alle Inhalte werden in Redaktionsmeetings geplant und in einem Postingplan fixiert.

Nach der Veröffentlichung kontrollieren wir den Erfolg mit Hilfe der gängigen Analysetools und ziehen daraus Rückschlüsse für zukünftige Inhalte und Optimierungsmöglichkeiten. Dabei sind die Interaktionsraten für uns ein wichtiger quantitativer Erfolgs-Indikator. Qualitativ ist es vor allem das Feedback durch Kommentare und Anfragen. Spannend sind dabei die internationalen Unterschiede unserer verschiedenen Präsenzen. Was in Frankreich funktioniert, geht in Polen oder Litauen noch lange nicht. Wir sind also permanent dabei unsere Aktivitäten an die Länder anzupassen und lernen täglich dazu.

WMS: Da Du nach diesem Meisterstück jetzt Experte für Employer Branding Videos bist: Hast Du einen Rat für andere Unternehmen, wie sie das Thema angehen können? 

CT: Für den Expertentitel ist es wohl noch etwas früh. Das komplette Projekt wurde von meinem Team erdacht, konzipiert und verwirklicht. Wenn, dann sind das die Experten. Und ohne die vielen freiwilligen Timos, hätten wir das so erst recht nicht machen können.

Aber um auf Deine Frage zurück zu kommen: Ich denke, man sollte sich einfach umschauen, was andere machen. Eine Idee zu kopieren ist nicht schlimm. Es kommt nur darauf an, wie man damit umgeht. Unser Video ist das beste Beispiel. Solche Lip-Dubs gibt es millionenfach im Netz. Wir haben uns trotzdem bei dieser Grundidee bedient und sie an unsere Bedürfnisse angepasst. Mit etwas Mut zur Ehrlichkeit und zu Fehlern, schafft man dann die Authentizität, die das Ergebnis einzigartig macht.

WMS: Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Wir wünschen Dir und dem gesamten TimoTeam ein fantastisches 2014!

Schäppchenjäger-Strategie als die Always-Win-Strategie bei Facebook?!


eMarketer erwähnt heute
eine kürzlich veröffentlichte Studie von Chadwick Martin Bailey, in der es um die Fragestellung geht, warum (US) Konsumenten Marken online folgen. Unter “folgen” verstehen die Macher Studie zum einen das “Liken” von Fanpages bei Facebook und zum anderen das abonnieren von E-Mail Newslettern. (PDF Download)

Die Haupterkenntnis von eMarketer ist, dass die Facebook-Liker anscheinend u.a. ihre Unterstützung für die Marke öffentlich kund tun wollen, was im Fall von Newsletter-Abonnenten überhaupt nicht der Fall ist. Surprise! Wie soll man bitte sehr, mit einem Newsletter-Abo auch öffentlich angeben?! Egal.

Viel spannender finde ich die Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der Befragten in beiden Fällen angeblich aus Interesse an Sonderangeboten und Schnäppchen handelt. Das Interesse an exklusiven Inhalten fällt dagegen in beiden Fällen mit einer Häufigkeit von 23% (Fanpage) bzw. 26% (Newsletter) um fast 50% geringer aus. Hm. Man könnte jetzt die Vermutung aufstellen, dass die Schnäppchen-Strategie in jedem Fall die Win-Strategie für Euch werden könnte.

Man spare die Kosten für die vernünftige Betreuung der Fanpage und verlose monatlich ein iPad, die Fans kommen in Scharen, alle sind glücklich und steuerlich hat das auch noch Vorteile. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass das funktionieren kann. Fragwürdig wäre allerdings die Nachhaltigkeit einer solchen Strategie. Freibiertrinker kommen nämlich auf eine Veranstaltung nur zum Freibiertrinken und bleiben, solange es Freibier gibt. Dann ziehen sie weiter. Das kennen ich vom Hamburger Twittwoch und ähnlichen Anlässen.

Exklusiver Content und diese “seht alle her, ich finde die Marke/Firma cool, auch wenn sie mir nichts umsonst gibt” Schiene, finde ich persönlich interessanter. Es dauert zwar viel länger, guten Content “zu lernen” und der Community ein Gefühl zu geben, dass bei Euch dazuzugehören, wie bei einem David-Lynch Film, irgendwie en vogue, oder halt zumindest erwähnenswert, ist, aber es hält viel länger. Und es ist der sicherere Weg, eine wirklich lebendige Community aufzubauen, wenn vielleicht auch nicht die größtmögliche.

Ich würde sogar soweit gehen und die radikale These aufstellen, dass Verlosungen und Geschenke (zu Beginn) die Community verderben können. Z.B. weil bei den enttäuschten Teilnehmern nach einer Aktion die Motivation zur aktiven Community-Teilnahme in den Minusbereich rutschen könnte.

Wie seht ihr das? Wollt ihr Geschenke oder Exklusivität (inhaltliche) und Identifikation?

Pic: Bargain by silverfox09 CC2.0

[HTTP410] Eignet sich Social Media auch für Firmen, die mit einer negativen Online-Reputation starten?

In der Zeit der Besinnung stellen wir uns ein paar essentielle Fragen. Einer fragt, die beiden Anderen antworten. Jan macht den Start.

Jan fragt kurz und knapp: Eignet sich Social Media auch für Firmen, die mit einer negativen Online-Reputation starten? Wenn ja, wie könnte eine Strategie aussehen?

Alex sagt: Klar eignet sich Social Media auch für die Firmen, deren Weste an einigen Stellen schwarze Flecken aufweist, oder vielleicht sogar ganz schwarz ist. Wichtig ist die Wahrnehmung des Problems, die Einsicht und der Wille zur Besserung. Behandelt ein Unternehmen seine Mitarbeiter schlecht, hat es wenig Sinn, öffentlich zu versuchen, die Welt vom Gegenteil zu überzeugen. Möchte man sich dagegen bessern und die Öffentlichkeit quasi als Beobachter, unter Umständen Dialogpartner, miteinbeziehen, könnte das schon eher funktionieren.”Leute, wir haben’s kapiert. Es wird jetzt alles besser. Natürlich Schritt für Schritt. Schaut zu, wie aus uns eine hübsche Blume wird” 🙂

Auf jeden Fall sollte der Auftritt eines eines solchen Unternehmens gut überlegt sein, inklusive der Bereitschaft auf anfänglich evtl. überzogene Kritik einzugehen, ohne zusätzlichen Schaden anzurichten. Lügen und Täuschen in jeglichen Form scheint für vorbelastete wie für unvorbelastete Unternehmen keine gute Strategie im Social Web zu sein.

Tobi sagt: Natürlich. Deutlicher gesagt: Gerade Unternehmen mit einer schlechten Online-Reputation sollten sich bemühen, ins Social Web zu gehen. Wenn ich bereits negativ diskutiert werde, besteht ja ein erheblicher Handlungszwang. Zumindest, sofern mir die öffentliche Meinung nicht egal ist – und die unterscheidet sich heute nicht mehr groß zwischen on- und offline. Eine konkrete Strategie lässt sich klar umreißen: Stimmen sammeln (Monitoring), auswerten (Analyse) und dann in die individuelle Kommunikation gehen.

Erfolg und Wirkungsweise dieser Strategie hängt natürlich stark davon ab, worauf sich der schlechte Ruf gründet und ob er nicht auch seine Berechtigung hat. Das Unternehmen muss in seiner Kommunikation dann aufklären, deeskalieren oder gar den Weg der Entschuldigung gehen. Und dazu bedarf es grundlegender Bereitschaft innerhalb der Betriebsleitung. Nun ist es ja so, dass die meisten Unternehmen mit schlechter Online-Reputation diese nicht völlig grundlos gesammelt haben. Und die Ursache darin liegt wiederum oft in einer gewissen Ignoranz gegenüber den Wünschen der Kunden, den Partnern oder der Öffentlichkeit. In diesem Prozess entsteht Reibung, die aber oft einen sehr viel reineren Kern zum Vorschein bringt, als es für möglich gehalten wurde.

Pic: HHA 124L (CC BY 2.0)

[HTTP410] Social Media Strategie: Was Unternehmen von Snoop Dogg lernen können

Calvin Broadus a.k.a. Snoop Dogg ist einer der weltweit erfolgreichsten Musiker und Entertainer. Als Chairman sorgt er für das EMI-Label Priority Records und mit über 12 Millionen Facebook-Fans bzw. fast 5 Millionen Followern bei Twitter ist er zudem eine erfolgreiche Social Media-Marke. Für whatstrending.com hat Shira Lazar Snoop nach seinen Online-Erfolgsrezepten befragt:

  1. Sei Du selbst! Klar, seine Fans mögen Snoop Dogg so wie er ist. Es wäre also widersinnig, sich anders zu geben. Was sich aber auch 1:1 auf das Business-Umfeld übertragen lässt: Ein Online-Auftitt muss ein realistisches Abbild des Unternehmens bieten. Wer versucht, sich hier eine andere Fassade zu bauen, wird über kurz oder lang scheitern.
  2. Öffne Dich! Du möchtest, dass sich Deine Fans an Umfragen beteiligen, Deine Inhalte teilen und sich aktiv in Deine Community einbringen? Dann geh mit guten Beispiel voran. Nutze soziale Netzwerke nicht nur als weiteren Kanal für glattgebügelte PR-Botschaften.
  3. Hör zu! Deine Community ist der beste Ratgeber. Frag sie nach neuen Ideen, binde sie in die Kreations- und Entscheidungsprozesse mit ein. Lerne von ihnen und nimm Dir ihre Wünsche zu Herzen. Du bekommst Insights, die Dir keine Mafo bieten kann
  4. Lass was springen! Auch wenn Du damit kein Geld verdienst. Biete Mehrwert Und wir reden hier nicht von Informationen – die Rede ist von Inhalten, die den Nutzern wirklich Freude bereiten. Und dafür muss auch mal der ein oder andere Taler locker gemacht werden. Sei es ein schönes Video, Gewinnspiele oder andere Giveaways
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In der zweiten Hälfte das Interviews driftet das Thema etwas ab. Natürlich steht auch hinter einem Snoop Dogg noch ein Marketing-Team. Auch sie haben im Rahmen des Beitrags etwas Ihre Online-Strategien erzählt. Das wichtigste: Content!

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Social Media im Unternehmen – Eine Kurzanleitung in 14 Schritten

Ich reagiere inzwischen leicht allergisch gegen die vielen “10 Wege zum…”- und  “20 Tipps für…”-Artikel in den Bloglandschaften. Oft wird in diesen suggeriert, sich ein hochkomplexes Thema in wenigen Schritten aneignen zu können. Dabei sind die versprochenen Wege und Tipps oft nur Überschriften für ein ganzes Kapitel, wenn nicht gar Titel für ganze Bücher, die erst geschrieben werden müssten. Andererseits: So eine grobe Übersicht kann – richtig gedeutet – auch sehr nützlich sein, um Orientierung im Thema zu finden. (Bemüht nicht die Blogsuche – ich weiß, dass auch wir derartige Artikel geschrieben haben! 😉 )

Der 14-Punkte Quickstart Guide to Social Media for Business (gefunden bei TNW) ist einen solchen Blick wert. Das liegt nicht zuletzt an seiner grafischen Aufbereitung. Ich finde, das Labor-Flair passt sehr gut in diesen Kontext. Eine Web2.0-Implementierung ist für Unternehmen nämlich doch etwas mehr “Rocket Science”, als ein einfaches Kochrezept. Zu viele unterschiedliche Stationen gilt es zu meistern, zu viele unvorhersehbare Dinge können passieren und zu unberechenbar sind die Ergebnisse, als dass es mit einem “Man nehme drei Eier, Mehl und Zucker…” zu vergleichen wäre. Hier also eine hilfreiche Roadmap, auch wenn ich hier und da Punkte verschieben würde:

Die 14 Schritte

  1. Überlegt Euch, was Ihr erreichen wollt, zusammen mit allen Beteiligten.
  2. Definiert Eure Zielgruppe.
  3. Identifiziert Meinungsführer.
  4. Klärt die Verantwortlichkeiten innerhalb des Unternehmens.
  5. Richtet die Social Media Kanäle ein.
  6. Entwickelt eine Content-Strategie.
  7. Überlegt, welche KPIs und Kennzahlen Euch wichtig sind.
  8. Individualisiert und optimiert die Profile dahingehend.
  9. Legt einen Reaktions- und Handlungsrahmen fest.
  10. Entwickelt eine Social Media Policy.
  11. Veröffentlicht die ersten Inhalte.
  12. Stellt das Monitoring-System ein und beobachtet die Ergebnisse.
  13. Spannt eure Netzwerke ein, um den Launch bekannt zu machen.
  14. Und Ihr seid dabei…

Feintuning

…wie es weiter geht, liegt dann in Eurer Hand! Je nach Unternehmen und Einsatzgebiet muss dieser Ablauf angepasst werden. Mir persönlich geschieht hier manches etwas zu früh, anderes zu spät. Warum werden zum Beispiel Kanäle eröffnet, bevor die Content-Strategie steht – bevor man also überhaupt weiß, wie man die Kanäle befüllen will bzw. kann? Vielleicht passen andere Plattformen im Nachhinein besser. Kennzahlen würde ich i.d.R. auch sehr viel früher, zusammen mit den Zielen definieren. Aber wie gesagt: Es ist schwer diesen Weg ultimativ festzulegen. Sagt Euch diese Reihenfolge zu? Welchen Punkt würdet ihr wohin schieben?

Pics: B2Bento und GranniesKitchen

Warum sich die Investition in Arbeitgebermarke und HR-Strategie lohnen wird

Employer Branding und HR-Strategien werden in vielen Unternehmen immer noch stiefmütterlich behandelt. Dabei geht es nicht nur darum, durch den Aufbau und die gekonnte Vermittlung einer Arbeitgebermarke, dem Fachkräftemangel zu begegnen und neues Personal zu gewinnen; eine holistische HR -Strategie geht mit Employer Branding Hand in Hand und betrifft auch die aktuelle Belegschaft des Unternehmens.

Zwei Infoclips des CRF-Institus (die Researcher hinter der internationalen “Top-Employer”-Auszeichnung) zeigen die gegenseitige Abhängigkeit von Arbeitgebermarke zu Personalentwicklung und Unternehmenskultur.

Employer Branding für die nächste Dekade

Employer Branding bedeutet auch, nachhaltige Begünstigungen und Freiräume zu bieten. Sabbaticals, Weiterbildungsangebote und Rücksicht auf die Work-Life-Balance der Arbeitnehmer machen nicht nur Lust bei einem Unternehmen anzufangen, sie unterstützen auch den Wunsch, bei einem Unternehmen zu bleiben. Außerdem: Wer Frauen in seinem Unternehmen eine echte Chance bietet, erschließt sich einen zusätzlichen, leistungsstarken Arbeitsmarkt.

Gute HR-Strategien zahlen sich aus

Auch bzw. gerade wenn bei der HR-Strategie der einzelne Mitarbeiter im Mittelpunkt steht, wird sich das positiv auf die Produktivität der gesamten Belegschaft auswirken. Personalentwicklung, Beratungen und Home-Office-Angebote schlagen sich zum Beispiel in geringeren Ausfall-Quoten nieder. Hier müssen Unternehmen weg vom schnellen Profit und auf den langfristigen ROI ihres HR-Managements vertrauen.

Pic: Christopher Craig

Was zeichnet Ihr Unternehmen eigentlich aus?

Provokant gefragt? Das GOOD-Magazine hat eine Liste von 30 Firmen zusammengestellt, die es wert wären, die eigene Arbeitskraft zu investieren. Darunter einige große wie Trader Joe’s, aber auch viele kleine, bekannte und unbekannte.

Die Auswahl erfolgte unter anderem über zehn Kriterien, die jene Firmen erfüllen konnten – wobei es nicht ausschlaggebend war, möglichst viele (oder gar alle) dieser Punkte abzudecken. Vielmehr kam es auf ein ausgewogenes Gesamtbild an. Auch hierzulande könnten sich die Unternehmen im Rahmen Ihrer Employer Branding Strategie (Wie, sie haben keine??) ein paar Gedanken machen und mit diesen zehn Abzeichen prüfen, in wieweit das eigene Unternehmen diese Ansprüche erfüllt:

  1. Es fördert kreatives Arbeiten
  2. Es sorgt für Menschen und Mutter Erde
  3. Es ist transparent
  4. Es Teil der öffentlichen Wahrnehmung
  5. Es hat ein Herz für seine Angestellten
  6. Es wird gemocht
  7. Es lässt andere mitspielen
  8. Es setzt Technologien klug ein
  9. Es engagiert sich lokal
  10. Es achtet auf sein Äußeres

Nicht jedem sind alle Punkte gleich wichtig, manche lassen sich in bestimmt Branchen auch nur schwer realisieren – dennoch sollte sich jedes Unternehmen einmal zu den obigen Werten positioniert haben. Welche der “Orden” könnten sie Ihrem verleihen? Welche nicht? Warum nicht?

Pic: The U.S. Army