Arbeitsmarkt vs. Lockdown: Zwischen Neueinstellungen und Arbeitslosigkeit

Das letzte Jahr war geprägt von Unsicherheiten – das hat sich auch auf dem Arbeitsmarkt und den Neueinstellungen widergespiegelt. Lockdown, Kurzarbeit, Lieferengpässe und ein Virus, dessen wirtschaftliche Auswirkungen kaum einzuschätzen waren und immer noch sind. Unter anderem die Gastronomie, der Einzelhandel, die Tourismus- und Veranstaltungsbranche haben immer noch unter dem Lockdown zu leiden und werden die Folgen auch noch eine ganze Zeit spüren.

Viele andere Firmen, die nicht von den politischen Lockdown-Entscheidungen in Deutschland betroffen sind und im Laufe des letzten Jahres aufgrund von Unsicherheiten Neueinstellungen gescheut haben, nehmen zum Teil wieder an Fahrt auf. Auch die Geschäftserwartungen und die Beurteilung der Geschäftslage innerhalb der Unternehmen, festgehalten im ifo-Geschäftsklimaindex, stiegen nach einem pessimistischen Januar wieder an. Im März verbesserte sich die Stimmung nochmal deutlich: Von 92,7 Punkten im Februar, erhöhte sich das Klima auf 96,6 Punkte. Das ist der höchste Wert seit Juni 2019!

Laut ifo-Institut sei insbesondere das Verarbeitende Gewerbe zunehmend optimistisch: Ihre Erwartungen waren zuletzt im November 2010 so positiv. Das Institut hält fest, dass laut ihrer Konjunkturumfragen in allen Industriebranchen ein Aufschwung prognostiziert wird. Bei den IT-Dienstleistern liefen die Geschäfte im März besonders gut. Im Gastgewerbe und der Tourismusbranche ist die Lage aufgrund des derzeitigen Lockdowns leider weiterhin sehr schlecht.

Die Geschäftserwartungen liegen mit 100,4 Punkten so hoch wie zuletzt im Jahr 2018. Wo dieser Optimismus herkommt, ist nicht ganz klar. Wie sich der weiterhin anhaltende Lockdown auch nach Ostern auf die weiteren Prognosen und Erwartungen im April auswirken wird, bleibt abzuwarten.

ifo Geschäftsklimaindex März Neueinstellungen

Die Bundesagentur für Arbeit meldet ebenfalls eine trotz Lockdown stabile Fachkräftenachfrage. Aufgrund der pandemiebedingten wirtschaftlichen Einschränkungen macht der Kräftebedarf im Durchschnitt keine großen Sprünge, bleibt aber zumindest stabil. Dieses Pendel lässt sich zurückführen auf die vom Lockdown besonders betroffenen Branchen wie das Gastgewerbe oder personenbezogene und wirtschaftliche Dienstleister (z.B. Friseurbetriebe oder Reisebüros) auf der einen Seite, die wirtschaftlichen “Gewinner” der Pandemie auf der anderen.

Trotz Lockdown Aufwärtstrend bei Neueinstellungen

Eine Auswertung der Jobbörse StepStone zeigt, dass auch die geschalteten Stellen wieder steigen. Die Plattform wertete ganz aktuell die Anzahl neu veröffentlichten Anzeigen von Januar 2020 bis Mitte März 2021 aus. Hier liegt die Zahl der neu ausgeschriebenen Jobs wieder knapp über dem Niveau von Anfang März 2020. Das Vor-Corona-Niveau entsteht auch hier vor allem durch die Jobs, deren Bedarf in der aktuellen Zeit besonders steigt. Hierzu gehören laut StepStone beispielsweise das Handwerk, die Pflege aber auch die Verwaltung und Logistik.

Die Anzahl an offenen Stellen im Handwerk ist um 132 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Doch auch Mitarbeiter*innen im Bereich Bildung und Soziales werden händeringend gesucht und verzeichnen einen Anstieg von 126 Prozent, ebenso wie Mitarbeiter*innen der Verwaltung und Logistik.

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Da StepStone als Jobbörse ausschließlich sehr kostenintensive Anzeigenschaltungen mit fester Laufzeit anbietet, sollte man sich für einen umfassenderen Überblick auch die Schaltungen anderer Jobbörsen und Suchmaschinen anschauen. Weitere Zahlen zur Entwicklung auf dem Stellenmarkt bekommen wir zusätzlich von der Plattform Jobfeed. Die Kolleg*innen bieten eine tagesaktuelle Übersicht über neu geschaltete Stellenanzeigen. Die Auswertungen beinhalten Jobportale wie die kostenlose Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit, Xing, Ebay Kleinanzeigen oder auch Monster. Schon der kostenlose Chart auf ihrer Startseite ist sehr hilfreich für eine Einschätzung der Lage, die ein recht freundliches Bild vom aktuellen Stellenmarkt zeigt.

Neue Stellenangebote in Deutschland Jobfeed Neueinstellungen
Quelle: Jobfeed

Doch natürlich ist auch hier besonders auf die Unterschiede der Branchen zu achten. Schaut man sich unseren Mix an Branchen-Beispielen an, wird eine Erholung der Neuschaltungen im Gesundheitswesen sowie in der Branche der Informations- und Kommunikationstechnologie deutlich. Beide haben sogar einen deutlichen Sprung gemacht und dieses Jahr mehr Stellen ausgeschrieben als noch im selben Monat des Vorjahres. Transport und Verkehr sowie Produktion bleiben vergleichsweise stabil. Das Bauwesen verzeichnet einen minimalen Anstieg im Januar und Februar 2021.

Neuschaltungen von Stellenanzeigen auf dem Arbeitsmarkt nach Branchen und Monaten Neueinstellungen
Quelle: Jobfeed

Die aktuelle Situation und der mittlerweile lang anhaltende Lockdown hinterlassen weiterhin ihre Spuren auf dem Arbeitsmarkt und sorgen auch im Februar für eine leicht steigende Anzahl an Arbeitslosen. Während die Arbeitslosenquote im Februar 2020 bei 5,3 Prozent lag, ist sie mittlerweile bei 6,3 Prozent. Kurzarbeit sichert auch weiterhin Beschäftigungen und verhindert schlimmeres.

Während es einigen Arbeitgebern an Personal mangelt, können andere ihres nicht mehr halten. Das Thema Mitarbeitergewinnung war noch nie so unausgeglichen und stark branchenabhängig wie in dieser Zeit.  Das wirkt sich auch auf das Interesse an ausgeschrieben Stellen aus: StepStone verzeichnet einen Anstieg der Bewerbungen seit April 2020 um ein Drittel. Das Interesse an Jobs ist groß und viele Arbeitnehmer*innen sind auf der Suche nach krisensicheren Anstellungen.

Diese Ein- und Ausblicke sind lediglich Ausschnitte und können sich jederzeit wieder in die eine sowie in die andere Richtung entwickeln. Wir behalten den Arbeitsmarkt weiterhin im Auge, sind aber vorsichtig optimistisch, dass die positiven Geschäftserwartungen der Industrie, aber auch die anziehenden Stellenausschreibungen ein positives Zeichen für die weitere Entwicklung sind.

Facebook-Jobformat für KMU – Service oder Bauernfängerei?

Es geht das Gerücht um, dass Facebook eine neue Beitragsart für Fanpages testet bzw. sukzessive einführt. Und zwar Stellenanzeigen bzw. “Jobs”. Diese Nachricht tauchte gestern im Blog von Thomas Hutter auf, wo er das neue Facebook-Jobformat ausführlich darstellt und erklärt.

Leider scheint die Funktionalität im Augenblick nur sehr beschränkt verfügbar zu sein. Weder konnte ich sie auf irgendeiner unserer Fanpages oder auf den Fanpages unserer Kunden vorfinden, noch finden sich irgendwelche weiterführenden Infos außerhalb von Thomas Blog. Gehen wir mal davon aus, dass es sich tatsächlich um eine neue Funktion handelt und nicht um einen kleinen “Leak”, um das grundsätzliche Interesse an dem Thema anzutesten.

Wie dem auch sei, es wurde in der Vergangenheit nicht nur hier bei uns des Öfteren spekuliert, wann sich eine der beiden Datenkraken, Facebook und Google, dem bis jetzt völlig vernachlässigten Thema “Jobs” widmen würde. Da beide das Potential hätten, den Markt für die Jobsuche, wenn nicht gleich auf den Kopf zu stellen, dann zumindest für ordentlichst Bewegung und Unruhe sorgen, wird jeder Schritt in diese Richtung mit Interesse beobachtet. Bis jetzt kam allerdings nichts Brauchbares dabei heraus.

Was erwartet uns beim neuen Facebook-Jobformat?

Da bei Thomas bereits alles ausführlichst erklärt wurde, beschränke ich mich auf das Wesentliche. Neben den geläufigen Beitragsformaten Status, Foto/Video, Event würde nun auch eine an Stellenanzeigen angepasste Maske zur Verfügung stehen. Die Eingabemöglichkeiten bedürfen keiner besonderen Erläuterung.

So sieht das neue Facebook-Jobformat aus

(Quelle: www.thomashutter.com)

Ein so veröffentlichter Job taucht dann wie ein gewöhnlicher Beitrag in der Timeline der Fanpage auf. Die Besonderheit ist der “Apply now” Button unter rechts. Klickt man auf die Anzeige erhält man entsprechend die vom Arbeitgeber eingegeben Daten angezeigt. Der Bewerber kann sich nun bewerben. Freundlicherweise stellt Facebook dazu ein Formular zur Verfügung, in dem die bei Facebook hinterlegten beruflichen Stationen bereits erwähnt sind. Diese kann man ergänzen. Dokumente können wohl nicht angehängt werden.

Bewerbungsformular auf der Facebook Fanpage
(Quelle: www.thomashutter.com)

Klickt man nun auf “Send”, landet das ganze Zeug in dem zur Fanpage gehörenden Facebook-Messenger Verlauf. Das sieht dann so aus.

Messenger-Verlauf zur Facebook-Bewerbung
(Quelle: www.thomashutter.com)

Und das war es auch schon.

Was soll das?

Sollte das Format in dieser oder in einer ähnlichen Form tatsächlich eingeführt werden, vermute ich folgende Überlegungen dahinter:

Facebook hat natürlich mitbekommen, dass neuerdings mehr und mehr Stellenangebote in der Timeline beworben werden. Facebook weiß aber auch, dass in der Relation dennoch nur eine verschwindend geringe Menge der Unternehmen weltweit Facebook heute als einen Recruiting-Kanal wahrnehmen. Hand aufs Herz, wer von Euch denkt üblicherweise, “Stellenausschreibung?! Hey, lass gleich zu Facebook!”?

…Also, die Einführung des Formats “Jobs” dürfte die Wahrnehmung von Facebook dahingehend positiv verändern. Gerade bei den KMU könnte durch diese klitzekleine kosmetische Änderung eine plötzliche Erleuchtung eintreten, “Oh, bei Facebook kann man jetzt auch Stellenanzeigen schalten. Toll! Nix, wie hin.”

Weiterhin hat Facebook ja die KMU, die bereits auf der Plattform sind, mit ihren durchgehend bescheidenen Fanpages mit der ungünstigen Anpassung des Reichweiten-Algorithmus seinerzeit im Regen stehen lassen. Nun tuen sich (vermeintlich) neue Möglichkeiten auf. “Hm. Meine Fanpage bringt nichts. Meine Beiträge und Teamfotos will ich nicht bewerben. Bringt auch nichts. Aaaaber, jetzt kann man ja Jobs veröffentlichen. Da könnten wir ja doch ein paar Euros ausgeben. Vielleicht kommen wir ja günstiger weg als bei den Jobbörsen.”

Ok. Facebook versucht also eine Zielgruppe zu aktivieren, die bis jetzt nicht so richtig in die Gänge kam. Die Millionen von Kleineren Unternehmen, die hin und wieder ein paar Jobs zum Ausschreiben haben. Hier kann man einiges verdienen.

Es geht aber aus meiner Sicht noch weiter. Die Tatsache, dass der Klick auf eine Facebook Job-Anzeige eine Detail-Ansicht innerhalb von Facebook öffnet und die abgeschickte Bewerbung im Facebook Messenger landen würde ist äußerst interessant. Der Recruiter muss zu Facebook bzw. die Facebook-Messenger App installieren, um die Bewerbung lesen zu können. Der Bewerber bleibt ebenfalls innerhalb der Facebook-Plattform. Ich hoffe, der Punkt wird gerade deutlich!

Stellenanzeigen in den Promoted Posts bei Facebook

Es ist seit Jahren, möglich Stellenangebote bei Facebook zu schalten und zu bewerben, auch wenn es dafür kein explizites Format vorgesehen war. Und zwar so, dass der Bewerber bei Interesse (Klick auf die Anzeige) auf der Karriere-Webseite landet, sich dort ausführlich informiert und bei Interesse in dem für das Unternehmen gewohnten Bewerbungsprozess landet. Mit dem neuen Format würde Facebook diesen Ablauf zumindest indirekt angreifen. Es wird dem suchenden Unternehmen suggeriert, die passende(re) Beitragsart “Jobs” auszuwählen. Natürlich soll gerne auch Geld für das Bewerben einer solchen Anzeige ausgegeben werden. Die Interessenten, die da drauf klicken sollen (und werden) aber innerhalb von Facebook verbleiben. Hier sehe ich einen entscheidenden Nachteil für die Unternehmen!

Für ganz kleine Unternehmen, die keine Webseite haben, ist das sicherlich eine feine Lösung. Für alle anderen ist ein Job-Format, dass trotz ausgegebener Werbegelder, die Bewerber nicht bis zur Karriere-Seite durchlässt, meiner Meinung nach ein äußerst schlechtes Geschäft. Sollte das Format so kommen, überlegt Euch gut, ob ihr es nutzt, und was es für Alternativen gibt. Die gibt es, wie oben erwähnt.

Zum Schluss noch eine technische und strategische Überlegung. Sollte das Format kommen und würde es umfangreich genutzt werden, ist der Weg zu einer funktionierenden internationalen Facebook-Jobbörse theoretisch nicht mehr weit. Genügend strukturierte Job-Daten hätte Facebook dann ja. Auch wenn wir noch nicht soweit sind, würde alleine die Veränderung der Wahrnehmung Facebooks hin zur ernst zu nehmenden Recruiting-Option, spannende Auswirkungen auf den Stellenanzeigen-Markt haben.

Was haltet Ihr von dieser News? Seht Ihr das ähnlich wie ich oder vielleicht ganz anders?

Falls das Thema Stellenanzeigen bei Facebook für Euer Unternehmen interessant ist, kontaktiert uns gerne oder ladet Euch einfach die Jobspreader-Broschüre unter dem Post herunter. Wir kommen dann auch Euch zu. Jobs bei Facebook werden von einem entsprechenden Modul unseres Produkts abgedeckt.