Tourtagebuch: Eindrücke von der re:publica 2012

Wir hatten letzte Woche eine schöne Zeit in Berlin: Die re:publica 2012 lockte uns und viele andere Menschen in digitalen Metiers mit drei Tagen voller Vorträgen und offenen Sessions zu den unterschiedlichsten Themen rund um Internet, Gesellschaft und Politik. Wir hörten viele spannende Geschichten, trafen alte Bekannte und lernten neue Leute kennen. Und da wir eine Kamera dabei hatten, konnten wir sogar noch ein paar Impressionen und wertvolle Statements sammeln. 🙂

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Wer mehr inhaltliches möchte, dem sei das re:publica-Archiv empfohlen, auf dem in Kürze viele Videos und Aufzeichnungen veröffentlicht werden sollen. Auch die spreerunde hat fleißig mitgefilmt und stellt einiges an Material zur Verfügung.

Pic: re:publica

US Medienecho: Facebook Recruiting nimmt Fahrt auf

Ein aktueller Artikel aus dem Wall Street Journal macht in den USA derzeit eine große Runde durch alle Medien, von Forbes bis hin zu… ja, Fox-News: Recruiters Troll Facebook For Candidates They Like. Ein Bekannter, der mit Social Media Recruiting vertraut ist und seit eineinhalb Jahren in NewYork lebt, kann sich nicht erinnern, dass dieses Thema je so breit in den Massenmedien diskutiert wurde: “It´s even on the morning shows”.

Nachdem in den USA die klassischen Jobbörsen zunehmend in Bedrängnis kommen und LinkedIn Social Network Nr. 2 wurde, sehen die Analysten nun die 750 Millionen Facebook-Nutzer auf der Landkarte der Recruiter auftauchen. Noch hat LinkedIn diesbezüglich die Nase klar vorne; doch jetzt, wo bemerkt wird, was über soziale Netzwerke so alles möglich ist, da wird natürlich auch geschaut, was links und rechts des Weges liegt. Die Entwicklung von Facebook-Layer-Apps wie BranchOut und BeKnown wird da als zusätzliches Indiz gewertet – in meiner Prognose jedoch allenfalls eine Übergangslösung.

Ein Video-Beitrag mit interessantem Interview: (etwas Werbung vorab)

Wer es etwas lokaler mag, dem sei der ausführliche Artikel “Wie Facebook das Recruiting verändert” aus der WirtschaftsWoche empfohlen.

Pic: garryknight (CC BY-SA 2.0)

Infografik: Attract, Engage, Hire – mit sozialen Medien zur Arbeitgebermarke

Vom Guru in England kommt eine Infografik zum Aufbau einer Arbeitgebermarke über soziale Medien. So sparsam übersichtlich sie auch gestaltet ist, so treffend sind doch zwei Details:

1.) Im ersten Part Implement ist Facebook prominent platziert, als eine Art Meta-Netzwerk, bei dem auch die Fäden der anderen Portale nochmal zusammen laufen – sehr richtig!

2.) Der dritte Part Engage liefert in einem Bild die kompakteste Antwort auf die ewige Frage nach dem “richtigen” Content, die ich je gesehen habe. Perfekt!

Pic: Johnny Worthington (CC BY 2.0)

Das Blog ist tot – wieder mal

Während wir auf der einen Seite noch versuchen, Unternehmen dazu zu bewegen, ein Blog zu führen, kommt von der anderen Seite bereits die Meldung: das Blog ist tot! Wieder mal. Diesmal zwar von prominenterer Stelle als sonst, allerdings war die Begründung selten so verwirrend. Aber der Reihe nach.

Nick Denton publiziert die großen US-Blogs Gizmodo und Gawker. Im Zuge einer Überarbeitung derer schrieb er einen umfangreichen Artikel auf Gizmodo, warum er das Format ‘Blog’ nun hinter sich lassen wird. Grob zusammengefasst und kommentiert:

  • 1. Ein Scoop braucht Platz
    Eine Knüller-Nachricht wird auf einem Blog von den darauf folgenden Beiträgen verdrängt, auch wenn diese weit weniger (traffic-)relevant sind. Möchte man, dass diese Nachricht weiterhin volle Aufmerksamkeit bekommt, so sei man gezwungen in dieser Zeit keine aktuelleren Beiträge zu veröffentlichen.
  • 2. Ein Grundrauschen muss bleiben
    Ein Blog, das von Zeit zu Zeit einen guten Artikel bringt, aber auch lange, schweigsame Phasen hat wird nie den Erfolg haben, wie ein Blog das regelmäßig publiziert und darin die starken Artikel verteilt.

So ist das nun mal. Mal passiert etwas außergewöhnliches, mal nicht. Doch auch ein Beitrag, der nicht die Runde durch das Netz macht, hat seine eigene Geschichte, gleichberechtigt zu jeder anderen. Eine Story künstlich frisch zu halten, indem man aktuellere zurückhält – das ist eh kein besonders feiner Stil. Darüber hinaus: Es gibt unzählige Blog-Themes die Artikel dynamisch auf der Startseite anzeigen. Das ist letztendlich eine Frage der Darstellung, nicht des Formats.

  • 3. Die aktuellsten Artikel zeigen nicht das volle Potenzial der Blogs
    Manchmal bleibt die Gelegenheit aus, Artikel zu schreiben, die das volle Potential der Person/der Redaktion/des Unternehmens widerspiegeln.

Man stelle sich vor: Da kommt ein neuer Besucher auf das Blog und der Artikel mit den vielen Kommentaren und tausenden Shares ist nicht auf dem Schirm. Stattdessen der aktuellste, oder der Artikel, in dem der Inhalt steht, den man gesucht hat. Schrecklich!

  • 4. Visuelle Reize kommen nicht zum Zuge
    Das Web, so Denton, sei ein visuelles Medium. Das Format ‘Blog’ sei zu textlastig und biete zu wenig Möglichkeiten, audio-visuelle Inhalte zu integrieren. Gawker wird zukünftig auf Videos setzen oder Artikel zumindest mit einem kraftvoll platzierten Aufmacherbild einleiten.

Auch hier nur ein Frage des Themes und der Einbindung. Was ist also der wirkliche Grund?

  • 5, 6 und 7 Man kann nicht so gut Geld verdienen
    Ein Blog bietet nur wenig Möglichkeiten, die hohen Ansprüche der Werbekunden zufrieden zu stellen. Video-Advertising, besseres Targeting und die Möglichkeit, die Page als Branding-Plattform für andere Marken zu nutzen.

Ahhhh, daher weht der Wind. Es gibt sicherlich bessere Wege, mit einer Webseite Geld zu verdienen, als ein Blog zu führen. Deswegen das Format als überholt zu bezeichnen, ist etwas vermessen. Wenn ich mir das Resultat so ansehe: Erinnert mich das an die Zeiten, als ich noch GMX verwendet habe. Diese Seite ist ähnlich “fortschrittlich”.

Pic: infomatique