HR sei eine lebendige Leiche, gar tot und in Zeiten der Digitalisierung sowieso überflüssig. Mit solchen Thesen wurden Kritikerstimmen in den vergangenen Wochen wieder laut. Aber mal ganz ehrlich: was ist das denn für ein Quatsch! Derzeit mangelt es am Vertrauen in die Zukunftsfähigkeit der Personalarbeit. Es gibt ein paar Herausforderungen zu bewältigen. Daher haben wir ein paar Thesen zusammengetragen, was Personalarbeit bedeutet, wo sie steht und was wirklich noch getan werden muss.
1. Personalarbeit erfordert ein überlegtes und besonnenes Handeln.
Wir erleben derzeit viele Veränderungen in Organisationen, vor allem in der Art und Weise wie wir zusammenarbeiten. Ja, das stellt die Personalarbeit vor viele neue Herausforderungen. Und das Gute daran: statt voreilig auf jeden Trend einfach nur aufzuspringen, wird derzeit viel ausprobiert, getestet, reflektiert, optimiert und erst dann nach Außen getragen. Schließlich geht es hierbei ja nicht um schnelle Abverkäufe, sondern um langfristige Bindungen. Im Fokus steht dabei die Employee Experience, also die Organisation als Arbeitgeber und ihre Beziehung zu den Mitarbeitern. Dabei ist ein überlegtes und besonnenes Vorgehen sinnvoll.
Mein Rat: Ideen und Strategien öfter mit fachfremden Kollegen besprechen und sich Feedback einholen. Eine fremde Perspektive hilft, das eigene Handeln noch besser zu reflektieren.
2. Innovative Konzepte der Zusammenarbeit sind ein Wettbewerbsvorteil.
Wir haben viele Beispiele für innovative Ideen gesehen. Beispielsweise der Einsatz von Virtual Reality im Recruiting. Es gibt bereits erste Ansätze, solche fortschrittlichen Technologien in die Personalarbeit zu integrieren. Hierbei ist HR jedoch zu zaghaft, sie muss sich mehr trauen, denn innovative Ideen sprechen insbesondere junge Kandidaten an und können ein Wettbewerbsvorteil sein. Ein gutes Innovationsmanagement bedeutet auch, sich mit neuen Formen der Zusammenarbeit auseinanderzusetzen. Es sind nicht mehr nur die schicken Büros, die Mitarbeiter anziehen oder binden, heute sind es die Arbeitsbedingungen. Ob mobiles Arbeiten oder auch Konzepte wie “bring your own device” – das Zusammenarbeiten wird individueller und erfordert die Offenheit gegenüber den Mitarbeitern und ihren Bedürfnissen.
Mein Rat: Öfter mal fachfremde Blogs und Magazine lesen, sich auf Tech-Messen umschauen oder sich Sparringspartner im eigenen Unternehmen (z.B. IT/ Development) oder Kooperationspartner suchen und neue Dinge ausprobieren. Nicht zu lange abwarten, denn Innovationen werden schnell zum Mainstream!
3. HR braucht mehr konsequentes Handeln und Bewusstsein für Relevanz.
Was mich wirklich ärgert, ist das mangelnde Bewusstsein für die richtigen Recruitingkanäle. Das beste Beispiel: Mobile Recruiting. Jeder schreit “mobile first”, die Nutzungszahlen sprechen für sich, mobile Internetnutzung übersteigt schon heute die stationäre Nutzung. Große Technologiekonzerne passen ihre Webstrategien an und optimieren ihre Internetauftritte. Nur HR nicht. Unsere neue Mobile Recruiting Studie zeigt, dass die mobilen Strategien – sofern sie überhaupt existieren – nicht ausgereift und bis zum Ende durchdacht sind. Das besonnene Handeln muss bis zum Ende umgesetzt werden. Sämtliche Investitionen sind sonst vergeblich, tausende potentielle Bewerber werden so verloren.
Mein Rat: Erst denken und eine Strategie von Anfang bis Ende durchdenken, am besten als Prozess Chart skizzieren und mit Kollegen testweise durchspielen, um Fehler oder Stolperstellen zu beseitigen. Auch mit Bewerbern testen, das erspart viel Zeit und Geld und führt zum gewünschten Ergebnis.
4. HR Arbeit wird messbar.
Die digitale Evolution führt uns in eine zahlen- und erfolgsorientierte Welt. Und das ist doch großartig, denn wir sehen ob sämtliche Anstrengungen zum gewünschten Ergebnis führen bzw. sehen wir auch, an welche Stellen noch Optimierungspotential besteht. Früher wurde einfach viel Geld in irgendwelche Maßnahmen investiert und man konnte nur erahnen, ob es etwas gebracht hat. Heute können wie das alles in Echtzeit messen. Aber es wird nicht gemacht. Wenn es überhaupt Kennzahlen gibt, dann meist nur die Anzahl der Bewerbungen. Doch es lässt sich ohne großen finanziellen Aufwand so viel mehr messen, so beispielsweise auch das Bewerberverhalten. Es bedarf zukünftig mehr betriebswirtschaftlicher und analytischer Kompetenzen.
Mein Rat: Fragt die Wollmilchsau! Mal ganz im Ernst, fangt endlich an, eure Arbeit zu messen – definiert Ziele, Zielgruppen und legt relevante KPI fest und besorgt euch entsprechende Tools, um sie zu erfassen. Das erspart euch künftig auch unnötige Budgetrechtfertigungen und ihr könnt Erfolge besser sichtbar machen.
5. Personalarbeit ist nicht sichtbar genug.
Längst gehört zu den Aufgaben der Personalabteilung weitaus mehr, als nur Vakanzen zu besetzen, Gehälter zu verhandeln oder Verträge zu schreiben. Die HR-Abteilung ist ein wichtiger Treiber der Unternehmensentwicklung und auch der internen Kultur. Dazu gehört auch, die internen Strukturen und Prozesse zu definieren und die Digitalisierung mitzugestalten. Und ganz oft werden die unangenehmen Aufgaben zugeschoben – für Kündigungen oder negatives Feedback wird dann gern der Personaler eingesetzt. Keine falsche Bescheidenheit! HR ist alles andere als tot, sie ist nur einfach nicht sichtbar genug.
Mein Rat: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die eigene Arbeit sichtbar zu machen. In die Offensive gehen, also mehr für für die eigene Arbeit trommeln. Intern zum Beispiel im Intranet oder bei Team Meetings über die eigene Arbeit und Erfolge sprechen. Warum nicht auch darüber bloggen, Gastbeiträge schreiben und Vorträge halten. Eure Arbeit ist wichtig – ihr wollt gesehen werden? Dann zeigt euch den anderen endlich mal!
Fazit
Statt immer nur mit dem Finger auf HR zu zeigen, wäre es also angebracht, in den Dialog zu treten und gemeinsam zu überlegen, welche Rolle die HR-Abteilung in den kommenden Jahren hat, insbesondere im Kontext der digitalen Evolution. Und dabei die Arbeitsweisen anpassen – werdet messbar!