Google Studie: Word-of-Mouth and the Internet

Keine Werbeform bekommt einen so großen Vertrauensvorschuss wie die persönliche Empfehlung. Word-Of-Mouth Marketing (WOMM) versucht über unterschiedliche Kanäle Gespräche über Marken anzuregen und/oder diese Konversationen gezielt zu nutzen. Eine Studie von Google hat Effektivität und Mechnsimen der Mundpropaganda untersucht und kommt zu einer wichtigen Erkenntnis: Auch wenn viel offline gesprochen wird, es dreht sich um das, was einem online begegnet ist. Zudem geht man spätestens dann ins Netz, sobald etwas interessantes gehört wurde.

Die drei Stadien eines Markengesprächs

…erklären sich von selbst.

Wo finden die Gespräche statt?

Das persönliche Gespräch ist noch lange nicht überholt. 82% aller Markenkommunikationen finden face-to-face statt, nur 5% online.

Also doch nicht online?

Lässt so nicht sagen! Das Internet ist in allen drei Phasen die Hauptrefenzquelle. Bseonders in der (entscheidenden) letzten Phase der Überprüfung, Vertiefung und Entscheidung hängt es alle andren Medien deutlich ab:

Und es wird mehr werden:

Dank Smartphone müssen wir nicht mehr von der Couch zum PC rennen, oder uns Informationen auf Zetteln notieren, um sie zu Hause googeln zu können. Jetzt können wir schon im Gespräch auf Onlinereferenzen verweisen und die betreffende Seite “mal schnell” an den Gegenüber schicken. Egal wo gesprochen wird.

Soweit meine Schlüsselerkennisse. Die vollständige Studie (hier als PDF) bietet noch weitere Details. Es gibt übrigens auch noch ein kleines Video mit niedlichen Illustrationen, das die Ergebnisse zusammenfasst.

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Pic: bnilsen (CC BY-SA 2.0)

Das Internet 2015: Den Connected Lifestyle leben

Einen schönen Infoclip habe ich auf The Strategy Web gefunden. Das Video von Neo Labels zeigt zunächst etwas Staus Quo und wagt dann einen Blick ins Jahr 2015. Neben den üblichen Prognosen (Mobile wird Desktop überholen) wird eine interessante Vision der Vernetzung von Mensch, Haus und Kommunikation gezeichnet: Der “Connected Lifestyle”.

Digital Life: Today & Tomorrow from Neo Labels on Vimeo.

Pic: Schlüsselbein2007 (CC BY 2.0)

re:publica 2011 – Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem (Video)

Die re:publica ist noch nicht vorbei. Zu früh, die Highlights zu benennen? Ja. Zu früh, ein Fazit zu ziehen? Ich glaube nicht. Der Vortrag von Gunter Dueck hat es bereits getan und hier nachhaltig beeindruckt. “Das Internet als Gesellschaftsbetriebssystem” fasst eigentlich alles zusammen, warum wir alle hier sind und stellt die Agenda für die kommenden Jahre auf.

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Pic: re:publica

3 Linktipps zum 100. Internationalen Frauentag

Heute ist Weltfrauentag – der 100. (Dieser Geburtstag wurde hier und da bereits letztes Jahr gefeiert. Zur Erklärung: Erste Frauentage fanden schon im Jahre 1909 und 1910 statt, der erste international organisierte jedoch am 19. März 1911.) Wir versorgen heute Frauen und Männer mit drei ausgewählten Links zum Thema.

Google organisiert zusammen mit Women for Women International ein globales Event: Join WoMEn on the Bridge. Weltweit versammeln sich Unterstützer auf Brücken, von der Golden Gate Bridge in San Francriso bis zur Sidney Harbour Brigde In Australien. Wer sich nicht zu einem der (in Deutschland spärlichen) Events aufraffen möchte, der kann ein virtuelles Event besuchen oder über die Microsite viele internationale Frauenorganisationen unterstützen.

Der Artikel 10 Women Who Secretly Control the Internet auf “The Mary Sue” erzählt von Frauen, die bedeutende Rollen im Internet spielen. Suzanne Woolf vom Root Server System Advisory Committee hält zum Beispiel die Fäden der Domain- und Adressverwaltung in ihrer Hand. Auch dabei: Heather Harde (CEO, TechCrunch), Carol Bartz (President, CEO bei Yahoo!) und Cindy Cohn (Legal Director, General Counsel, Electronic Frontier Foundation). Wer noch ein paar Taler übrig hat, kann hier bei Kickstarter die Fertigstellung des Films “The History of the Universe as Told by Wonder Woman” unterstützen. Dieser Film stellt die Rolle der klassischen, überwiegend männlichen Superhelden in ihrer Vorbildfunktion als egozentrische, gewaltätige Haudegen in Frage und prüft das Potential weiblicher Superheldinnen mit “femininen” Superkräften wie Einfühlungsvermögen und Kommunikation.

Pic: Hugues (CC BY-SA 2.0)

[HTTP410] Zeitverschwendung am Arbeitsplatz (Infografik)

Gibt es bei euch auch Zeitverschwendung am Arbeitsplatz, oder erwischt ihr Euch sogar selbst während der Arbeitszeit des Öfteren bei Beschäftigungen, die nur wenig mit Eurer eigentlichen Aufgabe zu tun haben?! Nun, mir hat mal jemand gesagt, ich solle mir keine Illusionen machen, ob ich will oder nicht, man könne max. 4 von 8 Std. am Tag effektiv arbeiten. Warum auch immer.

Bei Bit Rebels fanden wir eine Infografik (USA), die diese Aussage zu bestätigen scheint. So sollen Arbeitnehmer nach eigener Aussage 3 Std. am Tag verschwenden, Mittagspause und andere Pausen nicht inklusive.

Die größten Zeitfresser

Die größten Zeitfresser seien das Internet, samt Facebook, Youtube, Einkaufen, Jobsuche usw., und das  Socializing Schnacken mit Kollegen. Als mögliche Gründe werden Unterbezahlung, nicht genügend Arbeit und Störungen durch Kollegen genannt.

Ich gehe fest davon aus, vielen wird besonders auch die Angabe ins Auge springen, dass 39% der 18-24 und immerhin 16% 25-65 jährigen im Falle einer Facebooksperre einen Arbeitgeberwechsel erwägen würden. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob Facebook in diesem Kontext diese Sonderstellung verdient. Was würde geschehen, wenn man (Dir) den Austausch von Nebensächlichkeiten mit Ihren Kollegen verbieten würde? Würdest du bzw. die Befragten wohl ebenfalls einen Arbeitgeberwechsel erwägen? Ich denke schon.

Das natürliches Verlangen nach Kommunikation

Facebook und Co. befriedigen genau so wie eine kurze Ablenkung unter Kollegen unser natürliches Verlangen nach Kommunikation und müssen daher im Unternehmen auch gleich “behandelt” werden. Ich denke, dass jedes Individuum, ganz unwissenschaftlich gesprochen, eine Art Kommunikationstank besitzt, der nach Möglichkeit täglich voll werden sollte. Wird er nicht voll, sind wir nicht glücklich. Besser oder mehr arbeiten werden wir dadurch auch nicht.

Bei manchen ist der Tank  größer, bei anderen kleiner. Womit er gefüllt wird, ob mit Facebook-Konversationen oder mit den privaten Problemen des Büronachbarn, ist letztendlich egal. Die Entscheidung sollte jedoch jeder von uns selbst treffen dürfen.

(Wissenschaftlich fundiertere  Theorien zu unserem Kommunikationsverhalten gibt es von Robin I.M. Dunbar:  The Social Brain Hypothesis, Gossip in Evolutionary Perspective.)

hardlyworking

Gutes aus 2010 – Eine Infografik

Zum Jahreswechsel bringt die Wollmilchsau viele Rückblicke auf das vergangene Jahr, einige Ausblicke auf 2011 und ausgewählte Weisheiten aus dem fernen Osten.

Manchen kommt das Internet immer noch vor wie der wilde Westen: Fruchtbares Acker- und Weideland soweit das Auge reicht, die ein oder andere Goldader und viele Strolche, die dort einen schnellen Dollar machen wollen. Oder warum sind wir denn alle hier? 😉

Einen Wegweiser durch diese unwegsame Wildnis bietet die Infografik “How To Make Money On The Internet”, gefunden hier bei Fast Company. Lustig, aber bei genauerem Hinsehen auch erschreckend wahr. (Click to enlarge)

Pic: Darren Foreman

Die Zukunft der Personalberatung liegt im Netz – Ein Essay

Vor Kurzem wurden wir gebeten, für ein im Laufe des Jahres im Gabler Verlag erscheinendes Buchprojekt einen Text zur “Weiterentwicklung der Personalberatung” zu verfassen. Da wir den Text aufgrund von, man nennt das wohl künstlerische Differenzen, zurückgezogen haben, veröffentlichen wir ihn nun hier als Essay.

Wissen ist seit jeher ein wertvolles Gut. Und auch wenn das Sprichwort “Wissen ist Macht”, zumindest in Deutschland, erst im 16. Jahrhundert in Erscheinung getreten ist, wußten Menschen oder Institutionen, die einen Wissens- bzw. Informationsvorsprung besaßen, schon lange vorher von den Vorteilen dieses Zustands. Die Menschheitsgeschichte liefert entsprechend viele Beispiele dafür, wie Personen, Institutionen oder Staaten dank ihres Wissens wohlhabend, mächtig und einflußreich wurden.

Doch es gibt nicht weniger eindrucksvolle Beispiele, die zeigen, dass ein Wissensvorsprung nicht automatisch ausreicht, um im entscheidenden Augenblick seine eigene Vergänglichkeit zu erkennen und seinen Fortbestand durch rechtzeitige Anpassungen zu sichern. Diese Unfähigkeit wurde auf kurz oder lang stets mit Rückschritt, Machtverlust oder Verfall bestraft.

Im Fall der mittelalterlichen Kirche z.B. war es ein wahres Wissensmonopol, das entscheidend zu der  vorteilhaften Stellung dieser Institution in der damaligen Gesellschaft beitrug. Der praktisch nicht vorhandene Zugang zu Wissen und Informationen in der breiten Bevölkerung lag vor dem Hintergrund des Machterhalts mit Sicherheit auch in ihrem Interesse. Die Erfindung des Buchdrucks und die einhergehenden gesellschaftlichen Veränderungen wurden daher in erster Linie als Bedrohung wahrgenommen und bekämpft, anstatt sie anzunehmen und selbst von den neuen Möglichkeiten zu profitieren.

Aus Sicht der Kirche erwies sich das als ein fatales Versäumnis. Die Konsequenz war der bis heute andauernde Machtverlust. Verständlich ist die Angst der heutigen Kirche, einen so folgenschweren Fehler zu wiederholen. So erklärte Papst Johannes Paul II. das Internet am 12. Mai 2002 anlässlich des 36. Welttags der sozialen Kommunikationsmittel zum neuen Forum für die Verkündung des Evangeliums. Eine fast vorbildliche Lernkurve.

Wissensmonopole gibt es natürlich auch heute, z.B. in der Wirtschaft.  So existiert die Branche der Personalberatung dank eines Mikro-Wissensmonopols auf dem Gebiet der Personalsuche. Doch wie schon zu Zeiten der mittelalterlichen Kirche sind Wissensmonopole nach wie vor vergänglich. Und im Fall der Personalberatung erleben wir gerade erneut, wie sich ein solches Wissensmonopol dem Ende zuneigt.

Als wir im Jahr 2007 mit unserer frisch gebackenen atenta Personalberatung ohne langjährige Berufserfahrung und ohne nennenswerte Branchenkenntnisse auf dem Personalberatermarkt gelandet sind, waren wir gezwungen zu verstehen, was sich dort überhaupt abspielte.

Auf der einen Seite sahen wir die personalsuchenden Unternehmen, die aus unterschiedlichsten Gründen nicht imstande waren, ihre offenen Positionen aus eigener Kraft zu besetzen. Auf der anderen Seite stand ein Heer aus Personalberatern in allen denkbaren Varianten und Größen. Aus Sicht der Unternehmen hatten sie alle eines gemeinsam. Sie alle umwehte eine mysteriöse Aura, (die vielen in dieser Branche übrigens durchaus schmeichelt).

Für die meisten Menschen, ob Auftraggeber oder Kandidaten, war es ein Rätsel, wie Personalberater genau arbeiten. Für Außenstehende gab es einfach keinen vernünftigen Zugang zu Informationen bezüglich der Methoden und der genauen Vorgehensweise. Und da man den Beruf des Personalberaters nirgendwo offiziell erlernen kann, gibt es auch kaum Bücher oder sonstige Unterlagen zu dem Thema. Ab und an tauchen mehr schlecht als recht recherchierte Artikel in der Presse auf, die jedoch eher dazu beitragen, den Beruf weiter zu mystifizieren, als Antworten und Aufklärung zu liefern. Das Image der Undurchschaubarkeit kam der Branche nicht ungelegen, denn so ließ sich ihr Wissensmonopol gut aufrecht erhalten.

Ernüchternd und erhellend war für uns daher die Erkenntnis, das das Wissensmonopol der Branche bei vereinfachter Betrachtung in der Praxis auf drei durchaus durchschaubaren Säulen aufbaute.

  • a) Anzeigen: Personalberater schalten üppige Anzeigen in der FAZ, ZEIT etc. (inzwischen auch Online-Börsen), warten ab was passiert und stellen dem Kunden das Honorar zzgl. Anzeigenkosten in Rechnung.
  • b) Old-Boys-Network: Personalberater hat 10-40 Jahre Berufserfahrung in einer bestimmten Branche. Er war Geschäftsführer bei X, dann bei Y und zuletzt Vorstand bei Z. Aus dieser Zeit hat er ein schwarzes Buch mit allen Telefonnummern seiner Wegbegleiter, dass er nun versilbert.
  • c) Datenbank: Der Personalberater betreibt eine (natürlich stets aktuelle ;-)) Datenbank mit 5.000 – 100.000 Profilen, die mit Tausenden von Initiativbewerbungen und via Telefon-Sourcing gewonnenen Longlistkandidaten permanent weiter befüllt wird.

Uns wurde relativ schnell klar, dass keine dieser Methoden zu uns und wir auch zu keiner dieser Methoden passten.

Teure Zeitungsanzeigen waren sofort unten durch. Als “Digital Natives” konnten wir uns einfach nicht vorstellen, dass tatsächlich noch jemand ernsthaft in Zeitungen nach Stellen sucht. Wohnungen und Autos wurden schließlich schon damals primär im Netz gesucht und gefunden. Und auch Online Jobbörsen waren längst nichts Exotisches mehr. Warum also sollten wir viel Geld für Zeitungen mit wenig Reichweite ausgeben?!

Online-Anzeigen waren auf den ersten Blick zwar etwas preiswerter, unter Berücksichtigung der Vielzahl vorhandener Angebote und der versunkenen Kosten im Falle einer (durchaus wahrscheinlichen) Fehlentscheidung, aber immer noch zu teuer. Die Entscheidung für den einen oder anderen der bekannteren Anbieter war objektiv nicht zu rechtfertigen. Außerdem gab es schon eine ganze Menge  kostenloser und kostengünstiger (Nischen-) Anbietern, die aus unserer Sicht in der Summe nicht weniger erfolgversprechend waren.

Von dem Gedanken, auf unserem Netzwerk aufzubauen, haben wir uns sofort verabschiedet. Mit 27 Jahren besaßen wir einfach kein Netzwerk, mit dem wir in der Personalberatung etwas hätten anfangen können.

Das vor allem im mittleren Kandidatenfeld weit verbreitete Konzept, eine Kandidaten-Datenbank als Kern der Personalberatertätigkeit zu betrachten, konnten wir überhaupt nicht recht begreifen. Nun, uns war schon klar, warum so etwas früher mal sinnvoll war. Es war halt deutlich praktischer in einer Datenbank zu suchen, als Aktenordner zu wälzen oder Rolodex zu drehen. Aber im 21. Jahrhundert?! Für uns, die wir mit dem Internet aufgewachsen waren und es stets als eine riesige Datenbank für alles verstanden haben, ergab der Gedanke, eine lokale geschlossene Datenbank aufzubauen und sie anschließend pflegen zu müssen, einfach keinen Sinn.

Da Kandidaten nun mal dazu neigen, sich in unregelmäßigen Abständen zu verändern, lässt sich schon eine Datenbank mit wenigen Tausend Datensätzen kaum aktuell halten, geschweige denn eine mit zehntausenden Einträgen. Wozu also das ganze Theater mit der angeblichen Beziehungspflege und dem permanenten Kontakt? Für eine durchschnittliche Personalberatung mittlerer Größe mit Aufträgen in der mittleren bis oberen Führungsebene war das Datenbank-Konzept aus unserer Sicht unwirtschaftlich und daher sinnlos. Früher mochte das anders gewesen sein, aber da gab es auch keine Alternativen.

Neue Wege…

Wir standen also direkt zu Beginn unserer Laufbahn vor der Wahl die Personalberatung an den Nagel zu hängen, weil uns die vorhanden Methoden nicht passten, oder Alternativen zu diesen Methoden zu finden. Wie also ging es weiter?

Wir waren uns sicher, dass der Datenbank-Gedanke in der Personalsuche an sich nicht grundsätzlich verkehrt war. Vorausgesetzt, dass sich eine Datenbank selbständig mit Kandidaten befüllt und sich auch selbständig aktualisiert. Da wir dieses Prinzip nur aus dem Internet kannten, erklärten wir die Online-Personalsuche zu unserer Kernmethode und suchten von Anfang an auch nur im Netz.

Bestätigt durch erste Erfolge bei der Direktsuche mit Hilfe von Webforen und aufkeimenden sozialen Netzwerken, wie Xing, kombiniert mit individueller Erstansprache der Kandidaten per E-Mail blieben wir auch bei dieser neuen Methodik. Der Blick über den großen Teich – auf das Mutterland des Headhuntings USA, die ständige Analyse dortiger Trends und die erfolgreiche Erweiterung unserer Methoden durch dortige Ideen ließen keine Zweifel mehr daran, dass sich das Konzept der Just-in-Time Direktsuche im Internet mit der explosiv steigenden Zahl der Webnutzer und ihrer Aktivitäten schon bald durchsetzen würde.

Die Zeit, die wir dank der nicht erforderliche Pflege einer eigener Datenbank einsparten, investierten wir immer wieder in die eigenständige Weiterentwicklung unserer Recherche-Techniken, um das Potential “unserer” Datenbank “Internet” noch besser ausschöpfen zu können.

Knapp 4 Jahre später stellen wir (durchaus mit Genugtuung 🙂 ) fest, dass unsere Überlegungen von damals richtig waren. Das Internet hat unsere Gesellschaft mit einer noch nie da gewesenen Dynamik und Geschwindigkeit verändert. Es durchsetzt alle Lebensbereiche und zieht immer mehr Menschen in seinen Bann. Spätestens seit der Entstehung des “Web 2.0” bietet es jedem einen Platz und die Möglichkeit, auf seine ganz individuelle Art und Weise vom Internet zu profitieren und dort Spuren zu hinterlassen, gleichgültig ob man technisch versiert ist oder nicht.

Die gewaltigen Nutzer- und Wachstumszahlen der medial bekannteren sozialen Netzwerke, wie Facebook oder LinkedIn, sind die kaum zu übersehenden Vorboten einer schon sehr nahen Zukunft, in der wirklich jeder von uns ein Teil des globalen Online-Netzwerks, ein Teil des Internets sein wird. Dieser Prozess ist ebenso grundlegend und ebenso wenig umkehrbar, wie zu seiner Zeit die Ausbreitung des Buchdrucks.

Nicht wenige neue Geschäftsmodelle wurden durch den Siegeszug des Internets ermöglicht, nicht wenige wurden ordentlich durchgeschüttelt, und nicht wenige sind oder werden durch das Internet  überflüssig. Die Veränderung von Geschäftsmodellen mag nur den betroffenen Unternehmen und dem interessierten Beobachter auffallen. Die gesamtgesellschaftliche Veränderung, die Veränderung der Kommunikation kann nur an jemandem vorbeigehen, der von einem anderen Planeten kommt.

Was aber bedeutet diese Entwicklung für die Zukunft der Personalberatung?
So wie der Buchdruck den Zugang zu Wissen vereinfacht hat, vereinfacht und beschleunigt das Internet heute, neben der Wissens- und Informationsverbreitung, vor allem den Zugang der Menschen zueinander. Vor wenigen Jahren noch unvorstellbar, sind alte und verloren geglaubte Freunde, Verwandte oder Arbeitskollegen dank sozialer Netzwerke heute nur noch einen Klick weit entfernt. Und dasselbe gilt auch für Führungskräfte und Spezialisten aus allen Bereichen.

Doch offenbar begreifen bei weitem nicht alle Personalberater diese Entwicklung als die großartige Chance, die sie ist, sondern sehen in ihr in erster Linie eine Bedrohung. Zuweilen entsteht der Eindruck, dass die überwältigenden Mehrheit der Personalberater auf die Veränderungen reagiert wie Kinder beim Versteckspielen oder das bekannte Sinnbild der drei Affen. In der naiven Hoffnung, das schreckliche Monster des webgetriebenen technologischen und gesellschaftlichen Fortschritts würde sie nicht bemerken und unbehelligt lassen, wenn sie es nur hartnäckig genug ignorieren.

Verständlich ist diese Haltung allemal. Die Personalberatung ist hierzulande noch eine junge, aber schon recht prestigereiche und für viele einträgliche Branche, die bis vor kurzem überdies traumhafte Wachstumszahlen genoss. Wer von den Betroffenen möchte sich schon freiwillig mit der Frage konfrontiert sehen, ob diese tolle Branche (in ihrer heutigen Form) auf dem Weg ist in weiten Teilen ihre Existenzberechtigung zu verlieren. Es ist schließlich viel einfacher, sich gegenseitig zu beruhigen und sich mantraartig einzureden, dass soziale Netzwerke die Personalberatung auf keinen Fall überflüssig machen können, anstatt den Tatsachen ins Auge zu sehen und rechtzeitig über Konsequenzen und Veränderungsbedarf nachzudenken.

Wer es wagt, wird schnell erkennen, dass das Wissensmonopol der Personalberater im Bereich der Personalsuche aufgrund der blitzschnellen Einwirkung des technischen Fortschritts auf diesen Bereich nicht mehr zu erhalten ist. Für viele wird jedoch auch diese Einsicht zu spät kommen, da der durch ihre Abwehrhaltung entstandene Know-how Rückstand in Kürze bereits so groß sein wird, dass er sich kaum mehr aufholen lässt.

Die einzigen, die sich diese Abwehrhaltung vermutlich noch eine Weile werden leisten können, sind die alten Hasen der Branche, die tatsächlich (und nicht nur in ihren Werbebroschüren) in den Top Etagen zuhause sind oder Unternehmen zu Ihren Kunden zählen, die von Führungskräften ihrer Generation maßgeblich mitgestaltet werden. Die Konzernvorstände von heute sind via Internet aktuell in der Tat noch schwer zu finden, es sei denn man besitzt das besagte kleine schwarze Notizbuch. Finden kann man sie vielleicht, die Ansprache ist aktuell aber noch wenig erfolgreich. Die Top Executive Headhunter kurz vor der Rente werden sich daher nicht mehr umstellen müssen, wie aber sieht es bei den anderen aus?

Richten wir unsere Blicke auf die weniger exklusiven Gefilde der Personalberatung, sieht es wesentlich düsterer aus. Denn was vielen vermutlich noch nicht klar ist, ist die Tatsache, dass die Vorstände von morgen (und viele aus der New Economy) heute schon im Netz sind. Sie unterhalten sich in sozialen Netzwerken über Wichtiges und Nichtiges mit ihren Freunden und Kollegen, berichten dort, was sie gerade tun und veröffentlichen womöglich sogar zweifelhafte Bilder vom Wochenende. Und das Beste ist, dass sich das auch nicht mehr ändern wird. Diese Menschen selbst und die Informationen, die sie verbreiten, werden für immer im Netz bleiben. Es wird möglich sein, sie dort zu finden und problemlos anzusprechen, auch wenn man noch nie mit ihnen auf dem Golfplatz war. Sie sind nämlich gerade dabei, die neue Art der Kommunikation als etwas Selbstverständliches zu verinnnerlichen.

…und kein Weg zurück!

Sie halten diese Aussicht für übertrieben? Während wir dieser Zeilen schreiben, hat sich der Russische Präsident Medwedjev offiziell bei Twitter angemeldet. Eine der ersten Botschaften ist ein Panoramabild aus seinem Hotel. Theoretisch ließe sich das Hotel des Russischen Präsidenten ohne Probleme ausfinding machen, und man könnte dort auf Lauer gehen, wenn man ihn in persona erleben wollte. Es ist natürlich nur eine Geste. Er kommuniziert vermutlich nicht wirklich selbst. Aber diese Geste ist gleichzeitig ein Zeichen dafür, dass wir in einer neuen Zeit angekommen sind, in der auch die absoluten Spitzen unserer Gesellschaft greifbar geworden sind. Die Führungseliten der Wirtschaft und die Spezialisten aus Technik und Wissenschaft werden da keine Ausnahme bilden.

Mal ehrlich, wir Personalberater brauchen keine Zeitungen, keine schwarzen Notizbücher, keine schlecht gepflegten Datenbanken und keine Armeen von Telefonresearchern die sich halb im Blindflug an Gatekeepern vorbeimogeln mehr, um Menschen, die wir suchen, ausfindig zu machen.

Was wir Personalberater brauchen, ist ein Gefühl dafür, wie und wo man ihre Spuren und Daten aufspürt. Und das ist wahrlich eine ganze Menge. Vor allem für diejenigen in der Branche, die sich weiterhin einreden, es werde schon alles gut. Die meisten Personalberater besitzen bisher einfach nicht die notwendigen Fähigkeiten, um Menschen im Netz effektiv aufzuspüren und anzusprechen. Man kann aktuell sogar soweit gehen zu sagen, dass viele nicht mal imstande sind, sich die richtige Verstärkung ins Haus zu holen, weil sie nicht genau wissen, worauf es ankommt. Sie ähneln einem Gast, der gezwungen wurde auf eine Veranstaltung zu gehen, auf der er niemanden kennt, und deren Sprache er weder versteht noch spricht.

Im eigenen Notizbuch und in der eigenen Datenbank zu suchen bzw. Firmenlisten aus den Branchenbüchern, Verbandsmitgliedslisten usw. rauf und runter abzutelefonieren, stellte in der Praxis überschaubarere Ansprüche an die eigenen Fähigkeiten. Die Suche im Netz erfordert eine neues Denken – ein vernetztes Denken. Denken in Plattformen, Kanälen, Suchmaschinen und Suchoperatoren. Denken, das bereit ist, sich Tag für Tag den dynamischen Veränderungen anzupassen und diese anzunehmen und aufzunehmen, anstatt immer wieder nach den gleichen bewährten Mustern zu agieren. Die meisten in der heutigen Personalberaterbranche sind zu langsam, als dass sie sich dieser Herausforderung erfolgreich stellen könnten. Eine neue Sprache mit einer komplexen Gramatik lernen die meisten nicht über Nacht.

Revolution oder Evolution?

Es wäre schön, an dieser Stelle sagen zu können, dass das Überleben der Personalberaterbranche einzig von der Fähigkeit abhängt, umzudenken und sich sehr schnell neue Methoden anzueignen. Das Umdenken und die Umstellung auf neue Methoden ist jedoch nur ein Teil der Herausforderung, mit der die Branche konfrontiert ist. Die eigentliche Herausforderung liegt in der Tatsache begründet, dass die Daten von Kandidaten im Internet im Gegensatz zu den schwarzen Notizbüchern und lokalen Datenbanken für alle verfügbar sind, die sie haben wollen. Das heißt auch für unsere Auftraggeber. Und es scheint, als ob die Auftraggeber diesen Umstand erkannt haben und das erstaunlicherweise vor den Personalberatern selbst. Mag sein, dass die Finanzkrise hier eine Rolle gespielt und zu mehr Improvisation und Kreativität in den Unternehmen beigetragen hat. Möglicherweise spornen sie auch der demografische Wandel und der War for Talents dazu an, ihre jahrzehntelange Zurückhaltung gegenüber der Direktansprache abzulegen und selbst in die Offensive zu gehen.

Was auch immer die Gründe sind, einige Konzerne in Deutschland haben die Gelegenheit erkannt, und machen es dem Rest seit Monaten vor. Personalsuche ist für sie kein mystischer Zauber mehr, sondern ein Handwerk, wie jedes andere. Ausgehend von dieser Erkenntnis entstehen Recruiting-Abteilungen, in denen webaffine Recruiter sich mit Online Sourcing Methoden vertraut machen. Kandidaten werden aktiv gesucht und direkt angesprochen. Employer Branding Maßnahmen stützen das Ganze. Da sie mit diesem Vorgehen vielfach erfolgreich sind, werden in der Konsequenz die Personalberaterausgaben zurück gefahren.

Klar, in Teilbereichen hinkt der Mittelstand etwas hinterher. Aber auch zahlreiche Mittelständler erkennen und nutzen bereits heute die Optionen, die die Veränderungen der letzten Jahre eröffnen. Und es ist es wirklich nur eine Frage der Zeit, bis sich alle Unternehmen fragen, warum sie im Kern für die Suche nach Informationen, die für jedermann verfügbar und immer leichter auffindbar sind ein Drittel des Bruttojahresgehalts bezahlen müssen. Netzwerke wie Xing und LinkedIn und Pionier-Anbieter von Websourcing-Software haben diese Entwicklung antizipiert und warten mit ihren vergleichsweise preiswerten Recruiting Paketen mit Freude auf die Kunden der Personalberater.

Der eine oder andere Leser wird an dieser Stelle lautstark entgegnen, Personalberater seien aufgrund des Mehrwerts, den sie schaffen, nicht ersetzbar: Vorgespräche, schriftliche Beurteilungen, Potentialanalysen, Profilerstellung etc.. Sicher, all dies sind valide und wichtige Punkte, aber am Ende des Tages werden Headhunter aus Sicht der Kunden in erster Linie für die erfolgreiche Jagd nach qualifizierten Kandidaten bezahlt und nicht für das Sortieren und Gestalten von Unterlagen und mit Text-Bausteinen erstellte Beurteilungen für die Kandidaten-Präsentation. Diese Art von Kosmetik ist Beiwerk, für das man eigentlich keine Headhunter braucht. Und wenn Headhunter ihre Kernaufgabe in Zukunft nicht mehr zeitgemäß effektiv erfüllen (können) und dennoch zu Preisen von damals anbieten, verlieren diese Headhunter ihre Existenzberechtigung.

Berücksichtigen wir die bisherige Bereitschaft der Branche, sich den Veränderungen der Umwelt anzupassen, stehen die Überlebenschancen für viele Personalberater, zumindest in ihrer jetzigen Form, nicht wirklich gut.

Einige große internationale Player haben diese Tatsache längst erkannt. Heidrick & Struggles beispielsweise hat das eigene Geschäftsmodell für Executive Search aufgrund der durch das Web 2.0 entstanden Veränderungen bereits Anfang 2009 öffentlich (!) für gescheitert (“broken”) erklärt und begonnen, sich der veränderten Umwelt anzupassen. Die sukzessive Verschiebung des Kerngeschäfts von der Personalsuche auf die Management- und Strategieberatung und die Öffnung der eigenen Datenbank für die Kunden ist der zukünftig verfolgte Ansatz.

Ob das der richtige Weg ist, wird sich zeigen müssen. Entscheidend für die Personalberatung ist jedoch, spätestens jetzt aufzuwachen und die abwehrende und abwartende Haltung gegenüber den Auswirkungen des Web 2.0 endgültig abzulegen. Wer überleben will, darf nicht länger zaudern. Er muss sich den Herausforderungen stellen, auch wenn das für den einen oder anderen in der Konsequenz bedeuten könnte, das eigene Geschäft radikal umbauen zu müssen, sei es im Bezug auf den Kundenstamm, die eigene Personalpolitik oder auf die Dienstleistung als solche.

“It’s not the strongest or most intelligent that survive, it’s those that are willing and able to adapt and change.”
L. Kevin Kelly (CEO Heidrick & Struggles International)

Pics: Wikimedia Commons (Dodo, Schreiber), Kyle MacKenzie (CC BY 2.0), Inferis (CC BY-SA 2.0), jvc (CC BY 2.0)

Ist das Web jetzt tot oder nicht?

Da Krakenorakel Paul mit seinen seherischen Fähigkeiten große Erfolge feiert, sehen sich auch die anderen Vertreter düsterer Zukunftsprognosen wieder im Aufwind. Nachdem Fachautorität Prince schon das Internet für tot erklärte, schien nun Trendforscher Matthias Horx davon überzeugt, dass in fünf bis sechs Jahren kein Mensch mehr von Facebook reden wird.

Merkwürdig radikale, fast beleidigende Zitate, tauchten da von Horx auf unterschiedlichsten, österreichischen Newsseiten auf, auch bei der ORF Futurezone:

“Nur soziale Verlierer verbleiben im Sozialen Netzwerk – diejenigen, die nichts Wichtigeres zu tun haben, als sich ständig gegenseitig die Unterhosen zu zeigen.”

“Von Facebook wird in fünf bis sechs Jahren kein Mensch mehr reden”

etc…

Die Facebook-Wette hätten wir gerne angenommen. Die bei über 30° eh schon erhitzen Gemüter wurden vom Ventilator notdürftig unter Kontrolle gehalten, während sie einen Artikel schrieben, in dem jene Zitate auf- und angegriffen wurden. Kurz vor dem Klick auf den Publish-Button, hatte sich aber auf Horx’ Website etwas getan: Ein Artikel aus dessen Future Blog war auf der Startseite präsentiert: “Meine wirklichen Thesen zum Internet” bezieht sich auf die angeblichen Horx-Zitate der ORF-Website:

Willkürlich verbogene Sätze aus einem längeren Gespräch, das ich mit einem Journalisten geführt habe, dem offensichtlich egal ist, was wahr und richtig ist.

Dann folgen die wirklichen Thesen zum Internet, durchaus lesenswert und überlegt. Auch hier hätte ich einiges auszusetzen, aber da müsste ich mir zunächst so manches Statement von anderen vornehmen! Immer schön der Reihe nach! 😉

Wir wollen hoffen, dass Horx’ Blogartikel genauso die Runde macht, wie es seine “Zitate” schafften. Schließlich gilt es, die Ehre des Webs als ultimatives, dynamisches Informationsmedium zu verteidigen!

Pic: mikebaird

Die Diktatur der Einfachheit – 20 Jahre Online

Sie werden es vermutlich nicht glauben. Was wir heute im Internet erleben und als so neu und spannend empfinden, gab es schon vor knapp 20 Jahren. User Generated Content, Echtzeit-Kommunikation und Social-Media-ähnliche Strukturen prägten schon zu Beginn der 90er Jahre das noch fast strukturlose junge Online Universum. Ich rede z.B. von einer Vielzahl der BBS (Bulletin Board System oder auch Mailbox genannt), in die man sich in fast jeder Stadt mit seinem 14.4 Modem zum Ortstarif einwählen konnte, um Shareware, Midi-Musik und Bilder mit den anderen paar oder paar hunderten Mitnutzern zu tauschen. Es gab das sogenannte FidoNet zum weltweiten Austausch von Nachrichten zu allen möglichen Themen, die man abonnieren konnte, ähnlich wie Blogs heute mit einem RSS Reader abonniert werden. Es gab IRC-Netzwerke, wo man als Chatter tatsächlich in Echtzeit kommuniziert hat und schon damals wichtige und unwichtige Nachrichten in Windeseile erfahren konnte. Und es gab die Online Dienste Compuserve, AOL und BTX (in Deutschland). Jedes für sich ein “Mini-Internet” mit eigenen Konzepten, Strukturen, Regeln und Inhalten, durchaus vergleichbar mit den heutigen Riesen unter den Sozialen Netzwerken. Und genau wie sie bemühte sich jedes der “Mini-Internets” natürlich um eine dominierende Stellung.

Das Online Universum von damals bot insgesamt eine unheimliche Vielfalt. Aufgrund der Zersplitterung, der fehlenden Möglichkeiten des Datentransfers zwischen den oben erwähnten Systemen und anderen, z.B. technischen, Barrieren, war die sinnvolle Nutzung einer Minderheit (von nicht wirkliche coolen Leuten) vorbehalten.

Dann kam der Urknall. Das WWW war plötzlich da, sog innerhalb kürzester Zeit einige brauchbare Teile des ursprünglichen Online Universums auf, pressete sie in das Fenster des Netscape Navigator Browsers, und begrub unter sich, alles was nicht anpassbar war. Die Nutzung, des ab da “Internets”, wurde aufgrund des neuen Standards und der neuen nachvollziehbaren Struktur einfacher und zugänglicher. Während AOL, Compuserve und BTX in ihrer ursprünglichen Form entweder den langsamen Tod starben oder zu Internet Providern mutierten, und die BBS, der Usprung des User Generated Content und der sozialen Online-Kommunikation in der nutzerzahlenmäßigen Bedeutungslosigkeit versanken, wartete das junge (WWW) Internet mit einer nicht enden wollenden Überschwemmung von in vielen Fällen nutzlosen und häßlichen Webseiten zu jedem möglichen Thema auf.

Erstellung und Betrieb eigener Webseiten war gerade für Privatleute durch Hosting und Kits von Anbietern wie GeoCities, Tripod (Lycos) usw. relativ einfach, zumindest verglichen mit dem Aufsetzen einer BBS oder eines Fido Nodes auf dem heimischen PC. Viel mehr Menschen konnten plötzlich an der Entwicklung aktiv teilnehmen. Und das haben sie auch – mit Leidenschaft. Von den Klassennerds hatte zumindest einer plötzlich eine eigene Webpage und erzählte den anderen davon nicht ohne Stolz auf dem Pausenhof: “Wenn Du auch eine bauen willst, komm zu GeoCities! Meine Seite findest Du auf dem ‘SunSetStrip’…”.

Für die überwältigende Masse der Erdbevölkerung war dieses Internet jedoch weiterhin zu undurchsichtig. Als Nicht-Internet-Webseiten-Erbauer konnte man zwar wesentlich einfacher von http- zu http-Adresse springen, als ein paar Jahre davor zwischen BBS, AOL, IRC und Fido, was das Ganze soll, und wie man sich auch in der neuen Struktur als Leihe zurecht findet, war den meisten weiterhin ein Rätsel. Wahrscheinlich auch mit ein Grund für die Fernsehberichte Mitte der 90er, Internet mache krank und abhängig 🙂

Die Kommerzialisierung, die ihren ersten traurigen Höhepunkt in der New Economy Krise fand, und die Indexierung des Internets durch Suchmaschinen, wie Yahoo und Google haben die Nutzung für noch mehr Menschen sinnvoll und praktikabel gemacht. Und dennoch, bleibt das Internet bis Anfang 2000 für immer noch sehr viele Menschen ein undurchsichtiger und einsamer Ort. Als Durchschnittsnutzer springt man mit Google von Seite zur Seite, macht vielleicht sogar Online-Banking, vergleicht Flüge, bestellt Bücher und hofft, dass man nicht zu einem dieser Internet-Betrugsopfer aus Akte 2X/200Y wird.

Aber…man ist irgendwie doch alleine auf der Datenautobahn unterwegs und fährt nur dann raus, wenn man auch wirklich muss. Irgendwas fehlt – das Gemeinschaftsgefühl, das für die meisten Menschen so wichtig ist, um sich wohlzufühlen. Das was sich einige Onliner der ersten Stunde und ihre geistigen Nachkommen auf den immer noch laufenden IRC- und USENET-Servern dieser Welt aus der Vor-WWW-Zeit in die heutige Zeit versucht haben hinüberzuretten. Doch das ist digitaler Underground. Zu kompliziert, zu unpraktisch, zu altmodisch, zu trist, als das man darauf die bunte Zukunft des Internets und das stetige Nutzerwachstum aufbauen könnte.

Web 2.0 heißt nun seit einigen Jahren die laufende Phase der Internetentwicklung. Wirklich 2.0? Ich weiss nicht, ich finde eher die Reinkarnation eines 20 Jahre alten Konzepts der BBS, IRC und FidoNet – verschmolzen und massentauglich gemacht dank den verbesserten technischen Standards. Und das auch nur auf einigen Inseln im weiterhin webeinsnulligen Internet. Wie auch immer, Bezeichnungen spielen keine Rolle. Tatsache ist, User Generated Content und Social Media kann heute jeder und nicht mehr nur die Jungs, die keine Freundin haben. Und das ist auf den ersten Blick gut. Das Internet, oder besser ein Teil davon, wird immer einfacher. Kommt mir das nur so vor, oder hat das Online-Medium in der Tat schon immer die Tür gewählt, durch die sich die höchst mögliche Zahl der Nutzer durchpressen (mitnehmen) läßt?!

Aber wozu der Geschichtsvortrag und diese ganzen Überlegungen?! Nun, ich habe den starken Eindruck, dass die Internetlandschaft heute der Online Landschaft Anfang der 90er erstaunlich ähnelt: Eine Vielzahl an bedeutenden kleineren und größeren Netzwerken mit zum Teil unterschiedlichen Konzepten, eine astronomische Zahl von trotz Suchmaschinen nicht immer einfach zu finden und in vielen Fällen verzichtbaren Webseiten. Klar, alles etwas besser strukturiert, standardisiert, aber dennoch irgendwie zu viel. Wo gehe ich hin, wo sind meine Freunde, wo werden sie tatsächlich bleiben, wo ist mein Video, wo ist mein RSS – Feed, wo ist meine Musik, wo sind meine Spiele, wo sind meine PDFs? Der Durchschnittsnutzer möchte auf diese und viele weiteren Fragen am liebsten nur eine einzige Antwort geben müssen. In den vergangenen Jahren haben sich die meisten Menschen nach und nach mit der Antwort – “im Internet” arrangiert. Aber die ist eigentlich heute schon zu allgemein.

Ähnlich wie Mitte der 90er Jahre stehen wir vor der nächsten Konsolidierung. Es wird ein neuer Standard entstehen, der Ordnung in das Informations-Chaos bringen wird. Die Frage ist, wie könnte so etwas aussehen?! Nun ich denke da an die Entstehung eines “neuen Internets im Rahmen des alten Internets”. Das “neue Internet” wird alles Brauchbare, wie Standards, Formate, Funktionen und Inhalte aufsaugen, in den eigenen Rahmen pressen und das alte Internet völlig überflüssig machen und langsam aussterben lassen, so wie damals in den 90ern. Voraussetzung dafür ist, dass die Nutzung des neuen Internets absolut idiotensicher ist, was man vom heutigem Internet nicht wirklich behaupten kann.

Idiotensicher heißt für mich, Tante Emma, Hänschen Klein und Albert Einstein können die selben Sachen machen. Sie kommunizieren, vernetzen sich, tauschen Bilder, Videos, Musik, Nachrichten, spielen Spiele, bearbeiten Dokumente, verabreden sich, Suchen nach irgendwas, und von mir aus erstellen sie auch eigene unwichtige Seiten, wenn sie nichts besseres zu tun haben. Und das alles ohne Vorkenntnisse. Ein tolles Internet wäre das, oder?!

Mensch, aber das kann man doch schon alles…mit Facebook. Das soll jetzt bitte nicht als Verschwörungstheorie ausgelegt werden, es ist eine technische Tatsache. Schon erstaunlich, dass sich die ganze Welt auf Google wegen Datenschutz Bedenken stürzt, während ein anderes schlaues Unternehmen an der Umgestaltung des ganzen Mediums (Internet Monopol) werkelt. Google hat es in all den Jahren nicht geschafft, ein Gefühlt der wirklichen Vertrautheit zu schaffen und bleibt nachwievor eine Suchmaschine.

Facebook ist viel mehr als das. Für viele Tante Emmas und Hänschen Kleins dieser Welt ist Facebook das erste wirkliche digitale Zuhause geworden, wo sie sich heimisch, wohl und handlungsfähig fühlen. Und sie werden einen Teufel tun, dieses bequeme Häuschen jemals wieder zu verlassen. Eher werden sie die ganze Sippschaft einladen. Und Facebook macht alles, um den Aufenthalt möglichst angenehm zu gestalten. Nach der Einführung der Facebookseiten für jeden im Rahmen des Netzwerks auftauchenden Begriff stellt sich für mich wirklich die Frage, warum ein neuer oder ein bequemer alter Internetnutzer facebook.com in Zukunft überhaupt noch verlassen sollte. Es ist doch alles da.

Ist es denkbar, dass Facebook der Vorgeschmack auf das Internet der Zukunft ist? Facebook als eine Art universelles Betriebssystem für das Internet – wie WINDOWS für unsere PCs. Ein PC ist natürlich auch ohne ein WINDOWS Betriebssystem nutzbar. Z.B. mit einem anderen Betriebssystem, wie Linux, oder auch einem ganz alten wie DOS, jedoch sehr eingeschränkt und unter der Voraussetzung, dass Sie wissen, wie man mit der Kiste auch ohne Bunte Fenster kommunizieren kann. Aber die Mehrheit mag es nun mal verständlicherweise einfach und standardisiert. Warum also nicht auch im Internet?!

Internet Geschichte

Wenn Internet der PC ist und Facebook das nächste Betriebssystem, dann sollten sich Unternehmen Gedanken machen, was das für sie langfristig bedeuten kann.

Was denken Sie?!

(Voraschaubild: “1995 Flatland BBS Menu Screen”)

Enterprise 2.0: Fortschritt durch Wissen

…ist der aktuelle Titel des Hamburg@Work-Magazins ALWAYS ON – dem Publikationsorgan von Hamburgs Digitaler hamburg-alwaysonWirtschaft. Getreu seines Titels wartet das Magazin mit nützlichen Berichten und Tipps auf. Die Bandbreite der Informationen reicht von Ratschlägen für Gründer über Praxisbeispiele zur Integration von Web 2.0 Technologien in den Unternehmensalltag bis hin zur Vorstellung interessanter Hamburger Unternehmen und Unternehmer.

Umso erfreulicher ist es für uns, dass unser Ebook “Personalsuche im Internet” in der Rubrik Service mit einem halbseitigen Artikel bedacht wird. Am meisten freut uns daran, dass dies dazu beitragen wird, kleine und mittelständische Unternehmen auf den Methodenwechsel aufmerksam zu machen, der sich bei der Personalsuche vollzogen hat; weg von Zeitungsannoncen und hin zu Online-Recruiting und Sozialen Netzwerken.