Mit dieser Frage fordert seit einigen Tagen der Mitgründer von app.net Dalton Caldwell die Internetgemeinschaft heraus. Er hat vor, ein neues echtes Soziales Netzwerk zu entwickeln, bei dem Nutzer und Entwickler endlich an erster Stelle stehen. Um diese Idee zu verwirklichen, hat er eine Initiative ins Leben gerufen. Gelingt es ihm, genügend Unterstützer seiner Idee zu finden und bis zum 13. August 500.000$ Startkapital über Crowdfunding einzusammeln, wird die Idee umgesetzt. Aktuell liegt er bei 211.000$. Es ist also noch alles drin.
Als Auslöser für die Aktion diente sein Treffen mit der Führung von Facebook, bei dem er für sich endgültig verstanden hat, dass der Platzhirsch Facebook sich immer mehr von den ursprünglichen Werten und Zielsetzungen entfernt. Facebook kümmere sich nun ausschließlich um die Interessen der Werbekunden. Nutzer und Entwickler blieben auf der Strecke. Neue spannende, richtungsweisende Ideen anderer werden aufgekauft zerstört. Seine Vorwürfe hat Dalton in einem offenen Brief an Mark Zuckerberg detailliert zusammengefasst.
Daltons Lösung ist recht einfach. Ein echtes Soziales Netzwerk soll echtes Geld kosten. So bleibt es werbefrei und unabhängig und kann dem Nutzer ein Maximum für sein Geld zurückgeben. Der Preis dieser Freiheit liegt für Dalton bei aktuell 50$ pro Jahr. Auf den ersten Blick ist das natürlich ein echtes Hindernis. Auch wenn fest davon auszugehen ist, dass sich eine beachtliche (überwiegend idealistische?) Anhängerschaft eines solchen Vorstoßes finden würde, scheint das Konzept auf den ersten Blick nicht konkurrenzfähig. Oder könnt ihr Euch vorstellen, dass die fast eine Milliarde Facebook Nutzer irgendwann in ein gebührenpflichtiges Netzwerk abwandern? Kaum denkbar.
Deltons Vision ist allerdings, dass Facebook nicht von einem einzigen Netzwerk überholt wird, sondern von einem ganzen Netzwerk kleinerer Netzwerke, die objektiv besser und benutzerfreundlicher sind und gleichzeitig aufgrund ihrer offenen Infrastruktur problemlos integrieren. Das ist eine Vorstellung, die mir gefällt und die ich für durchaus realistisch halte. Die Umsetzung ist im Moment allerdings noch eine große Herausforderung. Neue Ansätze, wie z.B. das Diaspora Projekt, haben es hier bis jetzt nicht sonderlich weit gebracht.
Dennoch, das Internet muss und wird sich weiter entwickeln. Auch wenn Facebook im Augenblick gefühlt einen gewaltigen Teil davon ausmacht, wird es sich noch entscheiden, ob es lediglich als Zwischenstation in unsere Interntengeschichte eingeht oder zu einem festen Bestandteil der Internetwelt für viele weitere Jahre wird. Wie auch immer, echte Konkurrenz kann uns hier nur weiter bringen. Und so ist der Vorstoß von app.net und Dalton Caldwell für uns eine unterstützenswerte Sache. Deshalb beteiligt sich atenta gerne an der Finanzierung der Idee.
Was haltet ihr von der Geschichte?