Candidate Experience Report: Knackpunkt Bewerbungsprozess

Letzte Woche hat Alex über den Vorteil geschrieben, den ein “Später-Bewerben”-Button für die Bewerbungsraten haben kann und wie sich die Candidate Journey via Analytics verfolgen lässt. Heute schieben wir zum Thema Bewerbung und Candidate Experience noch ein paar Zahlen nach, aus dem Talent Board EMEA Candidate Experience Research Report 2016-2017. Der Candidate Experience Report bezieht sich auf Zahlen aus Europa, dem Mittleren Osten und Afrika (daher EMEA), wobei die drei teilnahmestärksten Länder das United Kingdom, die Vereinigten Arabischen Emirate und Deutschland ausmachen. Befragt wurden international 25.000 Jobsuchende und 75 Unternehmen.

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Aufgeteilt ist der Report in die Interessengebiete “Attract”, “Recruit” und “Hire” und deckt damit die drei wichtigsten Hauptstationen der Candidate Journey ab. Wir konzentrieren uns heute auf den Bereich “Recruit”, in dessen Fokus der Bewerbungsprozess steht.

Die Verfasser des Candidate Experience Report werden nicht müde zu betonen, dass eine negative Erfahrung im Recruiting die Kandidaten nicht nur für die Zukunft vergrault und noch dazu eine schlechte Bewertung (öffentlich im Internet oder im engeren Bekanntenkreis) nach sich ziehen kann, sondern auch dem Unternehmen auf monetärer Basis schaden kann:

The global trend continues: candidates who believe they have had a “negative” overall experience say they will take their alliance, product purchases and relationship somewhere else. That means a potential loss of revenue for consumer-based businesses and referral networks for all companies.

Kandidaten können immer auch Kunden sein – und was für schlechten Kundenservice gilt, gilt nach der Studie auch für schlechten “Kandidatenservice”.

Candidate Experience Report: Der Stand des Bewerbungsprozesses

Das größte Problem, das Kandidaten laut der Studie mit Onlinebewerbungen haben, bietet leider keine Überraschung: der Zeitaufwand ist zu groß. Je mehr Zeit ein Bewerbungsprozess frisst – und zwar in seiner Gänze – desto schlechter wird er bewertet. Gleiches gilt für komplizierte Bewerbungen. 35% der Teilnehmer bewerteten Bewerbungsprozesse negativ (mit einem von fünf Sternen), bei denen sie den Prozess kompliziert fanden – gegenüber 48% Teilnehmer, die einen Bewerbungsprozess positiv bewerteten (5/5 Sternen), den sie als einfach empfanden.

Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Immerhin 30% der Teilnehmer gaben an, für eine Bewerbung weniger als 15 Minuten gebraucht zu haben und fast 10% sogar weniger als 5 Minuten (was ein One-Click ähnliches Verfahren vermuten lässt).

Ein weiteres Problem, das sich hartnäckig hält, ist die mangelnde Kommunikation zwischen Unternehmen und den Kandidaten, die sich beworben haben. Nur 32% der Teilnehmer wurden nach dem Einreichen ihrer Bewerbung über weitere Schritte informiert. 28% der Teilnehmer haben zwei bis drei Monate nach der Bewerbung überhaupt nichts von den betreffenden Unternehmen gehört. Die Kandidaten wüssten gerne, woran sie sind. Was beim Online-Shopping Gang und Gebe ist, nämlich, dass der Kunde über den Status und Verlauf seiner Bestellung auf dem Laufenden gehalten wird, ist im Recruiting leider zu großen Teilen noch nicht üblich. Nur 39% der Teilnehmer gaben an, solche Status-Updates ihrer Bewerbung einsehen zu können.

Und um dem Ganzen die (Dornen-)Krone aufzusetzen, sind nur wenige Unternehmen überhaupt am Feedback ihrer Kandidaten interessiert. Nur 23% der Teilnehmer wurden laut der Studie um Feedback zu Bewerbungsprozessen gebeten. Insgesamt erstaunt es kaum, dass nur 25% der Teilnehmer angaben, dass es “extrem wahrscheinlich” sei, dass sie sich erneut bei dem betreffenden Unternehmen bewerben.

Was Unternehmen für bessere Candidate Experience können

Die Studie empfiehlt, was auch wir häufig vorschlagen: Recruiter sollten neben der lückenlosen Datenerfassung der Candidate Journey auch immer wieder selbst den eigenen Bewerbungsprozess durchspielen, um Schwachstellen zu identifizieren. Die Studie ergab auch, dass die Unternehmen, die mit dem Candidate Experience Award ausgezeichnet wurden (bei denen es also läuft) zu 63% ein ATS-System zum Tracking von Bewerbungen, zu 64% einen mobiloptimierten Bewerbungsprozess und zu 74% Sourcing-Systeme anwenden.

Candidate Experience Report: Beim Bewerbungsprozess hapert es an vielen Stellen
Quelle: Talent Board EMEA Candidate Experience Research Report 2016-2017

Ein weiterer Unterschied zwischen Unternehmen zeigt sich darin, welche Möglichkeiten sie ihren Kandidaten bieten, die eigenen Fähigkeiten zu präsentieren – je vielfältiger diese Möglichkeiten, desto besser werden sie bewertet.

Fazit

Unternehmen sollte daran gelegen sein, den Bewerbungsprozess für ihre Kandidaten so schnell und simpel wie möglich zu gestalten. Das ist bekannt? Dann sollten auch entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Außerdem haben Unternehmen immer noch Nachholbedarf, wenn es um die Kommunikation mit den Kandidaten während des laufenden Evaluierungsprozesses geht. Dabei muss die Lösung gar nicht darin bestehen, dass ein Recruiter die Kandidaten persönlich über den Stand der Dinge informiert – wie soll das auch zeitlich zu bewältigen sein? Automatisierte Statusupdates oder Chat-Bots können hier Abhilfe leisten.

Am Ende scheint der Vergleich zwischen Kunden und Kandidaten gerechtfertigt.

Die Wollmilchsau Online Recruiting Studie 2017 ist da!

Zeiten ändern sich, heißt es so schön. Und auch der Arbeitsmarkt bleibt vom Wandel der Zeit nicht unberührt. Viele von Euch werden bereits gemerkt haben, dass es immer schwieriger wird, genug potenzielle Bewerber zu erreichen, um offene Stellen zeitnah zu besetzen. In unserer Jubiläumsausgabe – der Online Recruiting Studie 2017 – widmen wir uns darum nicht mehr nur der Mobiloptimierung der Karriere-Webseiten der 160 DAX-Unternehmen in Deutschland, die mittlerweile ohnehin selbstverständlich sein sollte, sondern erweitern unseren Fokus.

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Besonderes Augenmerk der Analyse liegt hierbei auf einer konsequent fortgeführten und geräteübergreifend funktionierenden Candidate Journey. Denn nur so lassen sich Besucher der Karriereseite auch zuverlässig zu Bewerbern konvertieren.

Darum haben wir diese karriererelevanten Bereiche genauer betrachtet und auf erfolgskritische Faktoren untersucht:

  • die Karriereseite
  • die Jobbörse
  • die Stellenanzeigen
  • das Bewerbungsformular

Folgende für den Online Recruiting Erfolg entscheidende Aspekte wurden dabei berücksichtigt:

  • Bewerber-Reichweite pro Stellenanzeige
  • Sichtbarkeit des Karrierebereichs auf der Unternehmensseite
  • Geräteübergreifender Bewerbungsprozess
  • Barrierefreie Bewerbungsoptionen
  • Länge des Bewerbungsformulars
  • Auslesbarkeit und Messbarkeit der Stellenanzeigen
  • Implementierung von Web-Analytics auf der Karriereseite

Mobiloptimierung? Ja, aber …

Wie in den Jahren zuvor haben sich auch bei dieser Erhebung einige Verbesserungen hinsichtlich der Mobiloptimierung gezeigt. Doch nach wie vor gilt: Je weiter die Mobile Candidate Journey fortschreitet, desto mehr nimmt der Grad an Mobiloptimierung ab – quasi oben hui unten pfui.

Noch immer gibt es deutlich mehr mobiloptimierte Karriereseiten als Bewerbungsformulare. Zwar ist auch bei den mobiloptimierten Bewerbungsformularen ein Fortschritt sichtbar, doch in Relation zu anderen Kategorien bleiben die Unternehmen hier weiter hinter den Erwartungen zurück. Und damit meinen wir natürlich nicht unsere Erwartungen!

Die Online Recruiting Studie beschäftigt sich auch dieses Jahr wieder mit der Mobiloptimierung der Karriereseiten der DAX-Unternehmen.

Denn dieses Jahr haben zwar stolze 80% der untersuchen Unternehmen mobiloptimierte Karriereseiten – aber nur 44% mobiloptimierte Bewerbungsprozesse. Über die Hälfte der deutschen DAX-Unternehmen bietet den mobilen Bewerbern also noch immer keine adäquate Möglichkeit, sich vom mobilen Endgerät aus auf eine offene Stelle zu bewerben.

Die Sache mit der Reichweite

Zudem hat unsere Online Recruiting Studie 2017 eine weitere – fast noch dramatischere – Herausforderung offenbart. Denn wir haben uns angeschaut, wie viele potenzielle Bewerber eine einzelne Stellenanzeige der DAX-Unternehmen im Schnitt erreicht. Und diese Reichweite ist nicht nur zu niedrig – sie ist in vielen Fällen geradezu verschwindend gering. Gerade mal 78 Besucher kann eine Stellenenzeige im Schnitt generieren.

Natürlich stehen die DAX-Unternehmen nicht stellvertretend für die gesamte Unternehmenslandschaft in Deutschland und natürlich gibt es auch zwischen den börsennotierten Unternehmen große Unterschiede – doch auch unsere letzte Studie zum Thema Bewerber-Reichweite, die auf einer anderen Stichprobe basiert, zeigte hier ein ähnliches Ergebnis.

Die Online Recruiting Studie zeigt, dass die Reichweite pro Stellenanzeige zu niedrig ist.

Nicht einmal die Big Player der deutschen Wirtschaft können sich also beim Recruiting allein auf ihre Stellung und ihren Ruf verlassen. Stattdessen müssen sie – wie alle anderen auch – selbst die Initiative ergreifen und mit effektiven Personalmarketing-Maßnahmen dafür sorgen, dass ihre Stellenanzeigen ausreichend viele potenzielle Bewerber erreichen.

Download der Online Recruiting Studie 2017

Wenn Ihr mehr über die aktuelle Lage des Online Recruiting in Deutschland erfahren wollt und auch Eure eigene Candidate Journey mal kritisch unter die Lupe nehmen wollt, klickt einfach unten auf das Banner. In unserer Studie findet Ihr neben den aktuellen Zahlen auch Checklisten, die Euch bei der Optimierung Eures Online Recruitings helfen sollen. Wir geben nicht auf!

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[HTTP410] Anonyme Stellengesuche mit “Hire My Friend”

Eine Bekannte von mir ist mit ihrem aktuellen Job nicht wirklich zufrieden und möchte sich nach besseren Alternativen umschauen. Dabei möchte sie sich nicht nur direkt bei interessanten Unternehmen bewerben, sondern auch von interessierten Unternehmen angesprochen werden. Ihr aktueller Arbeitgeber soll allerdings auf keinen Fall mitbekommen, dass Sie auf der Suche ist. Vielleicht kennt auch Ihr diese Situation.

Ein Stellengesuch online zu stellen und es evtl. auch noch durch seine Freunde in alle Richtungen verteilen zu lassen, ist hierbei im Grunde gar keine schlechte Idee. Doch wie schaut es nun mit der Anonymität aus?

Das britische Startup “Makeshift” ist der Meinung, dass gerade dem Thema Anonymität bis jetzt zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde und startete kürzlich den Dienst “Hire My Friend”. Damit lassen sich mit wenigen Klicks anonyme Kurzbewerbungen mit den wichtigsten Infos erstellen, den teilnehmenden Unternehmen präsentieren und selbstverständlich auch außerhalb der Plattform Social Media gerecht sharen.

Hire My Friend

Hier geht’s zu meinem Profil. (Bitte nicht teilen 🙂 ) Wird mein Link doch geteilt und jemand wird auf mich aufmerksam und kontaktiert mich sogar über “Hire My Friend”, kann ich entscheiden, ob ich meine Identität preisgebe und mich dann vollständig bewerbe.

So. Mir persönlich gefällt die Einfachheit dieser Lösung. Natürlich bestehen bereits andere Möglichkeiten, sich im Netz als anonymer Arbeitsuchender darzustellen. Aber wer hat schon Lust, sich durch die Anmeldung bei der Jobbörse der Bundesagentur zu quälen oder sich auf die Anonymität-Option des “Auf Arbeitssuche” Status bei XING zu verlassen, wenn man mal eben kurz seinen Marktwert auschecken möchte. Mit “Hire My Friend” geht’s schnell, einfach und unverbindlich. Und hier liegt allerdings auch gleich das Kernproblem.

Wären wir schon bei der One-Click-Bewerbung angekommen, wäre das anonyme Stellengesuch von “Hire My Friend” das fehlende Gegenstück und somit völlig akzeptabel.  Doch soweit sind wir leider noch nicht. Die Personaler möchten noch keine vereinfachten Bewerbungsverfahren, da sie Angst vor Überforderung durch zusätzliche Datenflut und unseriöse Bewerbungen haben. Wird das im Fall von vereinfachten Stellengesuchen etwa anders sein, z.B. weil hierbei der Personaler selbst entscheiden kann, ob er aktiv wird oder nicht?  Ich weiß es nicht genau.  Diese Frage könnt Ihr mir bestimmt besser beantworten.

Ich neige allerdings zur Meinung von Andreas Weck von t3n, dass diese konkrete Lösung (bzw. das Konzept) in Deutschland zunächst nicht auf all zu viel Interesse stoßen dürfte. Es wird noch eine Weile brauchen, bis wir verstehen, dass sich hinter einem anonymen Dreizeiler eine echte Fachkraft verstecken kann, und dass wir uns evtl. gar nicht leisten können, sie zu ignorieren. Bis es soweit ist, freue ich mich über jeden neuen Impuls in Richtung der Vereinfachung und Beschleunigung des Bewerbungsprozesses. Und somit auch über “Hire My Friend”.

Um Meinungen wird gebeten.