Demografischer Wandel trotz(t) der Finanzkrise

Die augenblickliche Finanzkrise mag manche zu dem Trugschluss verleiten, der Arbeitsmarkt werde in den kommenden Monaten einen Wandel vom Nachfrage- zum Angebotsmarkt vollziehen, mit der Folge, dass die bis dato fehlenden Fachkräfte sich nun große Sorgen um ihre Stellen machen müssten.

Nun, es wäre vermessen zu leugnen, dass es für viele Unternehmen in den nächsten Monaten, und vielleicht sogar Jahren, durchaus ernst werden wird. Selbstverständlich wird sich das auch in ihrer Personalpolitik widerspiegeln. Doch sollte dieser möglichst eine langfristige Sicht zugrunde gelegt werden. Wer heute gezwungenermaßen entlassen muss, sollte sich gleichzeitig Gedanken darüber machen, wie in der nächsten Aufschwungsphase neue Mitarbeiter (zurück)gewonnen werden sollen. Was kann man heute schon tun, um sich die Lösung dieser Aufgabe in 6, 12 oder 24 Monaten zu erleichtern?! Denn unabhängig von der Finanzkrise spielt die demographische Entwicklung gegen uns. Wer nur das “heute” berücksichtigt, wird sich nach der Finanzkrise mit einem noch intensiveren Wettbewerb um die besten Köpfe konfrontiert sehen.

Um dem in den meisten öffentlichen Beiträgen einfach nur für sich selbst stehenden Begriff “demografischer Wandel” ein etwas deutlicheres Gesicht zu verleihen, posten wir an dieser Stelle das Ergebnis einer kleinen Zeitreihenanalyse über die Seite vom Statistschen Bundesamt.

Demografischer-Wandel

Danach ist davon auszugehen, dass bis 2015 bereits knapp 3 Millionen Arbeitskräfte in der für den Arbeitsmarkt besonders interessanten Gruppe der 30 – 50 jährigen fehlen werden. Bis 2020 wird diese Gruppe sogar um 4,5 Millionen schrumpfen.

Wie stark müssten die Folgen der Finanzkrise ausfallen, um diese Entwicklung auszugleichen?

Aktien und Arbeitnehmer – eine Analogie

Was hat die Börse in den Tagen der Finanzkrise mit dem Thema Personalpolitik in den Unternehmen zu tun? Sehr viel!

Wer die entsprechenden Artikel in der Tagespresse und im Internet verfolgt, wird feststellen, dass sich die Aktienkurse und die Zahl der Beschäftigten in immer mehr Unternehmen in die gleiche Richtung bewegen – nach unten.

Nach Massenentlassungen der Investmentbanken hört man inzwischen auch außerhalb der Finanzbranche von Einstellungsstopps und Mitarbeiterabbau.
Wer sind bloß diese Menschen, die sich von heute auf Morgen von ihren Werten trennen? In Bezug auf die Aktienmärkte würde Herr Kostolany von den sogenannten “Zittrigen” sprechen. In der Phase des Booms sind Sie auf den Zug aufgesprungen. Ohne langfristige Strategie und zum Teil vielleicht sogar, ohne tatsächlich ausreichend Eigenmittel zu besitzen.

Nun haben die Zittrigen Angst, alles zu verlieren. Sie verkaufen alles – rette sich wer kann. Sie verkaufen schlechte Werte, sie verkaufen gute Werte und erzeugen damit immer mehr Angst und Unsicherheit, die wiederum zu weiteren Verkaufswellen führen.

Dieses Prinzip scheint auch für die Personalpolitik mancher Unternehmen zu gelten. Man hat sich womöglich übernommen. Man hat Angst die Ergebnisse zu verfehlen. Die Konsequenz – Entlassungen, bei denen mit Sicherheit viele gute Köpfe unter die Räder kommen. Dazu verbreitet man eine Unsicherheit in den Unternehmen, die alles andere als förderlich ist.

Doch das Ganze hat auch ein Gutes. Denn panikartige Massenverkäufe treiben auch die Preise solider Anlagewerte nach unten. An den Börsen sind liquide Investoren bereits wieder auf Einkaufstour. Sie nutzen die Gelegenheit, die besten Titel unter Wert einkaufen zu können. Ihre Strategie ist gut überlegt und langfristig. Die Rendite, die Sie mit Ihren Anlagen erzielen werden, wird deutlich über der Rendite der Zittrigen und kurzfristig denkenden Anleger liegen.

Diese Strategie eignet sich auch für personalsuchende Mittelstandsunternehmen. Langfristig denkende Unternehmer sollten die aufkommende Unruhe nutzen und Ausschau nach den besten Köpfen halten. Eine Krise, wie wir sie im Moment erleben, ist eine gute Zeit, um durch kluge Personalpolitik langfristige Wettbewerbsvorteile auszubauen.

Denn gute Mitarbeiter sind wertvoller als die attraktivsten Wertpapiere.