Jobspreader Produktinnovationen: Jobspreader AI für deine Jobtitel

Wer die Wollmilchsau und den Jobspreader kennt, weiß, dass wir Automatisierung lieben. Wir mögen es präzise, datenbasiert und im besten Falle einfach.

Bei vielen Recruiter:innen sind wir in erster Linie für das gezielte Streuen von Jobs mit Hilfe von Programmatic Job Advertising bekannt. Das bedeutet, wir bringen deine Jobs überall ins Web, um den Bewerberrücklauf zu automatisieren und dadurch zu erhöhen. Der Jobspreader ist allerdings kein reines Multiposting-Tool, sondern ein Rundum-Service, der den Zufall aus dem Recruiting nimmt und datenbasiertes Handeln im gesamten Talent Acquisition Prozess verankert.

Wir haben einen hohen Anspruch an uns und unser Tool und möchten dir und deinem Team jederzeit die bestmögliche Recruiting-Erfahrung bieten. Aus diesem Grund basteln wir kontinuierlich an neuen Features, die den Jobspreader besser, innovativer und noch automatisierter machen.

In diesem Artikel erfährst du immer von den neusten Produktinnovationen, Verbesserungen und Ergänzungen.

Wer bisher noch nicht vom Jobspreader überzeugt war, wird es spätestens jetzt sein.

Unser neues KI-Tool: Jobspreader AI für deine Jobtitel-Synonyme

Was sind Jobtitel-Synonyme und wie wurden sie bisher genutzt?

Jobtitel Synonyme spielen schon lange eine wichtige Rolle in unserem Jobspreader. Was es genau damit auf sich hat, kannst du in unserem Artikel nachlesen. Kurz: Um die Aufmerksamkeit auf deine Stellenanzeigen zu erhöhen, können zusätzlich zum Originaltitel auch Synonyme im Jobtitel verwendet werden, die ebenfalls zur Ausschreibung passen.

Klickt ein:e Kandidat:in auf den Titel, egal ob auf das Original oder die Alternative, wird er oder sie direkt zu der ursprünglichen Stelle auf deiner Karriereseite weitergeleitet. Je mehr Synonyme für die Berufsbezeichnung genutzt werden, desto höher ist dementsprechend die Aufmerksamkeit für den jeweiligen Job.

Bisher haben wir dir in unserem Jobspreader Dashboard bereits alternative Jobtitel aus einer eigenen Bibliothek angeboten. Diese dienten lediglich der Inspiration und waren noch nicht qualitativ präzise optimiert und spezifisch auf den von dir ausgeschriebenen Job zugeschnitten.

Das ändert sich jetzt durch unsere Jobspreader AI

Wir dachten uns, wenn künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch ist, dann machen wir es gleich richtig und bauen uns unsere eigene. Wir mussten nämlich feststellen, dass die Ergebnisse eigenständiger KI-Tools wie z.B. ChatGPT nicht mit unseren Jobtitel-Standards mithalten konnten und wir ein Tool benötigten, das auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist.

Gesagt, getan. Unser Modell „Jobspreader AI“ liefert eine konsistente Datenqualität und erfüllt unsere Grundanforderungen an Synonymstil, Jobtitellänge und Keywords.

Was sind die Vorteile von Jobspreader AI?

Jeder neue Job, den du im Jobspreader Dashboard hinzufügst, erhält von unserer Jobspreader AI automatisiert bis zu 5 KI-Titel, die dir als User sofort zur Verfügung stehen. Darüber hinaus kannst du auch selbstständig neue Jobtitel durch die Jobspreader AI generieren lassen, ganz ohne eigene Prompts.

Was unser Tool dafür benötigt, ist lediglich eine kurze Stellenbeschreibung bzw. ein Anforderungsprofil und optional einen ersten Jobtitel. Wenn du aber noch keinen Jobtitel hast, reicht uns die Stellenbeschreibung und du kannst dich komplett von unserer künstlichen Intelligenz inspirieren lassen.

Das System generiert bis zu 10 KI-Titel – egal, ob du sie als Inspiration oder bereits als Synonym verwenden möchtest. In diesem Schritt können die Titel dann auch entweder von dir oder von unserem Team angepasst und weiter optimiert werden.

Je mehr gute Synonyme verwendet werden, desto höher ist die Reichweite und der potenzielle Erfolg des Jobs.

Jobspreader AI
Jobspreader-AI bietet dir automatisiert insgesamt bis zu 10 präzise und qualitativ hochwertige KI-Titel.

Worauf basieren die Titelvorschläge?

Jetzt fragst du dich wahrscheinlich, woher Jobspreader AI bitte diese speziell auf deinen Job zugeschnittenen Synonyme wissen will. Aber genau darauf haben wir das Tool bestens vorbereitet.

Jobspreader AI wurde von uns mit insgesamt 4000 Jobs (Titel + Stellenanzeige) und den dazugehörigen Synonymen aus den verschiedensten Branchen gefüttert. All‘ diese Synonyme wurden zuvor auf ihre Qualität hin überprüft, so dass sie in unserem Jobtitel Qualitäts Index (JQX) einen Wert von mindestens 70 Prozent erreichten.

Der JQX ist ebenfalls ein wichtiger Teil unseres Jobspreaders und analysiert alle deine Jobtitel auf verschiedene Kriterien wie Auffindbarkeit, Keyword-Dichte, Länge des Titels und mehr. So erhältst du für jeden Jobtitel deiner Stellenanzeigen eine Bewertung sowie konkrete und nachvollziehbare Verbesserungsvorschläge, um dein Recruiting zu verbessern.

Durch die qualitativ hochwertigen und an unsere Standards angepassten Daten hat das System gelernt, welche Synonyme wir erwarten. Wie bei jeder AI kann es natürlich vorkommen, dass etwas nicht ganz unseren oder deinen Vorstellungen entspricht – diese Fälle kannst du uns gerne melden, damit wir unser Tool immer weiter verbessern können.

Wenn du mehr über Jobspreader AI erfahren möchtest, dann vereinbare doch einfach eine kostenlose Demo und lass dir von uns erklären, was wir noch so für Features zu bieten haben.

Mobiloptimierung und Sichtbarkeit von Karriereseiten: Die Online Recruiting Studie 2023

Hurra, hurra, die Online Recruiting Studie ist wieder da. Wer die letzten 10 Jahre verschlafen hat: Einmal im Jahr untersucht die Wollmilchsau die Karriere-Auftritte aller börsennotierten Unternehmen aus DAX, TecDax, MDAX und SDAX auf ihre Online Candidate Experience.

Die Erhebung bildet den Status Quo des Online Recruitings in Deutschland ab und macht mithilfe der Ergebnisse das Optimierungspotenzial im gesamten Recruiting-Prozess sichtbar. Aufgrund des immer weiter fortschreitenden Arbeitskräftemangels ist es für Unternehmen unausweichlich, für ihre Kandidat:innen sichtbar zu sein und im Anschluss den Bewerbungsprozess so angenehm wie möglich zu gestalten. Vor allem die Bedeutung der Mobiloptimierung hat in den letzten Jahren stark zugenommen.

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In vielen Bereichen wird eine Verbesserung schnell deutlich. In anderen wiederum traten sogar Verschlechterungen ein.

Sichtbarkeit und Auffindbarkeit der Karriereseiten

Wir mussten leider feststellen, dass beim Thema Auffindbarkeit die Zahlen auch dieses Jahr weiter gesunken sind. Während 2020 noch 87 Prozent der untersuchten Corporate Pages einen gut auffindbaren Link zum Karrierebereich vorweisen konnten, waren es im Jahr 2021 nur noch 78 Prozent. Im Jahr 2022 rutschte diese Zahl allerdings nochmals weiter nach unten auf 67 Prozent. Mittlerweile nutzen nur noch 57 Prozent der Unternehmen einen direkten Link zur Karrierepage auf ihrer Startseite.

Einen Link im Headermenü, der auf die Karriereseite oder aber auch direkt auf die Jobbörse führt, gab es bei 73 Prozent der untersuchten Corporate Pages. Im vergangen Jahr lag diese Zahl noch bei 65 Prozent. Eine allgemeine Verbesserung hat uns sehr gefreut. Teilweise dauert es allerdings immer noch sehr lange, bis man den Weg von der Startseite eines Unternehmens zu den offenen Positionen findet. Hier muss man schon sehr optimistisch sein zu glauben, dass alle potenziellen Bewerber:innen diese Zeit und Geduld aufwenden.

Wir empfehlen eine direkte Platzierung des Links auf der Startseite der Corporate Page, damit Besucher:innen der Seite, die Interesse an diesem Unternehmen haben, direkt weitergeleitet werden können. Auch eine prominente Platzierung des Links im Headermenü ist empfehlenswert, damit User:innen von jeder Unterseite aus wieder zum Karrierebereich zurückfinden.

Mobiloptimierung der Karriereseiten verbessert sich

Die mobile Optimierung von Karriereseiten und Jobbörsen lag in diesem Jahr bei sage und schreibe 99 Prozent. Besonders erfreulich ist, dass die Mobile-Optimierung der Stellenanzeigen in diesem Jahr bei 98 Prozent liegt, im Vorjahr waren es noch 84 Prozent. Einziges Sorgenkind in diesem Bereich ist und bleibt das Bewerbungsformular. Zwar konnte die mobile Optimierung im letzten Jahr um 4 Prozentpunkte (auf 45 Prozent) gesteigert werden, zufriedenstellend ist sie aber immer noch nicht.

Verantwortlich für diesen eklatanten Bruch in der Candidate Journey ist meist der Einsatz von Bewerbermanagementsystemen. Wer schon einmal ein Bewerbungsformular mobil ausgefüllt hat, sollte wissen, dass kleine Datenfelder und aufwendige Flash-Elemente kontraproduktiv sind.

Online Recruiting Studie Mobiloptimierung

Auffindbarkeit der Stellenanzeigen mit Google for Jobs

Im Jahr 2022 untersuchten wir zum ersten Mal die Karriereseiten auf ihre Verfügbarkeit bei Google for Jobs. Bei diesem Suchindex handelt es sich um ein eigenständiges Produkt, das über die übergeordnete Google-Suche aktiviert werden kann.

Google for Jobs nutzt einen Crawler, wie ihn z.B. auch Jobsuchmaschinen einsetzen, der Webseiten nach Stellenangeboten durchsucht. Die relevanten Informationen werden extrahiert und die ausgewählten, relevanten Ergebnisse direkt in einer erweiterten Suchmaske von Google präsentiert. Der Unterschied zur Jobsuchmaschine ist allerdings, dass die Stellenangebote strukturierte Daten besitzen müssen.

Die Auflistung offener Stellen bei Google for Jobs bietet Unternehmen die Möglichkeit, qualifizierte Bewerber:innen effektiver anzusprechen und den Einstellungsprozess zu verbessern. Es ist eine kostengünstige und strategische Methode, die die Sichtbarkeit von Stellenanzeigen erhöhen und ein breiteres Publikum erreichen kann.

70 Prozent der Unternehmen haben ihre Stellenanzeigen für Google for Jobs in diesem Jahr bereit gestellt und können so schneller gefunden werden. Das sind leider 5 Prozent weniger als letztes Jahr.

Google for Jobs Auffindbarkeit

Mehr Zahlen aus unserer diesjährigen Untersuchung findet ihr in der Online Recruiting Studie 2023. Zusätzlich ordnen wir die Zahlen etwas für euch ein und geben euch Checklisten für all die von uns überprüften Faktoren: Was gilt es bei der Mobiloptimierung zu beachten? Wie viele Pflichtfelder sollte ein Bewerbungsformular maximal haben und noch viele weitere.

Jetzt kostenlos herunterladen: Online Recruiting Studie 2023

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Rückblick auf vergangene Online Recruiting Studien:

Online Recruiting Studie 2022

Wir mussten leider feststellen, dass beim Thema Sichtbarkeit und Auffindbarkeit die Zahlen drastisch gesunken sind im Vergleich zu den Jahren zuvor. Dafür waren zu dem Zeitpunkt bereits 97 Prozent aller Karriereseiten, Jobbörsen und Stellenanzeigen mobiloptimiert. Das ist eine sehr zufriedenstellende Zahl! Der Bruch zum Bewerbungsformular bleibt allerdings bestehen, denn nur 41 Prozent der untersuchten Formulare sind von mobilen Endgeräten aus problemlos nutzbar.
Auch schade: 49 Prozent aller DAX-Unternehmen verlangen für das Abschicken einer Bewerbung immer noch einen Account.

Online Recruiting Studie 2021

2021 hatten bereits 93 Prozent aller Dax-Unternehmen eine mobiloptimierte Stellenanzeige. Zwar macht uns dieser Wert sehr glücklich, wir müssen ihn aber in Relation setzen: Weiterhin haben fast die Hälfte aller Unternehmen keinen mobiloptimierten Bewerbungsprozess. Die Mobile Candidate Journey hört somit bei der Stellenanzeige auf und lässt interessierte Bewerber:innen enttäuscht zurück. Ein weiterer erwähnenswerter Fakt aus der Online Recruiting Studie ist die Sichtbarkeit der Karriereseite auf der unternehmenseigenen Corporate Page, die leider auch im zweiten Jahr weiter abgenommen hat.

Online Recruiting Studie 2020

Auch im Jahr 2020 hat sich gezeigt, dass deutsche Unternehmen noch viel Nachholbedarf in Sachen Online Recruiting haben. Mit 53 Prozent steigt die Zahl der mobiloptimierten Bewerbungsformulare lediglich um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Auffindbarkeit der Karriereseite auf der eigenen Corporate-Seite hat sich sogar verschlechtert. Und sobald die Nutzer:innen den Weg zur Karriereseite gefunden haben, kommt die nächste Überraschung: 37 Prozent aller 160 börsennotierten Unternehmen verlangen eine Registrierung für das Abschicken einer Bewerbung.

Online Recruiting Studie 2019

Im Jahr 2019 hatten stolze 91 Prozent der von uns untersuchten Dax-Unternehmen eine mobiloptimierte Karriereseite. Doch die Freude hielt nicht lange, da mit zunehmender Tiefe des Bewerbungsprozesses die Nutzerfreundlichkeit deutlich nachlässt: 81 Prozent aller Stellenangebote waren mobiloptimiert und nur klägliche 51 Prozent aller Bewerbungsformulare waren für Mobilgeräte angepasst. Immerhin: Vom Jahr 2018 zum Jahr 2019 hat die Anzahl der mobiloptimierten Bewerbungsformulare von 39 Prozent auf 51 Prozent einen großen Sprung gemacht.

Online Recruiting Studie 2018

80 Prozent aller 160 Dax-Unternehmen hatten 2018 eine mobiloptimierte Karriereseite, die anderen 20 Prozent der Unternehmen bleiben weiter rückständig. Ein Grund für diese schwache Zahl könnte unter anderem der Fakt sein, dass immer mehr Unternehmen die Karriereseite und die interne Jobbörse an Dritte auslagern und somit die Kontrolle aus der Hand geben. Ein weiteres trauriges Ergebnis aus der Online Recruiting Studie 2018 betrifft das Bewerber-Tracking: Von 81 Prozent im Vorjahr ist die Zahl der Unternehmen, die ihre Besucher auf der Karriereseite tracken, auf schwache 46 Prozent gesunken.

Indeed-Experiment: von der Jobsuchmaschine zur hässlichen Jobbörse?

Da ist etwas faul im Staate Dänemark Indeed.

Seit dem fulminanten Markteintritt vor einigen Jahren konnte sich Indeed zu einem echten Platzhirsch in Deutschland etablieren. Doch in den letzten Jahren hat die Jobsuchmaschine ihr Angebot „verschlimmbessert“, anstatt es sinnvoll auszubauen. Was genau passiert ist und welche Auswirkungen es hat, schauen wir uns in diesem Artikel etwas genauer an.

Was ist Indeed?

Gestützt durch die prall gefüllte Kasse der japanischen Mutter Recruit Holdings Ltd. hat Indeed keine Kosten und Mühen gescheut, dem Marktführer Stepstone und anderen Jobbörsen Aufmerksamkeit, Reichweite und Marktanteile abzujagen. Durchaus mit Erfolg.

Indeed war ursprünglich eine Jobsuchmaschine, die nach dem Cost-per-Click-Modell funktioniert. Die Plattform generiert Einnahmen durch den Verkauf von Produkten im Bereich Stellenanzeigen, Employer Branding und Lebenslaufsuchen an Arbeitgeber und Unternehmen, die Personal einstellen wollen.

Die Website funktioniert außerdem als eine Art Crawler: Das bedeutet, Stellenangebote von Tausenden von Websites, darunter Jobbörsen, Personaldienstleistungsunternehmen, Verbänden oder Karriereseiten von Unternehmen werden durchsucht und auf Indeed gebracht. Diese Funktion ist für Unternehmen sowie Bewerber:innen kostenlos. Für Unternehmen ist das allerdings nur auf den ersten Blick der Fall. Die kostenlose Einbindung der Anzeigen wird zur Kontaktanbahnung eingesetzt.

Arbeitgeber sollen nämlich Premium-Stellenanzeigen buchen, die dann – je nach Gebot – ganz vorne in den Suchergebnissen platziert werden.

Was macht(e) Indeed gut?

Indeed positionierte sich ursprünglich als eine frische Alternative zu den verstaubten Jobbörsen. Als Jobsuchmaschine konnte die Plattform drei Dinge besonders gut, die normale Jobbörsen nicht konnten:

a) Sie konnte die Stellenangebote eines Unternehmens relativ einfach automatisch einlesen.

b) Das Rangieren in den Suchergebnissen konnte im Rahmen von Premium-Kampagnen auf Cost-per-Click Basis beeinflusst werden. Kosten entstanden dem Kunden nur, wenn auf seine Anzeige tatsächlich geklickt und der Nutzer auf die Karrierewebseite weitergeleitet wurde.

c) Beim Klick auf den Teaser der Stellenanzeige in den Suchergebnissen wurde dann direkt auf die Karriere-Webseite des Kunden umgeleitet, wo sich die Bewerber:innen sinnvollerweise nicht nur mit dem Job, sondern auch gleich mit der Employer Brand auseinandersetzen konnte.

Im Großen und Ganzen hat Indeed den im Marketing bewährten Ansatz von Google AdWords Werbung für den Jobmarkt adaptiert und im großen Stil verfügbar gemacht. Das machte sie zu einer sehr spannenden Alternative zu Größen wie Stepstone. Zunächst haben sie alles richtig gemacht. Bis die ersten Änderungen kamen.

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Die Usability

Indeed ist mittlerweile groß in Deutschland. In der Welt sowieso. Und wenn Unternehmen sehr groß werden, fangen sie manchmal an zu glauben, dass sie unfehlbar sind. Der Erfolg gibt ihnen schließlich Recht.

Vor ein paar Jahren hat Indeed heimlich angefangen, an den oben erwähnten Grundpfeilern ihres bisherigen Erfolgs zu schrauben. Im Rahmen eines großangelegten weltweiten Usability-Experiments, wurde eine entscheidende Änderung getestet und mittlerweile umgesetzt.

Beim Klick auf einen Job-Teaser in den Suchergebnissen soll der Jobsuchende nicht mehr direkt auf die Karriere-Webseite des ausschreibenden Unternehmens weitergeleitet werden, sondern zunächst auf der Indeed Plattform verbleiben. Statt der Weiterleitung wird zunächst eine Volltext Anzeige eingeblendet und erst beim zweiten Klick auf einen dafür vorgesehen Button innerhalb der Vorschau auf die Karriere-Webseite umgeleitet.

Den Ablauf kennen die meisten von Euch bereits von Stepstone. Auch dort wird die vollständige Anzeige zunächst auf Stepstone angezeigt, bevor dann der Klick auf „Bewerben“ auf die Seite des Kunden bzw. in seinen Bewerbungsprozess führt.

Die möglichen Gründe von Indeed

Doch warum übernahm Indeed dieses Verfahren? Hier kann man lange spekulieren. Zum einen wird der oder die Jobsuchende länger auf der Plattform gehalten. Der User schaut sich ggf. mehrere Jobs an, bevor er dann nur bei echtem Interesse die Indeed Seite verlässt, um sich beim Unternehmen zu bewerben. Ein:e Jobsuchende:r „produziert“ so wahrscheinlicher mehr Klicks, als wenn er oder sie jedes Mal zu Indeed zurück kehren muss, um weiter zu suchen.

Ganz egal, ob Ihr mit Indeed direkt nach Cost-per-Click oder über Variationen von Capped Budget Anzeigen abrechnet, könnte das Implikationen für Euch haben. Unsere erste Annahme 2018 bestätigte sich: Indeed fing nämlich an, das unvollständige Weiterleiten, also das Öffnen der Volltext Anzeige auf Indeed, in Rechnung zu stellen.

Ein weiterer theoretischer Grund, der uns damals eingefallen war, könnte die Vergleichbarkeit der Performance sein. Da Unternehmen (weltweit) nun im Personalmarketing zunehmend auf Web-Analytics setzen, sehen sich „Bewerber-Lieferanten“ auch zunehmend in Erklärungsnot, wenn Zahlen unterschiedlicher Plattformen und Modelle unter Zuhilfenahme von Analytics-Halbwissen miteinander verglichen werden.

„Stepstone hat ja eine Bewerber-Conversion-Rate von 30% und Indeed nur 4,79%, da liegen doch Welten zwischen.“, hat bestimmt schon mal der eine oder andere von Euch von sich gegeben, ohne sich die Mühe einer vernünftigen ROI-Rechnung (Return-on-investment) pro Bewerbung zu machen.

Und so könnte es sein, dass es für ein Unternehmen wie Indeed einfacher erscheint, an der Conversion-Rate zu drehen, als Euch zu erklären, warum sie trotz oberflächlich betrachtet schlechterer Conversions nicht schlechter sind als Stepstone. Ein Nutzer, der sich bereits bewerben möchte und erst dann von der Plattform zu Euch auf die Karriere-Webseite wechselt, wird natürlich eine bessere Conversion erzielen als ein Nutzer, der Eure Anzeige in voller Länge zum ersten Mal bei Euch auf der Seite sieht.

Die Umsetzung

So viel zur Theorie. Noch spannender ist die praktische Umsetzung. Im Gegensatz zu Stepstone verfügt Indeed nicht über die Original-Anzeigen der Kunden inklusive der CI, Layout, Formatierung usw. Die Anzeigen werden von Indeed, wie bereits erwähnt, in den aller meisten Fällen gecrawlt und ausgelesen.

Ausgelesen wird hierbei nur der Text und mit Glück auch die Formatierung. Corporate Indentity ist nur mit einem eigenhändig angelegten Unternehmensprofil möglich, in dem ein Profil- sowie Headerbild hochgeladen werden kann.

Stellenanzeige auf indeed

Schaltet Ihr die Anzeige nicht selbst bei Indeed, sondern werdet von der Plattform gecrawlt, so ist die Darstellung schon eine etwas puristischere. Dennoch muss man festhalten, dass sich das Layout im letzten Jahr deutlich verbessert hat und das Layout lesbarer geworden ist.

Die Möglichkeit, sich von den anderen Jobangeboten abzugrenzen, ist trotzdem nicht gegeben. Und auch wenn wir uns die noch besser aussehenden Varianten der neuen Indeed-Anzeigenvorschau herauspicken, so finde ich sie in Sachen CI und Employer Branding nach wie vor eher hinderlich als dienlich. Es fehlen jegliche Optionen, aus dem grauen Einheitsbrei herauszustechen.

Einige Unternehmen haben uns bereits zurückgespielt, dass sich ihre Erfahrungen mit Indeed tatsächlich verschlechtert haben. Die eingehenden Bewerbungen seien mittlerweile kaum noch zu gebrauchen. Dies geht so weit, dass einige Arbeitgeber über Indeed eingehende Bewerbungen gar nicht mehr bearbeiten, da nur selten etwas Brauchbares dabei ist. Autsch.

Registrierungszwang für Bewerber:innen

Doch schlimmer geht’s immer. Denn mittlerweile gibt es noch ein viel größeres Problem. Das Problem heißt: Registrierungszwang!

Den Button „Einfach bewerben“ über der Stellenanzeige sollte man nicht mehr allzu wörtlich nehmen. So „einfach“ ist der Bewerbungsablauf auf Indeed nämlich nicht mehr.

Interessieren sich Kandidat:innen für Eure Stelle, bekommen sie zuerst die nicht allzu schöne Stellenanzeige direkt auf Indeed angezeigt. Im Anschluss zwingt Indeed die Interessent:innen zu einer Bewerbung, greift nochmal eben schnell deren Daten ab oder vergrault Euch die Bewerber:innen direkt. Erst nach dem Erstellen eines Indeed-Accounts werden Kandidat:innen auf Eure interne Stellenanzeige weitergeleitet (häh?). Das geschieht bei den gecrawlten ebenso wie bei den Premium-Stellenanzeigen.

Aus einem Klick werden mir nichts, dir nichts drei bis fünf Klicks.

Seit Ewigkeiten versuchen wir Unternehmen davon zu überzeugen, dass Registrierungszwänge absolute Abbruchgaranten sind. Bewerber:innen für Mangelprofile sind nicht darauf angewiesen, lange Registrierungsformulare auszufüllen, um ihre Bewerbung abzuschicken. Es gibt auch zahlreiche andere freie Stellen, die eine kürze und einfachere Form der Bewerbung anbieten.

Zwar ist das Indeed-Formular relativ kurz, aber dennoch ist es eine Hürde, die es nicht geben müsste und im Zweifel eher gegen eine Bewerbung, als für eine Bewerbung spricht.

Ganz zu schweigen von den Mails mit ähnlichen freien Stellen, die Bewerber:innen im Anschluss an ihre Registrierung zugesandt bekommen. Die Kandidat:innen auf den letzten paar Metern wegen eines anderen Jobs im Posteingang zu verlieren, ist mehr als ärgerlich. Natürlich insbesondere dann, wenn man tatsächlich für eine Premium-Stellenanzeige bezahlt hat.

Wir fassen zusammen: Ohne die direkte Weiterleitung auf die Karriere-Webseite des Unternehmens, ohne direkten Kontakt zur Employer Brand, dafür mit einem zusätzlichen Registrierungszwang, wurde Indeed aus unserer Sicht von einer vergleichbaren bis besseren Stepstone-Alternative zu einer schlechteren. Schade.

Was tun?

Wenn Euch die Darstellung Eurer Anzeigen nicht egal ist, solltet Ihr als Partner oder direkter Kunden von Indeed als erstes prüfen, wie Eure Anzeigen überhaupt auf der Plattform aussehen und wie genau die Weiterleitung auf die Karrierewebseite (wenn überhaupt) zustande kommt.

Werden Eure Anzeigen lediglich gecrawlt oder ihr nutzt die kostenlosen Stellenanzeigen, dürfte der Registrierungszwang zwar nerven, aber Euch immerhin nicht teuer zu stehen kommen.

Falls Ihr direkter und zahlender Kunde von Indeed seid, meldet Euch bei Eurem Ansprechpartner und teilt Eure Meinung über den Registrierungszwang mit. Falls Ihr über einen Partner mit Indeed arbeitet, informiert Euch bei ihm, ob er diesbezüglich bereits in Kontakt mit Indeed steht. Viel mehr kann man nicht machen, außer sich von Indeed zurückzuziehen.

Bei Indeed handelt es sich um einen amerikanischen Konzern, der zu einer japanischen Holding gehört. Punktuell Einfluss zu nehmen, ist praktisch nicht möglich. Unternehmerisch verstehen wir durchaus, dass bei gewissen Entscheidungen die Interessen der Kunden nicht immer sinnvoll berücksichtigt werden können und müssen. Bei Unternehmen mit erheblicher Marktmacht und Medienpräsenz macht der Ton in solchen Fällen dann doch etwas mehr aus.

Indeed hat sich über Jahre den Ruf im Markt erarbeitet, eigene Entscheidungen ohne Rücksicht auf Verluste durchzusetzen. Das wissen (ehemalige) Partner, Marktbeobachter und langjährige Kunden nur zu gut.

Ursprünglich habt Ihr Weiterleitungen auf Eure hübschen Stellenanzeigen gekauft? Bekommen tut Ihr nun aber weniger hübsche und vielleicht sogar unvollständige Anzeigen bei Indeed? Zusätzlich wird plötzlich noch ein Registrierungsformular zwischengeschaltet, durch das Eure potenziellen Bewerber:innen erst einmal als Datensatz in der Indeed-Datenbank landen, statt in Eurem Bewerberpool? Kommuniziert wird nichts, weder an Partner noch an Kunden? Well, willkommen zur neusten Folge „How the (Indeed) world works”.

Wir sind gespannt, was Indeed sich noch so einfallen lässt und bleiben dran. Und das solltet Ihr im Sinne Eures Employer Brandings, ROI und Nerven auch tun 🙂

Disclaimer

Wir, die Wollmilchsau GmbH bzw. die Lösung Jobspreader, waren langjähriger Agentur-Partner von Indeed. Wir promoten Stellenanzeigen unserer Kunden im Rahmen von Premium-Kampagnen automatisiert auf verschiedenen Plattformen, in der Vergangenheit auch bei Indeed.

Das ist heute nicht mehr der Fall, wodurch ein Wettbewerbsverhältnis entsteht, das aus journalistischer Sicht zu einem Interessenkonflikt führen kann. Die Aktualisierung des Artikels soll allerdings unabhängig davon zur Aufklärung dienen und unsere Meinung zur aktuellen Situation darstellen. Die Veröffentlichung unserer Erkenntnisse erscheint uns in unserer Funktion als HR-Medium als gerechtfertigt.

Dieser Artikel wurde ursprünglich 2018 veröffentlicht und von uns aktualisiert. Unsere Sorgen und Bedenken bezüglich der oben dargestellten Entwicklungen haben wir Indeed bereits 2018, damals noch als Partner, ausführlich dargelegt. Details aus unserer direkten Kommunikation mit Indeed fanden hier keine Erwähnung. Indeed wurde in 2018 über die bevorstehende Veröffentlichung des Artikels informiert.

 

Gehalt: Wie transparent darf’s denn sein?

Bei Gehaltstransparenz gilt: Andere Länder, andere Sitten. In Österreich etwa sind Unternehmen seit 2011 verpflichtet, in ihren Stellenanzeigen Angaben zur Mindestentlohnung zu machen. Arbeitgeber in Island müssen Männer und Frauen in gleicher Position gleich bezahlen und brauchen ab 25 Mitarbeiter:innen ein Zertifikat für ihr Gehaltssystem. Und in Schweden kann man direkt die Gehaltsinformationen jeder beliebigen Person beim Einwohnermeldeamt abfragen. Hierzulande wird dagegen über das Gehalt lieber geschwiegen.

Wollmilchsau-Datenerhebung: Wenige Stellenanzeigen enthalten konkrete Summen

Dementsprechend enthalten kaum Stellenanzeigen eine Gehaltsangabe, wie unsere Datenerhebung mit mehr als 250.000 Stellenanzeigen in der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit (BA) zeigt. Wir wollten wissen, wie viele Anzeigen eine konkrete Gehaltsangabe in Euro machen. Das Ergebnis: Über alle Branchen hinweg enthalten lediglich gut zwölf Prozent der Stellenanzeigen eine konkrete Gehaltshöhe.

Gehaltstransparenz Infografik - Nur jede achte Stellenanzeige enthält eine Gehaltsangabe

Am größten ist der Anteil bei den Hilfstätigkeiten – insgesamt 21,3 Prozent der Stellenanzeigen enthalten entweder eine konkrete Tarif- oder Gehaltsangabe, klären Bewerbende also genau darüber auf, was sie finanziell erwartet. Daraus lässt sich schließen, dass Gehaltsangaben vor allem im Niedriglohnbereich gemacht werden. Insgesamt zeigen die Daten außerdem, dass bei Tarifbindung eher eine konkrete Angabe gemacht wird als bei Jobs ohne. In Branchen mit hohem Verdienst, etwa in Finanzen oder IT, sind die Zahlen hingegen sehr gering.

>>>Methodik und Datenerhebung<<<

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Bewerbungsprozess: Wer sagt’s zuerst?

Häufig sollen Bewerbende ihre Vorstellungen nennen und Unternehmen gleichen diese mit ihren Möglichkeiten ab, anstatt andersherum. Im Grunde geht es darum, wer zuerst seine Deckung aufgibt und dabei möglicherweise „den Kürzeren zieht“, also nicht den besten Deal macht. Entweder besteht also für potenzielle Mitarbeiter:innen die Gefahr, sich unter Wert zu verkaufen oder Unternehmen hätten den Job auch günstiger besetzen können oder schrecken geeignete Kandidat:innen durch zu geringe Gehaltsangaben direkt ab.

Quelle: https://www.linkedin.com/posts/harshitagrwa_interviewexperience-recruitment-activity-6808580782978826240-PTxy

Das kann für beide Seiten frustrierend sein. Denn Bewerber:innen machen sich die Mühe, ihre Unterlagen einzureichen und Unternehmen sichten, obwohl es möglicherweise allein an den Entgeltvorstellungen schon scheitert.

GEHEIMNIS GEHALT

Doch die Geheimniskrämerei wird auch im Privaten fortgeführt: Fast jede:r Dritte spricht nicht mal mit Partner oder Partnerin über das Gehalt. Nur 40 Prozent teilen diese Informationen mit Freund:innen, wie eine Studie des Karrierenetzwerks Xing aus dem Jahr 2017 zeigt.

Gehaltstransparenz Infografik: Wer spricht über das Gehalt

Über das Gehalt zu sprechen ist hierzulande also ein Tabu, das in Stellenanzeigen beginnt und sich bis in Familie und Freundeskreis fortsetzt.

DEUTSCHLAND MIT HOHEM GENDER PAY GAP

Dabei sind vor allem die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen (Gender Pay Gap) in Deutschland so hoch wie in wenigen anderen europäischen Ländern, wie Daten von Eurostat zeigen.

Gehaltstransparenz Infografik: Wieviel Frauen weniger verdienen

Abhilfe schaffen soll das 2017 eingeführte Entgelttransparenzgesetz, ein erster (zaghafter) rechtlicher Schritt für mehr Transparenz in punkto Bezahlung. Es gibt Frauen die Möglichkeit das Durchschnittsgehalt ihrer männlichen Kollegen zu erfahren – aber nur in Unternehmen ab 200 Mitarbeitenden und eben auch nur in der genannten Konstellation. Es kann also nicht jede:r das Gehalt von jede:m erfahren.

Anders wurde das Thema Gehaltstransparenz in Dänemark angegangen. 2006 führte das Nachbarland den Equal Pay Act ein. Ein Gesetz, das für gleiche Bezahlung von Männern und Frauen sorgen soll. Es besagt, dass Unternehmen ab 35 Beschäftigten geschlechtsbezogene Statistiken über die gezahlten Gehälter in ihrer Firma führen und den Beschäftigten zugänglich machen müssen.

Eine Studie rund um Forscher:innen der Universität Kopenhagen hat die Auswirkungen des Gesetzes untersucht – mit positivem Ergebnis. So verringerte sich die Entgeltlücke in Dänemark zwischen 2003 und 2008 durch die eingeführte Transparenz um sieben Prozent. Allerdings: Auch im Jahr 2019 lag der Gender Pay Gap in Dänemark bei noch 14 Prozent, also etwa im europäischen Durchschnitt, wie die Grafik weiter oben zeigt.

Das heißt, der bereinigte Gender-Pay-Gap konnte verringert werden, der unbereinigte, der zum Beispiel dadurch entsteht, dass „typische Frauenberufe“ generell schlechter bezahlt werden oder Frauen häufiger in niedrigeren Positionen tätig sind, bleibt trotz Gehaltstransparenz bestehen.

UNTERNEHMEN PUNKTEN MIT TRANSPARENZ

Für Unternehmen können sich transparente Gehälter lohnen, sie punkten bei Jobsuchenden: Umfragen, wie etwa die folgende der Jobsuchmaschine Adzuna, zeigen, dass Beschäftigte Gehaltstransparenz befürworten, vor allem, wenn diese als Verhandlungsgrundlage in Stellenanzeigen steht.

Gehaltstransparenz Infografik: Einstellung zu Gehaltsangaben

Der Nachteil für Arbeitgeber: Potenzielle Bewerber:innen schicken ihre Unterlagen erst gar nicht ab, wenn die Höhe nicht stimmt. Der Nachteil für Arbeitnehmer:innen: Beschäftigte auf sehr gut bezahlten Positionen können möglicherweise für sich nicht das Optimum herausholen, weil die Summe öffentlich gemacht wird.

PRO GEHALTSTRANSPARENZ: FAIRNESS UND ENTWICKLUNG

Für eine Studie der Unternehmensberatung Kienbaum im Jahr 2020 wurden 140 Unternehmen zum Thema Gehaltstransparenz befragt, die keinem Tarifvertrag unterliegen oder Positionen ohne Tarifvertrag besetzen, aber ein hohes Maß an Transparenz aufweisen. Die Gründe für die Einführung der Transparenz sind deutlich: Mit Abstand am ausschlaggebendsten ist die Motivation der Mitarbeitenden, die durch die Klarheit bei den Entwicklungsmöglichkeiten gefördert wird. Außerdem bewerten die Befragten die Transparenz im Bewerbungsverfahren und bei Mitarbeitergesprächen als nützlich.

Gehaltstransparenz Infografik: Zustimmung der Unternehmen zur Wirkung von Vergütungstransparenz

KONTRA GEHALTSTRANSPARENZ: VORBEHALTE UND DATENSCHUTZ

Die Argumente gegen Entgelttransparenz weisen in der Umfrage deutlich geringere Werte auf, was dafür spricht, dass die Unternehmen insgesamt zufrieden mit ihrem transparenten Vorgehen sind. Am häufigsten werden Vorbehalte im Management genannt, gefolgt von datenschutzrechtlichen Bedenken. Ebenfalls gegen die Einführung von Gehaltstransparenz spricht, dass der aktuelle Zustand bei der Höhe der Gehälter zu wenig einer Systematik folgt und die Ergebnisse darum nicht frei zugänglich gemacht werden sollen. Dass gar nichts dagegen spricht, gab jedes fünfte Unternehmen an.

NEW WORK = NEW PAY?

Unsere Arbeitswelt ist im Umbruch und das nicht erst seit Corona. Vor allem in Start-Ups gelten heute andere Regeln als in traditionellen Großkonzernen. Sie haben den Begriff New Work geprägt, den es zwar bereits seit den 70er-Jahren gibt, der aber vor allem durch die Digitalisierung an Aktualität gewonnen hat. Im Grunde handelt es sich um einen Sammelbegriff für alternative Arbeitsmodelle, wobei sich auch New-Pay-Modelle herausgebildet haben, die ihren Fokus auf andere Kriterien legen als es in der klassischen Gehaltsbestimmung der Fall ist.

Aus dem System der Tariflöhne übernommen haben diese Modelle die Mitbestimmung, also das gemeinsame Aushandeln von Gehältern durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer:innen auf ein Unternehmen bezogen, aber ohne involvierte Gewerkschaft. Einen solchen Prozess beschreibt das Startup Einhorn in seinem Unternehmensblog. Weitere Modelle finden sich in einem Artikel von Haufe. Gemeinsam haben diese New Pay-Modelle die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Bezahlung für alle Beteiligten.

FAZIT

Bei Gehaltstransparenz geht es um Information: Wer weiß, wie viel andere verdienen, kann sich selbst besser in Bezug dazu setzen – im Guten wie im Schlechten. Ein Argument gegen das Offenlegen von Gehältern lautet: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Beschäftigte könnten unzufriedener mit ihrem Gehalt werden, wenn sie wissen, was die anderen verdienen.

Die Frage ist nur, ob die Lösung dann nicht eher sein sollte, einfach gerecht und nach offengelegten nachvollziehbaren Kriterien zu entlohnen, anstatt Gehälter geheim zu halten. Außerdem bietet ein durchdachtes Gehaltssystem im Recruiting die Möglichkeit, Bewerber:innen von Anfang an aufzuklären, welche Entwicklungen im Unternehmen möglich sind.

Durch Gehaltstransparenz entsteht mehr Augenhöhe zwischen Beschäftigten untereinander, aber auch zwischen Beschäftigten und Unternehmen – angesichts einer Entwicklung weg vom Arbeitgeber- hin zum Arbeitnehmermarkt ein logischer Schritt. Unternehmen können sich mit Gehaltsangaben in Stellenanzeigen positionieren und ihren Bewerber:innen und Mitarbeiter:innen eine Gesprächsgrundlage und zusätzliche Motivation liefern, was zur Mitarbeiterbindung beiträgt.

Und schlussendlich ist Gehaltstransparenz ein wichtiges Instrument gegen die ungleiche Entlohnung von Männern und Frauen: Wenn die Bezahlung bekannt ist, schließt sich die Lücke.

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Methodik: Woher kommen unsere Daten und wie haben wir sie ausgewertet?

Für unsere Untersuchung zur Gehaltstransparenz haben wir vom 2. bis 8. August 258.247 Stellenanzeigen aus der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit analysiert. Je Branche haben wir mindestens 100 Stellenanzeigen, in der Regel aber zehn Prozent des Stellenvolumens als Datengrundlage gewählt.

Warum die Jobbörse der BA?
Alle Jobbörsen und Jobsuchmaschinen haben eins gemeinsam – sie lassen sich ungern scrapen. Web Scraping bezeichnet das gezielte Abgreifen von Websiteinhalten. Geschieht dies automatisiert, handelt es sich um einen Web Scraping Bot (Dazu sei gesagt, dass Webscraping rechtliche Grenzen hat und man sich vorab informieren sollte, ob man bereits im rechtlichen Graubereich handelt). Möchte man sich die Mühe sparen, einen eigenen Bot zu programmieren, stellen die Plattformen oftmals selbst Alternativen bereit. Jobbörsen wie Indeed bieten eigene API-Schnittstellen an. Allerdings bestehen Limitierungen, was die Ausgabe der Stellenanzeigen betrifft. Für eine großflächige und repräsentative Datenerhebung also der falsche Weg.
Anders sieht die Lage aus bei der Jobbörse der Bundesagentur für Arbeit. Die Branchen, die wir in diesem Artikel verwenden liegen als Filteroption bereits bei der Jobbörse vor. Gleichzeitig gewährt uns die Seite unbeschränkten Zugang zu allen aktuellen Anzeigen mit zusätzlichen Informationen in standardisiertem Format. Grund genug für uns, diesen Ansatz einem externen Analysetool vorzuziehen.
Allerdings: Repräsentativ für den gesamten Stellenmarkt in Deutschland sind die Daten nur bedingt, da einige Branchen überrepräsentiert sind und andere Jobs, vor allem die mit Mangelprofil, nicht unbedingt in der BA-Jobbörse landen. Trotzdem sind wir der Meinung, dass die Datenbasis ausreichend ist, um abzubilden, wie die Lage beim Thema Gehaltstransparenz aktuell auf dem Arbeitsmarkt aussieht.

Wie haben wir ermittelt, ob die Anzeigen eine Gehaltsangabe enthalten?
In einigen Stellenanzeigen sind die Gehaltsdaten mit einem Eintrag im dafür vorgesehenen Feld bereits angegeben. In diesem Fall ist unsere Arbeit schon erledigt und wir können einen Vermerkt anlegen (Gehaltsangabe: Ja). Andernfalls unterteilen wir den Text jeder Stellenanzeige in seine einzelnen Sätze und prüfen jeden Satz auf das Vorkommen des Wortes “Gehalt” (oder weiteren Synonymen, darunter “Tarif”) im Zusammenhang mit dem Wort “Euro” (ausgeschrieben oder als “€” Zeichen). Ist die Prüfbedingung erfüllt, enthält die Anzeige eine Gehaltsangabe, andernfalls nicht.

Datenerhebung und Methodik: Polichronis Muratidis