Muster in der Organisationsstruktur: aufdecken, auswerten und strategisch nutzen

Die Wollmilchsau wächst und als neuer Mitarbeiter bekomme ich das zu spüren: Es gibt viele Kolleg:innen mit diversen Tätigkeiten. Hand aufs Herz, ich bin froh, wenn ich die Verstrickungen auch nur ansatzweise verstehe. Dass die meisten im Homeoffice sind und in konstanten Schüben frisches Blut hinterherkommt, ist beim Verständnis der gesamten Organisation nicht gerade förderlich; trotz formellem Organigramm. Der Witz ist: vielen anderen geht es vermutlich genauso.

Dass man sich fragt, was diese oder jener den ganzen Tag machen ist eine Sache – etwas befremdlich, wenn man sich oft genug begegnet, um es eigentlich wissen zu müssen – aber hinnehmbar. Dass man Zeit in Aufgaben und Probleme investiert, die jemand aus einer anderen Abteilung schon bearbeitet hat, ist eine andere Baustelle: Dieser Mehraufwand ist unnötig! Schlimmer wäre es bloß, auf die Idee zu kommen, eine neue Stelle für diese Aufgabe auszuschreiben. Das sollte unter allen Umständen vermieden werden.

Denn in wachsenden Unternehmen müssen Organisationsstrukturen überdacht und Engpässe im teamübergreifenden Austausch identifiziert werden. Ist die Neueinstellung begründet? Oder kann die intelligente Vernetzung der richtigen Mitarbeiter:innen die (vermeintliche) Personallücke bereits füllen? Klar ist, dass für eine erfolgreiche Unternehmensführung Investitionen in die Mitarbeiterentwicklung, den Wissensausbau und den Wissenstransfer getätigt werden müssen. Aber wo genau?

Dieser Beitrag ist aus unseren eigenen Wachstumsschmerzen heraus entstanden. Wir zeigen euch, wie wir mit einfachen Methoden Daten zur Zusammenarbeit und zum Wissensaustausch in der Wollmilchsau erhoben haben. Anschließend gehen wir darauf ein, wie wir unser soziales Netzwerk visualisiert und ausgewertet haben.

Netzwerke finden: Alice, Bob, Charlie und David

Netzwerke helfen uns dabei, Strukturen zu erkennen. Die Idee ist die Folgende: Betrachten wir das Arbeitsverhältnis von den vier fiktiven Beschäftigten Alice, Bob, Charlie und David. Nehmen wir außerdem an, dass Alice, Bob und Charlie im selben Team arbeiten (Team Rot) und David einem anderen Team (Team Blau) zugeordnet ist. Auf die Frage, mit wem Alice am meisten zusammenarbeitet und den meisten fachlichen Austausch hat, gibt sie Bob und David an. Piktografisch kann das so visualisiert werden:

Netzwerk von Mitarbeitern

Unsere Kolleg:innen werden durch Knotenpunkte dargestellt. Farblich wird die Teamzugehörigkeit repräsentiert und Alices wichtigste Kontakte sind durch gerichtete Kanten (Pfeile, die von Alice zu Bob bzw. zu David zeigen) mit ihr verbunden. Bob ist an der Reihe und gibt lediglich Alice an.

Netzwerk von Mitarbeitern

Die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Alice und Bob wird durch den Doppelpfeil gekennzeichnet. Charlie kommt nun ins Spiel und nennt sowohl Alice als auch Bob.

Netzwerk von Mitarbeitern

Abschließend gibt David an, sich nur mit Alice auszutauschen.

Netzwerk von Mitarbeitern

Zählt man zusammen, wie viele eingehende Pfeile auf jeden Knotenpunkt zeigen, ergibt sich folgendes Bild: Drei Kolleg:innen geben Alice als wichtigen Kontakt an. Bei Bob sind es zwei, bei David eine und Charlie geht leer aus. Man spricht hierbei auch vom Eingangsgrad. Skalieren wir die Knotenpunkte um ihren jeweiligen Eingangsgrad, schaut das ganze so aus:

Netzwerk von Mitarbeitern

 

Die Mitarbeiterposition im Kontext

Was sagt diese Struktur aus? Ohne den richtigen Kontext erstmal nichts, also vergeben wir an dieser Stelle gedachte Rollen.
Im Unternehmenskontext kann es sich bei Alice um eine Teamleiterin handeln, die in ihrem Team eine zentrale Rolle einnimmt und in unserem Beispiel als Schnittstelle zu anderen Teams (David) fungiert. Bob ist Mitarbeiter und Charlie nimmt die Rolle eines Werkstudenten ein, der seinem Team zuarbeitet. Beide sind Alice unterstellt.

Sagen wir, das rote Team ist auf die Arbeit von David angewiesen, primär allerdings Bob. Muss der Austausch zwingend über Alice passieren? Oder wäre es nicht sinnvoller, wenn sich Bob als Intermediär aufstellt und Alice entlastet wird?

Wie ändert sich die Bewertung, wenn wir andere Rollen vergeben? Bob kann Teamleiter sein und Alice Mitarbeiterin. Der hohe Eingangsgrad bzw. die Größe ihres Knotenpunktes macht die wichtige Position von Alice deutlich. Bob sollte darüber nachdenken, sie zukünftig weiter zu fördern.

Fassen wir zusammen. Ein Netzwerk sollte immer vor dem Hintergrund der formellen Organisationsstruktur bewertet werden. Decken sich Rolle und tatsächliche Arbeit meiner Mitarbeiter:innen? Reale Arbeitsstrukturen werden ersichtlich und Engpässe im Zweifel identifiziert.

Die Datenerhebung ist ein Handwerk, …

Die Theorie mit Alice, Bob und Co. ist schön und gut, aber wie kommen wir an echte Daten unserer Organisation heran? Und was für Daten wollen wir überhaupt erheben?

Der klassische Weg ist die Umfrage: Man macht sich vorab Gedanken über die Metriken, die man erheben will, und wählt einen Kanal, über den die Antworten gesammelt werden. Umfragen sind natürlich anfällig für subjektive Fehleinschätzung durch die Teilnehmenden. Um das zu vermeiden, ist auch eine automatisierte Datenerhebung möglich. Getreu dem Ansatz “Data First”, erlauben Plattformen wie MS Teams die Auswertung von Chats. Das Problem der Fehleinschätzung kann mit dieser Methode umgangen werden, da gesammelte Textnachrichten aller Mitarbeitenden die Datengrundlage bilden. Angefangen mit der durchschnittlichen Länge und Häufigkeit der Nachrichten, hin zur inhaltlichen Auswertung mittels Methoden der linguistischen Datenverarbeitung; dem maschinellen Informationsgewinn sind keine Grenzen gesetzt, der menschlichen Deutung und Relevanz hingegen schon. Vom rechtlichen Rahmen ganz zu schweigen.

Man müsste sicherstellen, Chatnachrichten in aggregierter Form auszuwerten um nicht in die Privatsphäre einzelner Mitarbeiter:innen einzudringen. Wie garantiert man dann eine unverzerrte Analyse? Schließlich sind wir am fachlichen Austausch interessiert und nicht an Alices und Bobs Meinungen zum fallenden/steigenden Bitcoin Kurs. Damit bahnt sich eine Reihe technischer Hindernisse an.

Wir haben uns intern für die Umfrage entschieden. Warum? Eine Umfrage ist innerhalb kürzester Zeit aufgesetzt und damit kaum vergleichbar mit dem Aufwand einer Chatauswertung. Software wie MS Forms erledigt den Job. Bleibt noch die Frage offen, was genau wir erheben wollen.

Bei der Frage, wer mit wem zusammenarbeitet und sich fachlich austauscht, kann man pro Mitarbeiter:in eine Liste mit Namen sammeln. Okay, und wie viele Namen? Je nach Größe des Unternehmens mag die Antwort unterschiedlich ausfallen. Wir raten euch, im Feedback mit euren Kolleg:innen eine sinnvolle Zahl festzulegen. Fürs Protokoll: Eine maximale Angabe von fünf Personen hat den einen oder die andere bei uns schon ins Schwitzen gebracht. Also lieber vorher absprechen und keine Sinnkrise auslösen.

Angefangen bei der Priorisierung der Kontaktpersonen (erst Alice, dann Bob, dann Charlie), bis hin zur gewichteten Punktevergabe (Wie viel Prozent meiner Arbeitszeit verbringe ich mit Alice, wieviel mit Bob?) kann man die Umfrage beliebig komplex gestalten. An der Stelle haben wir für uns aufgehört. Zusätzliche Informationen können hilfreich sein, erhöhen allerdings auch den Aufwand bei den Teilnehmenden.

… die Visualisierung eine Kunst

Wir sitzen nun also auf dem Berg unserer Wer-mit-Wem-Daten und stehen vor der Aufgabe der Visualisierung. Wie also stellen wir Netzwerke her und wonach müssen wir überhaupt suchen?

Das Schlüsselwort lautet Force-Directed-Graph. Gemeint ist damit eine Klasse von Gestaltungsmustern zur “ästhetisch ansprechenden“ Darstellung von Netzwerken. Ästhetisch ansprechend? Genau. Stellt euch vor, ihr versucht ein soziales Netzwerk mit mehreren tausend Personen und hunderttausendenden von Verknüpfungen zu visualisieren. Um überhaupt etwas erkennen zu können ist es ratsam, so wenig überschneidende und so viele ähnlich lange Verbindungen zwischen den Knotenpunkten zu erzeugen wie nur möglich. Klingt kompliziert? Ist es auch. Hinter den Visualisierungsalgorithmen stecken physikalische Simulationen.

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Was die Software angeht, so ist für jeden etwas dabei. Eine schnelle Umsetzung ist mit PowerBI oder Tableau möglich, mit dem Vorteil der direkten Einbettung in bestehende grafische Benutzeroberflächen. Diese Programme geraten allerdings schnell an ihre Grenzen. Besonders bei größeren Netzwerken wird ersichtlich, dass Knoten und Kanten nicht immer übersichtlich dargestellt werden. Wer JavaScript beherrscht, wird sich über die Umsetzungsmöglichkeiten in d3.js freuen. Für den Rest von uns empfiehlt sich speziell entwickelte Software zur Netzwerkanalyse wie Gephi. Das Ganze schaut dann in etwa so aus.

Organisationsstruktur

Tragende Säulen bei der Wollmilchsau

Knotenpunkte repräsentieren alle Mitarbeiter:innen der Wollmilchsau und sind unterschiedlich eingefärbt, um die Teamzugehörigkeit nachzuvollziehen. Liegen mehrere beieinander, bilden diese ein Cluster. (Gerichtete) Kanten zeigen von einem Knotenpunkt zum anderen, und weisen auf die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch hin, wie in unserem Beispiel mit Alice, Bob und Co. Je mehr Kanten auf einen Knotenpunkt zeigen, desto stärker hängen Kolleg:innen von dieser Person ab. Und umso größer ist dieser Knoten dargestellt.

Trotz einer Unternehmensgröße von “nur” 56 Mitarbeiter:innen (Stand Ende September 2021), gibt es einiges in der Grafik zu entdecken. Allen voran sieht man, dass die Wollmilchsau ein paar wenige zentrale Akteure hat – tragende Säulen – um die herum die Organisation aufgebaut zu sein scheint.

Schauen wir dafür auf das hellblaue und das violette Team: Beide Abteilungen (in der Grafik als entgegengesetzte Pole bezeichnet) sind durch das zentrale Cluster getrennt. Letzterer dient als indirekte Schnittstelle zwischen den Teams, über den viel Kommunikation abläuft. Die Menge solcher Abteilungen um die Hauptakteure des Unternehmens deutet auf Engpässe hin, da Teams nicht in direkter Kommunikation zueinander stehen. Folglich entsteht ein Mehraufwand beim zentralen Cluster. Diese Problematik bietet aber auch Chancen, die ergriffen werden können, um den direkten Wissensaustausch in Zukunft zu verbessern.

Teamaufspaltung, Intermediäre und Wissensinseln

Eine Möglichkeit dies zu erreichen besteht darin, vorhandene Strukturen zu überdenken. Ist es sinnvoll ein Team aufzuteilen? Betrachtet man z.B. das schwarze Team, werden zwei kleinere Cluster deutlich, die darauf schließen lassen, dass eine klare Aufgabentrennung bereits stattgefunden hat. Und wie sieht es mit Schnittstellen in den Abteilungen aus? Das rote Team weist einen Knotenpunkt auf, der zum einen nahe am violetten Team liegt und zum anderen einen hohen Eingangsgrad (Anzahl gerichteter Kanten, die auf ihn zeigen) besitzt. Man könnte überlegen – je nach Kontext und Arbeitsumfang – diese Person in ihrer intermediären Rolle weiter zu stärken oder zu entlasten.

Kritisch für Organisationen ist die Bildung von Wissensinseln in Form von Mitarbeiter:innen mit spezialisiertem Fachwissen. Sie sind nicht oder nur in geringem Maße in Abteilungsprozesse integriert und tauschen sich kaum mit Kolleg:innen aus. Bei kleinen Unternehmen mag das nicht weiter tragisch klingen. Doch wachsende Unternehmen gewinnen schnell an Unübersichtlichkeit und Komplexität. Wo gibt es noch freie Kapazitäten in den Teams?

Wissensinseln sind leicht zu übersehen und werden meist zu spät aufgedeckt. Auch darauf können Netzwerkanalysen hinweisen. Die Wollmilchsau besitzt einige in verschiedenen Formen. Eine Extremform bildet der blaue Knotenpunkt, der keinerlei Verbindungen aufweist. Das deutet auf inaktive Mitarbeiter:innen hin und sollte im Einzelfall evaluiert werden.

Auch ganze Abteilungen klassifizieren sich als Wissensinseln. In unserer Grafik ist das orangefarbene komplett im grünen Team eingebettet. Hier wird dem größeren Team zugearbeitet. Die Position des orangenen Teams am oberen Eck der Darstellung verrät allerdings auch, dass sonst kaum Kommunikation nach Außen stattfindet.

Es ist Aufgabe der Teamleiter:innen und der Geschäftsführung zu hinterfragen, ob isoliertes Know-how gerechtfertigt ist oder nicht. Denn Wissensinseln können die Resilienz und Stabilität einer Organisation gefährden.

Fazit: Von der Bestandsaufnahme zum Wandel

Wir halten fest: Daten über die Zusammenarbeit und den Wissensaustausch einer Organisation lassen sich recht einfach und schnell erfassen. Ausgewertet weisen sie dabei einen hohen Grad an Komplexität auf. Unternehmen im Wachstum und in der Umstrukturierung sollten dabei vor allem nach den folgenden Merkmalen Ausschau halten:

  1. Gibt es zentrale Akteur:innen, die in meiner Organisation von vielen Mitarbeiter:innen als wichtige Bezugspersonen gesehen werden?
  2. Welche Teams haben keine direkte Interaktion und wer sind meine Intermediäre?
  3. Kommt es zur Clusterbildung innerhalb von bestehenden Teams? Passiert das ganze organisch und teamübergreifend?
  4. Bilden sich Wissensinseln?

Auswertungen von Netzwerken werden immer prominenter. Im Zentrum steht dabei die Organisationsstruktur. Vor allem in Branchen mit einem hohen Grad an Innovation kommt vermehrt die Frage auf, ob hierarchische Unternehmensstrukturen noch angemessen sind. Ansätze wie das Field of Stars Modell setzten dabei vermehrt auf die Förderung einzelner Mitarbeiter:innen, die Selbstorganisation und einen Wandel der Unternehmenskultur: höhere Eigenverantwortung und größerer Gestaltungsspielraum. Am Anfang steht dabei die Bestandsaufnahme, denn: Wo wir stehen, ist essenziell, um strategische Entscheidungen für die Zukunft zu treffen.

Anmerkungen zur Auswertung

Die Daten wurden in MS Forms gesammelt, als csv-Datei exportiert, in der Programmiersprache Python weiterverarbeitet und mit Informationen zur Team- und Abteilungszugehörigkeit angereichert. Anschließend fand die Auswertung in Gephi statt. Es wurde das Force Atlas 2 Layout verwendet, welches durch Parameter wie den LinLog Modus straffere Cluster erzeugt als beispielsweise Force Atlas. Die Feinjustierung des Netzwerkes beschränkte sich dabei auf den Abstoßungsparameter.

Ergänzende Metriken und alternative Darstellungsformen

Neben dem Layout und seiner Parametrisierung können wir Einfluss auf die Darstellung von Knoten und Kanten nehmen. In diesem Abschnitt werden wir weitere Statistiken über unser Netzwerk auflisten und auf alternative Darstellungsformen aufmerksam machen, die Gephi bietet. Ein großer Teil der Erklärungen ist direkt aus der Dokumentation des Programmes übernommen.

Metriken zum Netzwerk allgemein

Bisher haben wir den Eingangsgrad als Metrik genommen, um die Kantengrößen zu skalieren und die Farbe über die Teamzugehörigkeit festgelegt. Ähnlich zum Eingangsgrad, welcher bei unserem gerichteten Netzwerk die Abhängigkeit einzelner Knotenpunkte untereinander widerspiegelt, ist die Zentralität. Gemeint ist damit ein Maß, dass die Position eines Knotens im Gesamtkontext des Netzwerkes betrachtet. Wichtig ist hierbei die Anzahl der kürzesten Pfade (von einem Knotenpunkt zum anderen) in denen sich ein bestimmter Knoten befindet. Ähnlich interessant ist die Exzentrizität, welche pro Punkt im Graphen die Distanz zum entferntesten Knoten betrachtet. Diese Metriken erlauben es einflussreiche Personen in Netzwerken zu identifizieren.

Was ist der durchschnittliche Abstand zwischen allen Knotenpaaren? Ähnlich zur Zentralität, allerdings auf das gesamte Netzwerk angewendet, gibt der Netzwerkdurchmesser diesen Wert an. Direkt miteinander verbundene Knoten bekommen den Wert 1 zugeschrieben. Für die Wollmilchsau ergibt sich ein Durchmesser von 8. Je kleiner der Durchmesser ist, desto vernetzter ist die Organisation. Vergleiche sind dabei nur zwischen Organisationen mit ähnlicher Mitarbeiterzahl möglich.

Vergleichbar mit dem Durchmesser ist die Kantendichte. Die Kantendichte misst das Verhältnis von tatsächlichen Verbindungen zwischen allen Knoten und den potentiell Möglichen. Ein vollständig verbundener Graph würde den Wert 1 zugeschrieben bekommen. Die Wollmilchsau erzielt einen Wert von 0,076. Halten wir allerdings fest: Ein großer Wert war von Anfang an nicht zu erreichen, da wir das Design unserer Umfrage so gewählt haben, dass maximal 5 Verbindungen von einem Knoten ausgehen können.

Wäre es nicht schön, wenn man Mitarbeiter:innen auf organische Art und Weise Abteilungen zuordnen könnte? Das Stichwort lautet Modularität. Diese Kennzahl erlaubt die Community-Erkennung. Interessant wird die Modularität für größere Netzwerke ab mehreren hundert Knotenpunkten.

Metriken zur Knotenübersicht

Die wichtigste Metrik ist hier der Clusterkoeffizient pro Knotenpunkt. Er erlaubt die automatische Identifikation von Wissensinseln – auch “Small-World”-Effekt genannt – indem er angibt, wie stark Knoten in ihrer Nachbarschaft eingebunden sind.

Metriken zur Kantenübersicht

Die letzte Metrik, die wir vorstellen möchten, ist die mittlere Kantenlänge. Sie gibt den durchschnittlichen Abstand zwischen allen möglichen Knotenpaaren an (wir nehmen an, dass verbundene Knoten einen Abstand der Länge 1 haben). In unserem Kontext sagt sie aus, wie “weit” zwei zufällig ausgewählte Mitarbeiter:innen voneinander entfernt sind, also über wie viele Ecken eine Kommunikation zwischen den beiden zustande kommen würde. Die mittlere Kantenlänge für die Wollmilchsau beträgt 3,256.

Fehlende Teilnehmer:innen

Lasst uns abschließend noch auf eine Besonderheit dieses Projektes eingehen, die erst in der Auswertung ersichtlich wurde. Einige Kolleg:innen haben an der Umfrage nicht teilgenommen bzw. nicht teilnehmen können. Das ist soweit nicht unüblich. Je größer die Organisation ist, desto wahrscheinlicher ist mit einem gewissen Prozentsatz an Enthaltungen zu rechnen.

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Die spannende Beobachtung: Die Rolle von Personen, die sich bei der Umfrage enthalten hatten, war durch die Teilnahme aller anderen Kolleg:innen präzise einzuordnen. Damit zeigt die Netzwerkanalyse, wie sie in diesem Artikel präsentiert wurde, eine gewisse Robustheit gegenüber fehlenden Teilnehmer:innen.

 

Null Bock auf Einheitsbrei: Neue Netzwerke gegen alte Platzhirsche

Wenn Facebook eine Messenger-App für 19 Milliarden kauft, dann mag das Teil einer Blase sein – davon dass der “Hype vorbei” sei, kann man angesichts einer solchen Investition allerdings kaum sprechen. Nun mag man sich über den angeblichen Wert eines Online-Unternehmens mit 55 Mitarbeitern wundern oder sich fragen, was Facebook im Detail zu diesem Schritt bewegt hat. Wenn man allerdings mal den Fokus von diesen unternehmerischen Aspekten wegnimmt und auf die Nutzer schaut, dann wird es (zumindest für mich) interessant:

WhatsApp hatte zuletzt 450 Millionen Nutzer, davon alleine 30 Millionen in Deutschland. Fällt Euch was auf? Facebook hat es all die Jahre nicht geschafft, diese Marke zu knacken und krebst hierzulande immer noch bei 25 Millionen rum. WhatsApp hingegen wuchs alleine im letzten halben Jahr um 10 Millionen Nutzer. Möglich wurde dies durch idiotensichere bzw. leichte Nutzung von WhatsApp und die Fokussierung auf eine Funktion: das Senden und Empfangen von Nachrichten und Fotos. Und das passiert pro Tag fast 20 Milliarden Mal.

Facebook bewies schon mit dem Kauf und der überaus gekonnten Weiterführung von Instagram das richtige Gespür. Ja, wir wollen Fotos posten. Nein, wir wollen sie nicht unserem gesamten Netzwerk aus Freunden, Bekannten und Verwandten unter die Nase halten, sondern nur denen, die sich meine Wackelphotos mit Lomo-Filter ausdrücklich abonniert haben. Das gleiche gilt für den Bereich Kommunikation, auch wenn Facebook mit dem Messenger eine Alternative anbietet, die allerdings lange nicht so gut angenommen wird wie die simple grüne Sprechblase mit dem Telefonhörer.

Das deckt sich mit einem Trend, den man seit etwas über einem Jahr überall beobachten kann: eine zunehmende Diversifizierung in der Wahl und Nutzung einzelner Dienste. “Wave” ist mit knapp 50.000 Befragten aus 65 Ländern eine der umfassendsten Studien der Online-Nutzung überhaupt. (Grundsätzlich sehr zu empfehlen!) Auch in Version 7 dieser Erhebung wird deutlich: Die Nutzungsintensität und -vielfalt sozialer Netzwerke nimmt immer weiter zu. Dass die Facebook-Wachstumskurve nach und nach abflacht, sollte man nicht überinterpretieren.

So entwickelt sich im Windschatten der großen komplexen Netzwerke die Microblogging-Dienste weltweit gemächlich aber prächtig, allen voran Twitter:

Die globale Microblogging-Welle - Neue Netzwerke wachsen wie Pilze aus dem Boden

Nicht jedoch in Deutschland, hier pflegen wir allerdings unsere ganz eigene Kultur: Online-Foren.

Online-Foren sind in Deutschland nach wie vor sehr beliebt.

Das nur als Beispiel. Quer durch alle Klassen, Länder, Altergruppen, Szenen, Urban Tribes etc. lassen sich solche Eigenheiten beobachten. Die Rolle der Massennetzwerke wird weiter abnehmen, wenn auch Facebook als Adressbuch, Event-Tool und Mail-Programm wohl noch lange sehr wichtig sein wird – einfach wegen seiner Verbreitung. Die Musik spielt aber zunehmend in den Spezial-Netzwerken und -Tools. Und während ich hier von Instagram und WhatsApp schreibe, die beide schon so groß wurden, dass Facebook sie kaufte, installieren sich irgendwo gerade ein paar hunderttausend Nutzer den neuen, heißen Scheiß. Doof nur, wenn Unternehmen zwei Jahre brauchen, um in einem Netzwerk aktiv zu werden, nur um dann festzustellen, dass sie 3 Monate zu spät dran sind.

Lokale Netzwerke im Zeitalter der Globalisierung

Am Montag stellte Statista die traurige Bilanz der deutschen Social Networks mit einer Grafik vor: Bis auf XING verlogen alle großen hiesigen Netzwerke mindestens 50% ihrer Visits. Die ersten Reaktionen gingen von “..nicht das Geschäft der Deutschen?” bis zu “Es kann nur einen geben.” Ganz so einfach ist es nicht, aber auch nicht allzu schwer.

All diese Beispiele sind persönliche Social Networks. Im Vordergrund steht hier die Vernetzung der eigenen, reellen Person mit anderen. Es geht dabei nicht primär um den Austausch zu Interessen oder Themen, sondern um die Verbindung von On- und Offline-Kontakten. Und sobald sich unter diesen auch Personen aus anderen Teilen der Welt befinden, kommt das Netzwerk an seine Grenzen.

Zum Beispiel: StudiVZ hat nicht nur deswegen so rapide gegen Facebook verloren, weil Facebook so viel besser war.  StudiVZ war in dem Moment dem Tod geweiht, als es zum Ort des persönlichen Austauschs wurde – über die Kommunikation mit den eigenen Kommilitonen hinaus. Der deutsche Student denkt mindestens paneuropäisch, viele global. Bereits vor zwei Jahren zeichnete sich eine deutliche Verbindung ab: zwischen den Ländern, die in kulturellem Austausch stehen, und den Netzwerken, die diese nutzen.

Local Heroes

Lokale Netzwerke werden ihren Sinn weiter behalten – im Special Interest Bereich. Hier ist es wichtig, sich mit Menschen zu verbinden, die ähnliche, lokal gebundene Probleme oder Interessen haben. Beispiel: Motor-Talk.de. Der Deutschen liebstes Kind wird auch mit Deutschen besprochen.  Das zeigt sich in 2 Millionen Nutzern und 11 Millionen Visits im Monat. Aber auch die deutsche Forenkultur blieb nicht völlig von Facebook verschont: Die regen Off-Topic Diskussionen verlagern sich zusehends in die privaten Netzwerke der Nutzer, was in der Folge auch zu weniger Visits führt. Die Zahl der aktiven Nutzer hingegen bleibt relativ stabil, zumindest bei den Netzwerken mit konkreter, thematischer Ausrichtung.

Pic: sludgegulper (CC BY-SA 2.0)

Mit Amen und Ayloo auf dem Spielplatz – Wie machen sich die neuen Netzwerke?

Schon wieder zwei neue Social Networks, die die Welt nicht braucht? Die Frage nach der Relevanz und Nützlichkeit von Online-Diensten hat Sascha Lobo kürzlich so beantwortet:

Antipareidolie: Der beliebte Netzkommentar “Das braucht niemand” ist dumm. Denn Sinnlosigkeit ist fast immer situativ und subjektiv.

In diesem Sinne: Zwei neue Netzwerke, die vielleicht jemand brauchen kann:

Amen

www.getamen.com – Das bekanntere der beiden, schließlich wurde dafür auch schon ordentlich die Werbetrommel gerührt. Öffentlichkeitswirksame Investoren wie Ashton Kutcher und Guy Oseary machten es möglich.

Worum gehts?

Mittels vorgegebener Textbausteine veröffentlicht der Nutzer kurze Statements. Diese werden von seinem Netzwerk entweder bestätigt (“Amen”) oder abgelehnt (“Hell no!”) So entstehen innerhalb dieses Netzwerkes Meinungen, die je nach Anzahl der gesammelten Zustimmungen Stärke gewinnen. Die gesammelten Amens werden so zu einem Ranking aggregiert:

Brauchbar? (subjektiv)

Ich finde es macht Spaß. Erstens wird man durch die vorgegeben Bausteine zum Nachdenken angeregt (“Wer ist denn nun eigentlich der schlechteste Schauspieler aller Zeiten?”) und zweitens sind auch die Statements der anderen oft recht inspirierend oder zumindest lustig. Schön ist es, Aussagen mit ganzem Herzen zustimmen zu können, auf die man selbst nie gekommen wäre:

AMEN! 🙂 Ach ja, ich habe noch zwei Invites übrig – wer möchte, meldet sich bitte in den Kommentaren. First-come, first-served.

Ayloo

www.ayloo.net – Ayloo ist erst eine Woche alt. Ähnlich wie bei Subjot steht hier nicht der Nutzer im Vordergrund. sondern dessen bevorzugte Themen.

Worum gehts?

“Make Conversation Better” lautet der Ayloo-Claim. Das soll geschehen, indem sich die Nutzer in Themen-Streams zusammenfinden und dort Beiträge verfassen. Jeder dieser Beitrag kann dann wiederum kommentiert werden. Also ein klassisches Board-Prinzip, dass Facebook bereits in seinen Groups mit mäßigem Erfolg aufgegriffen hat.

Brauchbar? (subjektiv)

Da Ayloo noch sehr neu ist, kann ich schlecht einschätzen, wie intensiv es genutzt werden wird. Derzeit gibt es noch wenige versprengte Gruppen mit einer Handvoll Mitgliedern. Die wenigen größeren (“Social Media”) sind schon wieder recht durcheinander. Ich glaube, da liegt auch die Krux an diesem Projekt: Wenn ich mit einer exklusiven Gruppe über ein Thema diskutieren will, wird es schnell persönlich – ich brauche also kein rein themenorientiertes Netzwerk. Bei Massenthemen hingegen, postet jeder munter das, was er für wichtig hält. Und hier filtere ich (üblicherweise) nach Personen, was ich bei Ayloo wiederum nicht kann. Jeder, der einmal vergeblich versucht hat, in einer großen Xing- oder LinkedIn-Gruppe aktiv zu werden, wird verstehen was ich meine.

Pic: Tim in Sidney (CC BY 2.0)

[HTTP410] Die Zielgruppe befragt: Akzeptanz von Personalmarketing in sozialen Netzwerken

Kienbaum Communications hat auf seinem frischen Blog heute die Ergebnisse einer Studie zur Akzeptanz von Personalmarketing und Employer Branding via Social Media veröffentlicht. Befragt wurden 1.155 Studenten, Absolventen und Young Professionals aus unterschiedlichen Studienrichtungen. Die Zahlen lassen auf den ersten Blick noch viel Luft nach oben.
Ein Beispiel:
Netzwerke in denen nach Jobs/Praktikumsplätzen gesucht wurde

Netzwerke in denen nach Jobs/Praktikumsplätzen gesucht wurde

Die Prozentzahlen bewegen sich allesamt im unteren einstelligen Bereich. Die Hürde, für die akute Jobsuche soziale Netzwerke zu bemühen, scheint noch sehr hoch zu sein. Warum? Kienbaum vermutet, es habe mit der Sorge zu tun, der eigene Online-Auftritt entspräche nicht den Ansprüchen der Arbeitgeber. Zudem ist der deutsche Privatheits-Begriff bekanntlich extrem weit gefasst.

All das mag ein entscheidender Grund sein. Noch spannender in diesem Zusammenhang finde ich allerdings, wie denn die Jobsuchenden den Weg zu ihren Unternehmen gefunden haben. Die Top-Antworten sind: Unternehmens- bzw. Karrierepage, sowie Suchmaschinen. Das sind jedoch finale Schritte ihrer Suche. Sie besuchen gezielt eine Unternehmensseite, um dessen Stellenangebote zu sichten. Oder sie geben eine konkrete Anfrage in eine Suchmaschine ein, keine vagen Stellenbeschreibungen (und falls sie das doch täten, dann wären wiederum eine Vielzahl der Suchergebnisse aus dem Web 2.0). Aber wie kommt es zu diesen Entscheidungen?

Denn sie wissen nicht was sie tun?

Wenn wir angeben müssten, ob uns Fernsehwerbung in unserer Kaufentscheidung bedeutend beeinflusst – die meisten würden sich vehement dagegen wehren. Doch noch immer fließen über 40%(!) der Werbe-Budgets in TV-Ads. Warum?

Weil sie vor allem einen Effekt haben: Der Zuschauer erfährt von neuen Produkten. Er wird deswegen nicht aufspringen und sie umgehend kaufen. Noch weniger wird er gezielt den Fernseher einschalten, um sich in der Werbung über Produkte zu informieren. Steht allerdings eine Kaufentscheidung an, dann ist die Wahrscheinlichkeit, ein so bereits “kennengelerntes” Produkt zu testen ungleich höher, als bei einem komplett unbekannten.

Bei Social Media dagegen geht es nicht nur um reine Berieselung sondern darüber hinaus auch um Aufmerksamkeit im Dialog. Denn Märkte sind Gespräche – auch der Arbeitsmarkt.

Der junge Absolvent, der sich seinen ersten Job sucht, wird sich (noch) nicht hinsetzen und sagen: “So, jetzt schau ich mal bei Facebook, wo ich meinen Berufseinstieg machen werde!”. Aber er wird als Web 2.0-Nutzer in seiner Studienphase mit immer mehr Firmen in Kontakt kommen, die für ihn auch als Arbeitgeber interessant sind.

Beachtet sei in diesem Zusammenhang die Übereinstimmung zwischen den Studiengängen, deren Studierende sich mehrmals am Tag bei Facebook aufhalten und denjenigen, die angeben, sich dort auch schon berufsbezogene Informationen geholt zu haben. Diese Zusammenhänge sind bedeutend. Sie entsprechen natürlicher menschlicher Kommunikation und werden durch obige Zahlen nicht wiedergegeben. Es ist letztendlich völlig egal, ob er sich dann bei ernsthaftem Interesse zuerst über die Facebook-Page über Firma X informiert oder doch über die Homepage. Und er kann sich auch gerne noch eine Zeitung kaufen und sich die Angebote dort anschauen. Wichtig ist es für Unternehmen, Präsenz zu zeigen und Ansprechbarkeit zu signalisieren.

Warum steht Twitter so schlecht da?

Ist Twitter ein soziales Netzwerk? Per Definition natürlich: Es ist ein Netzwerk und es ist sozial. Aber ist es z.B. mit Facebook zu vergleichen? Ich folge bei Twitter tendenziell eher unbekannten Menschen, um mich mit Informationen zu versorgen, die ich nicht über mein privates soziales Netzwerk bekomme. Es ähnelt also eher einem dynamischen Feed-Reader, den ich von Personen füllen lasse, denen ich diesbezüglich vertraue. Unter diesem Gesichtspunkt ist es gar nicht so schlimm, dass nach der Kienbaum-Studie erst 6% überhaupt bei Twitter aktiv sind. Hier werden Informationen verteilt und weitergeleitet – online wie offline. Das ist das wichtige. Und bei gerade mal grob 300.000 aktiven Twitter-Nutzern in Deutschland überrascht uns diese niedrige Zahl nicht. Die Reichweite und Lautstärke dieses Mediums ist dennoch nicht zu vernachlässigen, wenn man sich alleine vor Augen führt, welche Medienpräsenz ein so kleiner Dienst in Deutschland bekommt…

Und nun?

Zurück zu den alten Medien zu gehen, ist keine Alternative, davon ist auch Kienbaum überzeugt. Wir befinden uns noch am Anfang eines langen Weges, der aber zwingend notwendig ist, um andere Menschen zu erreichen. Soziale Online-Netzwerke sind für uns kein weiterer Marketingkanal oder Verkaufsgag, sie sind das Medium, über das in Zukunft ein Großteil der menschlichen Kommunikation laufen wird – sofern man sich nicht gegenüber steht.

[HTTP410] Automatisierte Empfehlungen in sozialen Netzwerken: Nutzbar für Recruiting?

Offene soziale Netzwerke leben von Ihren Mitgliedern. Diese sollen möglichst zahlreich und untereinander vernetzt sein. Dementsprechend bemüht sind diese Dienste, unsere Netzwerke zu erweitern. Ein beliebtes Mittel hierfür sind Freundschaftsempfehlungen – die sogenannten Recommendations.

Empfehlungsprogramme der Social Media Plattformen

Von Facebook kennen viele die Empfehlungen: “Personen, die du vielleicht kennst” werden dort angezeigt. In der Regel kenne ich diese Personen aber nicht. Ein gewisser Klaus O. wird mir sogar hartnäckig seit meiner ersten Facebook-Anmeldung vorgeschlagen. Twitter hat ebenfalls ein nagelneues automatisiertes Empfehlungs-System integriert: Who to follow. Hier werden die Empfehlungen ebenfalls aus den persönlichen Kontakten zusammengestellt. Nach dem Motto: “Wenn Sie diesen Leuten folgen und diese Leute wiederum jenen – dann müssten jene auch wiederum für Sie interessant sein.” Gerade bei Twitter (für mich eher Informationskanal als persönliches Netzwerk) funktioniert das relativ gut, ist aber im Grunde eher “oberflächlich”.

Twitter - Who To Follow

Auch bei YouTube werden Empfehlungen ausgesprochen und seit neustem auch noch offensiver präsentiert. Dort ist das Ganze schon etwas diffiziler. Je nach gerade angesehenem Video bekommt der Nutzer andere Clips vorgeschlagen, die nach Ansicht des Systems mit dem vorangegangen in Verbindung stehen. Diese Berechnung erfolgt über die Videobeschreibung und über die vergebenen Tags, ist also sehr viel inhaltsorientierter als die von Facebook oder Twitter.

YouTube Recommendations

Wie wäre es mit einem Unternehmens-Empfehlungsprogramm?

Von hier aus lässt sich weiterdenken: Ein Unternehmen könnte innerhalb von Netzwerken den Nutzern vorgeschlagen werden, die aufgrund gemeinsamer Themengebiete, überlappender Interessen oder offener Gesuche in Zusammenhang gebracht werden können. So könnte zwangloser Kontakt zur Zielgruppe hergestellt werden, aus Sicht der Bewerber wäre dies eine gute Gelegenheit, ein paar Insights von interessanten Betrieben zu bekommen. Natürlich müssen im Follow-Up gute Argumente geliefert werden: Ein Employer/Employee-Recommendation-System wäre kein Marketingmittel als solches, aber in Kombination mit einer ausgereiften Kommunikationsstrategie ein für beide Seiten sehr hilfreiches Tool.

Soziale Netzwerke für Unternehmen: Ein Weg ins Web 2.0

Das Angebot an “sozialen” Netzwerken auf Unternehmensebene nimmt im Rahmen der Enterprise 2.0-Entwicklung stetig zu. Darin liegt ein gute Möglichkeit, auch die Firmen zum Thema zu führen, die sich sonst mit Social Media noch etwas schwer tun. Die großen Social Networks sind zur Zeit vor allen Dingen eines: Offen. Jeder soll Zugang haben, die Verbindungen der Nutzer untereinander sollen so vielfältig und zahlreich wie möglich sein. Zudem sind idealerweise die Plattformen selbst untereinander vernetzt, so dass jede Nachricht auf einer Vielzahl unterschiedlicher Kanäle verbreitet wird. So schwellen die Zahlen zur Social Media Nutzung immer weiter an: 500 Millionen Nutzer hier, 24h neues Videomaterial pro Minute da, und nicht zu vergessen: die 50 Millionen täglichen Statusupdates dort hinten. Immer wieder wird versucht, Unternehmen so mit der Reichweite sozialer Netzwerke und deren schierer Größe davon  zu überzeugen, selbst in Social Media aktiv zu werden. Diese Werte liefern zwar die Basis zu erahnen, wie fest verankert das Web 2.0 inzwischen in allen Bevölkerungsstrukturen ist, sie zeigen aber nicht die Potentiale, die in den neuen Dialogmedien liegen. Diese lassen sich auch sehr viel eher erfahren, als vermitteln. Selbst die großartigsten Praxisbeispiele sind oft nur mit entsprechender Erfahrung auf das eigene Unternehmen zu übertragen. Und wenn dann der Offliner doch mal einen ersten Schritt ins Web 2.0 wagt, ist er nicht selten überfordert und erschlagen von der Informationsflut – das Filtern und Selektieren der Nachrichten will auch erst erlernt werden. Also besser im Kleinen beginnen:

Microblogging im Mikrokosmos.

Sozialität beginnt nicht erst im globalen Datenstrom, sondern schon im eigenen Unternehmen. Insofern haben spezielle Networks “für den Hausgebrauch” durchaus ihren Sinn. Yammer z.B. ist ein Microblogging-System für den Firmeneinsatz. In eigenen, nicht öffentlichen Netzwerken können hier, wie bei Twitter, Stausmeldungen und Updates ausgetauscht werden. Der Fortschritt von Projekten oder plötzliche Probleme und Aufgaben lassen sich so festhalten und schnell kommunizieren. Schon hier lässt sich gut üben, wichtiges von nicht ganz so wichtigem zu unterscheiden. Wer bei bei Twitter fragen kann: “was interessiert mich, wo Frau X gerade ihren Café trinkt?”, könnte firmenintern auch fragen: “was interessiert mich, ob Abteilung Y endlich ihr Outlook-Problem gelöst hat?”. Beides ist für den einen belanglos, für den anderen nicht. Und beides könnte später plötzlich Relevanz besitzen.

Mitarbeiter mit Gesicht – Facebook für Beriebe

Warum auf Statusupdates beschränken? Warum nicht gleich ein eigenes Facebook? Mit Chatter von salesforce oder dem neuen Eureka Streams lässt sich ein leistungsstarkes Social Network auf Unternehmensebene implementieren. Diese ermöglichen zusätzlich die Integration von Arbeitsdokumenten, Terminkalendern und dergleichen, so dass das Arbeiten mit und in digitalen Teams direkt erlernt und erprobt werden kann.

Während bei Chatter das kollaborative Arbeiten und Kommunizieren im Vordergrund steht…

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…scheint das neue Open Source Projekt Eureka Streams eher auf Informationsaustausch und Persönlichkeit wert zu legen.

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Nicht nur die Ähnlichkeit der beiden Systeme zu Facebook ist frappierend, die Anpassung und Einbindung externer Quellen und Networks spielt eine wesentliche Rolle. Interessantes aus den öffentlichen Netzwerken lässt sich sehr einfach im internen darstellen. So drängt das Web 2,0 nicht in die Betriebe hinein, vielmehr kann aus den Unternehmen heraus eine Öffnung hin zu Social Media stattfinden. Die Funktionsweise sozialer Netzwerke lässt sich so im eigenen Umfeld erlernen und verstehen. Wenn sich diese Netzwerke dann nach und nach mit interessanten Erweiterungen von außen entwickeln, treten die internen – falls gewünscht – in die Welt der globalen Social Networks ein. Und diese wiederum können auch noch die ein oder andere Idee umsetzen, die in Enterprise 2.0-Netzwerken erdacht wurde.

Googles Gedanken zu Social Networks

Google plant angeblich sein eigenes Soziales Netzwerk: GoogleMe. Dass man sich auch in Mountain View einige gute Gedanken zu Sozialen Netzwerken und deren Problemen macht, zeigt eine Präsentation, die Paul Adams vom User Experience-Team bei Google bei Slideshare mit uns teilt.

“The Real Life Social Network” trifft den Nagel auf den Kopf, wenn es darum geht Stärken und Schwächen von Online Netzwerken und ihren Nutzern aufzuzeigen. Es ist dabei alles andere als eine Anti-Facebook-Darbietung: Paul Adams plädiert für einen überlegten und rationalen Umgang mit Social Media und fordert Privatheit, Vertrauen und Vorsicht. Diese Aufgabe sieht er aber nicht nur bei den Betreibern sozialer Onlinenetzwerke, sondern auch und gerade bei dessen Nutzern. Die Networks selbst müssen aber für die nötige Transparenz sorgen. Wenn es Google schafft, diese Überlegungen bei GoogleMe umzusetzen, kann sich der User auf einen gewaltigen Schritt nach vorne freuen!

Zugegeben, die Präsentation ist mit 224 Seiten alles andere als kurz, aber die Zeit lohnt sich. Für alle, die diese Zeit dennoch nicht haben, sind im Anschluss die wichtigsten Kernaussagen subjektiv zusammengefasst.

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  • Facebook ist nicht das Problem, wenn es darum geht, dass Inhalte den falschen Gruppen oder Personen zugänglich werden. Das Problem liegt vielmehr in der Tatsache, dass die sozialen Netzwerke, die man online pflegt nicht immer kompatibel zu denen sind, die man offline unterhält – sei es im Inhalt, in der Intensität oder in der Art der Kommunikation.
  • An den bis jetzt geschaffenen Fakten gibt es nicht mehr viel zu rütteln: Das Social Web ist hier, es wird auch bleiben und es wird sogar noch wachsen. Sowohl in der Ausdehnung,. als auch in der Bedeutung.
  • Der Gebrauch und die Bedeutung von statischen Inhalten und Webseiten wird abnehmen, die von Dialogen und Interaktionen wird zunehmen.
  • Im Web steht nicht länger die Technologie im Vordergrund, sondern das Verhalten der Nutzer.
  • Der Begriff des Freundes wird online inflationär gebraucht. Man braucht deshalb aber keine Differenzierung von Online- und Offline-Freunden, eher eine Abstufung in der Intensität der Beziehungen .
  • Soziale Netzwerke ermöglichen es uns, eine große Anzahl von Verbindungen persönlich aufrecht zu erhalten und damit die Vorteile von Gruppen über große Distanzen hinweg auszunutzen.
  • Nutzer unterschätzen die Macht, die Größe und die Reichweite sozialer Netzwerke. Sie posten unüberlegt Statusmeldungen und teilen Inhalte unbewusst mit den falschen Personen. Es ist wichtig, dass soziale Netzwerke und ihre Grundfunktionen transparent für die User sind – das ist die einzige Sicherheit die gewährt werden kann, um Fehler besser vermeiden zu können.

LinkedIn wächst mit dem Vertrauen in Social Networks

Mit aktuell 70 Millionen Nutzern liefert LinkedIn beeindruckende Zahlen ab. Als “reines Businessnetzwerk” verstanden sammelte LinkedIn in den vergangenen Jahren Nutzer in über 200 Ländern weltweit. Vier von zehn Nutzern suchen auf LinkedIn aktiv B2B-Kontakte und Personal. Das Netzwerk befindet sich weiter auf Wachstumskurs: Und das im Sekundentakt, wie eine aktuelle Infografik von Hubspot bei Penn Olson schön darstellt:

Auch wenn LinkedIn nicht unbedingt als klassisches Social Network bezeichnet wird (dazu überwiegt der Netzwerk-Charakter zu deutlich vor dem Sozialen), so muss es sich in Sachen Reichweite und Interaktion nicht hinter den Platzhirschen im Web 2.0 verstecken. Auch wenn der Vergleich mit Facebook müßig ist, in Bezug auf den gesellschaftlichen Impact ist er doch erlaubt:

LinkedIn schafft es, genau wie Facebook, Menschen an deren neuralgischen Punkten zu fassen. Ist es bei Facebook die komplexe Welt der persönlichen Beziehungen (gebündelt in einem Facebook-Profil), ist es bei LinkedIn die Arbeitswelt des Nutzers: Der aktuelle Arbeitgeber, die vergangenen und möglicherweise auch alle anderen geschäftlichen Kontakte. Und doch, genau da, wo man dem Internet als “unkontrollierbare Datenkrake” nicht vertraut, gelingt es, das nötige Vertrauen zu schaffen und zu beweisen, dass Business-Networking online auf ein neues Level gehoben werden kann. Effektivität, Spontanität und Reichweite gehen dabei nicht zulasten der Seriosität – ganz im Gegenteil: Es wird heute eher derjenige nach dem Warum gefragt, der noch keinen Account bei LinkedIn oder Xing hat, als derjenige, der noch in keinem Business-Netzwerk zu finden ist.

Und das auch immer mehr in einer Generation, die dem “frienden” und “liken” per Mausklick noch recht kritisch gegenüber steht. Die Gruppe der über 55jährigen ist seit Monaten die am schnellsten wachsende bei Facebook –  und dieser Trend wird zumindest in Deutschland noch ein wenig anhalten, dem demographischen Wandel sei Dank.

Die Pew-Studie “The Future of Online Socializing” zeigt große Zuversicht in soziale Netzwerke und darin, dass diese unser soziales Zusammenleben nachhaltig positiv beeinflussen werden. Die Gruppe der Befragten (Onliner, darunter auch eine Expertengruppe) sollte sich zu einem der folgenden Statements bekennen:

Die Zustimmung zu einer dieser Aussagen erfolgte oft unter verschiedensten (durchaus lesenswerten) Vorbehalten. Den vollständigen Report gibt es hier zum Download.

Seine sozialen und geschäftlichen Verbindungen online zu leben, wird – aller Sorgen zum Trotz – gesellschaftlicher Konsens werden. In diesem Sinne: