Die Konkurrenz der Masse – ist Klickarbeit die Zukunft?

Wie sich die Digitalisierung auf unser künftiges Arbeiten auswirken wird, damit haben wir uns schon einige Male hier im Blog auseinandergesetzt. Doch was bedeutet sie für unsere Arbeitsplätze? Derzeit erhitzt das Thema Klickarbeit (auch Crowdworking genannt) die Gemüter.

Das Prinzip ist recht simpel. Es gibt verschiedene kleinere Tätigkeiten, die Maschinen (noch) nicht ausführen können, sogenannte Human Intelligence Tasks (HIT). Für Unternehmen lohnt es sich finanziell nicht, für solche “Microjobs” neue Mitarbeiter einzustellen. Also werden sie quasi wie Auktionen über verschiedenen Plattformen ausgeschrieben. Jede Person kann sich bei solchen Plattformen anmelden und diese Aufgaben gegen Bezahlung erledigen. Klickarbeiter sind also ein Heer aus Freiberuflern, die für ständig wechselnde Arbeitgeber arbeiten. Es gibt weder einen festen Arbeitsplatz, noch feste Arbeitszeiten.

Neu ist dieser Ansatz übrigens nicht, solche Human Intelligent Tasks von einer Masse aus Nutzern erledigen zu lassen. Google macht uns schon länger unbewusst und unbezahlt zu Klickarbeitern. Nämlich jedesmal, wenn wir in Formularen auf verschiedenen Websites verschlüsselte Wörter oder Zahlenfolgen, die Captcha-Codes, eingeben müssen. Google nutzt diese Funktion, um Archive zu digitalisieren bzw. auch die Zuordnung von Hausnummern für Maps.

Von stupiden Aufgaben bis zu komplexen Innovationsprojekten

Mittlerweile existieren verschiedene Plattformen für Crowdworking, mit unterschiedlichen Spezialisierungen:

  • Es gibt Microtask Plattformen; hier werden kleine, nicht komplexe Aufgaben verteilt, für die die Nutzer nur geringe Qualifikationen benötigen. Die Vergabe von Projekten erfolgt zeitbasiert, also wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Mittels Microtasks wird häufig das Datenmanagement für eCommerce-Plattformen erledigt, also Kassenzettel oder auch Werbeanbringungen im Stadtgebiet überprüfen lassen. Beispiele sind clickworker.de oder heimarbeit.de.
  • Daneben gibt es noch Marktplatz Plattformen, auf denen beispielsweise SEO-Texte für Onlineshops beauftragt werden. Aufgaben werden hier qualifikationsbasiert vergeben. Bevor der Nutzer also aktiv werden kann, muss er zunächst verschiedene Kompetenztests absolvieren. Je besser er abschneidet und je besser seine späteren Ergebnisse am Ende von den Auftraggebern bewertet werden, desto besser sind auch die Jobs, die er ergattern kann. Beispiele für solche Plattformen sind freelancer.com und twago.de.
  • Auch Design Plattformen, wie 99designs.de oder designenlassen.de zählen zu den Crowdworking Plattformen. Hier können sich insbesondere Kreative um kleinere Gestaltungsaufgaben, z.B. Logo Designs, bewerben. Das erfordert natürlich auch die entsprechende Qualifikation, nicht jeder kann sich also anmelden.
  • Auf Testing Plattformen, wie es der Name schon sagt, werden Produkttests oder auch das Überprüfen von Dienstleistungen ausgeschrieben (z.B. auf testbirds.de oder applause.com).
  • Und auch Innovationsplattformen ermöglichen die virtuelle Zusammenarbeit der Crowd, speziell für Innovationsprojekte. Hier können sich die Auftraggeber sogar ganze Teams zusammenstellen, statt Aufgaben nur für einzelne Arbeiter auszuschreiben. Bekanntestes Beispiel ist jovoto.com.

Ihr seht, es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Aufgaben und eben zugehörigen Plattformen. Nicht immer wird das Honorar für die Aufgaben festgesetzt, sondern die Klickarbeiter können auch bieten, wie bei einer Auktion. Neben der erforderlichen Qualifikation entscheidet dann auch die Höhe des geforderten Honorars darüber, wer schließlich den Zuschlag erhält.

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Man kann Microtasks mittlerweile sogar per App erledigen, ich habe mich selbst mal bei AppJobber angemeldet. Per Straßenkarte werden mir die verfügbaren Jobs angezeigt und ich erhalte dann entsprechende Anweisungen, welche Aufgaben ich erledigen muss. Damit ich mein Geld auch erhalte, muss ich die geforderten Anweisungen sehr genau befolgen. Sollte es auch nur eine kleine Abweichung geben, erhalte ich das Geld nicht. Dass ich eine Aufgabe annehme, ist also noch kein Erfolgsgarant.

Klickarbeit ermöglicht kaum Existenzsicherung

Einen kompletten Monatsverdienst ersetzt Klickarbeit bisher nicht, dafür sind die Honorare zu gering und die Arbeitszeiten im Verhältnis dazu viel zu lang. Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigt, dass die Mehrheit (70 Prozent) der Klickarbeiter monatlich weniger als 500 Euro verdienen. Nur 19 Prozent der Befragten schaffen es auf ein monatliches Einkommen zwischen 500 und 1.499 Euro, und 10 Prozent verdienen sogar mehr als 1.500 Euro.

Für den Großteil der befragten Klickarbeiter macht das so verdiente Geld 32 Prozent am Gesamteinkommen aus. 79 Prozent sehen die Klickarbeit nur als Nebenverdient an, immerhin 21 Prozent bestreiten so ihr Haupteinkommen. Bei letzteren liegt der durchschnittliche Monatsverdienst bei 1.500 Euro und das bei einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 30 Stunden unter den hauptberuflichen Klickarbeitern. Doch auch das schwankt stark, denn einige Befragte gaben auch an, bis zu 80 Stunden in der Woche zu arbeiten.

Zeitbasierter Wettbewerb

Klickarbeit gilt als moderne Form der Arbeitsorganisation, die jedoch eine ständige Verfügbarkeit erfordert, denn Klickarbeiter müssen permanent nach neuen Ausschreibungen Ausschau halten. Auch der Konkurrenzdruck unter den Usern der verschiedenen Plattformen ist enorm. Um langfristig seine Aufträge zu bekommen, muss man als Klickarbeiter eigenständig seine Leistungen und Qualifikationen verbessern und seine Arbeit nicht zu teuer, meist unter Wert, anzubieten. Es herrscht ein krasser Wettbewerb untereinander.

Ist Klickarbeit die Arbeitsform der Zukunft? Ich glaube nicht! Die Festanstellung wird auch in den kommenden Jahren noch Bestand haben, das zeigen auch die Arbeitsmarktzahlen. Im Jahr 2015 hatten wir in Deutschland etwa 31 Millionen sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, in den vergangenen Jahren ist diese Zahl gestiegen – seit 2010 um mehr als 2 Millionen. Die Selbständigenquote ist laut Bundesamt für Statistik dagegen rückläufig. Und so wirklich attraktiv sind die Arbeitsbedingungen nicht: geringer Verdienst bei einem hohen Arbeitsaufwand, denn in der oben beschriebenen Arbeitszeit sind die erforderlichen Qualifizierungen und Weiterbildungen nicht enthalten. Hinzu kommt, dass es keinerlei Möglichkeiten für den Austausch untereinander sowie auch mit dem Auftraggeber gibt.

Für mich also eine nette Möglichkeit für einen Nebenverdienst, die jedoch nicht die Festanstellung bzw. bei Selbständigen nicht die Auftragsakquise ersetzen wird.

Zerply reduziert ein Business-Netzwerk auf das Wesentliche

LinkedIn ist nicht gerade ein Wunder der Usabilty, und auch XING treibt die deutschen Nutzer immer wieder in den Wahnsinn – Update hin oder her. Bei beiden Diensten sind immer noch zu viele unterschiedliche Ebenen ineinander verschachtelt und nur über lange Klickwege zu erreichen. Mal ehrlich: Diese Business-Netzwerke haben nichts von der Klarheit und Zugänglichkeit, die das Web 2.0 ausmachen. Zerply ist ein neuer Dienst, der hier eine Lücke füllen möchte.

Zerply vereint die Übersichtlichkeit von Plattformen wie about.me oder flavors.me mit den Informationen eines beruflichen Netzwerks. Die Profilseiten sind öffentlich zugänglich, und präsentieren, je nach gewähltem Layout das, was einem wichtig ist. Ausbildung und Werdegang werden auf das Wesentliche reduziert, die aktuellen Profile im Netz sind prominent platziert. Kontakte werden mit einem Klick im Adressbuch gespeichert, ohne Anfrage. Wer persönlichen Kontakt aufnehmen möchte, kann das über eines der angegeben Netzwerke oder E-Mail tun.

Der Nutzer hat unterschiedliche Designs zur Auswahl

Ergänzt wird das ganze durch ein Empfehlungs-System. Für die eigenen Arbeitsbereiche lassen sich “Likes” von anderen Nutzern sammeln. Gute Idee! So werden Empfehlungen möglich ohne “Ich habe X bei Y als sehr erfahrenen Z kennen gelernt”-Geschichten. (…die ich persönlich leicht etwas peinlich finde.) Das Empfehlungsmodul lässt sich auch als Widget auf anderen Seiten einbinden.

Das eigene Profil ist mit wenigen Klicks erstellt. Alle wesentlichen Daten werden auf Wunsch von LinkedIn oder Facebook übernommen. Foto hochladen, ein paar Angeben zur eigenen Person fertig. Und das beste: Keine nervigen Benachrichtigungen, wenn das Profil erst zu 78% ausgefüllt ist, weil der Lebenslauf im PDF-Format noch fehlt oder die Gesellschaftform des ersten Arbeitgebers noch nicht ausgefüllt ist. Du präsentierst dich so, wie Du es für richtig hältst.

XING oder LinkedIn bieten eine natürlich Fülle von Zusatzfunktionen, wie Gruppen, Events, Jobangebote, ganz zu schweigen von einem eigenen Nachrichtensystem und Acitivity Steams – da kann Zerply nicht mithalten. Muss es auch gar nicht: Wer aber eine schicke Visitenkarte im Netz haben möchte, ohne den ganzen Tag Gruppennewsletter, Kontaktanfragen oder Eventeinladungen zu bekommen, der kann mit Zerply glücklich werden. Leider kenne ich nur eine Handvoll Menschen die es nutzen. Also, anmelden, ausprobieren und.. *hust* 😉

Das Ganze befindet sich noch in der Entwicklung, also übersehen wir ein paar kleine Bugs sind gespannt auf die nächsten Monate.

LinkedIn: Sofa-Netzwerk oder Karriereplattform?

Der “Boolean Blackbelt” Glen Cathey hat über Zahlen zu LinkedIn gebloggt, die er mithilfe des Web-Analytic-Tools Quantcast gewonnen hatte. Neben genauer Aufschlüsselung der US-spezifischen Nutzerverteilung wird anhand anderer Graphen eines deutlich: LinkedIn ist noch immer eher ein Social Network für Berufstätige, als ein professionell eingesetztes Businesstool.

1. LinkedIn wird meistens vom heimischen Rechner genutzt.

Das mag nicht die freie Entscheidung des Nutzers sein, da in vielen Unternehmen das Nutzen von LinkedIn während der Arbeitszeit untersagt ist und so ein sinnvoller Einsatz im Berufsalltag verhindert wird. Sollte das Zahlenverhältnis nicht eher umgekehrt sein?

2. LinkedIn-Nutzer sind im mittleren Alter und sitzen beruflich fest im Sattel

Nur ein Viertel der LinkedIn-Nutzer ist zwischen 18 und 34 Jahren alt. Und knapp 70% verdienen bereits weit über 60.000 $ im Jahr. Gerade jene Berufsein- und Aufsteiger, die sich aktiv ein Netzwerk aufbauen sollten und jeden Kontakt gut gebrauchen können, halten sich hier zurück. Ist LinkedIn also eher ein Abbild des realen Netzwerks, eine Art Facebook für Berufskontakte?

Wie soll ich mir den typischen LinkedIn-Nutzer also vorstellen? Ein Abteilungsleiter, Anfang 50, der nach Feierabend seine Kontakte durchklickt? Auf jeden Fall scheint es nicht der junge Absolvent oder Berufseinsteiger zu sein, der dort mit Begeisterung kontaktet und arbeitet. Auch in meinem persönlichen Umfeld mache ich häufig die Erfahrung, dass man mit dem Anlegen eines Xing-Profils häufig zögert, bis man dort “auch etwas vorzuweisen” hat: idealerweise einen festen Job. Das sollte natürlich nicht der Sinn einer Karriere-Plattform sein.

Pic: ghostdad