Manager: Nachholbedarf bei der eigenen Unternehmenskultur

Wir hoffen Ihr alle hattet ein frohes Osterfest! Aber jetzt: Back to Business. Nach dem quälend etwas langen Post von letzter Woche machen wir es heute kürzer. Versprochen!

Es geht – Überraschung – um eine Studie: diesmal aus dem Hause Korn Ferry, der größten internationalen Executive-Search und Talent-Search Firma weltweit. In Real World Leadership – Create an engaging culture for greater impact dreht sich alles um die richtige Unternehmenskultur. Befragt wurden 7500 Führungskräfte aus 107 Ländern, von denen ein Drittel in einer Management-Position ist, der Rest stammt aus dem Bereich HR.

Andere Ergebnisse der Studie Real World Leadership, die nach Schwerpunkten aufgeschlüsselt ist, gibt es zum Beispiel im Teil Develop leaders who can drive real change. Darin wird deutlich, dass gute Führung kein Selbstläufer ist und derzeit einiges an Handlungsbedarf besteht – vor allem in den Bereichen Veränderung und Innovation. Aber auch der Schwerpunkt Culture offenbart einiges an Verbesserungsmöglichkeiten.

Wirklich gute Neuigkeiten halten wir also nicht bereit. Trotzdem zählen die meisten der Befragten die Aufgabe “driving cultural change” (also unternehmenskulturelle Veränderungen voranzutreiben) zu einer ihrer drei Top-Management-Prioritäten.

Real World Leadership Grafik 1

Quelle: Korn Ferry Institute – Real World Leadership – Develop leaders who can drive real change

Klingt doch jetzt gar nicht so übel? Von wegen! Denn gerade mal 29% der Befragten bescheinigen einer stimmigen Unternehmenskultur auch das Vermögen, eine Leistungssteigerung für das Unternehmen bedeuten zu können.

Und es kommt noch dicker – denn obwohl als wichtige Priorität aufgeführt, findet sich Kulturentwicklung nur zu schlappen 16% in den tatsächlichen Zielsetzungen der Führungsetagen wieder.

Mathias Kesting, Senior Partner im Bereich Leadership & Talent Development bei Korn Ferry, dazu:

“Selbstverständlich ist es wichtig, dass eine gute Unternehmenskultur zu einer angemessen Arbeitsatmosphäre und kollegialem Miteinander führt. Dies darf jedoch kein Selbstzweck sein, wenn Kultur bei Top-Management, Aufsichtsgremien und Eigentümer nicht unter “ferner liefen” behandelt werden soll. Eine gute Arbeitsatmosphäre soll natürlich unmittelbar zu einer größeren Leistungs- und Innovationsfähigkeit des gesamten Unternehmens führen. Sonst wird ihr Potenzial verschenkt.”

Für 41% der Befragten besteht der Hauptzweck einer guten Unternehmenskultur aber schlicht darin, eine adäquate Arbeitsatmosphäre und ein kollegiales Miteinander zu schaffen. Ganz im Sinne von Mathias Kesting zeigt diese Einschätzung von Unternehmensseite her ein ums andere Mal, dass das Potenzial von Unternehmenskultur/Employer Branding noch immer unterschätzt wird.

Überraschend ist das aber nicht. In einer 2014 veröffentlichten Studie von Korn Ferry gab nur ca. ein Drittel der damals befragten Unternehmen an, dass ihre Unternehmenskultur auch zur aktuellen Geschäftsstrategie passt. Auch die aktuelle Studie bestätigt diesen Missstand: 75% der Befragten können sich selbst nicht vollkommen mit ihrer Unternehmenskultur identifizieren.

Es liegt natürlich auf der Hand, dass das auf kommunikativer Ebene nur schief gehen kann. Das zeigt sich schon bei der Einschätzung der Befragten zu der Fähigkeit ihrer Mitarbeiter, die Unternehmenskultur wirklich nach außen tragen zu können:

Real World Leadership Grafik 2

Quelle: Korn Ferry Institute – Real World Leadership – Create an engaging culture for greater impact

Verwunderlich ist das kaum. Mathias Kesting erklärt:

“Unternehmen funktionieren hierarchisch. Und so denken viele Firmenchefs nach wie vor, sie könnten ihrer Organisation eine Kultur aufzwingen. Doch dem ist nicht so. Es ist wichtig, dass Führungskräfte und Mitarbeiter gemeinsam eine Kultur entwickeln, die wirklich zu ihnen genauso wie zu ihren geschäftlichen Zielen passt. Die Geschäftsführung sollte dies moderieren und als gutes Beispiel voran gehen. Kultur ist aber ähnlich wie Veränderung: Wird sie auf den unteren Ebenen nicht akzeptiert, findet sie nicht statt. Und führt eher dazu, dass Unternehmen weniger leistungsfähig sind als zuvor.”

Andersherum verhält es sich logischer Weise ähnlich. Wenn nicht einmal die Chefetage 100% hinter den eigenen Werten steht, wie soll sich deren Bedeutung dann Mitarbeitern auf den unteren Ebenen erschließen? Das sollte Geschäftsführern auf der ganzen Welt zu Denken geben.

Es soll ja manchmal vorkommen, dass Unternehmen über ihre kurzfristigen Ziele die langfristigen aus den Augen verlieren und natürlich ist das Schaffen oder die Veränderung einer Unternehmenskultur ein langwieriger Prozess. Dennoch sollten sie nicht vergessen, dass die passende Unternehmenskultur viel mehr kann, als ein kollegiales Miteinander zu kreieren.

“Ich hasse HR.”

Corey Feldman ist ein in den USA lebender Schriftsteller und, was gerade für diesen Artikel wesentlich interessanter ist, nach eigener Aussage ein Veteran und Profi im Bereich HR (Human Ressources). Corey hat 20 Jahre einschlägige Berufserfahrung und zwar sowohl als Personalvermittler als auch als Unternehmenspersonaler (Unternehmensrecruiter). In dieser Kombination ist das wohl einer der eher selten vorkommenden Werdegänge. Und so würde man Corey durchaus eine ziemlich gute Kenntnis der HR-Welt zutrauen.

Eben diese hatte Corey letzte Woche in einem ausführlichen Blog-Beitrag unter dem Titel “Why I hate HR – An Insiders Prospective” zum Besten gegeben. Herausgekommen ist wenig Schmeichelhaftes. Es folgen nun einige der interessanteren Aussagen seiner Enthüllung (auszugsweise übersetzt bzw. adaptiert) – zum Nachdenken und Kommentieren.

  1. Eine Menge HR-Leute können nicht rechnen und haben kaum Ahnung von geschäftlichen Angelegenheiten. Viele können kaum vernünftig erklären, wie das Geschäft Ihres Unternehmens funktioniert.
  2. Ein bedeutender Teil von HR hat viel mit Risk Management gemeinsam. Und wie soll man Risiken einschätzen können, wenn einem Statistik Kopfschmerzen bereitet?
  3. HRler sind (in der Regel) keine ausgebildeten Juristen. Sie sollten sich besser aus zuverlässigen Quellen fundiertes arbeitsrechtliches Wissen aneignen und dabei nicht vergessen, dass nicht alles, was man heute bei Google findet, auch der Wahrheit entspricht.
  4. Viele HRler sind ein Haufen Google-Stalker. Sie tun so, als könnten sie ihre Subjektivität dabei abstellen oder sie glauben sogar, sie wären gänzlich objektiv in ihrer Wahrnehmung. Wenn Ihr nicht mehr mit Eurer Zeit anfangen könnt, als Mitarbeiten und Bewerbern bei Facebook, Twitter und Co. nachzustellen, habt Ihr einfach zu viel Zeit. Macht doch mal lieber eine Personalkostenanalyse – etwas wirklich Nützliches für Eurer Unternehmen.
  5. Menschen zu feuern macht keinen Spaß. Aber wenn man eine Karriere im HR Bereich anstrebt, sollte man sich daran gewöhnen. Wer glaubt, HR hieße, arbeiten mit Menschen oder Menschen zu helfen, ist in diesem Bereich absolut falsch und sollte besser Sozialarbeiter, Lehrer, Polizist, Feuerwehrmann o.ä. werden.
  6. Möchtegern-HRler, Euer Job ist es nicht, Menschen zu helfen, Euer Job ist es, die Interessen Eures Unternehmens zu vertreten und zu verteidigen.
  7. Gerade HRler sollten imstande sein, ihre Emotionen und Reaktionen zu kontrollieren. Sie müssen es drauf haben, eine Situation oder anstehende Entscheidung rational zu beurteilen. Viele können es nicht bzw. haben es nie gelernt.
  8. HRler (HR Manager) haben selten den Mut, aufzustehen und ihre Meinung zu sagen. Dabei ist es ihre Aufgabe, wie gesagt, ihr Unternehmen zu verteidigen, manchmal eben vor sich selbst bzw. vor der Geschäftsleitung. Das erfordert Mut. Zu viel für Euch? Dann lasst HR sein.
  9. Zu viele HRler sind untertechnisiert und halten einfach nicht Schritt mit der technologischen Entwicklung.
  10. Zu viele HRler wollen einfach nicht lernen.

Fazit:  Wenn Ihr (HRler) ernst genommen werden wollt, lernt Statistik, lernt das Geschäft Eures Unternehmens zu verstehen, hört auf, die Unternehmensressourcen mit Google-Stalking zu verschwenden, lernt Arbeitsrecht und verhaltet Euch wie “Leader”. Und lasst bitte die ganzen sinnlosen Führungsseminare und das pseudowissenschaftliche, pop-psychologische “welche Farbe, welches Tier, welche Form, Team-Building-” -Zeugs und ähnliche jedermanns Zeit- und Firmen-Geld-Verschwendungen einfach sein.

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Okay. Soweit Corey… .

Traut sich jemand, zu kommentieren? Erkennt sich jemand wieder? Oder kennt zumindest jemand jemanden, der jemanden kennt, auf den irgendwas davon passen könnte? Oder hat sich der “verrückte” Schriftsteller Corey das nur alles ausgedacht? Fehlt vielleicht noch etwas in dieser Fiktion? Bin auf Eure Meinungen gespannt 🙂

[HTTP410] Manager und Meetings stören die Produktivität

37signals baut (empfehlenswerte) Software für interne Aufgaben wie Projektmanagement und Office-Kommunikation. Dass man sich dort intensiv mit seinem Thema auseinandersetzt, zeigt ein Kurzvortrag von Gründer Jason Fried bei einer TED-Konferenz. (Gefunden bei thestrategyweb)

Why work doesn’t happen at work

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Er beschreibt eine interessante Tatsache: Wenn Menschen gefragt werden, wo sie hingehen, um etwas wichtiges zu erledigen, lautet die Antwort nicht “Ins Büro”. Vorgezogen werden z.B. Wohnzimmer, Keller, Balkon oder selbst Flugzeug oder Bahn. Und wird nach der Uhrzeit gefragt, so stellt sich heraus: Sehr früh morgens oder abends, bzw. nachts. Um es kurz zu machen: Dort, wo bzw. dann, wenn man seine Ruhe hat! Unterbrechungen sind Gift für produktives Arbeiten. Die Krönung der Störungen seien dabei Manager und Meetings, so Jason Fried. Manager, deren Job darin besteht, andere bei der Arbeit zu unterbrechen, um zu fragen wie weit die Arbeit sei. Und Meetings, die einen von der Arbeit abhalten, um Arbeit zu planen die später zu tun ist. Arbeit, erklärt Jason Fried, findet genau wie Schlaf in Phasen statt. Schlaf lässt sich nicht aktiv einleiten, man kann nur die Voraussetzungen dafür schaffen. (Hinlegen, Licht aus, Augen zu etc.) Genau so ist es mit dem Arbeiten. Um also produktive Arbeitsphasen zu unterstützen rät er dazu, drei Ansätze zu testen:

  1. No Talk Thursday: In Anlehnung an den Casual Friday – warum nicht ein Tag, wenigstens ein halber, an dem im Büro geschwiegen wird? So hätte man sechs Stunden die Woche für garantiert störungsfreies Arbeiten.
  2. Passive Communication: Statt in Büros zu platzen und Kollegen anzusprechen – warum eine Frage nicht mal per Mail oder Messenger stellen? Hier kann man selbst entscheiden, wann man sich die Zeit nimmt zu antworten, oder die Clients bei Bedarf sogar einmal abschalten.
  3. Cancel The Next Meeting: Und nein, nicht verschieben, absagen! Fried verspricht, es würde auch so alles gut laufen und man könne die Zeit besser nutzen, um nachzudenken.

Mit einem hat er durchaus Recht. Unterbrechungen, gerade die unfreiwilligen, können zum falschen Zeitpunkt erheblich stören und sogar Ergebnisse nachhaltig beeinflussen. Eine ruhige Arbeitsatmosphäre ist also wichtig. Andererseits finde ich gerade den Input, auch wenn er manchmal ungefragt kommt, von Kollegen sehr wichtig und wertvoll. Ich gehöre auch auf jeden Fall zu denen, die lieber erstmal anfangen etwas zu tun, als es totzureden. Wenn man aber zu selten seine Ergebnisse mit den Kollegen abgleicht, arbeitet man möglicherweise einen ganzen Tag in die falsche Richtung. Die Grenze ist, insbesondere in großen Arbeitsgruppen, schwer zu ziehen. A propos. Ein gewisses Maß an “Unruhe” wird ja in Co-Working Places sehr geschätzt; hier wird die Gemeinsamkeit bewusst als kreative Quelle genutzt. Wer hat damit Erfahrungen?