Arbeitgeberbewertungsplattformen: 4,5 von 5 Sternen

Arbeitgeberbewertungsplattform. Wow, was hat unsere Sprache da wieder für ein Wort hervorgebracht! Aber heute soll es weniger um Linguistik gehen und mehr um, nun ja, Arbeitgeberbewertungsplattformen. Diese erfreuen sich auch hierzulande wachsender Beliebtheit. Es ist eine der schönsten und zeitweise auch hässlichsten Blüten, die das Internet so treibt: Es wird bewertet, was das Zeug hält. Alles von Restaurants, Hotels, Bio-Katzenleckerlis bis hin zu Hühneraugenpflegeprodukten wird online irgendwo mit Sternchen und Kommentaren versehen. Selbstverständlich auch der eigene (Ex-)Arbeitgeber.

Die Player auf dem deutschen Markt sind neben

  • – kununu.de und glassdoor.de auch
  • – meinchef.de
  • – jobvoting.de
  • – jobvote.com
  • – und companize.com und sicher noch weitere, kleinere. Auch große Jobsuchmaschinen wie z.B. Indeed integrieren Arbeitgeberbewertungen in ihr Portfolio.

Arbeitgeberbewertungsplattformen: Ø – 4,5 Sterne und 73 Kommentare

Wir gehen an dieser Stelle davon aus, dass die meisten Leser mit Plattformen wie kununu vertraut sind. Hier können Unternehmen anonym bewertet werden und fast alle Arbeitgeberbewertungsplattformen nutzen dazu ein 5-Sterne-System und zusätzliche Kommentar- und Unterkategoriefunktionen (wie etwa Vorgesetzte, Arbeitsatmosphäre, allgemeine Pros und Contras etc.).

Unternehmen sind als Arbeitgeber auf der anderen Seite dazu befähigt, (kostenpflichtig) ihre eigenen Profile zu erstellen, zu pflegen und auch aktiv auf die Bewertungen zu reagieren. Grundsätzlich gilt wohl: Komplett ignorieren sollte man die Bewertungen nicht, die Fassung darüber verlieren, wenn eine Bewertung mal nicht ganz zum sorgfältig gehegten und gepflegten Image passt, allerdings auch nicht.

Vielen Bewerbern, Mitarbeitern und Unternehmen dürfte bewusst sein, dass die Wurzeln der Arbeitgeberbewertungsplattformen in den im Internet üblichen Produktbewertungen im E-Commerce-Bereich liegen. Die Produktbewertungen sind aus dem Online-Handel nicht mehr wegzudenken. Firmen selbst können gute Bewertungen auf diesen Plattformen zu nutze machen und ihre Karriereseite mit einem Arbeitgebersiegel schmücken.

Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass mindestens 66% der deutschen Konsumenten vor einem Online-Kauf Produktbewertungen konsultieren – und diese einen starken Einfluss auf die Kauf-Entscheidung haben können. Auch Gastronomie, Hotels und Service-Leistungen,  insbesondere von Ärzten, werden intensiv bewertet und beachtet, gerade von der jüngeren Altersgruppe der 20- bis 39-Jährigen.

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Für die Unternehmen stellen negative Bewertungen aber auch eine Bedrohung dar. Eine weitere Studie ergab, dass 95% der teilnehmenden Händler sich im Internet “unfair beurteilt” fühlen, was z.B. bedeutet, dass die Bewertungen ihrer Ansicht nach “unwahre, unsachliche, beleidigende Aussagen” enthalten, Umstände bewertet werden, auf die die Händler keinen Einfluss haben (vor allem bei Zulieferungen) oder Käufer versuchen die Bewertung als Druckmittel gegen die Händler zu benutzen. Und dann gibt es natürlich noch gekaufte Fake-Bewertungen, aber das soll hier nicht Thema sein.

Die entscheidende Frage ist: Wann neigen Käufer eher dazu, eine Bewertung abzugeben? Logisch, nämlich dann, wenn sie unzufrieden, enttäuscht und schlicht sauer sind. Das lässt sich ohne Weiteres auf Arbeitgeberbewertungen übertragen. Wenn die Arbeit nervt gibt es einen größeren Anreiz die Meinung kundzutun, als bei einem erfüllten Arbeitsverhältnis.

Neue Softgarden-Umfrage zum Thema Arbeitgeberbewertungsplattformen

In der Studie Umgang mit Arbeitgeber-Bewertungen aus Sicht von Bewerben geht es also genau darum. Wie sollen Unternehmen mit der Bewertungsflut und den gefürchteten Shitstorms umgehen? Laut der Studie nutzen 45,7% der Befragten Bewerber solche Plattformen um sich über einen möglichen zukünftigen Arbeitnehmer zu informieren. Der Tenor der Studie lautet: Arbeitgeber tuen gut daran, sich auf Arbeitgeberplattformen nicht allzu passiv zu verhalten.

Arbeitgeberbewertungsplattformen_Reaktion_der_Arbeitgeber
Quelle: softgarden e-recruiting GmbH – Umgang mit Arbeitgeber-Bewertungen aus Sicht von Bewerben

Was bei den Teilnehmern mehrheitlich nicht gut ankommt, ist es, wenn Unternehmen gar nicht auf Arbeitgeberbewertungen reagieren. Was sie allerdings auch nicht schätzen, sind Firmen, die gezielt besonders zufriedene Mitarbeiter ansprechen und so ein künstlich verzerrtes Bild von sich kreieren.

Die Studie führt viele einzelne Kommentare zum Thema Arbeitgeberbewertungen an, etwa:

“Gezielt nur zufriedene Mitarbeiter anzusprechen, verfälscht das tatsächliche Bild des Arbeitsklimas und führt meiner Meinung nach dazu, dass neue Mitarbeiter schnell wieder weg sind, wenn sie von der Realität enttäuscht werden.”

oder

“Dass viele Standardantworten nutzen, um rechtlich nicht angreifbar zu sein. Copy-and-Paste hinterlässt aber keinen guten Eindruck. Dann lieber gar keinen Kommentar.”

oder

“Wenn konkret auf bestimmte Ereignisse und Themen eingegangen wird, ist das hilfreich und zeigt den Umgang mit den Arbeitnehmern eher, als wenn die Aussagen einfach unkommentiert dastehen. Behaupten kann man ja viel, vor allem als Ex-Mitarbeiter.”

So kommt die Studie eigentlich recht schnell auf das große Problem der Arbeitgeberbewertungsplattformen, ja sogar des Employer Brandings im Ganzen, zu sprechen. Es ist die Authentizität, natürlich. Wenn Selbstdarstellung und Realität nicht übereinstimmen, wird das vom gut informierten Bewerber bestraft.

Unternehmen sind also schlecht beraten, wenn sie ihre Mitarbeiter mit Nachdruck anweisen, Bewertungen zu verfassen, die zu schön sind um wahr zu sein. Viele Bewerber riechen den Braten. Und aus dem E-Commerce-Bereich ist bekannt: Ausschließlich positive Bewertungen machen misstrauisch, verursachen also einen Verlust an Authentizität und lassen einen Fake-Verdacht aufkommen.

Was bedeutet das also für Unternehmen? Sollen sie sich für jede Kritik rechtfertigen? Das sagen unsere Wollmilchsau-Experten dazu:

Die Wollmilchsau-Einschätzung zum Thema

Momme Klingenberg aus unserem Berater-Team meint, dass die meisten unserer Kunden das Thema Arbeitgeberbewertungsplattformen auf dem Zettel haben, es werde explizit darauf geachtet, was an Bewertungen geschrieben werde und dementsprechend auch viel moderiert. Allzu große Sorgen über schlechte Kritiken machen sie sich aber eher nicht, sagt Momme:

“Gibt ein Kandidat den Firmenname bei Google ein, erscheinen Kununu und Co aufgrund eines starken Suchmaschinenmarketings oftmals ganz oben in den Suchergebnissen. Dies ist natürlich auch Thema vieler unserer Jobspreader Kunden. Während man eine schlechte Bewertung natürlich niemals komplett vermeiden kann, sehen die meisten unsere Kunden Kununu eher als Chance sich als offenes und kritikfähiges Unternehmen zu präsentieren. Somit wird von unseren Kunden viel Energie auf die Kommentierung von Bewertungen aufgewandt.”

Auch Jan Kirchner, seines Zeichens Geschäftsführer unseres Hauses, hat eine klare Meinung zu dem Thema, nicht nur als HR-Experte, sondern auch als Arbeitgeber. Er findet es grundsätzlich positiv, wenn Unternehmen auf Kritik auf Arbeitgeberbewertungsplattformen reagieren, will Arbeitgeber aber auch ermutigen:

“Keine Angst vor kritischen Gegenreaktionen!”

Bei bestimmten Arten von Bewerbern, die sich selbst nicht richtig einschätzen können und ihren Frust unreflektiert am betreffenden Unternehmen auslassen, nutzen freundlich-nichtssagende Reaktionen wenig bis gar nichts, glaubt Jan. Stattdessen stünde es Unternehmen gut zu Gesicht, Haltung zu bewahren und eine klare Position zu beziehen – Stichwort Authentizität.

Wenn ein Unternehmen viele negative Bewertungen angehäuft hat, rät auch er dazu, sich am Gastro- und Hotelgewerbe zu orientieren und die eigenen Mitarbeiter (allerdings alle, nicht nur die zufriedenen) zu ermutigen, eine ehrliche Bewertung zu veröffentlichen. Verbesserungen als Anreiz sollten allerdings nur versprochen werden, wenn diese auch ernsthaft in Betracht gezogen werden. Außerdem gilt sowieso, dass hier nur ohne Zwang und Kontrolle vorgegangen werden kann.

Er fasst das Thema so zusammen:

“Anreize schaffen und reagieren? Ja! Sich von negativer Kritik ins Bockshorn jagen lassen? Auf keinen Fall!”

Hinter seinen Entscheidungen zu stehen und negative Kritiken auch mal stehen zu lassen hält Jan für durchaus angebracht. Denn auch sie haben, ähnlich wie im E-Commerce, ihren eigenen Wert.

[HTTP410] Best Practice: Bosch – Eine Facebook-Karrierepage mit Sternchen

Vor einigen Wochen habe ich euch Karriereseiten aus dem Bereich deutscher Automobilhersteller vorgestellt. Heute habe ich mir ein Unternehmen der Technologie- und Dienstleistungsbranche vorgenommen: Bosch.

Was sollte eine gute Facebook Karriereseite bieten?

Informationen – Support – Entertainment. Sowohl für den externen Betrachter und potenziellen Bewerber, als auch für die derzeitigen Mitarbeiter. Eigentlich eine ganz einfache Formel. Für meine Analyse habe ich mir zuerst die Unternehmens-Homepage angesehen. Diese bietet im besten Fall bereits eine gute Basis für unternehmensbezogenen Content. Anschließend konnte ich so feststellen, ob die Unternehmen ihr eigenes Kapital auf Facebook auch einzusetzen wissen. Hier mein Ergebnis:

bosch karriereseite karrierepage facebook

Bosch Karriere

Ich glaube, selten hat mir das Durchforsten einer Facebook-Karriereseite so viel Spaß gemacht wie bei Bosch Karriere. Möglicherweise war ich aber auch schon so beeindruckt von deren Homepage, dass ich einfach gute Laune hatte, was ja durchaus auch die Betrachtungsweise beeinflussen kann. 😉

Was ich auf der Homepage bereits erlebt habe (und ich habe mir sogar den Unternehmensleitfaden durchgelesen) spiegelt sich auch auf der Facebookseite wieder. Hier steht der Mensch und die Firmenkultur im Vordergrund.  „Wir sagen: „Jeder Erfolg hat seine Geschichte“. Und so bieten wir Dir viel Raum für Deine eigene Erfolgsgeschichte – in Deutschland und überall auf der Welt. Das gilt in unserem Unternehmen und auf unserer Facebook-Karriereseite natürlich immer für beide Geschlechter.“

Ihre Auszeichnung als familienfreundlichstes Großunternehmen Deutschlands 2012, zeigt sich unter Anderem durch dem Wiedereinsatz ehemaliger Mitarbeiter als externe Berater auch nach der Rente (jung lernt von alt und umgekehrt) oder die flexiblen Arbeitszeitenmodelle, die sich den persönlichen Gegebenheiten der Mitarbeiter anpassen. Ein schönes Beispiel, wie man dies auf Facebook mitteilt ist die Vorstellung einzelner Mitarbeiter mit einem Album +++ Flexibel: unserer Mitarbeiter und Arbeitszeitmodelle +++ Wir lernen Margit kennen, die seit rund einem Jahr im weltweiten Einkauf von Maschinen, Anlagen und Einrichtungen, Dienstleistungen und Komponenten tätig ist. Wir können ihrem bisherigen Lebenslauf, der auf die verschiedenen Bilder der Mitarbeiterin aufgeteilt ist, folgen und erfahren, wie für sie die Teilzeit im Detail aussieht. Alles ist machbar.

Ein weiterer wichtiger Punkt, der auf der Facebookseite immer wieder auftaucht ist, das Engagement der Mitarbeiter für den guten Zweck. +Bosch Mitarbeiter setzen sich mit Kunst für „Herzenssache“ ein+  Ein schönes Album, dass den Weg des 11 köpfigen Teams über 3 Monate bei ihrem Projekt verfolgt, eine Lichtinstallation zu bauen (ein wunderbare Gelegenheit auch ein bisschen Product Placement zu betreiben), die später versteigert wird. Hier wurden sogar Wochenenden geopfert und es macht Spaß zu sehen, dass man trotzdem ehrlich erfreute und stolze Gesichter auf  den Bildern sieht.

bosch facebook karriereseiten

Neben den vielen sehr persönlichen Postings, die auch mal die Mitarbeiter in den USA am Grand Canyon zeigen, wird auch die Internationalität und die Austauschmöglichkeiten rund um den Globus hervorgehoben. So kann ich beispielsweise im  „5-Minuten Praktikum“ bei Bosch Türkiye“ den türkischen Mitarbeitern  meine Fragen per Videochat zu Bosch Türkiye stellen und sogar mit dem General Manager einen kleinen Plausch halten.

Es werden auch weitere Themen der Homepage wieder aufgegriffen, wie der backstage@bosch-Tag, der interessierten Studenten die Möglichkeit bietet, für einen Tag hinter die Kulissen bestimmter Jobs zu schauen. Oder auch bosch@women das dem Gleichstellungsgedanken von Bosch zuspielt, der immer wieder sowohl auf der Homepage, als auch bei Facebook in den Fokus gerückt wird. Die Zielgruppe Frauen will man sich hier nicht entgehen lassen.

Etwas vermisse ich aber doch. Bosch bietet im Rahmen seiner Employer-Branding-Strategie nicht nur verschiedene Arbeitszeitmodelle, sondern es gibt auch eine Theatergruppe, eine Bigband, das Orchester und Chöre, die teilweise deutschlandweit auftreten oder die verschiedenen Sportprogramme, die für jeden etwas bieten. Darüber habe ich zu mindestens in den letzten Monaten nichts gefunden, schade eigentlich.

Aber zurück zu den positiven Punkten. Für mich persönlich eine schöne Sache ist der Einsatz von wiederkehrenden Themen, bei der die Fans nach einiger Zeit, aufgrund der optischen Zusammenfassung, bereits nach einer Sekunde wissen, worum es geht. Das hat Bosch mit  +++bosch denkt: xyz+++ eingeführt. Hier werden in einfachen Grafiken Fakten zu Produkten und dem Unternehmen geliefert. Einziger Wermutstropfen: diese gesammelt in einem Album wäre zum Durchstöbern noch besser. 🙂

bosch facebook karriereseite

Neben diesen Informationen kommt natürlich auch noch ein kleiner Unterhaltungsfaktor hinzu und so wurde genutzt, dass Jamie Oliver zur Bosch Bohrmaschine griff und einem Kürbis damit das passende Halloween-Outfit verpasste. Erkenne Gelegenheiten, wenn sie kommen.

Bevor ich mich jetzt aber noch weiter der guten Postingideen wie dem Bewerbungsphoto-Gewinnspiel hingeben, kurz ein paar Anmerkungen zum Support. Hier wird schnell, freundlich und geduldig vom Community-Management-Team geholfen, hier werden die Namen des jeweiligen CMlers als Absender genannt. Besonders gut, wenn offensichtlich die Zusammenarbeit mit den anderen Bosch-Seiten stimmt und so kurzerhand, der Kollegen von Bosch Home Deutschland die passende Antwort gibt.

Bosch Karriere Facebook Community Management

Zu guter Letzt will ich auch noch kurz auf die Tabs unter dem Headerbild eingehen. Hier kann ich mir nicht nur unter dem Job-Tab die 1.326 Job-Ads aus den internationalen Standorten ansehen, sondern kann mir Videovorstellungen aus den einzelnen Bereichen ansehen, mich direkt über den Einstieg als Schüler, Student etc. informieren oder mir die weltweiten Standtorte von Bosch auf der Weltkarte ansehen und mich direkt weiter zu deren Homepages oder Facebookseiten weiterklicken. Und besonders der Kununu-Tab ist interessant und sicherlich auch mutig, allerdings muss sich Bosch hinter den recht guten Ergebnissen aus über 500 Bewertungen nicht verstecken.

Hätte ich nicht diesen schönen Arbeitsplatz bei der Wollmilchsau, wäre Bosch sicherlich meine nächste Anlaufstelle. 🙂

Bosch Karriere, weiter so!
In diesem Sinne, Schrauben dreh, Muddern drehn.

Arbeitgeberbewertungen und deren Zukunft im Employer Branding

Arbeitgeberbewertungen spielen in Deutschland eine relativ große Rolle, zumindest aus Sicht der Unternehmen. Auch XING scheint das so zu sehen, schließlich kauften die Hamburger den Platzhirsch kununu und planen, Bewertungen fester in die Unternehmensvorstellungen zu integrieren. In der Praxis ist das (noch) etwas anders.

Nutzerbewertungen zählen als eine der großen Errungenschaften der modernen Online-Landschaft.

Produktbewertungen bei Amazon, Artikel in Fachforen und Blogs oder Reviews bei YouTube – die Möglichkeiten, sich Meinungen zu Produkten und Dienstleitungen einzuholen sind zahlreich. Allerdings vermisse ich oft die nötige Distanz und Professionalität bei diesen Ratings. Besonders schön finde ich immer App-Bewertungen in Google Play Store à la:

“Die App ist super, aber eine kleine Funktion (die außer mir kein Mensch braucht) fehlt. Deswegen nur ein Stern.”,

oder das Beispiel, das Gunter Dueck einmal brachte:

“Ich würde dem Buch an sich vier Sterne geben, aber da ihm alle fünf geben, bewerte ich es jetzt mal mit einem, um den Ausgleich zu schaffen”

Ähnlich ist es natürlich bei Arbeitgeberbewertungen: Von ehemaligen oder aktiven Mitarbeitern Objektivität zu erwarten, ist naiv. Dennoch werden sie an Bedeutung gewinnen. Weber Shandwick hat eine Studie veröffentlicht, die mit sich mit dem Wandel der Produktempfehlungen im Technik-Bereich befasst: Waren es früher noch professionelle Tests, sind es heute die Käufer, die empfehlen oder abraten. Auch wenn es hier nicht um Arbeitgeber geht (der Prozess zur “Kaufentscheidung” ist hier ein sehr viel komplexerer), so lässt sich einiges darüber herauslesen, welche unterschiedlichen Eindrücke Nutzerwertungen hinterlassen.

wie Benutzer mit Bewertungen umgehen

Interessant dabei die Überlegungen der Nutzer, aus welchen Gründen einzelnen Bewertungen nicht vertraut werden sollte:

Gründen warum man einzelnen Bewertungen nicht vertraut sollte

Weitere spannende Fakts zu Kundenbewertung:

  • Im Schnitt lesen Käufer elf Bewertungen vor einer Kaufentscheidung.
  • Wenn 33% dieser Bewertungen deutlich negativ sind, nehmen Kunden Abstand von diesem Produkt.
  • 72% der Konsumenten suchen sich Ihre Informationen auf mindestens zwei unterschiedlichen Wegen/Portalen.

Im Bereich der Heimelektronik sind Nutzerbewertungen absolut entscheidend, das Marketing der Unternehmen inzwischen auch klar darauf ausgelegt. Das wird in den nächsten Jahren auch auf Arbeitgeber zukommen, so kritisch man das sehen mag – kununu und meinPraktikum (etc.) sind da erst der Anfang. Sich früh genug mit diesen Dynamiken zu beschäftigen, wird sich lohnen!

Arbeitgeberbewertungen und Gehaltsvergleich mit Companize.com

Im Frühjahr dieses Jahres ging die Arbeitnehmerplattform Companize.com an den Start. Sie ermöglicht Angestellten einen anonymen Austausch über ihre Arbeitgeber. Dabei steht der Gehaltsvergleich im Mittelpunkt, aber auch das Arbeitgeberimage muss sich hier der Nutzerschaft stellen. Imagerelevante Eigenschaften wie Arbeitsklima und Perspektiven werden mit einem Punktesystem von -5 bis +5 von den Mitarbeitern bewertet. Zudem lassen sich einzelne Unternehmensnachrichten und Pressemeldungen von allen Nutzern in positiv und negativ einordnen. Das Ergebnis ist ein duales Ranking der Unternehmen: Der Spitzenreiter in den offenen Bewertungen, die Volkswagen AG, schneidet z.B. in der Mitarbeiterbewertung nicht ganz so gut ab und belegt einen (immer noch respektablen) 16. Platz.

Erklärtes Ziel von Companize.com ist es, für mehr Transparenz in der Arbeitswelt zu sorgen. Für “fairere Jobs, gerechte Bezahlung und faire Firmen.” Um diese Offenheit zu gewährleisten, wurde besonderes Augenmerk auf die geschützte Vernetzung der Arbeitnehmer untereinander gelegt. Diese können sich austauschen und deren (anonyme) Daten füttern einen umfangreichen Gehaltsvergleich. So erfährt man nicht nur Vergleichsgehälter nach Beruf, Branche oder Region, auch die Gehaltsunterschiede zwischen eigenen Kollegen im Unternehmen können so unter die Lupe genommen werden.

Mit diesem Feature unterscheidet sich Companize.com vom Mitbewerber Kununu. Auch die Networking-Optionen sind anders gestaltet. Bei Kununu findet der Austausch über offene Foren statt, während bei Companize.com eher das persönliche Vernetzen der Mitglieder untereinander im Vordergrund steht.

Auch wenn das Portal mit rund 50 Mitgliedern noch ganz am Anfang steht (EDIT: es sind mehr – siehe Kommentar von Jens) , ist die Plattform durchaus einen Blick wert. Die Usability hakt hier und da allerdings noch etwas. Die Anmeldung zickt: “Wählen Sie bitte einen seriösen Nutzernamen der gleichzeitig Ihre Anonymität wahrt” – kostete mich vier Versuche!) und beim Durchstöbern der Seiten wird man laufend aufgefordert, eventuell gemachte Änderungen zu speichern. Aber das sind Kinderkrankheiten. Mit wachsender Zahl an Mitgliedern und Datensätzen, kann man hier sicherlich gute Statistiken abrufen und vergleichen. Ich persönlich finde vor allem die offene Imagebewertung interessant, die sich zudem als RSS-Feed abonnieren lässt.

An dieser Stelle sei auch noch auf die Facebook-Page hingewiesen, auch hier bekommt der Nutzer u.a. Zusammenfassungen von positv und negativ bewerteten Unternehmensnachrichten.

Pic: Bundesarchiv, Bild 183-C0222-0009-003 / Kohls, Ulrich / CC-BY-SA