Zielgruppe Jugend: selbstständig, konservativ und online

Die Shell Jugendstudie 2010 liefert Ergebnisse, die zeigen, dass sich die nachfolgende Generation immer bürgerlicheren Werten zuwendet. Dem kommt zugute, dass alternative Lebensmodelle heutzutage akzeptiert werden und in der Gesellschaft ungleich arrivierter sind als noch vor 10 oder 20 Jahren. Jede Strömung hat inzwischen ihren eigenen Wert (auch kommerziell) und ein eigenes Selbstbewusstsein entwickelt. Die digitale Bohème, Bobos und Lohas – alles Gruppierungen die sich aus ehemaligen alternativen Bewegungen entwickelt haben und nun salonfähig sind. Die Studie zeigt aber auch, dass sich benachteiligte Gruppen immer weiter abschotten und perspektivlos im eigenen sozialen Milieu verbleiben.

Ein Blick auf die Werte, die der Zielgruppe Jugend am Herzen liegen zeigt: Gleich nach Freunden und Familie kommt Selbstständigkeit, Kreativität, Ehrgeiz und Fleiß. Erst danach kommen die “typisch hedonistischen” Bedürfnisse und Religion.

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Doch die kommenden Generationen sind nicht nur wertkonservativ, sie sind auch Kommunikatoren: 97% der männlichen und 95% der weiblichen Jugendlichen verfügen über einen eigenen Internetzugang – knapp 30% mehr als noch vor 8 Jahren.

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In der Nutzung des Online-Angebots zeigen sich jedoch wieder größere Unterschiede: Die “Internet Kompetenz” ist hier verstärkt bei den männlichen, gesellschaftlich besser gestellten Jugendlichen anzutreffen, während die Geschlechtsgenossen aus den sozial niedrigeren Schichten das Netz eher zum “Medienkonsum” verwenden. Weibliche Jugendliche dominieren die Gruppen der “Funktionsuser” und die “digitalen Netzwerker”.

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Fazit

Alles in Allem zeichnet die Studie ein positives Bild, das gerade Personalerherzen höher schlagen lässt: Kommunikative, kreative und leistungswillige Kandidaten sind hier im Anmarsch. Auf der anderen Seite ist die zunehmende Abkapselung und der schwindende Optimismus der sozial prekären Milieus ein Problem, das diesen gesellschaftlichen Graben immer tiefer werden lässt.

Pic: kiddikerr

Zielgruppengerechte Ansprache im Personalmarketing: Die neuen Sinus-Milieus

Das Sinus Institut hat die aktualisierte Version der Sinus-Milieus veröffentlicht. In einer “Kartoffelgrafik” werden wie gewohnt die sozialen Milieus nach verhaltensbezogener Grundorientierung von Tradition nach Neuorientierung auf der x-Achse, sowie nach sozialer Lage auf der y-Achse verteilt. Diese Zuteilung hilft bei der Zielgruppen-Identifizierung und -Analyse.

Die einzelnen Gruppen wurden nun für 2010 neu analysiert und an die soziokulturellen Entwicklungen angepasst. Auch wenn das Sinus-Institut sauber arbeitet, ist diese Grafik natürlich nicht ohne eine gewisse Affinität/Toleranz für Schubladen-Denken zu genießen und sollte als pragmatischer Ansatz verstanden werden!

Die Sinus-Milieus in Deutschland 2010

Die Milieus

  • Konservativ-etabliertes Milieu: Beschreibt das “klassische Establishment” mit der Tendenz zur Abgrenzung.
  • Liberal-intellektuelles Milieu: Bildungselite mit liberaler Grundhaltung und Wunsch nach Selbstbestimmung.
  • Milieu der Perfomer: Die neue Leistungselite mit hoher IT- und Multimedia-Kompetenz.
  • Expeditives Milieu: Die kreative Avantgarde, individualistisch, geistig mobil und digital vernetzt.
  • Bürgerliche Mitte: Der Mainstream auf der Suche nach gesicherten und harmonischen Verhältnissen.
  • Adaptiv-pragmatisches Milieu. Die zielstrebige und kompromissbereite junge Mitte.
  • Sozialökologisches Milieu: Bewusst-idealistisch, mit normativen Vorstellungen von “Richtig” und “Falsch”.
  • Traditionelles Milieu: Kriegs- bzw. Nachkriegsgeneration im Streben nach Sicherheit und Ordnung.
  • Prekäres Milieu: Ins eigene Umfeld zurückgezogene Unterschicht mit Zukunftsängsten und Ressentiments
  • Hedonistisches Milieu: Konventionsverweigernd und erlebnisorientiert: “Leben im Hier und Jetzt”

Interessant ist die Veränderung der für Personalmarketing im weitesten Sinne interessanten Zielgruppe, jenseits von Prekariat und den Traditionalisten der Kriegs- und Nachkriegsgeneration. Sinus hat diese Gruppen nochmals aufgeteilt und neu benannt: 2009 hatten wir es im Bereich der fortschrittsorientierten, sozial Mittel- und Höhergestellten noch mit Experimentalisten, Postmateriellen, modernen Performern und Etablierten zu tun, die die Bürgerliche Mitte flankierten. Heute sind diese Gruppen weiter differenziert: Die Gruppe der DDR-Nostalgiker ging in die Bürgerliche Mitte auf, ein Teil der Bügerlichen Mitte in die etablierteren Gruppen: Diese sind heute unterteilt in die Gruppe der Liberal Konservativen und sozialökolögisch Orientierten. Den Rest dieser Zielgruppe teilen sich die Performer, Expeditiven und adaptiv-Pragmatische. Hier lässt sich eine zunehmende Individualisierung und Elitisierung beobachten.

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Fazit

Zieht man die traditionsbewusste Kriegs- und Nachkriegsgeneration zusammen mit dem prekären Milieu ab (Was keinesfalls bedeuten soll, dass diese Gruppen keine eigenes Gewicht für den Arbeitsmarkt hätten.), so teilen sich zwei Gesellschaftsgruppen den für Personalmarketing-Aktivitäten relevanten Bereich: Die bürgerlich-konservativen Gruppen mit 24% und die Fortschritts- und erlebnisorientierten Gruppen mit insgesamt 51%.

Die Verlagerung in diese Bereiche, sowie die zunehmende Aufsplitterung innerhalb dieser attraktiven Zielgruppen zeigt die Notwendigkeit einer individualisierten Ansprache der Bewerbermilieus und die damit verbundene Auseinandersetzung mit deren Lebensumgebungen – was sich bei vielen aktuellen Kampagnen immer noch vermissen lässt.