Das Internet dehnt sich in die dingliche Welt aus und ergreift Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge, Prozesse und bringt so eine neue Welle tiefgreifender Veränderungen. Unter den Sammelbegriffen “Internet der Dinge” und “Industrie 4.0” versucht die öffentliche Debatte zu greifen, wie diese Entwicklung Wirtschaft und Gesellschaft verändern wird. Von besonderem Interesse sind dabei die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt,die Veränderung von Berufsbildern und der daraus resultierende Perspektivwandel einzelner Bildungs- und Berufsgruppen. Diesen Fragen ist das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in einer mehrstufigen Szenarien-Modellstudie nachgegangen:
Darin wurden zuerst die notwendigen Investitionen in die bestehenden Anlagen sowie die Netz-Infrastruktur errechnet und Rückschlüsse auf den erforderlichen Material- und Personalbedarf gezogen. Anschließend wurden aus dem Personalbedarf die quantitativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die qualitativen Auswirkungen auf Berufsfeldstrukturen ermittelt. Durch Kenntnis der Arbeitmarktveränderungen konnten dann abschließend zwei unterschiedlich optimistische gesamtwirtschaftliche Szenarien ermittelt werden. Bevor ich mich jetzt aber in den spannenden volkswirtschaftlichen Implikationen von Industrie 4.0 verfange, hier die wichtigsten Erkenntnisse für den Arbeitsmarkt:
Die quantitativen Auswirkungen von Industrie 4.0 auf den Arbeitsmarkt
Zuerst die gute Nachricht. Die Auswirkungen auf das Beschäftigungsniveau sind rein zahlenmäßig betrachtet relativ gering, d.h. Industrie 4.0 kostet uns kaum Arbeitsplätze. Es ergibt sich lediglich ein leichter Rückgang:
IT-Berufe und Lehrende Berufe profitieren, Berufe des Verarbeitenden Gewerbes und hier vor allem die Maschinen und Anlagen steuernden und wartenden Berufe sind dagegen vom Personalabbau am stärksten betroffen.
Die Folgen für die Gesellschaft werden aber dennoch deutlich spürbar sein.
Die Nachfrage nach höher Qualifizierten nimmt zu Lasten von Personen mit Berufsabschluss sowie ohne abgeschlossene Berufsausbildung zu. Der Bedarf an Berufen mit hohem Routine-Anteil geht zurück.
In der Folge von Industrie 4.0 kommt es also trotz ein nahezu gleichbleibenden Zahl von Arbeitsplätzen zu gewaltigen und dauerhaften Umschichtungen am Arbeitsmarkt.
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Industrie 4.0 verändert nachhaltig unsere Berufsfeldstrukturen
Laut der Modellrechnungen der Studie werden in den kommenden 10-15 Jahren 760.000 bis 920.000 Arbeitsplätze zwischen den Berufsfeldern umgeschichtet, je nachdem wie sich die Gesamtwirtschaft entwickelt. Da die allgemeinen Auswirkungen der “Digitalisierung der Arbeitswelt” hier nicht eingerechnet sind (weil sie nicht industriespezifisch sind), dürften die tatsächlichen Veränderungen also eher stärker ausfallen.Die Autoren erwarten für das “pessimistische” Szenario ohne zusätzlichen Nachfrageschub folgende Verschiebungen.
Nach Qualifikationsniveau aufgeschlüsselt, stellt sich die bevorstehende Arbeitsmarkt-Veränderung für das “pessimistische” Szenario wie folgt dar:
Mehr möchte ich hier nicht zeigen, da ich finde, dass jeder Personaler die Studie zumindest einmal querlesen sollte. Eine Zusammenfassung der Studienergebnisse findet Ihr hier und natürlich könnt Ihr auch die Vollversion der Studie “Industrie 4.0 und die Folgen für Arbeitsmarkt und Wirtschaft” runterladen.