Von Werbung und Vertrauen

Statista hat gestern eine Infografik veröffentlicht, der zufolge klassischer Werbung eher vertraut wird als Online-Werbung. Zugrunde liegt dieser Grafik eine Nielsen-Studie aus dem Herbst 2013, der Global Trust In Advertising Report. Dieser befragte 29.000 Konsumenten mit Internet-Zugang aus 58 Ländern weltweit.

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Nun ist das zunächst nicht sonderlich überraschend: Werbung in den klassischen Medien ist ungleich teurer, weswegen Kampagnen und Anzeigen, die über diese Kanäle laufen tendenziell “seriöser” wahrgenommen werden. Die Unternehmen dahinter wissen meist was sie tun und haben ein gewisses Standing. Oder anders gesagt: Die Möglichkeit, über Online-Kanäle relativ günstig Massen an Menschen zu erreichen, zieht schlichtweg einen Haufen Müll an. Sehr treffend dazu dieser Facebook-Post von heute Vormittag:

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Aber steht Online wirklich so schlecht da? Ein genauer Blick in den Report lohnt sich durchaus: (weltweite Zahlen)

  • Mit 84% bekommen persönliche Empfehlungen von Bekannten nach wie vor den höchsten Vertrauensvorschuss. Und diese müssen natürlich nicht mit Augenkontakt ablaufen, sondern können genau so gut online stattfinden.
  • Branded Websites stehen mit 69% auf Platz zwei der vertrauenswürdigsten Medienkanäle.
  • Platz drei belegen mit 68% Online-Bewertungen von Konsumenten.

So schlecht sieht es für Online also doch nicht aus. Und wer keine Bauch-weg-Superfrüchte verkauft findet bestimmt einen Weg, seine Inhalte so zu präsentieren, dass er bei seinen Konsumenten auch online Vertrauen schafft.

Pics: Devensters (CC BY 2.0) und Statista (CC BY-ND 3.0)

[HTTP301] Neurowissenschaften und Marketing: Facebook ist effektiver Werbeträger

Facebook hat eine Studie in Auftrag gegeben, die Facebook als ideale Werbeplattform ausweist. Nicht überraschend. 😉 Aber nichts desto trotz ist die Studie nicht uninteressant – insbesondere was die Qualität zukünftiger Konsumentenstudien angeht.

Exkurs: Neuromarketing

Hirnforschung liegt groß im Trend und sämtliche populärwissenschaftlichen Magazine haben die Neuro-Sciences mit ins Portfolio genommen. Da wird erklärt, warum wir lügen, uns verlieben und der freie Wille ja eh nur eine Illusion sei. Diese Annahmen beruhen größtenteils auf im Gehirn gemessenen Aktivitätsmustern und der Interpretation derer anhand externer Reize.

Doch die daraus resultierenden Schlüsse sind in Fachkreisen nicht unumstritten: Es lässt sich heute zwar schon sehr gut erkennen, dass und wo etwas passiert – was dort allerdings genau passiert, darüber lässt sich in der Neurowissenschaft noch sehr wenig aussagen.

Aber Geld verdienen lässt sich damit allemal. Die vermeintliche Entschlüsselung des menschlichen Willens ist natürlich eine Goldgrube für Marktforschung und Analysten. Nicht ohne Grund hat Nielsen eine eigene Neuro-Abteilung ins Leben gerufen: NeuroFocus hat sich die Stichworte “Neuromarketing” und “Neuroscientific Consumer Testing” auf die Fahnen geschrieben und auch diese Facebook-Studie durchgeführt.

Neurological Engagement on Premium Websites

Die Untersuchung vergleicht in zwei Studien die kognitiven Reaktionen der Nutzer beim Konsum von drei Premium-Webseiten: Facebook, Yahoo (die News-Startseite) und New York Times. Facebook nimmt im Bereich des emotionalen Engagements die Spitzenposition ein, im Bereich Aufmerksamkeit und dem Grad der Einprägsamkeit steht es mit der New York Times auf einer Stufe.

Die Nutzer ordnen Botschaften auf den unterschiedlichen Plattformen wiederum unterschiedlich ein. So wird eine Botschaft, die über Facebook empfangen wird, tendenziell eher als “Connecting” empfunden, weniger als “Advice” – dieser Impuls wird eher auf Yahoo und der NYT ausgelöst.

In einer zweiten Phase wurde den Nutzern eine Werbung in verschiedenen Umfeldern präsentiert. Das Ergebnis: Facebook erreicht hohe Werte in emotionaler Teilhabe und Aufmerksamkeit und damit den Spitzenplatz in der Gesamteffektivität.

 Dr. A. K. Pradeep, CEO von NeuroFocus zur Studie:

“The ability to understand consumers’ subconscious responses to premium web sites brings new understanding on how people engage with online and social media sites.”

Ich bin skeptisch, obwohl ich herkömmliche Studien ebenfalls oft anzweifle, weil ich glaube, dass die Befragten oft nicht genau/bewusst antworten. Was meint Ihr: Welche Rolle werden Neurowissenschaften zukünftig in Marktforschung und Marketing spielen?

[HTTP410] Kenne Deinen Nutzer: Interaktives Forrester Profile Tool

Jakob Nielsen formulierte 2006 die 90-9-1-Regel, der zufolge sich die Nutzertypen sozialer Netzwerke in drei Bereiche unterscheiden: 90% bleiben passiv und lesen nur mit, 9% beteiligen sich sporadisch mit Kommentaren oder dergleichen und gerade mal 1% ist selbst aktiv dabei und produziert die Inhalte, die eine Community wertvoll machen. Heute ist diese Verteilung so nicht mehr aktuell, die Beteiligungsraten liegen weitaus höher. Forrester Research ergänzte zuletzt im August 2010 das Thema Nutzerstrukturen mit der Social Technographics Ladder.

Dem nicht genug: Um den Unterschieden in Herkunft, Alter und Geschlecht Rechnung zu tragen, stellte Forrester zusätzlich ein interaktives Tool zur Verfügung, mit dem sich die Verteilung in beliebiger Kombination verfeinern lässt:

Großartige Spielerei! Ich hoffe das Tool wird auch zukünftig gepflegt und aktuell gehalten. Die Erläuterung der einzelnen Nutzertypen findet Ihr in dieser Präsentation:

[slideshare id=4852530&doc=socialtechnographicsdefined2010-100727170626-phpapp01]

Pic: thebittenword.com (CC BY 2.0)