[HTTP410] Russian Employer Branding à la Yandex

Ja, ja, die Tatsache, dass die Integration von Social Media in die Prozesse der Personalgewinnung kein Allheilmittel ist und schon gar nicht von der Notwendigkeit, z.B. im Offline Bereich – “LIVE” – kreativ zu sein, befreit, sollte kein Geheimnis sein. Davon werden ja genügend Lieder gesungen.

Letztendlich ist immer wieder nur die eine Frage entscheidend, und zwar was man in der Praxis so alles anstellen kann, ob online, offline oder auf dem Mond.  Auf der ständigen Suche nach nachahmenswerten praktischen Beispielen, fand ich diesmal tatsächlich etwas cooles aus dem Offline Bereich. Leider nicht bei uns in Deutschland sondern in Russland.

Kurzer Exkurs zum Thema Übertragbarkeit (nur für ausgesprochene Skeptiker):

Die Arbeitslosenquote in Moskau liegt bei 1%. Das Land Russland an sich leidet an ähnlichen Symptomen wie Deutschland. Es stirbt aus und das Bildungssystem liefert nicht oder die falschen Fachkräfte nach. In Ballungsräumen, wie Moskau, praktiziert man das, was wir heute unter Employer Branding und Personalmarketing verstehen, schon seit einigen Jahren wesentlich selbstverständlicher uns aggressiver.

Auf der Messe Personal in Stuttgart wurde bereits in 2008  im Rahmen des Kongresses “Personal für Russland” über die heftigen Probleme der heimischen und ausländischen Unternehmen, gutes Personal vor Ort anzuwerben, sowie mögliche Methoden, Arbeitgebermarke usw., diskutiert. Ein Referent hatte damals als Beleg für den War for Talents eine beeindruckende Printausgabe präsentiert mit mehreren hundert Seiten Stellenanzeigen zum Auslegen und Verteilen.

Praktische Offline Employer Branding Idee 1: Kostenlose Weiterbildung für angehende Spezialisten

yandex.ru – ist Russlands führende Suchmaschine und gilt allgemeinhin als ein progressives und spannendes IT – Unternehmen. Es hat wahrlich keine Probleme mit der Bekanntheit auf dem heimischen Markt und ist auch ein beliebter Arbeitgeber. Dennoch oder gerade deswegen setzt das Unternehmen konsequent auf die Bindung und Gewinnung der beste Köpfe.

Unter vielen guten Maßnahmen ist mir in den letzten Tagen vor allem die Ankündigung von kostenlosen IT – Kursen für Linux Spezialisten aufgefallen. Zur offenen Anmeldung werden junge Studenten und Absolventen im Alter von 18-24 Jahren eingeladen, die sich für das Thema interessieren.  Das Wissen wird in mehreren Abendkursen vermittelt. Die besten Absolventen des theoretischen Teils werden zum praktischen Teil zugelassen und dürfen sich als Linux Administratoren bei yandex ausprobieren.

Das Bewerbungsformular besteht aus einigen “Nerd” Fragen, die Ihr bei Interesse allerdings selbst übersetzten müsst.

Eine tolle Idee, die in der Zielgruppe selbst und bei Beobachtern auf ein sehr positives Feedback stößt. Kein Wunder, dass die Botschaft, wie von selbst durchs Netzt getragen wird und yandex schon im Vorfeld viel Lob und Aufmerksamkeit einbringt (aufgepasst, Social Media lässt grüßen!). Auch die gesuchten Spezialisten werden bei diesem Angebot ohne Zweifel nicht ausbleiben.

Praktische Offline Employer Branding Idee 2: Tag der offenen Tür – (aber wenn, dann richtig..!)

Keine neue Idee, allerdings läßt  ein Tag der offenen Tür viel Raum für Kreativität.

yandex schafft es auch hierbei, bei den Interessenten und Beobachtern zu punkten. Ab Februar startet eine Reihe von Wochenendveranstaltungen unter dem Namen “Subbotnik” (freiwilliger Sondereinsatz 🙂 ). In deren Rahmen werden Mitarbeiter zu Referenten und halten Vorträge zu ihren Kernaufgaben bzw. zu real existierenden technischen Herausforderungen, die yandex aktuell bewältigt, wie z.B. Debugging von Suchalgorithmen.

Teilnehmen darf jeder, doch das nicht genug, alle Veranstaltungen werden online übertragen und anschließend zum Download zur Verfügung gestellt. Was will man mehr?!

Da erscheint der Aufruf von Google Russland an die russischen IT-lerinnen und Ingenieurinnen, zu Ehren des weltweiten Frauentages (8. März!) aus ganz Russland in die Moskauzentrale von Google zum Kaffee, Kuchen und IT-Tratsch zu erscheinen, schon fast alltäglich.

Ist er aus meiner Sicht aber nicht! Einen Tag der offenen Tür in einem IT Unternehmen ausschließlich den Frauen zu widmen, ist auch eine gute Idee, für Aufmerksamkeit zu sorgen und sich als Arbeitgeber zu positionieren.

Ich hoffe sehr, dass diese Beispiele für einige Leser als Denkanstöße herhalten können. Natürlich (oder hoffentlich?) gibt es bei uns in Deutschland sicherlich irgendwo ähnliche Ansätze. Gibt es sie wirklich in der Form?! Das erstaunliche ist aber, dass dieses verrückte “Social Media”, die in Deutschland aktuell vorhandenen Ideen einfach nicht verbreiten bzw. zumindest nicht bis zu mir durchlassen will. Es sei denn, wir reden von mit System gepushten Employer Branding Videos.

Woran liegt das? Liegt es an mir, habe ich die falschen Quellen, oder fehlt bei uns vielleicht hier und da doch noch ein Tüpfelchen auf dem i, um wirklich klasse Aktionen auf die Beine zu stellen?

Ich würde mich auf jeden Fall  sehr freuen, über Kommentare, Social Media, Briefe, Anrufe usw. öfter von guten Ideen hierzulande zu erfahren. Traut Euch!

Ein Job, sechs Nationen: Militär-Recruiting-Videos aus aller Welt

Der Beruf des Soldaten ist einer der ältesten der Welt. Jedoch stehen insbesondere die Armeen der großen Industrienationen vor einem gemeinsamen Problem: Es fehlt an Nachwuchs.

Im Zeitalter der Selbstbestimmung, des Wohlstandes und dem Bemühen um eine globale Verständigung sinkt das Interesse, für ein paar Monate (oder Jahre) hinter Kasernenzäunen zu verschwinden und womöglich noch in bewaffneten Konflikten eingesetzt zu werden. Umso intensiver die Bemühungen der Armeen, junge Männer und Frauen zum Dienst an der Waffe zu rekrutieren.

Wie bei anderen Employer Branding Kampagnen, spielt Bewegtbild eine große Rolle. Es sollen meist unbeachtete und persönliche Seiten des Militärdienstes gezeigt werden. Wie wichtig eine zielgruppengerechte Ansprache dabei ist, zeigt sich im Vergleich der Recruiting-Videos aus unterschiedlichen Nationen. Alle werben im Prinzip für den selben Job und sprechen die selbe Altersgruppe an: Nur ist der Hintergrund jeweils ein anderer.

1. Deutschland

Von der Pilotin bis zum Feldjäger im Personenschutz:  In Kombination mit Kampfmittel und Gesicht des Soldaten wird für “eine Karriere mit Zukunft” geworben.

2. Großbritannien

Eine Alltagssituation im Wechsel mit einer aufgebrachten Gruppe vor einem militärischen Checkpoint.  Hier werden die Herausforderungen und Potentiale der Persönlichkeit eines Offiziers hervorgehoben.

3. USA

Auch in den Recruiting-Videos der USA steht die Persönlichkeitsbildung oft im Vordergrund, wenn auch weniger der zwischenmenschliche Part. 😉

4. Russland

(Vorischt: Lautstärke!) In Russland wird der Militärdienst in seiner gesellschaftlichen Rolle präsentiert. In einer Reihe von Spots wird mit einer – nicht zuletzt finanziell – “besseren Zukunft” geworben. (1, 2, 3)

5. Schweden

Im Schweden der Neuzeit spielt Krieg kaum eine Rolle. Hier wird an das Gewissen des einzelnen Schweden appelliert: Nicht überall ist es so friedlich wie in Skandinavien!

6. Taiwan

Hier will man wohl schon bei den Jüngsten das Interesse wecken. (Und gleichzeitig den großen Nachbarn und Gegner China nicht unnötig provozieren?)

Kennen unsere Leser sehenswerte Clips, wie zum Beispiel das fragwürdige Video des österreichischen Bundesheeres? Weitere Hinweise in den Kommentaren sind herzlich willkommen!

Pic: The U.S. Army

[HTTP410] Suche nach bilingualen Fachkräften in russischen sozialen Netzwerken

Die zunehmende internationale Präsenz russischer Unternehmen und die immer enger werdenden Beziehungen zwischen der deutschen und der russischen Wirtschaft veranlassen uns dazu, die kaum bewußt wahrgenommene Gruppe der russischsprachigen Fachkräfte in Deutschland zu thematisieren.

“Young Professionals, die einen bedeutenden Teil ihres Lebens hier verbracht haben, die deutsche Sprache perfekt beherrschen, über eine gute berufliche und/oder universitäre Ausbildung verfügen und sich flexibel zwischen zwei Kulturkreisen bewegen (können).”

So oder ähnlich lautet das Anforderungsprofil unserer Kunden bei der Suche nach bilingualen Fachkräften für Schnittstellenpositionen z.B im Logistik- und Exportbereich. Aber wo findet man sie?

Es existieren heute zwei große russische soziale Netzwerke mit weltweit jeweils ca. 35 Mio. Nutzern und in beiden findet man in Deutschland lebende Russen.

Odnoklassniki.ru (“Klassenkameraden”) ist mit 1,16 Mio. Nutzern aus Deutschland ganz klar das beliebteste Netzwerk hierzulande. Die Personalsuche ist hier sehr schwer. Da bisher leider keine englischsprachige Version zur Verfügung steht, sind hausinterne Russischkenntnisse unbedingt notwendig. Aber selbst mit Russischkenntnissen kann man das Fachkräftepotential der Nutzerbasis auf Anhieb nur schwer erschließen.

Das sehr schwache interne Suchsystem ermöglicht lediglich die Suche nach bekannten Namen in Kombination mit der Stadt, dem Land und dem Alter. Es gibt keine Möglichkeit, direkt nach berufsbezogenen Daten zu suchen. Die Profile werden auch nicht von Websuchmaschinen erfasst, was eine externe Suche ausschließt. Erschwerend kommt außerdem hinzu, dass in den Profilen selten Angaben zum Beruf gemacht werden.

Als nützlich erweist sich dagegen die Möglichkeit über “Interessengemeinschaften” nach Personen zu suchen. Dabei handelt es sich um Listen von Nutzern, die die selben Schulen, Berufsschulen, Universitäten sowie aktuelle und/ oder ehemalige Arbeitgeber teilen oder geteilt haben.

Für Personalsuchende bietet sich hier die Gelegenheit, anhand von Firmennamen und Ausbildungsstätten interessante Kandidaten ausfindig zu machen.

odnoklassniki-suche

Vkontakte.ru (“In Kontakt (bleiben)”) hat weltweit genau so viele Nutzer wie Odnoklassniki. Die Popularität in Deutschland ist mit 107.000 Nutzern im Vergleich relativ gering. Der Vorteil von Vkontakte ist die englische Sprachversion, die das Netzwerk für Nutzer ohne Russischkenntnisse zugänglich macht. Die Benutzer-Oberfläche ähnelt darüber hinaus fast zu 100% Facebook. Die Nutzung ist daher intuitiver, als das bei Odnoklassniki der Fall ist.

Bei Vkontakte werden tendenziell mehr berufsbezogene Angaben gemacht. Die Profile enthalten neben den Bildungseinrichtungen samt Ausbildungs-Schwerpunkten sowie aktuellen und ehemaligen Arbeitgebern auch aktuelle und frühere Berufsbezeichnungen bzw. Positionen. In Kombination mit dem starken internen Suchsystem wird Vkontakte zu einer interessanten Quelle (externes Durchsuchen ist nicht möglich). Die deutschlandweite Suche nach SAP Fachleuten führt zu immer hin ca. 20 russischsprachigen Kandidaten.

vkontakte-suche

Leider wurde das Suchsystem von Vkontakte noch nicht ins Englische übersetzt. Um den Funktionsumfang voll ausnutzen zu können, sind zumindest grundlegende Russischkenntnisse nötig.

Experimentierfreudige können jedoch mit Hilfe von URL-Suchabfragen an die Datenbank erste Gehversuche ohne Sprachkenntnisse unternehmen. Dazu ein Beispiel:

Geben Sie nach der Anmeldung bei Vkontakte.ru diese URL ein, um eine Suche nach SAPlern in Deutschland durchzuführen.

vkontakta-suche-url

Fazit:

Odnoklassniki.ru und Vkontakte.ru vereinen mehr als 1,2 Mio. Nutzer aus Deutschland. Trotz Sprachbarrieren sowie einigen Eigenheiten und Unzulänglichkeiten im Bereich der Suche sind beide Netzwerke interessante und nutzbare Quellen für bilinguale Fachkräfte.