Das Gespenst das Facebook Like-Button zieht mal wieder durch die Lande. Hinterrücks sendet er IP-Adressen seiner Betrachter in die USA und verknüpft diese, wenn möglich, sogar mit den Profilen eingeloggter Nutzer. Die Gefühle darüber, wie verwerflich das Gebaren dieses Knopfes sei, gehen auseinander. Umso gespannter war ich, wie bereitwillig denn die Deutschen ihre Daten online zur Verfügung stellen, sofern sie deren Veröffentlichung selbst im Griff haben.
Die frisch veröffentlichte Bitkom-Untersuchung “Soziale Netzwerke” befragte deutsche Internet-Nutzer unter anderem nach deren Erlebnissen und Verhalten im Web 2.0. Die folgenden Zahlen stammen aus dieser Erhebung:
Angabe persönlicher Daten
- 77% veröffentlichen Vor- und Nachnamen
- 76% veröffentlichen ihr Alter
- 60% veröffentlichen ein Portraitfoto
- 57% geben ihren Beziehungsstatus an
- 46% machen Angaben zu ihrem Beruf
- und immerhin noch ein Viertel veröffentlicht Party- oder Urlaubsfotos.
Sichtbarkeit persönlicher Daten
- 21% der Nutzer geben an, ihre Daten dem “gesamten Internet” zugänglich zu machen
- 28% schränken die Sichtbarkeit auf alle Mitglieder des sozialen Netzwerkes ein, im Fall von Facebook also alle Facebook-Nutzer
- 8% machen die Daten nur für bestimmte Mitglieder und Listen innerhalb des Netzwerks zugänglich.
- und 41% machen Ihre Daten all ihren direkten Kontakten zugänglich.
Und wie exklusiv ist dieser Kreis?
- 38% haben unter 50 Kontakte
- 15 % haben zwischen 51 und 100 Kontakte
- 18% zwischen 101 und 200
- und 17% über 201 Kontakte
Wäre ich ein ängstlicher Mensch, würde ich mir im Zweifelsfall mehr Sorgen darüber machen, was diese Kontakte mit meinen Daten anstellen könnten, als ein Weltkonzern, der mich dem passenden Werbekunden präsentieren möchte. Natürlich lassen diese Zahlen Raum für Interpretationen. Die einen werden sagen, wenn die Hälfte der Nutzer die Sichtbarkeit ihrer Daten nicht oder nur kaum einschränkt, so gibt es immerhin eine andere Hälfte, die sich um die Kontrolle ihrer Daten sorgt. Aber auch in dieser Hälfte (ich selbst gehöre dazu) wird der Unterschied zwischen “privat” und “nicht öffentlich” nicht völlig unbekannt ein.
Mag sein, dass der Social Graph unter der juristischen Lupe unschöne Flecken hat, aber die Frage, was heute ein schützenswertes Datum ist, die bleibt nach wie vor unbeantwortet. Erinnert mich wieder an den Deutschen, der Fernsehteams (vor seinem Haus stehend!) verkündet, dass er seine Privatsphäre vor Googles Street-View Kamera geschützt wissen möchte. Absurd. Und wie bei Street-View: Ein Jahr später ist es dann plötzlich doch schade, dass die eigene Straße ein einziger Pixelbrei ist. Aber dann will es wieder keiner gewesen sein – jede Wette!
Ach ja:
- 62% haben bis jetzt keine schlechten Erfahrungen im Web 2.0 gemacht
- 23% bekamen unangenehme Kontaktanfragen
- 10% fühlten sich in einer Community belästigt
- andere negative Vorkommnisse (z.B. ungewollte Dateneinsichten) bewegen sich im einstelligen Bereich.
Pic: Lance Neilson (CC BY 2.0)