Prospective hat den Trend Report Online Recruiting Schweiz 2010 veröffentlicht. Eine gute und interessante Studie! Eine Aufbereitung fand schon im Personalmarketing-Blog, bei der Karrierebibel und bei karriere.at statt, ergänzt durch ein Interview mit Matthias Mäder, Prospective Geschäftsführer bei saatkorn.
Dem hätten wir auch nicht viel hinzuzufügen, wenn in der Zusammenfassung nicht dieser kleine Satz zu finden wäre:
“Google hat sich nebst Firmen-Webseiten zur beliebtesten Informationsquelle für Stellensuchende entwickelt.”
Um es klarzustellen: Die einzige Information, die es bei Google zu finden gibt, sind Links zu Seiten, auf denen weitere Informationen bereitgestellt werden (Von Google-Angeboten wie Buzz & Co. einmal abgesehen). Das mag nun als Haarspalterei bezeichnet werden, aber ich glaube hier das Symptom eines grundsätzlichen Miss- oder Unverständnisses zu sehen: Ohne Information auf Webseite (Social Network, Portal, Börse…) kein Suchergebnis bei Google! Bei Google und vergleichbaren Angeboten werden lediglich andere Informationsquellen subsumiert.
Dieser Satz findet sich so oder ähnlich nicht nur bei Prospective. Viele Umfragen sind in ihrer Fragestellung diesbezüglich ungenau und bieten Google als alternative Antwort neben Homepage, Social Media, Jobbörse,(…) an. Hier werden die Suchwege mit den Informationskanälen in einen Topf geworfen. Wenn Bewerber angeben, sie würden Google zur Stellensuche verwenden, was tun sie dann? Sie geben Suchbegriffe in das Suchfeld ein und bekommen Ergebnisse. Ergebnisse auf Webseiten, in Netzwerken, Portalen oder Jobbörsen. Weswegen die Angabe Google oder Karriere-Homepage oder Social Network so nicht richtig ist.
Der Weg einer Online-Information führt nur noch selten direkt von Sender zu Empfänger – sie hat viele Zwischenstationen. Google wäre eine davon. Das Internet ist ein sehr homogenes Netzwerk geworden, eine Trennung nach Portalen, oder Datenhäfen, wo es Ware X abzuholen gäbe, ist schon lange nicht mehr zeitgemäß; sie ist sogar schlichtweg falsch.
Das Problem
Wie wäre demnach eine Aussage wie “Google wird häufiger genutzt als Social Media” zu bewerten, wenn Social Media ein Teil der Google-Ergebnisse ist? Wie kann Google “nebst Firmen-Webseiten zur beliebtesten Informationsquelle für Stellensuchende” werden, wenn die Firmen-Website das Ziel des Google-Links ist?
Dabei tritt dieses Unterteilungsproblem nicht nur zwischen Suchmaschinen und Inhalten auf, auch das Web2.0 mit seiner eigenen Teildynamik steht in einem besonderen Verhältnis zu den Online-Informationen, und der Art und Weise, wie indirekt auf diese zugegriffen werden kann.
Diese Problematik beschäftigte auch die Suchmaschinenoptimierer in den letzten Wochen. Alex Sczakiel schrieb:
“Das Internet verändert sich rasend schnell. Insbesondere die letzten drei Jahre haben uns gezeigt, wo dessen Reise hingeht. Inhalte des World Wide Webs werden personalisiert und durch soziale Netzwerke gefiltert. Im Endeffekt bedeutet dieses, dass jeder Nutzer andere Inhalte geliefert bekommt wenn er etwas sucht. SEO ist aus dem Unvermögen der Suchmaschinen entstanden, Inhalte ordentlich zu sortieren. Die Suchmaschinen sind besser geworden, SEO immer schwieriger…”
Wie und warum SEO (Search Engine Optimization) und SMO (Social Media Optimization) heute miteinander vernetzt eingesetzt werden können/sollten, beschreibt Marcus Tandler in Reaktion auf diese Überlegungen.
Wird ein Inhalt z.B. über News-Aggregatoren oder soziale Netzwerke häufig erwähnt und geteilt, erkennt Google darin eine höhere Relevanz und wird den Inhalt dementsprechend besser ranken.Wer also angibt eine Stellenanzeige über Google gefunden zu haben, ist sich vermutlich gar nicht bewusst, dass sich die Anzeige durch die Aufmerksamkeit in sozialen Netzwerken an ihre Google-Position hochgearbeitet hat.
Auch umgekehrt gilt: Wer angibt über Social Media Kanäle zu seiner Stelleninformation gekommen zu sein, übersieht wohlmöglich, dass dieser Kanal wiederum mit Inhalten von der Website gespeist wurde.
Es mögen noch so viele Studien kommen, die aufzeigen wollen, welcher Kanal nun zu dieser oder jener Zielgruppe führt – jeder der sich heute noch auf ein solches Spartendenken konzentriert, verschenkt die Möglichkeit, mit einem durchdachten Kommunikations-Mix ein sehr viel höheres “Gewicht” zu bekommen.