Recruiting in der Web- und Softwareentwicklung: Wie besetzt man Mangelprofile?

Auf der Suche nach Beispielen für Mangelprofile fällt schnell die Wahl auf “Recruiting Softwareentwicklung” in all seinen Facetten. Möchte man verdeutlichen, wie schwierig es ist, in bestimmten Bereichen an Mitarbeiter*innen zukommen, fallen häufig die Begriffe Java, Frontend, C++ oder Phyton.

Tatsächlich ist die mangelnde Auswahl an Softwareentwickler*innen auf Fach- und Experten-Level keine Klischeevorstellung. Eine geringe Anzahl an Fachkräften, fehlende Arbeitgeberbekanntheit und vorrangig passiv wechselwillige Kandidat*innen erschweren den Unternehmen die Suche nach neuen Mitarbeiter*innen in einem angemessenen Zeitraum.

Um ausreichend viele Bewerbungen just in time zu generieren, ist eine gut aufgebaute digitale und mobile Candidate Journey unerlässlich. In der Web- und Softwareentwicklung sollte das nötige Know-how für die Umsetzung gegeben sein. Das Interesse daran fehlt aber offenbar. Ein genauerer Blick in unsere Studie zum Online- und Mobile Recruiting in der Web- und Softwareentwicklung zeigt, dass sogar in digitalaffinen Branchen noch viel Luft nach oben ist.

Der Arbeitsmarkt in der Web- und Softwareentwicklung bleibt angespannt

Je nach Ausbildung, Erfahrungsschatz und Karrierelevel sind Mitarbeiter*innen im Bereich der Web- und Softwareentwicklung schwer zu bekommen. Der Arbeitsmarkt ist zwar insgesamt noch nicht vollkommen leer gefegt, doch die Einstellungen könnten länger dauern, als viele Unternehmen annehmen. Offene Positionen, die dem Fachkräfte-Level entsprechen (hierzu zählen zum Beispiel die Fachinformatiker*innen, Fachberater*innen oder Assistenzinformatiker*innen), gelten mit einer Arbeitslosen-Stellen-Relation von 1,73 als Engpassprofil.

Die durchschnittliche Vakanzzeit verdeutlicht diese Zahl: 155 Tage dauert es im Schnitt, eine dieser offenen Jobs erfolgreich zu besetzen. Schlechter sieht es für Unternehmen aus, die auf der Suche nach Expert*innen im Bereich Web- und Softwareentwicklung sind. Hierzu zählen Softwareentwickler*innen, Software-Architekt*innen, aber auch Leiter*innen in der Anwendungsentwicklung. In dieser Berufsfeld kommen 96 Arbeitslose auf 100 offene Stellen.

Die Vakanzzeit von durchschnittlich 183 Tagen wirkt dagegen schon fast erfreulich. Weitere Zahlen hierzu findest Du in unserer aktuellen Studie zum Thema Recruiting in der Web- und Softwareentwicklung. [promotional-banner id=”55201″]

Recruiting Softwareentwicklung: Passiv wechselwillige Programmierer*innen erreichen

Unternehmen, die auf der Suche nach Mitarbeiter*innen in der Web- und Softwareentwicklung sind, sehen sich verschiedenen Problemen gegenüber. Zum einen ist da die eben erwähnte Lücke an Fachpersonal. Auch Azubi-Mangel spielt in diesen Berufen weiterhin eine große Rolle. Ein weiteres Problem ist die fehlende Unternehmensbekanntheit. Nicht jeder Arbeitgeber, der Mitarbeiter*innen für Programmiertätigkeiten sucht, ist den Bewerber*innen ein Begriff. Viele attraktive Firmen arbeiten eher im Hintergrund und können mit bestimmten Lovebrands beim Thema Bekanntheit kaum mithalten.

Andersherum ist es auch möglich, dass ein Unternehmen zwar für E-Commerce bekannt ist, aber nicht für die Vielzahl an offenen Jobs im Bereich der Softwareentwicklung. Damit trotzdem ausreichend viele Bewerber*innen generiert werden können, müssen Stellenanzeigen sichtbar sein, die Messbarkeit erhöht werden und die Hürden im Bewerbungsprozess so niedrig wie nur möglich gehalten werden.

Um digitalaffine Bewerber*innen zu erreichen und im Anschluss von sich zu überzeugen, sollte die Candidate Journey denkbar niedrigschwellig und angenehm gestaltet sein. Dass das auch in der Web- und Softwareentwicklung nicht immer der Fall ist, zeigen unsere aktuellen Studienauswertungen.

Recruiting Softwareentwicklung Link Karriereseite

Das Problem beginnt auf der Corporate Page: Der Link zum Karrierebereich sollte an prominenter Stelle platziert sein. Dieser hat im besten Fall ein eigenes Feld im Header und ist nicht im Drop-Down-Menü oder noch schlimmer im Footer versteckt. Das gilt auch für Unternehmen, die vorrangig E-Commerce betreiben.

Ein kurzes Gedankenspiel: Ein*e Softwareentwickler*innen macht Überstunden im aktuellen Job. Diese*r Kandidat*in ist mäßig zufrieden, hatte aber bisher noch nicht die Zeit und Muße, nach anderen Stellen zu suchen. Bei der Bestellung sieht der*die Kandidat*in den Reiter „Karriere“ prominent auf der Startseite und entscheidet sich, einen kurzen Abstecher auf die Karriereseite zu machen. Wäre das nicht der Wunsch eines jeden Arbeitgebers? Gleichzeitig ist die Umsetzung so einfach!

Digitale Candidate Journey in digitalen Unternehmen nicht ausreichend

Die Online Candidate Journey muss nicht nur vom heimischen Laptop oder stationären PC aus reibungslos funktionieren. Die gesamte Internetnutzung verlagert sich immer weiter  zu unseren mobilen Endgeräten. Im E-Commerce wird diese Entwicklung seit Jahren erkannt und verarbeitet. Von Einkaufslisten, Online-Shopping, Kommunikation bis hin zum Aktienhandel – alles ist uneingeschränkt digital möglich. Es bleibt die Frage, wieso die gleichen Unternehmen bei ihren Karriereseiten eine Ausnahme machen.

Was den Status quo im Bereich der Web- und Softwareentwicklung betrifft, zeigt sich ein Bild, das wir von anderen Studien zum Thema Mobiloptimierung kennen: Je tiefer man in den Bewerbungsprozess einsteigt, desto seltener sind die Unterseiten mobil nutzbar. So sieht es bei den untersuchten Unternehmen im Bereich der mobiloptimierten Karriere-Webseiten, Jobbörsen und Stellenanzeigen noch richtig gut aus: die Karriereseiten und Jobbörsen sind zu starken 97 Prozent für die Nutzung auf Smartphones geeignet. Die Stellenanzeigen zu 95 Prozent.

Recruiting Softwareentwicklung Bewerbungsformulare

Dann kommt jedoch der große Bruch: Von den untersuchten Bewerbungsformularen waren nur noch schlappe 66 Prozent auf dem Smartphone einwandfrei nutzbar.

Wenn das Bewerbungsformular eines Krankenhauses, das auf der Suche nach Fachärzt*innen ist, mangelhaft mobiloptimiert ist, ist das ärgerlich, aber entschuldbar. Wenn digitale Unternehmen, die Programmierer*innen für digitale Dienstleistungen, Software oder Spiele suchen, eine mangelhafte Mobile Candidate Journey aufweisen, ist das peinlich.

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Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen

Im heutigen Artikel sprechen wir über Entwickler. Denn Entwickler, heißt es so schön in der Studie, die wir Euch jetzt vorstellen, sind der “zentrale Treiber der Digitalisierung in unserer gesamten Arbeits- und Lebenswelt”. Und weil es sie nicht gerade wie Sand am Meer gibt, sie aber gefühlt zu jeder Zeit von jedem Unternehmen gesucht werden, scheint es nur ratsam, zuzuhören, wenn sie etwas zu sagen haben.

Stack Overflow, eine Entwickler-Community, in der sich Entwickler untereinander über alles austauschen, was das Thema Softwareentwicklung betrifft, hat kürzlich “Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017” veröffentlicht. Ursprünglich global ausgerichtet, liegt der Fokus auf den Antworten der über 5000 befragten deutschen Entwickler (insgesamt gab es über 64.000 Antworten aus mehr als 213 Ländern!). Wir werfen für Euch einen Blick auf Themen wie Ausbildung, Beschäftigungsstatus und Entwickler auf Jobsuche.

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Formelle Ausbildung hat nur moderaten Stellenwert

Bevor es losgeht sollte vorab gesagt sein: Ganze 59% der Entwickler in Deutschland gaben an, offen für eine neue berufliche Herausforderung zu sein – aber nur 9% suchen aktiv nach einem neuen Job.

Nach wie vor ist die überwältigende Mehrheit der Entwickler weltweit männlich. Nur 5,3% der Befragten sind weiblich, aber das sind immerhin etwas mehr als die 3,91% weiblichen Teilnehmer von 2016.

Wenn es um die Ausbildung geht, zeigt sich in Deutschland ein hoher Anteil an Teilnehmern, die einen akademischen Abschluss besitzen. Bei den professionellen Entwicklern haben 77% mindestens einen Bachelor. Etwa 34% der professionellen Entwickler findet jedoch ihre formelle Ausbildung “nicht sehr wichtig” oder sogar “überhaupt nicht wichtig”.

Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen - Grafik 1
Quelle: Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017

Dazu passt auch, dass starke 93% der Befragten in Deutschland angaben, ihre Fähigkeiten zumindest in Teilen als Autodidakten (also im Selbststudium) erlernt zu haben – die formelle Ausbildung gehört zwar dazu, ist aber auch eben bei weitem nicht alles. Das deckt sich ebenfalls mit der recht langen Programmiererfahrungen bei vielen Entwicklern. Oft üben sich angehende Entwickler schon vor der Zeit an der Universität im Programmieren.

In der Studie heißt es dazu:

Das bedeutet für Unternehmen: Recruiter, die nur auf das Alter oder das Jahr des Uniabschlusses schauen, schätzen die Erfahrung eines Softwareentwicklers oft falsch ein.

Viele Softwareentwickler (77%)  haben sich außerdem mit Leib und Seele ihrem Beruf verschrieben, denn sie programmieren auch in ihrer Freizeit als Hobby und steuern zudem häufig Codes zu Open-Source-Projekten bei.

Beschäftigungsstatus von Entwicklern

Die Mehrheit der Entwickler ist vollzeitbeschäftigt, was angesichts des Bedarfs an Fachkräften aus diesem Bereich nur logisch scheint.

Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen - Grafik 2
Quelle: Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017

Nimmt man Vollzeit, Teilzeit und Selbstständigkeit zusammen, haben immerhin 89% der Entwickler einen Job. Besonders viele “freie” Talente gibt es also nicht da draußen. Aber dafür gibt es noch Hoffnung, denn noch mal zur Erinnerung: 59% der Befragten sind prinzipiell offen für Neues und 9% suchen aktiv. Nur ca. 32% haben damit zur Zeit grundsätzlich kein Interesse an einer neuen Stelle.

Die meisten Entwickler arbeiten übrigens in den Branchen Software, Internet und Onlineservices (ca. 38%). Bei der Unternehmensgröße arbeitet die Mehrzahl der Befragten für Firmen, die zwischen 20 und 500 Mitarbeiter zählen (44%).

Übrigens: 27% der Entwickler wurden von einem Bekannten, Familienmitglied oder ehemaligen Kollegen auf ihre aktuelle Stelle aufmerksam gemacht Das sind mehr als die 23%, die von Recruitern (intern oder extern) angesprochen wurden (zählt man allerdings das Recruitung an Universitäten oder Jobmessen dazu sind es insgesamt etwa 29%).

Home-Office ist in Deutschland nach wie vor nur wenig verbreitet. Nur 9% der Befragten arbeiten mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit von zu Hause aus. In den USA sind es 16%, in Frankreich und Großbritannien immerhin 12%.

Entwickler auf Jobsuche

Zuvor wurde bereits erwähnt, dass 59% der Befragten einer neuen beruflichen Herausforderung offen gegenüberstehen – auch wenn sie eigenen Angaben nach “nicht aktiv” auf Jobsuche sind. Insgesamt verbringen trotzdem 51% der Teilnehmer 1 bis 2 Stunden pro Woche auf Jobsuche, gegenüber 29%, die gar nicht suchen. Diejenigen, die aktiv auf Jobsuche sind, wenden dafür etwa 3 Stunden pro Woche auf.

Was aber muss eine Stelle bieten, um für Entwickler relevant zu sein und wonach bewerten Entwickler eine Stelle?

Platz 1 geht an fachliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten, gefolgt von den speziellen Technologien (Programmiersprachen, Frameworks etc.), mit denen gearbeitet werden sollen. Auf Platz 3 schafft es das Arbeitsumfeld und erst auf dem 4. Platz finden sich Gehalt und mögliche Zusatzleistungen. Sehr viel weniger wichtig (besonders im Vergleich zu den USA) sind hierzulande zum Beispiel das Ansehen und die Bekanntheit des Vorstandes oder die Bekanntheit und Verbreitung des Produkts/Service. Home-Office dümpelt mit Platz 10 im Bereich der eher weniger wichtigen Aspekte.

Kurios, denn als Zusatzleistung ist es durchaus beliebt: 50% der Befragten finden, dass Möglichkeiten zum Home-Office/Remote Work ein guter Benefit sind. Noch wichtiger sind ihnen nur die Anzahl der Urlaubstage und die wöchentliche Stundenanzahl. Weniger beliebt sind z.B. Kinderbetreuung und Altenpflege, Aktienpakete oder großes karitatives Engagement von Unternehmensseite aus.

Und welche Skills finden die Entwickler beim Recruiting von IT-Kollegen hierzulande besonders wichtig? Ein Tipp: Prestigeträchtige Arbeitgeber und Universitäten sind es nicht:

Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen - Grafik 3
Quelle: Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017

Wer Entwickler rekrutieren will und muss, sollte immer im Hinterkopf behalten, dass die fachliche Herausforderung und die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung vielen Entwicklern mehr bedeuten als Gehalt und Prestige. Auch wenn nur 9% der Befragten auf aktiver Jobsuche sind, so gibt es doch einen großen Pool von Entwicklern, die sich mit einer richtig guten Stelle zum Jobwechsel bewegen lassen würden.

Ein zweiseitiges Schwert. Es bedeutet natürlich auf der einen Seite, dass all diejenigen, die auf der Suche nach Entwicklern sind noch Chancen haben – diejenigen jedoch, die ihre besten Talente halten wollen, werden sich viel Mühe dabei geben müssen.