Digital überholt Print: Axel Springer AG setzt aufs richtige Pferd

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Das Verlagshaus Springer zählt zu den größten Medienunternehmen Deutschlands. Nicht nur als Herausgeber von Welt und BILD, zahlreichen Zeitschriften und Magazinen, sondern auch als Betreiber eigener Vertriebsnetzwerke von der Druckerei bis zum Pressehandel. Eines muss man diesem Konzern lassen: Er hat die “Gefahren” des digitalen Wandels in der Medienbranche bereits früh erkannt und rechtzeitig Gegenmaßnahmen getroffen: Der frühe Ausbau der Online-Portale, die ersten Paywall-Experimente und ein Kai Diekmann, der sich ein halbes Jahr im Silicon Valley herumtreibt um sich inspirieren zu lassen.

Das Ergebnis: Trotz sinkender Zahlen, einigen Konsolidierungen und kleineren Stopps hat Springer noch keines seiner großen Formate aufgaben müssen. Deren unrühmliche Rolle in der aktuellen Debatte um das Leistungsschutzrecht einmal außen vor gelassen: Die Axel Springer AG hat früh reagiert und investiert und zeigt damit anderen Großverlegern die Richtung der nächsten Jahre. 2012 erwirtschaftete der Konzern mit seinen Online-Angeboten erstmals mehr, als mit dem herkömmlichen Zeitungsgeschäft. Und das als der Printriese Deutschlands.

Übrigens: Schaltet noch jemand Anzeigen in Zeitungen? Anybody? 🙂

Pic: paper10101 (CC BY-SA 2.0) und Statista (CC BY-ND 3.0)

It’s the Zielgruppe, stupid

Da macht ein Viral der Axel Springer AG die Runde und während es von jungen Kreativen begeistert aufgenommen wird*, fragt Ihr Euch, ob denn damit “gutes” Employer Branding betrieben wurde. Ob das dem Image einer Firma gerecht werden könnte. Kann es denn überhaupt angehen, dass ein Bewerber so frech und respektlos ist!? Und überhaupt: Wovon redet der denn da? Passt das denn zum Image?

Und dann macht BMW ein Praktikanten-Rapvideo, das von der Zielgruppe in der Luft zerrissen wird. Und Ihr fragt Euch, ob sich denn eine seriöse Firma trauen könnte, mit einem “Rap” auf Praktikantensuche zu gehen – Rapmusik, dieses wilde, rohe Sprachrohr der Straßenjugend… brrrrr… Passt das denn zum Image?

Merkt Ihr was? Wenn Ihr Euch fragt, wovon der Bewerber am Anfang des Springer-Virals überhaupt spricht, werft einen Bolick auf den YouTube-Kommentar, der die meisten Likes gesammelt hat: “Den wünsche ich mir als Raidleiter” Und wer nicht weiß, was ein Raid ist, kann und muss dieses Video nicht verstehen – ein junger “Global High Performance WTF Hot Shit Engineer of Superior Benchmark Media-Mastership” weiß es! Genauso der BMW-Clip: Wer nicht versteht, warum ein professionell produziertes Möchtegern-Rapvideo höchstens Fremdschämen zur Folge hat, der wird auch nicht verstehen, wie sich Praktikanten nach München holen lassen.

Dabei ist es völlig egal, ob wir das nun Recruiting, Personalmarketing oder Emlpoyer Branding nennen. Alles läuft in einem Punkt zusammen: Ihr wollt Leute! Eine Arbeitgebermarke wird nicht vom Arbeitgeber kreiert, sie entsteht in den Köpfen derer, die Ihr erreicht – wenn Ihr Glück habt. Und da ist der Weg, den Springer geht noch nicht einmal mutig; er ist schlichtweg richtig und konsequent. Und der Erfolg der Kampagne entscheidet sich nicht in den Urteilen sondern in den Menschen, denen der Clip gefällt und die sich bei Springer melden. Eure CI bringt keine Bewerber.

*…und wir reden hier von Springer! Soviel zum Thema Image.

Pic: *chritopher* (CC BY 2.0)