Stellt Euch bitte als potentielle Bewerber oder aber Personaler Folgendes vor:
Ihr lauft durch die Stadt, haltet vor einem Gebäude, in dem die Firma X sitzt, und schüttelt Euer Handy. Ihr erhaltet als Jobsuchender eine Liste mit auf Euch zugeschnittenen Stellenangeboten dieses Unternehmens bzw. sämtliche (für Euch) relevante Informationen zur Einschätzung des Unternehmens. (Als Personaler würdet Ihr eine Liste mit potentiellen (wechselwilligen) Kandidaten für die von Euch gerade zu besetzenden Positionen erhalten.) Dabei musstet Ihr keinen einzigen Suchbegriff verwenden oder irgendwelche sonstigen Suchaktivitäten ausführen.
Wie kann das sein?!
Nun, ganz einfach, Euer Handy erkennt den aktuellen Kontext und liefert relevante Ergebnisse. Zum Beispiel anhand von Eurer Mail-Kommunikation und/oder Statusmeldungen in sozialen Netzwerken “weiss” es, dass Ihr gerade auf Jobsuche seid. Gerade “weiss” es, dass Ihr spontan vor einem Firmen-Gebäude steht, in dem ein Unternehmen sitzt, das für Euch interessant sein könnte. Es “kennt” Euren Werdegang, Eure Präferenzen usw. und kann ebenfalls einschätzen, welche Stelle, mit welchen Arbeitszeiten, in welcher Entfernung von zuhause für Euch in Frage kommt. Ich denke, den Rest könnt Ihr Euch selber ausmalen.
Das zugrunde liegende Prinzip “Providing results to parameterless search queries” wurde vor kurzem von Google als Patent erfolgreich eingetragen und ist damit weit mehr als reine Zukunftsphantasie.
Laut der Analyse des Patents bei SEO by the Sea soll das lernfähige System sich vor allem folgender Kontext-Informationen bedienen können:
- Datum und Zeit
- Positionsangaben
- Kalender
- Bewegungsgeschwindigkeit
- Aktivitäten des Gerätes (z.B. Versenden von E-Mails)
- Wetterbedingungen
- Geschäfte in der Nähe
- Geräuschpegel
- Umgebungslicht
- aufgenommene(s) Bild(er)
- letzte Nutzeraktivität
- übliche Nutzeraktivitäten
- Interaktionen mit anderen Nutzern
Nicht übel. Natürlich ist mein ausgedachtes Szenario nur eines von vielen denkbaren Einsatzmöglichkeiten. Überall dort, wo Bedarf nach zusätzlichen Informationen besteht, könnte so ein System dank der kaum zu übertreffenden Einfachheit großen Nutzen bieten. Kritischere Geister werden natürlich gewisse Aspekte des Datenschutzes und der Privatsphäre bemängeln. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass wir uns tatsächlich schon sehr bald mit solchen Lösungen konfrontiert sehen werden.
Was haltet Ihr davon? Würdet Ihr zugunsten der Einfachheit und des praktischen Nutzens ein weiteres Auge bei der (sowieso schon kaum vorhandenen) Privatsphäre zudrücken?
Wie immer ein Wort zum Sonntag für all diejenigen, die im Rahmen solcher Systeme gefunden werden wollen (würden): Eure Daten, Informationen, Jobs oder was auch immer müssen verfügbar, auffindbar und nachvollziehbar strukturiert sein.