Arbeitgeberbewertungen und deren Zukunft im Employer Branding

Arbeitgeberbewertungen spielen in Deutschland eine relativ große Rolle, zumindest aus Sicht der Unternehmen. Auch XING scheint das so zu sehen, schließlich kauften die Hamburger den Platzhirsch kununu und planen, Bewertungen fester in die Unternehmensvorstellungen zu integrieren. In der Praxis ist das (noch) etwas anders.

Nutzerbewertungen zählen als eine der großen Errungenschaften der modernen Online-Landschaft.

Produktbewertungen bei Amazon, Artikel in Fachforen und Blogs oder Reviews bei YouTube – die Möglichkeiten, sich Meinungen zu Produkten und Dienstleitungen einzuholen sind zahlreich. Allerdings vermisse ich oft die nötige Distanz und Professionalität bei diesen Ratings. Besonders schön finde ich immer App-Bewertungen in Google Play Store à la:

“Die App ist super, aber eine kleine Funktion (die außer mir kein Mensch braucht) fehlt. Deswegen nur ein Stern.”,

oder das Beispiel, das Gunter Dueck einmal brachte:

“Ich würde dem Buch an sich vier Sterne geben, aber da ihm alle fünf geben, bewerte ich es jetzt mal mit einem, um den Ausgleich zu schaffen”

Ähnlich ist es natürlich bei Arbeitgeberbewertungen: Von ehemaligen oder aktiven Mitarbeitern Objektivität zu erwarten, ist naiv. Dennoch werden sie an Bedeutung gewinnen. Weber Shandwick hat eine Studie veröffentlicht, die mit sich mit dem Wandel der Produktempfehlungen im Technik-Bereich befasst: Waren es früher noch professionelle Tests, sind es heute die Käufer, die empfehlen oder abraten. Auch wenn es hier nicht um Arbeitgeber geht (der Prozess zur “Kaufentscheidung” ist hier ein sehr viel komplexerer), so lässt sich einiges darüber herauslesen, welche unterschiedlichen Eindrücke Nutzerwertungen hinterlassen.

wie Benutzer mit Bewertungen umgehen

Interessant dabei die Überlegungen der Nutzer, aus welchen Gründen einzelnen Bewertungen nicht vertraut werden sollte:

Gründen warum man einzelnen Bewertungen nicht vertraut sollte

Weitere spannende Fakts zu Kundenbewertung:

  • Im Schnitt lesen Käufer elf Bewertungen vor einer Kaufentscheidung.
  • Wenn 33% dieser Bewertungen deutlich negativ sind, nehmen Kunden Abstand von diesem Produkt.
  • 72% der Konsumenten suchen sich Ihre Informationen auf mindestens zwei unterschiedlichen Wegen/Portalen.

Im Bereich der Heimelektronik sind Nutzerbewertungen absolut entscheidend, das Marketing der Unternehmen inzwischen auch klar darauf ausgelegt. Das wird in den nächsten Jahren auch auf Arbeitgeber zukommen, so kritisch man das sehen mag – kununu und meinPraktikum (etc.) sind da erst der Anfang. Sich früh genug mit diesen Dynamiken zu beschäftigen, wird sich lohnen!

Native Ads: Vom Werber geliebt, vom Nutzer gehasst

Online-Ads spielen in sozialen Netzwerken eine wachsende Rolle. Mal als klassisches Banner, immer häufiger jedoch adaptieren moderne Werbeformen die typischen Web 2.0-Elemente “Content” und “Social” und passen sich so perfekt an ihre Umgebung an: Native Ads. Sponsored Posts und Stories nutzen die Interaktionen des eigenen Facebook-Netzwerks mit der Marke und präsentieren diese dem Nutzer als Werbebotschaft, Twitter schiebt Promoted Posts in die eigene Timeline und auch auf YouTube verschwimmen die Grenzen zwischen User-Generated-Content (UGC) und Promo-Spots zusehends.

Das nervt viele Nutzer. Eine Untersuchung von MediaBrix zeigt, wie sehr sich Konsumenten von den unterschiedlichen Formen der Native Ads gestört und getäuscht fühlen:

  • 45% lehnen Twitters Promoted Posts ab.
  • 57% halten Sponsored Stories bei Facebook irreführend.
  • 61% empfinden Infomercials als täuschend.
  • Das gleiche halten 66% von Advertorials.
  • Mit 86% werden Video-Ads, die vorgeben (Netzwerk-)Content zu sein als die trügerischste Werbeform empfunden.

Pech gehabt – Kontakt ist Kontakt? Das Ganze bleibt leider nicht ohne Folgen: 85% geben an, diese Form des Video-Advertisings hätte keine oder negativen Einfluss auf die Wahrnehmung der betreffenden Marke zur Folge gehabt. 72% bei Facebooks Sponsored Stories, 62% bei den Promoted Posts.

Ich persönlich sehe das etwas entspannter, auch wenn ich die berufliche Brille absetze (oder es zumindest versuche). Ich arrangiere mich gut mit all der Werbung die mich umgibt, erkenne vermutlich auch sehr viel mehr als bezahlte Botschaft, als es der Durschnittsnutzer könnte. Dessen Verhältnis zu Werbung ist oft von Misstrauen geprägt, dementsprechend reagiert er dann auch etwas “überreizt”, sobald er etwas als solche erkennt. Aber es hilft nichts, er macht nun mal den Großteil aller Zielgruppen aus. Als Werber oder Unternehmen müssen wir den richtigen Weg finden, ihn anzusprechen. Also entweder wir verzichten auf native Werbung – oder sorgen dafür, dass der Nutzer sie nicht erkennt. Alles andere ist ähnlich plump wie Scripted Reality-Shows. Und wie ich mich bei diesen fühle, kann ich recht genau formulieren: Verarscht!

Pic: goldberg (CC BY-SA 2.0)

Curiosity liefert erste Bilder von app.net

Ich habe vor 20 Tagen von dem neuen ehrgeizigen Projekt app.net berichtet – ein Soziales Netzwerk ohne Werbung, ein im technischen Sinne hindernisfreies Netzwerk, das Informationen und Daten ohne Einschränkungen rein- und rauslässt. Sprich ein absolutes Gegenteil zu dem, was wir von Facebook, Twitter & Co. inzwischen kennen.

Falls Euch im Detail interessiert, warum app.net tatsächlich den überfälligen Paradigmenwechsel herbeiführen könnte, empfehle ich den kleinen Artikel von Dan Wineman über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Internets.

Ansonsten sind wir sehr froh, dass app.net das benötigte Start-Geld inzwischen einsammeln konnte und wir bereits mit einem eigenen Developer-Account mit an Bord sind. Von dort aus werden wir nun die Entwicklung begleiten und Euch gerne davon berichten.

Und das ist also das app.net alpha…

Auf den ersten Blick eine aufgeräumte Kreuzung zwischen Facebook & Twitter, ohne Werbung, dafür aber mit 256 Zeichen für Eure Status-Meldungen. Neben dieser Ansicht unseres Profils gibt es noch die Hauptansicht “My Stream” mit den Meldungen der Leute, denen man folgt, den “Mentions” (also ähnlich wie bei Twitter), wenn man erwähnt oder angesprochen wird, sowie den “Global” Stream, wo man ähnlich wie bei identi.ca alle Meldungen in chronologischer Reihenfolge lesen kann.

Nicht mehr und nicht weniger wird im Moment den Pioneer-Nutzern, die sich im Augenblick größtenteils aus Entwicklern, Nerds und Internet-Begeisterten zusammensetzen, geboten. Aber es ist ja auch erst alpha.

Wesentlich spannender als die Oberfläche selbst, die selbstverständlich nach und nach um typische Funktionen wie Suche etc. erweitert wird,  scheint für viele, die sich für das Projekt begeistern, das zu sein, was unter der Oberfläche passiert. Wird app.net  dem Versprechen der absoluten Bewegungsfreiheit für die Daten und der uneingeschränkten Entwicklerfreundlichkeit gerecht? Es sieht ganz danach aus. Kaum zwei Wochen online kann app.net bereits mit einer stolzen App-Liste aufwarten. Die Funktionalität und gute Dokumentation der Schnittstellen sowie das Fehlen von Restriktionen sind nun mal ein gutes Rezept, um Entwickler zum Mitmachen zu animieren.

Aber auch für einfache Nutzer wird die Richtung bereits in dieser sehr frühen Phase der Entwicklung durchaus erkennbar. Mit einem Klick lassen sich die kompletten Daten (also Posts) ohne Probleme exportieren.

Bei app.net wird von Anfang an der Nutzer zum Besitzer der Daten und zum Lenker seiner Datenströme im Internet erklärt. Das gefällt mir!

Soviel zum ersten Eindruck. Bis nächste Woche werde ich mir ein paar app.net apps ansehen und berichten. Freue mich natürlich über Eure Fragen und Meinungen zu dem Thema.

Pic: cc2.0 by NASA Goddard Photo and Video

Partizipation: 77% der britischen Onliner beteiligen sich aktiv im Internet

Die BBC hat in den vergangen 18 Monaten eine Studie mit 7500 erwachsenen Onlinern in Großbritannien durchgeführt und diese zu deren teilnehmender Internet-Nutzung befragt. Es zeigten sich einige auf den ersten Blick überraschende Ergebnisse. Hier vorgestellt (mit sehr charmantem Akzent) von Holly Goodier, Head of Audiences bei BBC Future Media.

Zusammenfassung:

  • Mit 77% sind über drei Viertel der UK-Onliner in irgendeiner Weise selbst aktiv. Diese Zahl mag auf Anhieb groß erscheinen, hatte man doch stets das altbekannte 1-9-90 Verhältnis von Partizipation und Passivität im Kopf. Dieses Verhältnis war 1. nie viel mehr, als eine einfach zu merkende Faustregel und bezog sich 2. hauptsächlich auf die Beteiligung innerhalb einzelner Online-Commmunities. Das wurde dann irgendwann einfach auf das gesamte Web übertragen, was natürlich eine falsche Rechnung ist: Der Passive in Forum X kann ja in einem anderen Forum Y hochaktiv sein.
  • 17% zeigen intensive Beteiligung. Deren Motivation ist es laut Studie, eigene Inhalte möglichst breit zu streuen und viele Menschen zu erreichen. Dazu zählen die klassischen Blogger, Twitterer, Community-Betreiber und -Beteiligte etc. aus den unterschiedlichsten Themenbereichen von Politik über Mode zu Modellbaueisenbahnen.
  • 60% beteiligen sich moderat am Netzgeschehen. Diese große Zahl und der Kern dieser Nutzer kommt weniger aus einem partizipatorischen Selbstverständnis, als vielmehr durch eine niedrigere Eintrittsbarriere: Immer mehr Online-Angebote mit sozialer Komponente, immer mehr Möglichkeiten, eigene Inhalte zu erstellen und immer mehr Devices (Smartphones, Tablets, …) sorgen für den technischen Zugang.
  • 44% nutzen Social Media hauptsächlich zur Kommunikation mit dem eigenen Umfeld. Es werden zwar Inhalte erstellt (Videos hochgeladen, Fotogalerien angelegt etc.), aber weniger mit dem Zweck, damit eine breite Masse zu erreichen. Mehr oder weniger private Inhalte für mehr oder weniger private, abgegrenzte Gruppen und Communities.
  • 16% beteiligen sich hauptsächlich durch Reaktionen auf die Inhalte Anderer. Likes, Kommentare, Antworten, Shares.
  • Bleiben 23 % passive Internet-Nutzer, die sich nicht durch eigene Inhalte einbringen.

Nun hieß es in den letzten Tagen, die 1-9-90-Regel sei abgelöst. Wie oben gesagt: Die Partizipation einer Online-Bevölkerung an diesem Schema zu messen, ist prinzipiell so nicht möglich. Und selbst wenn: Das Format von Online-Angeboten hat sich grundlegend geändert. Jeder größere Webauftritt bietet heute mindestens eine Kommentarfunktion oder ein paar Share-Buttons. Schon durch die Infrastruktur sind viele durchschnittliche Onliner zum Mitmacher geworden. Zu welchem Grad und Zweck spielt hier für mich eine untergeordnete Rolle: Wichtig ist, dass dieses Angebot in der Gesellschaft angekommen ist.

The Business Of Social: Deutschland holt auf!

Eine der besseren Studien zur Nutzung des Internets (aus dem Blickwinkel von Marketing und Customer Relations) kommt seit vielen Jahren aus dem Hause der Mediaagentur Universal McCann. Ihre Umfrageserie “Wave” geht 2012 in die sechste Runde – “Wave6 – The Business Of Social”. Sie gefällt mir wegen durchdachter Fragen und strukturierter Schlüsse, die aus den Antworten gezogen werden. Die Nutzersamples rekrutieren sich aus inzwischen 62 Ländern, decken damit (statistisch) 42% der Online-Bevölkerung ab und liefern einiges an interessanten Zahlen und Entwicklungen.

Eine kleine Auswahl mit Fokus auf Deutschland

Obwohl die Social Media-Nutzung weltweit auf ähnlichem Niveau eingependelt hat, wächst die Nutzung in Deutschland weiter:

  • Unabhängig von stagnierenden Nutzerzahlen: Facebook nimmt einen immer zentraleren Status ein. Knapp 16% aller Webseitenaufrufe in Deutschland gehen zu Facebook, genau wie 17% der verbrachten Online-Zeit.
  • Nicht nur die Nutzung steigt, auch der Anteil der User die eigene Inhalte erstellen nimmt weiter zu: Zwischen 5% und 10% kommentierten, schrieben und luden mehr Inhalte hoch als im Vorjahr. Die aktive Online-Nutzung steig von 44% auf 71%, Deutschland ist damit immerhin auf dem Vorjahresniveau von USA, GB oder Europa.
  • TV- und Bewegtbildformate sind im Kommen: In fast allen Aktivitätsbereichen (Video hochladen, downloaden, weiterleiten, kaufen etc.) ist die Nutzungsrate um rund 10% gestiegen. Nur das einfache Ansehen von Online-Clips liegt nach wie mit 81% unverändert hoch.
  • Die Nutzung von Microblogging-Diensten hat sich mehr als verdoppelt. Fast 16% nutzten in den letzten sechs Monaten Twitter oder einen vergleichbaren Dienst. Ja: Twitter wächst weiter!

Die kompletten internationalen Insights können hier als .pdf eingesehen werden. Alle weiteren Infos auf der Studienseite bei Universal McCann oder auf der deutschen Microsite.

Pic: greg.westfall (CC BY 2.0)

Customer Involvement: Wie Domino´s seine Fans zum Mitspielen animiert

Seine Kunden und Nutzer an der Entwicklung von Produkten und neuen Ideen teilhaben zu lassen, ist ein scheinbar einfacher Weg, dem eigenen Unternehmen ein sozialen Anstrich zu geben. Dass dieser Weg oft steiniger ist, als gedacht, davon kann z.B. Pril ein Liedchen singen. Das Problem: Nutzer bekommen in diesen Kampagnen selten das Gefühl vermittelt, wirklich ernst genommen zu werden. Dabei geht es um die richtige Balance zwischen einer “anything goes”-Attitüde und der Tatsache, dass die Entscheidung letzendlich beim Unternehmen liegt. Weder möchte ich ein durchdachtes Konzept in die Reihe absurder Vorschläge stellen, noch möchte ich unbezahlt Mühe in Ideen investieren, die an krustigen Konzernvorstellungen scheitern. Die goldene Mitte hat Domino´s Pizza mit der Facebook-App “Think Oven” gefunden: Die App hat neben einer offenen Ideenbox einen Bereich für konkrete Projekte. Und der funktioniert:

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Was macht Domino´s hier richtig?

  • Konkrete Projekte: Domino´s stellt eine klar umrissene Aufgabe mit Zielen, Herausforderungen und einer Deadline. Das gibt Nutzern das Gefühl, als “Mitarbeiter” respektiert zu werden und motiviert zu einer Teilnahme mit qualitativ hochwertigeren Vorschlägen.
  • Transparenz: Jeder Vorschlag kann von anderen eingesehen werden. Er kann bewertet, kommentiert und im eigenen Facebook-Netzwerk geteilt werden. So kann sich der Nutzer sicher sein, dass sein Beitrag theoretisch die gleichen Chancen hat wie jede andere. Die Idee entscheidet.
  • Passende Prämien: Aktuell sind je 500$ für die vier besten Ideen zu den neuen Uniformen der Verkäufer ausgeschrieben. Das ist ein fairer Betrag. Es ist nicht zuviel, so dass der Eindruck entstehen könnte, es ginge nur um möglichst hohe Beteiligung – und nicht zuwenig. Für 500$ setzt man sich gerne mal eine halbe Stunde hin. Und: Cash ist allemal besser als das ewige iPad!

Und so sieht das ganze dann aus: Saubere Arbeit! (Link zur App)

Lokale Netzwerke im Zeitalter der Globalisierung

Am Montag stellte Statista die traurige Bilanz der deutschen Social Networks mit einer Grafik vor: Bis auf XING verlogen alle großen hiesigen Netzwerke mindestens 50% ihrer Visits. Die ersten Reaktionen gingen von “..nicht das Geschäft der Deutschen?” bis zu “Es kann nur einen geben.” Ganz so einfach ist es nicht, aber auch nicht allzu schwer.

All diese Beispiele sind persönliche Social Networks. Im Vordergrund steht hier die Vernetzung der eigenen, reellen Person mit anderen. Es geht dabei nicht primär um den Austausch zu Interessen oder Themen, sondern um die Verbindung von On- und Offline-Kontakten. Und sobald sich unter diesen auch Personen aus anderen Teilen der Welt befinden, kommt das Netzwerk an seine Grenzen.

Zum Beispiel: StudiVZ hat nicht nur deswegen so rapide gegen Facebook verloren, weil Facebook so viel besser war.  StudiVZ war in dem Moment dem Tod geweiht, als es zum Ort des persönlichen Austauschs wurde – über die Kommunikation mit den eigenen Kommilitonen hinaus. Der deutsche Student denkt mindestens paneuropäisch, viele global. Bereits vor zwei Jahren zeichnete sich eine deutliche Verbindung ab: zwischen den Ländern, die in kulturellem Austausch stehen, und den Netzwerken, die diese nutzen.

Local Heroes

Lokale Netzwerke werden ihren Sinn weiter behalten – im Special Interest Bereich. Hier ist es wichtig, sich mit Menschen zu verbinden, die ähnliche, lokal gebundene Probleme oder Interessen haben. Beispiel: Motor-Talk.de. Der Deutschen liebstes Kind wird auch mit Deutschen besprochen.  Das zeigt sich in 2 Millionen Nutzern und 11 Millionen Visits im Monat. Aber auch die deutsche Forenkultur blieb nicht völlig von Facebook verschont: Die regen Off-Topic Diskussionen verlagern sich zusehends in die privaten Netzwerke der Nutzer, was in der Folge auch zu weniger Visits führt. Die Zahl der aktiven Nutzer hingegen bleibt relativ stabil, zumindest bei den Netzwerken mit konkreter, thematischer Ausrichtung.

Pic: sludgegulper (CC BY-SA 2.0)

[HTTP410] Warum Recruiter Facebook lieber mögen und was LinkedIn dagegen tut

Mashable durfte einen Blick auf die noch unveröffentlichte Potentialpark-Trendstudie “Social Media in Employer Branding 2011” werfen. Die Artikelüberschrift “7 Reasons Why Recruiters Like Facebook More Than LinkedIn” verrät nichts Überraschendes: Facebook ist auch bei den Recruitern weitaus beliebter als LinkedIn und andere Business-Netzwerke. Warum?

Facebook vs. LinkedIn

Frei übersetzt und zusammengefasst:

  • It’s more engaging.
    Bei Facebook ist der Nutzer eingeladen, sich auf Pages zu beteiligen. Er kann Inhalte abonnieren oder den Dialog suchen. Bei LinkedIn kann er nur warten, bis er angesprochen wird.
  • Facebook is where the action is.
    Bei Facebook passiert etwas. Bei LinkedIn halten Personaler nach Kandidaten Ausschau, die sich hin und wieder mal kurz einloggen, um Kontaktanfragen zu bestätigen. Und wo sind die sonst? Bei Facebook.
  • It’s free.
    Bei Facebook lassen sich komplexe und großartige Firmenauftritte gestalten, ohne dafür extra Gebühren zahlen zu müssen.
  • It’s a bigger network.
    800 Millionen aktive Nutzer bei Facebok vs. 120 Millionen semiaktive bei LinkedIn.
  • It’s more open.
    Keine Premiumaccounts, keine Recruiter-Accounts: Alle Facebook-Nutzer haben dieselben Möglichkeiten und Rechte.
  • The Like button.
    Facebooks Like-Button (und die anderen Social-PlugIns) lässt Facebook-Nutzer und -Pages mit dem gesamten Netz interagieren.
  • It’s better for branding.
    …aus oben genannten Gründen.

Und LinkedIn?

LinkedIn hat nun eine kleine Neuerung im Programm. Die bisher passiven Unternehmensseiten bekommen die Möglichkeit, aktiv Status-Updates mit den Nutzern zu teilen, die ihnen folgen – ähnlich den Facebook-Pages. Warum diese Funktion ein Jahr brauchte, fragt sich Jay Dolan zurecht und gibt auch gleich die Antwort:

On LinkedIn, all I care about with a company is seeing if I know anyone who works there, seeing if someone in my network knows someone there, or if they have job openings. I don’t need a companies latest press release, and I certainly don’t want to start a dialogue using my professional network and profile.

Ich schätze, da fürchten die Business-Netzwerke (bei den XING-Unternehmensseiten war das ja genau dasselbe), ihre Hauptklientel mit zuviel Interaktion zu überfordern. Vermutlich haben sie Recht, wenn ich mir die Reaktionen auf den XING-Relaunch ansehe. Viele wollen nun mal eher ein Online-Rolodex als ein soziales Netzwerk. Dieser Spagat wird noch eine echte Herausforderung.

Facebook-Penetration in Westeuropa: Deutschland belegt den letzten Platz

Lange war Deutschland Entwicklungsland in Sachen Facebook. Während sich unsere Nachbarn 2009 und 2010 fleißig bei Facebook anmeldeten, hielten sich die Onliner hierzulande noch sehr zurück und scrollten kritisch durch die Nutzungsbedingungen. Nun hat der Netzwerkeffekt auch Deutschland erwischt und Martin Weigert sieht bei netzwertig schon die 30 Millionen deutschen Facebook-Nutzer zum Jahresende. Er könnte Recht behalten, 25 Millionen werden es wohl sicher werden.

Nur: Facebook ist auch heute noch lange nicht so sehr bei der Bevölkerung angekommen, wie in anderen europäischen Staaten. Dass Deutschland im europäischen Vergleich der Durchdringungsraten auf den letzten Plätzen dümpelt ist bekannt, im Vergleich zu den anderen westeuropäischen Staaten liegt Deutschland mit einer Penetration von gerade mal 22% sogar auf dem letzten Platz! Der Anteil der Facebook-Nutzer an der Online-Bevölkerung liegt je nach Untersuchung um die 40% – auch nicht gerade viel.

Die Länderauswahl ist eine (von mir subjektiv getroffene) Zuordnung von westeuropäischen Staaten, mit halbwegs vergleichbarer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung in den letzten 50 Jahren.

Was glaubt Ihr, warum Deutschland in Sachen Facebook nach wie vor Entwicklungsland ist? Haben die anderen Staaten einfach nur früher Gas gegeben, oder gibt es tatsächlich eine “typisch deutsche” Skepsis gegenüber gesellschaftlichen Neuerungen? Eine generelle Technologiefeindlichkeit möchte ich nicht unterstellen, aber die Akzeptanz bzw. das Verständnis des Internets lässt doch spürbar zu wünschen übrig.

Pic: Norman B. Leventhal Map Center at the BPL

[HTTP410] Facebook Wegelagerei: Fan-Gating

Qualität ist meistens wichtiger als Quantität. Diese Weisheit scheint zumindest in der Offline-Welt kaum jemand ernsthaft anzuzweifeln. In der schönen neuen, bunten Online-Welt müssen wir offenbar noch überzeugt werden, dass sie wirklich zutrifft. Anders lässt sich nämlich die Fixierung auf Klicks, Follower und Fans oft nicht erklären. In Ermangelung von allgemein anerkannten und erprobten Qualitätskriterien für Online- bzw. Social Media Auftritte ist es heute für die Mehrheit der Teilnehmer (Unternehmen) ein naheliegender Ausweg, sich auf harte Fakten, wie Menge bzw. Größe, zu konzentrieren und sie mit Qualität gleichzusetzen. Soweit mein persönlicher Eindruck.

Spannend zu bobachten ist es, mit welchen Mitteln dann versucht wird, das Rennen um die gesteckten “Qualitätsziele” zu machen. Eine im Ausland und inzwischen hierzulande  gerne vorgeschlagene Methode zur Fanzahlsteigerung bei Facebook hat es mir in letzter Zeit besonders angetan – das sogenannte “Fan-Gating”.

Kurzdefinition von Fan-Gating: Der Nutzer wird gezwungen, Fan einer Fanpage zu werden, und erhält erst dann Zugang zu vermeintlich exklusiven Inhalten. Wird er nicht Fan, kann er mit der Fanpage praktisch nichts anfangen.

Vermutlich liegt die zunehmende Beliebtheit dieses Umgangs mit dem Nutzer daran, dass er gewisse Übereinstimmungen mit bewährten (offline) Denk- /Verhaltensmustern (z.B. “Eintritt nur für Clubmitglieder = alle wollen unbedingt rein” ) aufweist und deshalb als Methode so vertraut und zuverlässig scheint, ohne hinterfragt zu werden. Aber lassen wir die pseudopsychologischen Erkenntnisse. Für mich ist das unübertrieben mit das unsinnigste, was man einem potentiellen Facebook Fan antun kann.

Ich weiß nicht, wie Ihr auf Fan-Gates reagiert, aber ich mache Folgendes:

a) Wenn ich zufällig auf einer Seite lande und von einem Fan-Gate gezwungen werde, Fan zu werden, dann mache ich das aus Prinzip nicht.

b) Wenn ein cleverer Marketer mit der Aussicht auf  ein interessantes Tutorial zunächst außerhalb Facebooks (z.B. Blog, Webseite usw.) mein Interesse ernsthaft geweckt hat und ich mir den ganzen (Klick-) Weg machen musste, nur um festzustellen, dass ich den versprochenen Content nicht einfach so bekomme, läuft es so: Ich werde Fan. Lösche eine Sekunde Später die entsprechende Statusmeldung mit dem Hinweis auf die Fanpage von meiner Wall. Hole mir den Content. “Entlike” die Fanpage wieder. Und noch viel schlimmer, ich merke sie mir…für immer.

Ich kann mir vorstellen, dass ich nicht der einzige bin, der so oder so ähnlich reagiert.

So läuft es heute einfach nicht mehr! Guter, offener und freier Content – das ist die Zauberformel von heute, um echtes Interesse bzw. Engagement zu generieren und echte Multiplikatoren anzulocken, was wiedrum zu mehr neuen echten Fans und Interaktionen führt.  Möchte man als Fanpagebetreiber mit dieser Währung “bezahlt” werden, braucht es Arbeit und Zeit und keine Diskriminierungsmechanismen bzw. Vortäuschung von Exklusivität.

Gute Fanpages brauchen keine Fan-Gates. Ich bin sicher, dass die Facebooknutzer kurzfristig eine sehr ablehnende Haltung dieser Methode gegenüber entwickeln werden und empfehle, keine Zeit auf solche Experimente zu verschwenden. Auch wenn die zunächst steigenden Fanzahlen der betroffenen Fanpages in dem einen oder anderen Fall mir nicht gleich recht geben mögen (nicht alle machen sich die Mühe, aus Prinzip zu “entliken”), so wird es die Fanbeteiligung garantiert. Ich halte eine geringere Zahl von Fans, die tatsächlich aktiv sind, für zielführender als eine große Zahl passiver Fans.

Dazu ein Link Tip: Mit dem Tool Fangager lassen sich schon in der gratis Version Fan Engagement Analysen durchführen und die Kennzahlen mit anderen Wettbewerbern vergleichen.

Gibt’s da draußen noch mehr Fan-Gates Fans?

 

Pic: Gatekeeper’s women by activefree