[HTTP410] Bundeskampagne “Fachkräfteoffensive”: Konkretes gesucht!

Das Bundesministerium für Arbeit startet in Kooperation mit den Arbeitsagenturen und dem Wirtschaftsministerium eine großangelegte Kampagne zur Fachkräftesicherung. Hierfür wurden zwei Online-Plattformen ins Leben gerufen: Die Inlandsplattform “Fachkräfteoffensive” mit einem Informationsangebot für Unternehmen und Fachkräfte und das Auslandsportal “Make it in Germany”, das für Deutschland als Ort mit hoher Lebensqualität und guten Arbeitsverhältnissen wirbt.

Die beiden Plattformen sind technisch gut und schick gemacht, insbesondere die Inlandsversion. Inhaltlich flacht leider alles relativ schnell ab, sobald man sich etwas in die Tiefe klickt. Wird auf der Startseite noch der dringende Handlungsbedarf mit interaktiver Grafik und Imagevideo deutlich vermittelt, so werden auf den Unterseiten dann recht wahllos (Text)-Informationen darüber zusammengewürfelt, was der Mittelständler denn nun tun könne. Neben HR-Basisinformationen beschränken sich diese auf die üblichen Tipps (“Analysieren und bewerten Sie Ihre Position”),  “Frauen und Alte fördern” ist da schon einer der innovativeren Punkte. Positiv hervorzuheben, ist der Verweis auf den INQA-Unternehmenscheck “Guter Mittelstand”, der es ermöglicht, das eigene Unternehmen nach einem auf den ersten Blick durchdachten Prüfschema unter die Lupe zu nehmen.

Bundeskampagne zur Fachkräftesicherung

So spärlich der Bereich “Unternehmen” ist, so nichtssagend ist das Angebot für Fachkräfte aus dem In- und Ausland. (“Suche Dir einen Job, z.B. auf einer Jobsuchmaschine!”) Wow! Ok, deutsche Fachkräfte müssen nicht darauf hingewiesen werden, dass sie gebraucht werden. Ob ich mich als Ausländer allerdings von der englischsprachigen Version von “Make it in Germany” überzeugen lasse, wage ich zu bezweifeln. Immerhin werden mir dort einige behördliche Informationen zu Arbeitsbedingungen, Visa etc. geboten.

Nun will ich nicht zu viel meckern: Der Auftritt ist sehr viel besser als vieles, das man von Regierungsseite in den letzten Jahren gewohnt war; technisch sogar fast vorbildlich. Und dass es an den Inhalten hier und da hapert, ist nicht überraschend: Solange sich viele Unternehmen so schwer tun, mal die Ärmel hochzukrempeln und ein attraktives Selbstbild herauszuarbeiten, lässt sich das von Ministerien auch nicht wirklich erwarten. Die Probleme sind groß – Lösungsansätze spärlich. Bis sich das ändert, bleibt die Offensive eher ein kleines Geplänkel.

Semantic Web: Konkrete Utopie oder nur heiße Luft?

MoinMoin, ich bin Kristian und seit Anfang April Trainee bei atenta. Vorher habe ich Geschichte, Philosophie und Soziologie studiert und gehöre wohl zu den letzten “Mohikanern”, die noch einen Magisterabschluss machen durften. Und jetzt der erste Artikel für die Wollmilchsau: Über was soll ich denn bloß etwas schreiben? Bei der Recherche stolperte ich über ein Thema, das zwar nicht ganz neu, aber immer noch brandaktuell ist: Die Entwicklung des Semantic Webs. Oh, wie wäre mir diese Neuerung des World Wide Webs beim Studium hilfreich gewesen, indem sie nützliche von unnützlichen Informationen getrennt und mir konkrete Antworten auf meine Fragen geliefert hätte. Doch worum geht es dabei eigentlich genau?

Man sucht eine Möglichkeit, die Informationen im Internet individuell und nach den Ansprüchen der Nutzer automatisch zusammenstellen zu lassen. Denn es reicht heute scheinbar nicht mehr aus, über Suchmaschinen nur Ergebnisse angezeigt zu bekommen, deren Relevanz durch die Anzahl der Querverweise und Keyworddichte ermittelt wurden – und die dann noch durch den persönlichen Filter (“was genau suche ich eigentlich”) bewertet und reduziert werden müssen, um an wirklich relevante Ergebnisse zu gelangen.

Die „konkrete Utopie“ (Ernst Bloch) des Semantic Webs ist es nun, dass die Suchmaschine bzw. der Computer genau weiß, was der jeweilige Nutzer wissen möchte. Ein erster Ansatz ist dabei, dass Inhalte durch Verschlagwortung mit sogenannten Ontologien für Maschinen lesbar, auswertbar und somit wieder verwendbar werden. Dadurch würde auch das Verknüpfen von Wissen aus verschiedensten Quellen erleichtert und es wäre z.B. wesentlich einfacher Mashups für bestimmte Kontexte zu erstellen.

Das World Wide Web Consortium (W3C), welches sich mit der Standardisierung von Techniken im Internet beschäftigt, hat inzwischen mehrere Basisoperationen wie die Ontologiesprachen RDF(S) und OWL entwickelt, um die in menschlicher Sprache formulierte Informationen im Internet mit einer klaren Beschreibung ihrer Bedeutung zu verknüpfen, damit sie auch von Computern „begriffen“ oder zumindest verwendet werden können. Im Klartext: Durch dieses “Begreifen” der Informationen wäre es zum Beispiel möglich, dass Suchmaschinen auf eine Frage nicht nur eine Ansammlung von Links bereitstellen, sondern eine präzise Antwort geben können.

In Unternehmen besteht die Herausforderung, eine große Menge von unterschiedlichsten Informationen zu strukturieren, zu filtern und miteinander in Beziehung zu bringen. Hier liegt das Potential des sogenannten “Web 3.0” in der Möglichkeit eines effizienten Wissensmanagements zur Bewältigung von komplexen, wissensbasierten Problemstellungen. Zudem könnte diese Technologie genutzt werden, um die interne und externe Kommunikation effizienter zu gestalten und so z.B. zu einer Verbesserung der Qualitätssicherung und des Kundenservices führen. Im privaten Bereich könnten die “semantischen Technologien” uns z.B. mit exakt personalisierten Kontextinformationen zum aktuellen Standort versorgen und so das Smartphone (und damit die Google Glasses) wirklich “smart” machen.

Auch wenn die Entwicklung des Semantic Webs nie dazu führen wird, dass Maschinen in irgendetwas wirklich eine Bedeutung sehen können, glaube ich, dass semantische Verknüpfungen in Zukunft beim Umgang mit nutzerbezogenen Informationen unumgänglich sein werden.

Was meint Ihr? Ist das Semantic Web ein geniales Unterfangen oder eine fixe Idee, an die sich irgendwann niemand mehr erinnert?

Pic: Chis P. Jobling (CC BY-SA 2.0)

Das Schlachtfeld von Web 2.0 – Kampf um die Datenherrschaft

“Kenne deinen Feind und kenne dich selbst, und in hundert Schlachten wirst du nie in Gefahr geraten.”, stellte Sun Tsu vor vielen Jahrhunderten in “Kunst des Krieges” fest. Die größten Schlachten unserer Zeit werden zum Glück im Internet geschlagen, wo viele große und kleine Parteien Tag und Nacht um mehr Einfluss in ihren technologischen Nischen kämpfen.

Vor einem Jahr bereits haben die Macher des Web 2.0 Summits dieses Schlachtfeld im Form einer interaktiven Karte, Points of Control: The Map, visualisiert. In diesem Jahr wurde die Karte um eine neue Ebene erweitert und zwar um die Datenebene. Neben reinen Nutzerzahlen, Bekanntheit usw. werden nach und nach DATEN als das wahre Vermögen, die entscheidende Ressource für eine nachhaltige erfolgreiche Strategie verstanden.(Zur vollständigen Karte!)

Informationen über unser Einkaufsverhalten, Suchverhalten, soziale Interaktionen, unsere Interessen und Aufenthaltsorte, Inhalte, die wir konsumieren, bilden die Bausteine, aus denen die virtuellen Imperien entstehen. Nun (liebe Datenschützer), es ist nicht schwer zu erraten, wer aktuell die größte Stadt auf der Karte besitzt. Aber hättet Ihr auch an die anderen Städtchen gedacht?!

Allzu leicht lassen wir uns dazu verleiten, zu einem bestimmten Zeitpunkt nur einen kleinen Ausschnitt  eines großen Ganzen wahrzunehmen. Letztes Jahr – Google = böses Internet, diese Jahr – Facebook = böses Internet, nächstes Jahr – ? Und so entsteht manchmal der Eindruck, dass manch einer von einem bösen Internet zum nächsten rennt, während sich das Internet insgesamt völlig entspannt und unbeeindruckt, nach seinem eigenen Plan, weiter entwickelt, wie eine große Metropole.

Pic: by El Bibliomata

Studie: Die Psychologie des Teilens

Wir gaben letzte Woche mit dem Vortrag “Der virale Faktor” von Martin Oetting schon eine grundlegende Einführung in sich exponentiell verbreitende Botschaften. Der Treibstoff dieses Motors ist die Bereitschaft der Rezipienten, diese Botschaft innerhalb ihres Netzwerkes weiter zu verbreiten. Eben dieser Bereitschaft widmet sich eine Studie der New York Times und deren Customer Insight Group: “The Psychology of Sharing” untersucht Motivationen und Hintergründe von Personen, die Inhalte online mit anderen teilen.

Nicht besonders überraschend ist dabei, dass dieses Teilen nicht aus rein altruistischen Gründen geschieht, sondern oft einen sehr direkten Nutzen für den Teilenden selbst hat. Dieser geht von der Vermittlung eines bestimmten Persönlichkeitsbildes, bis hin zum eigenen Umgang mit den geteilten Inhalten:

  • 73% sagen, sie würden Informationen tiefer verarbeiten und gründlicher durchdenken, wenn sie diese teilen.
  • 85% sagen, die Antworten und Reaktionen anderer geben zusätzliche Informationen und helfen, geteilte Inhalte besser zu verstehen.

So sagte einer der Befragten: “Sharing information helps me do my job. I remember products and information sources better when I share them and am more likely to use them.”

  • und für 84% ist dies ein Weg, Dinge zu unterstützen, die ihnen persönlich am Herzen liegen.

Die Empfänger der Botschaft spielen darüber hinaus eine wichtige Rolle:

  • 78% bleiben so in Kontakt zu Personen, zu denen sie sonst keinen hätten
  • 73% versuchen, so Kontakt zu Personen mit ähnlichen Interessen aufzubauen.
  • 68% teilen Informationen, um Anderen besser zu vermitteln, wer sie sind und wie sie fühlen.

Und dennoch: So sehr am eigenen Bild gefeilt wird, es geschieht nicht ohne (rücksichtsvolle) Gedanken an die Leser:

  • 94% geben an, genau abzuwägen ,welche Informationen für ihr Netzwerk nützlich sein könnten

Was bedeutet das für diejenigen, die ihre Informationen gerne im Netz verbreitet sehen würden? Es geht nicht nur um die Verbindung zwischen Nutzer und Botschaft (Produkt, Marke, etc.) es geht auch darum, wie die Information die Verbindungen im Netzwerk des Nutzers befeuern kann! Hier liegt oft der Schlüssel dazu, aus dem viralen “Faktor” einen “Exponenten” zu machen.

Pic: bengrey (CC BY-SA 2.0)

Muss Wikipedia wirklich Weltkulturerbe werden?

Wikipedia soll Weltkulturerbe werden, so zumindest der Wunsch vieler Unterstützer des Online-Lexikons. Schließlich stehen nicht nur Naturstätten, Bau- oder Kunstwerke unter dem Schutz der UNESCO, sondern auch virtuelles, bzw. nicht gegenständliches wie zum Beispiel die Falknerei, der Tango oder die französische Küche. Den Vorwurf an Wikipedia, dies sei “nur” ein PR-Gag, halte ich für nicht gerechtfertigt. Sinn dieser Einrichtung ist es ja, Aufmerksamkeit zu schaffen und die Arbeiten an dem Kulturerbe zu sichern und zu unterstützen. Ob dieses Anliegen nun die Unterstützung wert ist, das möge jeder für sich selbst entscheiden. Vielleicht fällt die Entscheidung aber etwas leichter, wenn ich hier ein paar Informationen unkommentiert zur Verfügung stelle… 😉 Wenn die Idee gefällt: Zur Petition geht es hier.

Jimmy Wales, Wikipadia-Gründer in eigener Sache:

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Die Entwicklung von Wikipedia:

Bei Klick wird dieses Video von den YouTube Servern geladen. Details siehe Datenschutzerklärung.

Wikipedia heute:

Quelle: Singlegrain

Also: Unsinn oder verdiente Honorierung? Was meint Ihr? Pic: Wikimedia Deutschland e.V. (CC BY 3.0)

Kontrollverlust: Die Daten sind öffentlich! Panik?

Ist man Teil der Welt, wird man Teil des Internets sein.

sagt Michael Seemann. Er beschäftigt sich unter dem Titel “Kontrollverlust” mit dem Phänomen der vollständigen Veröffentlichung Öffentlichwerdung der verfügbaren Daten und Informationen, sonfern diese einmal preisgegeben wurden – ob bewusst oder unbewusst, ob willentlich oder gegen den Willen:

Eine These, die in ihrer Absolutheit verstören mag, aber letzten Endes die momentane Entwicklung konsequent weiterführt. Da diese unumkehrbar geworden ist, wird es Zeit, sich mit dieser neuen Art der digitalen Öffentlichkeit konstruktiv auseinanderzusetzen. Die Ära der Post-Privacy wird, insbesondere in Deutschland, so schnell nicht von ihrem Schrecken verlieren, aber dieser Zustand ist auch keiner, dem sich passiv hingegeben werden müsste.

So beschreibt Seeman eine Query-Öffentlichkeit als “die positive Kehrseite des Kontrollverlustes”. Query bezeichnet eine Abfrage von Informationen aus einer Datenbank – Informationen, die bei dieser Abfrage beliebig kombiniert und strukturiert werden können. Genau wie wir uns heute Informationen via Internet besorgen. Das beginnt beim einfachen Preisvergleich, geht über das Sammeln von Informationen über einen Bewerber und endet irgendwo, wo wir heute noch nicht sind. Seeman formuliert daraus eine neue Informationsethik, genannt: “Filtersouveränität”.

Die Freiheit des Anderen, zu lesen oder nicht zu lesen, was er will, ist die Freiheit des Senders, zu sein, wie er will.

Wer darüber weiter nachdenken möchte, dem empfehle ich den Text: “Vom Kontrollverlust zur Filtersouveränität” auf carta, und natürlich Michael Seemanns Blog Ctrl+Verlust.

Pic: Elise esq.

The Global Social Media Information Flow

Kürzlich haben wir hier die Social Media Guidelines der US-Army vorgestellt und hoch gelobt. Nun hat Rebekka Müller vom PR-Agentur-Blog das Pendant der US Air Force unter die Lupe genommen. Auch diese sind eher ein kleines Compedium zur Social Media Nutzung im Allgemeinen, als ein starres Regelwerk. Diese beiden Leitfäden sollte sich jeder angeschaut haben, bevor er sagt Social Media wäre in seinem Unternehmen nicht möglich – es gibt nur wenige Betriebe, die einen schmutzigeren Job machen und dabei auf höchste Geheimhaltung angewiesen sind.

Die Guidelines selbst sind in den jeweiligen Artikeln ausführlich beschrieben und verlinkt. Ich möchte hier nur eine Infografik zeigen, die es in der Army-Version so nicht gibt und die Zusammenhänge und Dynamiken der modernen Öffentlichkeitsarbeit aufzeigt:

The Global Social Media Information Flow


Die einzelnen Vertreter der Massen- und Individualmedien im oberen und unteren Bereich sind hier natürlich nach dem militärisch-politischen Kontext ausgewählt, diese lassen sich je nach Setting beliebig erweitern. Der Informationsfluss und die gegenseitige Einflussnahme bleiben die gleiche.

Pic: frumbert und USAF

Google hat keine Stellenangebote?!

Prospective hat den Trend Report Online Recruiting Schweiz 2010 veröffentlicht. Eine gute und interessante Studie! Eine Aufbereitung fand schon im Personalmarketing-Blog, bei der Karrierebibel und bei karriere.at statt, ergänzt durch ein Interview mit Matthias Mäder, Prospective Geschäftsführer bei saatkorn.

Dem hätten wir auch nicht viel hinzuzufügen, wenn in der Zusammenfassung nicht dieser kleine Satz zu finden wäre:

“Google hat sich nebst Firmen-Webseiten zur beliebtesten Informationsquelle für Stellensuchende entwickelt.”

Um es klarzustellen: Die einzige Information, die es bei Google zu finden gibt, sind Links zu Seiten, auf denen weitere Informationen bereitgestellt werden (Von Google-Angeboten wie Buzz & Co. einmal abgesehen). Das mag nun als Haarspalterei bezeichnet werden, aber ich glaube hier das Symptom eines grundsätzlichen Miss- oder Unverständnisses zu sehen: Ohne Information auf Webseite (Social Network, Portal, Börse…) kein Suchergebnis bei Google! Bei Google und vergleichbaren Angeboten werden lediglich andere Informationsquellen subsumiert.

Dieser Satz findet sich so oder ähnlich nicht nur bei Prospective. Viele Umfragen sind in ihrer Fragestellung diesbezüglich ungenau und bieten Google als alternative Antwort neben Homepage, Social Media, Jobbörse,(…) an. Hier werden die Suchwege mit den Informationskanälen in einen Topf geworfen. Wenn Bewerber angeben, sie würden Google zur Stellensuche verwenden, was tun sie dann? Sie geben Suchbegriffe in das Suchfeld ein und bekommen Ergebnisse. Ergebnisse auf Webseiten, in Netzwerken, Portalen oder Jobbörsen. Weswegen die Angabe Google oder Karriere-Homepage oder Social Network so nicht richtig ist.

Der Weg einer Online-Information führt nur noch selten direkt von Sender zu Empfänger – sie hat viele Zwischenstationen. Google wäre eine davon. Das Internet ist ein sehr homogenes Netzwerk geworden, eine Trennung nach Portalen, oder Datenhäfen, wo es Ware X abzuholen gäbe, ist schon lange nicht mehr zeitgemäß; sie ist sogar schlichtweg falsch.

Das Problem

Wie wäre demnach eine Aussage wie “Google wird häufiger genutzt als Social Media” zu bewerten, wenn Social Media ein Teil der Google-Ergebnisse ist? Wie kann Google “nebst Firmen-Webseiten zur beliebtesten Informationsquelle für Stellensuchende” werden, wenn die Firmen-Website das Ziel des Google-Links ist?

Dabei tritt dieses Unterteilungsproblem nicht nur zwischen Suchmaschinen und Inhalten auf, auch das Web2.0 mit seiner eigenen Teildynamik steht in einem besonderen Verhältnis zu den Online-Informationen, und der Art und Weise, wie indirekt auf diese zugegriffen werden kann.

Diese Problematik beschäftigte auch die Suchmaschinenoptimierer in den letzten Wochen. Alex Sczakiel schrieb:

“Das Internet verändert sich rasend schnell. Insbesondere die letzten drei Jahre haben uns gezeigt, wo dessen Reise hingeht. Inhalte des World Wide Webs werden personalisiert und durch soziale Netzwerke gefiltert. Im Endeffekt bedeutet dieses, dass jeder Nutzer andere Inhalte geliefert bekommt wenn er etwas sucht. SEO ist aus dem Unvermögen der Suchmaschinen entstanden, Inhalte ordentlich zu sortieren. Die Suchmaschinen sind besser geworden, SEO immer schwieriger…”

Wie und warum SEO (Search Engine Optimization) und SMO (Social Media Optimization) heute miteinander vernetzt eingesetzt werden können/sollten, beschreibt Marcus Tandler in Reaktion auf diese Überlegungen.

Wird ein Inhalt z.B. über News-Aggregatoren oder soziale Netzwerke häufig erwähnt und geteilt, erkennt Google darin eine höhere Relevanz und wird den Inhalt dementsprechend besser ranken.Wer also angibt eine Stellenanzeige über Google gefunden zu haben, ist sich vermutlich gar nicht bewusst, dass sich die Anzeige durch die Aufmerksamkeit in sozialen Netzwerken an ihre Google-Position hochgearbeitet hat.

Auch umgekehrt gilt: Wer angibt über Social Media Kanäle zu seiner Stelleninformation gekommen zu sein, übersieht wohlmöglich, dass dieser Kanal wiederum mit Inhalten von der Website gespeist wurde.

Es mögen noch so viele Studien kommen, die aufzeigen wollen, welcher Kanal nun zu dieser oder jener Zielgruppe führt – jeder der sich heute noch auf ein solches Spartendenken konzentriert, verschenkt die Möglichkeit, mit einem durchdachten Kommunikations-Mix ein sehr viel höheres “Gewicht” zu bekommen.

[HTTP410] Aktualität und Real-time Web: wartest Du noch oder weißt Du schon?

Das krisengebeutelte, doch für alle Internet-Begeisterten höchst spannende, Jahr 2009 beendeten wir mit einer Zukunftsprognose. Der Bereich der Personalsuche könne sich dem logischen und unvermeidlichen Sprung des informationstechnologischen Fortschritts auf die nächste Stufe, dem Echtzeitweb, nicht entziehen. Diese Reaktion eines unserer Leser deutet auf eine gewisse Verwirrung rund um das Thema hin.

“[…] Ihr ratet in eurem Artikel, dass die Auseinandersetzung mit dem Echtzeitweb (Real-time Web) für Personaler sehr wichtig ist. Dann kommen einige Aussagen bzgl. der Schnelligkeit, der Informationsflut und dem Zusammenfließen dieser Informationen. Dies sind allerdings nur weitere Indizien eurer Kernaussage, ohne dass ihr die eigentliche Frage, nämlich: “Warum ist es wichtig für uns Personaler”, beantwortet. Dies interessiert mich aber besonders. Warum darf ich diesen Zug nicht verpassen?

Die vermeintliche Antwort: “Feuer mit Feuer zu bekämpfen”, wirft ebenfalls eine weitere Frage auf: “Wie sollte mein Gegenfeuer aussehen und wie mache ich es an?” […]”

Auch wenn wir überzeugt sind, dass Denkanstöße im Zusammenhang mit Technik-Folgen-Abschätzung vielfach hilfreicher sind als praktische Anleitungen, wollen wir unsere Sicht der Dinge in diesem Fall gerne etwas konkretisieren.

Wo fangen wir an?! Was verbirgt sich hinter dem Modewort Echtzeitweb (eng. Real-time Web), für das es lediglich in der englischsprachigen Ausgabe von Wikipedia eine sehr vage Erläuterung gibt?

Im Grunde ist Real-time Web (für uns) einfach eine Abkürzung für: “Die Informationen, die für mich relevant sind, erreichen mich online morgen bedeutend schneller, als das heute der Fall ist und gestern noch der Fall war. Im Optimalfall erreichen Sie mich umgehend nach Ihrer Veröffentlichung”.
Was ist heute und was war gestern anders?!

Internet Gestern, Heute und Morgen im subjektiven Schnelldurchlauf:

Gestern:

Das Internet der 90er Jahre war geprägt durch viele zersplitterte Seitenkataloge (Directories) und aufkommende kleinere und größere Suchmaschinen (WebCrawler, Lycos, Infoseek, usw.), die durch manuelle Eingabe und/oder durch automatisierte Crawler versucht haben, möglichst viele Internetseiten zu erfassen. Von einer annähernd umfassenden Erfassung des Webs waren sie alle recht weit entfernt. Wurde eine neue Information veröffentlicht oder eine neue Webseite erstellt, war es durchaus wahrscheinlich, dass sie nur wenige bis gar keine Menschen erreicht. Denn sie war sehr schwer bis gar nicht auffindbar.

Analogie:

Du stehst auf dem Flughafen in Schanghai. Dein Partner, der sich im Hotel im Stadtzentrum befindet, muss mit einem Leihwagen, ohne Navigationssystem und ohne Sprachkenntnisse zu Dir, um Dir Deinen Aktenkoffer zu bringen. Es besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Dein Aktenkoffer dich nach einigen Umwegen irgendwann mal erreicht. Es ist jedoch ebenfalls wahrscheinlich, dass Du Deinen Flug und die nächsten Folgeflüge verpassen wirst und zurück ins Hotel fahren musst.

Heute:

Das Internet der 00er Jahre erlebt eine entscheidende Verbesserung der Suchalgorithmen. Große Suchmaschinen wie Google erreichen eine beeindruckende Abdeckung und erfassen Billionen von Internetseiten. Kaum eine der öffentlich zugänglichen Informationen/Webseiten bleibt unbemerkt. Die Erfassung neuer Inhalte erfolgt in der Regel innerhalb weniger Stunden bis weniger Tage nach Veröffentlichung. Die Wahrscheinlichkeit, eine relevante Information zu finden, steigt gewaltig. Fraglich bleibt weiterhin die Aktualität. So kann es heute immer noch passieren, dass Du wichtige aktuelle Informationen zu spät findest oder dass wesentlich ältere Informationen im Suchmaschinenranking vor den aktuellen erscheinen. Aktualität war in den vergangenen 10 Jahren nicht die erste Priorität.

Analogie:

Du stehst auf dem Flughafen in Schanghai. Dein Partner, der sich im Hotel im Standzentrum befindet, nimmt einen öffentlichen Bus, um Dir Deinen Aktenkoffer zu bringen. Im Gegensatz zum ersten Fall kannst Du sicher sein, dass Dein Aktenkoffer am Flughafen ankommt. Abhängig von äußeren Umständen wie Verkehr usw. ist eine zumindest kleine Verspätung sehr wahrscheinlich. In diesem Fall wirst Du den Folgeflug garantiert erreichen. Du wirst heute nicht in Schanghai bleiben müssen.

Morgen:

Im Internet des begonnenen Jahrzehnts wird die Aktualität von Informationen die erste Priorität erhalten. Im Gegensatz zu den 90ern, als der Großteil der Informationen im Web für die Wirtschaft und den Alltag noch keine große Relevanz besaß, ist die Art, die Qualität und somit die Relevanz eines immer größeren Teils der Informationen für die verschiedenen Bereiche der Weltwirtschaft sehr hoch. Und eine Information ist nur für den gut, der sie am schnellsten (rechtzeitig) erhält. Darauf beruht die Schlussfolgerung, dass die aktuellen Informationen die nicht aktuellen Informationen im Suchranking der dominierenden und nicht dominierenden Suchmaschinen nach und nach verdrängen werden.

Analogie:

Du stehst auf dem Flughafen in Schanghai. Dein Partner, der sich im Hotel im Standzentrum befindet, setzt sich in den Transrapid, um Dir Deinen Aktenkoffer zu bringen. Wenige Minuten später hast Du Deinen Koffer und erwischst Deinen Flug.

Fazit:

Wenn es darum geht, Informationen von A nach B zu bringen, ist das Echtzeitweb der Transrapid der Datenautobahn.

“Warum ist es (das Echtzeitweb) wichtig für uns Personaler? Warum darf ich diesen Zug (Transrapid 🙂 ) nicht verpassen?”

Das Echtzeitweb ist wichtig für Personalsuchende, weil sowohl sie selbst als auch die Stellensuchenden dank der derzeitigen Entwicklung, die über das Social Web im Echtzeitweb mündet, einen wesentlich schnelleren, kostengünstigeren und unbegrenzten Zugang zu aktuellen, relevanten Informationen erhalten werden, als das bisher der Fall war.

Diese Priorisierung der Aktualität von Informationen wird, bezogen auf die Verbreitung von Stellenanzeigen, z.B. dazu führen, dass die Stellenanzeigen der Unternehmen, die diese nicht im Echtzeitweb veröffentlichen, in den Suchmaschinen auf die hinteren Plätze verschwinden. Als Folge daraus erhalten solche Stellenanzeigen weniger Aufmerksamkeit von den Stellensuchenden und die Unternehmen weniger Bewerbungen. Die Tragweite dieser Entwicklung für das einzelne Unternehmen muss im Kontext des demografischen Wandels und des War for Talents nicht erläutert werden.

Mindestens ebenso wichtig ist das Echtzeitweb für Personaler im Rahmen der Informationsbeschaffung – gleichgültig ob es darum geht, vor der Konkurrenz über neue Kandidaten für schwer zu besetzende Vakanzen zu erfahren oder unverzüglich über frisch gefällte Urteile im Arbeitsrecht oder über sonstige berufsrelevante Nachrichten mit Einflusscharakter informiert zu sein. Da der Wandlungsprozess hin zum Echtzeitweb noch nicht abgeschlossen ist, müssen Personaler, die von den Vorteilen hochaktueller Informationsflüsse profitieren wollen, in die Bereiche des Internets vorstoßen, die heute das Echtzeitweb ausmachen: soziale Netzwerke wie Facebook und Microbloggingdienste wie Twitter.