Dienst ist Schnaps und Schnaps ist Dienst

So lautet wohl die Zukunftsversion dieses bekannten Sprichworts, wenn es das 21. Jahrhundert überleben will. Denn eine Untersuchung beruflicher Facebook-Verflechtungen von 4400 Personen zeigt einmal mehr, das sich die Trennung von Privat- und Berufsleben zunehmend auflöst. Ziel der vom Software-Anbieter AVG in 11 Ländern durchgeführten Befragung, war wohl ursprünglich uns mit den Ergebnissen ordentlich Angst einzujagen und Sicherheitssoftware zu verkaufen. Aufgezogen haben sie das auch richtig gut, mit eigenem “Digital Diaries” genannten Kamapagnenblog und passenden aber leider ziemlich stumpfen Angsmachfilmchen bei YouTube. Der älteste Sales-Trick der Welt. Aus meiner Sicht ging dieser Schuss allerdings mächtig nach hinten los, denn die Daten lassen sich auch ganz anders interpretieren. Das Märchen vom bösen Boss und den hinterhältigen Kollegen, die sich bei Facebook Stasi-like mit einem anfreunden, um einen zu bespitzeln lässt sich nämlich kaum aufrechterhalten. Denn das sich bei Facebook sogar im paranoiden skeptischen Deutschland 19 Prozent mit Ihrem Vorgesetzten vernetzen und 51 Prozent Ihren Kollegen dieselben Inhalte zeigen, wie ihren Freunden, ist nicht als Warnsignal zu verdammen, sondern als Vorbote eines Kulturwandels zu begrüßen. Es ist ja nicht so, als wüssten die alle nicht,was sie tun. Die Ursache liegt wohl viel eher darin, das moderne Arbeitsbeziehungen von Vertrauen und einer offenen Kommunikationskultur geprägt sind. Wer will schon bei einer Firma arbeiten, deren Führungskultur dadurch gekennzeichnet ist, das man das Privatleben gegen sie verwendet? Ihr vielleicht?

 

pic: cc 2.0 by cane rosso

Social Media ist in deutschen Unternehmen angekommen


Die heute veröffentliche repräsentative BITKOM Studie stellt fest, dass für fast die Hälfte der deutschen Unternehmen (47%) Social Media inzwischen zu einer ganz konkreten Angelegenheit geworden ist. Weitere 15% planen den Einsatz in Kürze.

Die Erwartungshaltung der Unternehmen, die Social Media einsetzen oder es planen, reicht dabei von dem Ziel, neue Kunden zu gewinnen,  bis zur Hoffnung auf neue Impulse bei der Produktentwicklung.

Die Mitarbeitergewinnung steht mit lediglich 23% überraschend auf dem vorletzten Platz der genannten Ziele. Hier findet das Umdenken offensichtlich noch leicht verzögert statt. Der Grund ist vermutlich zum Teil die fehlende Vorstellungskraft bezüglich der konkreten Ausgestaltung. Oder was denkt Ihr?

Ein soziales Netzwerk ist ja im Grunde nichts anderes als eine Zeitung, die von mehreren Leuten gleichzeitig gelesen wird, zwischen denen allerdings auch ein Austausch statt finden kann. Ähnlich, wie bei einer Papierzeitung, kann diese Aufmerksamkeit (und zusätzlich die Interaktion) für Marketing und  Personalsuche verwendet werden.  Im Fall von Marketing ist die Vorstellung der Funktions- und Wirkungsweise dieser neuen “schöneren Zeitung” schon da. Und im Fall der Personalsuche noch nicht. Die alte Stellenanzeige will im Kopf einfach noch nicht in das neue schöne Format überspringen.

Naja, da sind wir und unsere Mitstreiter in den kommenden Monaten weiterhin gefragt,  mit funktionierenden und verständlichen Tools und Konzepten für die Beschleunigung der Übertragungsleistung zu sorgen.

Besonders positiv möchte ich hervorheben, dass die Unternehmen nach und nach erkennen, dass der Einsatz von Social Media zusätzliche Strukturen benötigt. Und zwar personeller und ideologischer Natur. Während die einen noch vereinzelt  Bedenken wegen der Kontrollverlustgefahr haben, stellen die anderen bereits zusätzliches Personal ein und  entwickeln passende Guidelines. Das ist der richtige Weg.

Insgesamt spricht BITKOM von “einem Kulturwandel hin zu offeneren Kommunikationsstrukturen”. Und das ist doch mal eine sehr positive Tendenz. Weiter geht’s!

Die vollständigen Stdienergebnisse gibt’s hier.

Pic: A train arriving to platform 19 by wstryder CC2.0