Mobiles Arbeiten: Gesundheit, digitale Kompetenz und die Pandemie

Die Corona-Pandemie gilt weithin als Katalysator für die Digitalisierung. Sie hat sich unmittelbar in der verstärkten Nutzung von Arbeit niedergeschlagen, die nicht länger im Büro stattfindet – sondern stattdessen von zu Hause aus, aber auch von unterwegs oder an öffentlichen Orten. Kurz: mobiles Arbeiten hat sich im Laufe des Jahres stark verbreitet. Die repräsentative Studie social health@work der Krankenkasse Barmer hat über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren untersucht, wie sich mobiles Arbeiten auf die Menschen in Deutschland auswirkt.

In die Studie fließen auch Daten des aktuellen Jahres mit ein und somit solche, die die neueste durch die Pandemie ausgelöste Dynamik beachten. Befragt wurden knapp über 8.000 Arbeitnehmer*innen, für die mobiles Arbeiten aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit zumindest theoretisch möglich wäre. Vorweg: 56,1% der Befragten arbeiten (zumindest teilweise) mobil. Die anderen 43.9% arbeiten gar nicht mobil – hier liegt also eine recht scharfe Zweiteilung vor.

Mobiles Arbeiten findet vorrangig von zu Hause aus statt: ca. 92% derjenigen, die zumindest teilweise mobil arbeiten, gaben dies als ihren am häufigsten genutzten mobilen Arbeitsplatz an. Doch auch in Transportmitteln (ca. 30%), beim Kunden (ca. 32%) und an öffentlichen Orten (ca. 19%) wird gearbeitet. Anteilig entfällt die meiste Zeit beim mobilen Arbeiten jedoch auf die Nutzung des Homeoffice (ca. 70%).

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Die Studie interessiert sich aus naheliegenden Gründen besonders für den gesundheitlichen Aspekt von mobiler Arbeit und das auf drei Ebenen: mental, physisch und sozial.

Mentale, physische und soziale Gesundheit

Der Aspekt der sozialen Gesundheit wird in der Studie hervorgehoben. Unser Gesundheitssystem sei vorrangig auf die körperliche und geistige Gesundheit ausgelegt, doch angesichts der sprunghaften Veränderungen hin zu mehr mobiler Arbeit bedürfe auch die soziale Gesundheit mehr Aufmerksamkeit. Dazu heißt es in der Studie:

“Wie wichtig gelingende soziale Beziehungen für unser Wohlbefinden sind, merken wir oft erst, wenn sie fehlen. Gerade jetzt, wo ein Großteil von uns sich von den täglichen Begegnungen am Arbeitsplatz, der Kaffeeküche, dem Aufzug getrennt sieht, wird uns bewusst, was fehlt. Welche Auswirkungen der Umzug von persönlichen Beziehungen und Kommunikation auf digitale Kanäle hat, werden wir in naher Zukunft erleben. Und weil Beziehungen zu unseren Mitmenschen, seien es Familie oder Kollegen, für unser Lebensglück erwiesenermaßen notwendig sind, sind sie es auch für unsere Gesundheit.”

Was macht die soziale Gesundheit bei der Arbeit also aus? Für die Barmer geht es hier, wie so oft in unseren Leben, um die Einhaltung eines Gleichgewichts:

mobiles Arbeiten soziale Gesundheit Balance
Quelle: Bramer – social health@work Studie

All diese Faktoren verändern sich, wenn sich die Arbeitskultur und das soziale Miteinander verändern – eben wie zur Zeit, wenn sich ein großer Teil der Kommunikation auf digitale Kanäle verlagert. Vor allem das soziale Miteinander ist also von den Veränderungen betroffen. Hier müssen Unternehmen und Führungskräfte aktiv dafür sorgen, dass ein positiver und wertschätzender Kontakt, auch ohne die persönliche Begegnung, aufrecht erhalten bleibt.

Veränderungen im mobilen Arbeiten durch die Corona-Pandemie

Bereits eingangs wurde es erwähnt: viele von uns haben während des laufenden Jahres mehr Arbeitszeit abseits des Büros verbracht. Auch die Studie bestätigt dies offiziell. Vor Corona wurden durchschnittlich 15,9 Stunden die Woche mobil gearbeitet, während der Pandemie wuchs diese Stundenanzahl auf 35,7 an. Für diejenigen, die bereits vor der Pandemie mobil gearbeitet haben, dürfte die Umstellung dabei bei weitem nicht so groß gewesen sein, wie für diejenigen, für die mobiles Arbeiten eine neue Erfahrung war. Die Studie verweist auf einen möglichen hohen Anpassungsdruck, der auch als Stressauslöser funktionieren kann.

mobiles Arbeiten Gesundheit Grafik
Quelle: Bramer – social health@work Studie

Tatsächlich zeigen sich in dieser Grafik vor allem die positiven Seiten von mobiler Arbeit. Auch hinsichtlich der eigenen Performance während der Pandemie gaben die Teilnehmer:innen interessante Einblicke ins mobile Arbeiten. Während für Befragte, die mobil arbeiten, die Arbeitsmenge und Arbeitsqualität sowie die Generierung neuer Ideen und Arbeitsverbesserungen während der Pandemie in etwa gleich blieben, gibt es bei denjenigen, die nicht mobil arbeiten, leichte Einbußen.

Unterschiede bei den Ergebnissen zeigen sich aber nicht nur zwischen denjenigen, die mobil und nicht mobil arbeiten, sondern auch zwischen denen, die bereits Erfahrung auf diesem Gebiet haben und denen, für die mobiles Arbeiten eine Neuerung war. Die Studie ergab, dass hinsichtlich der Kommunikation und Koordination mit Kollegen Befragte, die erst während der Pandemie mit mobiler Arbeit anfingen, stärker zu kämpfen hatten, als diejenigen mit Erfahrung. Hier wird deutlich, dass der Übergang zur digitalisierten Arbeit nicht für alle Befragten problemlos vonstattengegangen ist.

Digitale Kompetenz und mobiles Arbeiten

In der Studie wurden die Teilnehmer*innen auch nach einer Selbsteinschätzung zu ihren digitalen Kompetenzen befragt. Herauskam, dass bei denjenigen Befragten, die nicht mobil arbeiten, die Vertrautheit mit “wichtigen neuen Technologien” geringer ausfällt. Während von ihnen 45,3% angaben, auf dem Laufenden zu sein, waren es bei den mobil-arbeitenden Befragten 60%.

Beachtliche Unterschiede gab es hier zwischen Männern, Frauen und Arbeitskräften mit oder ohne Führungskompetenz. Bei den Männern gaben ca. 75% und bei den Führungskräften ca. 71% an, dass sie über gut ausgeprägte digitale Kompetenzen verfügen. Bei den weiblichen Befragten und bei den Nicht-Führungskräfte gaben dies nur jeweils 56% und 52% an. Die Studienmacher verweisen darauf, dass hier weiterführende Untersuchungen zu den Ursachen notwendig sind – ob etwa auch Unterschiede bei der Selbstwahrnehmung ein Grund für die großen Unterschiede sein können.

Es zeigt sich, dass sich eine höhere digitale Kompetenz positiv für mobiles Arbeiten auszahlt:

Gesundheit Mobiles Arbeiten Studie
Quelle: Bramer – social health@work Studie

Ein weiterer wichtiger Faktor für die physische, mentale und soziale Gesundheit beim mobilen Arbeiten sind die sogenannten “Grenzmanagement-Taktiken”. Unter diesem Begriff werden Strategien zusammengefasst, mit deren Hilfe Arbeitskräfte zeitliche und örtliche Grenzen zwischen Privat- und Arbeitsleben ziehen. Umso stärker diese Taktiken beherrscht und angewendet werden, desto besser geht es den Arbeitnehmer*innen.

Support-Maßnahmen von Unternehmensseite

Insgesamt zeigt die Studie, dass es beim Handling von mobiler Arbeit besonders zwischen “Frischlingen” und “alten Hasen” Unterschiede gibt. Hier sind die betreffenden Unternehmen gefragt, ihre Arbeitskräfte an die Hand zu nehmen und sie ausreichend zu unterstützen. Denn schließlich sollte ihnen daran liegen, dass die Produktivität und das Wohlbefinden ihrer Arbeitnehmer*innen nicht unter den neuen Bedingungen leidet. Die Studie zeigt jedoch, dass hier Wunsch und Wirklichkeit leider noch nicht ganz ineinandergreifen:

Support Maßnahmen mobiles Arbeiten
Quelle: Bramer – social health@work Studie

Beschäftigte, die von ihren Unternehmen bei dem Umgang mit mobiler Arbeit unterstützt werden, zeigen sich insgesamt zufriedener, haben weniger Stress und fühlen sich weniger erschöpft. Gerade im Moment steigen die Fallzahlen europaweit wieder und infolgedessen ist zu erwarten, dass wieder verstärkt auf mobiles Arbeiten gesetzt werden wird. Für Unternehmen dürfte es sich also lohnen, noch einmal genau hinzuschauen bei den mobilen Arbeitsbedingungen ihrer Angestellten und sich mit Alternativen zum heutigen Arbeitsmodell (New Work) auseinanderzusetzen.

Wo können sie ihre Mitarbeiter*innen noch besser unterstützen, welche Schulungen werden eventuell noch benötigt, wie können sie das Anwenden von Grenzmanagement-Taktiken fördern und wie kann die Kommunikation zwischen Einzelpersonen und Teams gestärkt werden?

Wer die Studie in voller Länge lesen möchte, findet sie hier zum Download.

[HTTP410] Jetzt zu unserer Online-Konferenz “Digitales Recruiting & Remote Onboarding” anmelden!

Am 14.05. haben wir ein besonderes Schmankerl für Euch: Die kostenlose Online-Konferenz Digitales Recruiting & Remote Onboarding steigt nächsten Donnerstag ab 09:30 Uhr. Wir zeigen, welche Herausforderungen Euch bei der fortschreitenden Digitalisierung im Recruiting noch erwarten und wie neue Mitarbeiter im Homeoffice erfolgreich ongeboardet werden können. Meldet Euch jetzt an und sichert Euch noch schnell einen Platz!

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So schnell werdet Ihr das digitale Recruiting nicht mehr los! Wer noch Hilfe dabei braucht, das Thema strategisch anzugehen, aber auch von Erfahrungsberichten und Praxis-Tipps profitieren möchte, ist bei unserer Konferenz goldrichtig. Ob es darum geht, die richtigen Bewerber online anzulocken, auszuwählen oder sie erfolgreich onzuboarden – wir haben spannende Impulse für Euer digitales Recruiting. Auch für Antworten auf die wichtigsten DSGVO-Fragen ist gesorgt!

Dabei soll die Konferenz keine akute Notfallhilfe in Zeiten von COVID-19 sein, sondern vielmehr Startschuss für einen vollständig digitalen Recruiting Cycle. Gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern möchten wir Euch in Vorträgen zeigen, wie Eure zukünftigen digitalen Arbeitsprozesse aussehen könnten. Natürlich kommt auch der persönliche Austausch nicht zu kurz, um Fragen zu stellen und Erfahrungen zu teilen.

Digitales Recruiting & Remote Onboarding: Das Programm

Online Konferenz digitales Recruiting und remote Onboarding

09:30 – 10:00 Uhr Check-In.

10:00 – 10:45 Uhr nach der Begrüßung gibt Christoph Athanas, Geschäftsführer von meta HR, den Auftakt rund um das Thema Nach dem Lockdown – was macht die Krise mit dem Recruiting?

10:45 – 12:15 Uhr BLOCK I: Bewerber anziehen

10:45 – 11:30 Uhr sprechen dazu unser Wollmilchsau Geschäftsführer Jan Kirchner und Bastian Lehmkuhl, seines Zeichens Online Marketing and Recruiting Strategist bei der Deutschen Bahn. Die beiden beschäftigen sich mit der Frage: Wie plant man eine Recruiting-Kampagne? – von der Strategie bis zur Auswertung.

11:30 – 12:15 Uhr gibt es mit Remote Recruiting – ein Erfahrungsbericht Einblicke aus unseren eigenen Wollmilchsau-Reihen. Neue und bestehende Wollmilchsäue berichten, wie die digitale Reise – und Ankunft – bei der Wollmilchsau aktuell aussieht, welche Herausforderungen dazu überwunden wurden und welche Learnings es für alle Beteiligten gab.

12:15 – 13:15 Uhr Mittagessen

13:15 – 14:45 Uhr BLOCK II: Kandidaten auswählen

13:15 – 14:00 Uhr gewährt Euch Joachim Diercks, Gründer und Geschäftsführer bei der Cyquest GmbH, einen Einblick in die Welt der Auswahlprozesse in seinem Vortrag Eignungsdiagnostik mit Online-Assessments: Orientierung, Matching und Auswahl.

14:00 – 14:45 Uhr wird es mit der Psychologin Sara Lindemann von der viasto GmbH konkret. Ihr Vortrag Plötzlich Recruiting im Homeoffice?! Tipps für den Einsatz von video-gestützten Interviews hält wertvolle Ratschläge für Eure Praxis bereit.

14:45 – 15:15 Uhr Pause

15:15 – 16:00 Uhr BLOCK III: Mitarbeiter anlernen (Achtung: Vorträge laufen parallel!)

 15:15 – 16:00 Uhr zeigt Euch Business Development Manager Felix Pohl von der Haufe Gruppe mit Erfolgreich Onboarden im Homeoffice u.a. welchen Bestandteilen eines normalen Onboardings jetzt ganz besondere Bedeutung zugemessen werden.

 15:15 – 16:00 Uhr könnt Ihr auch von Josef Buschbachers (Geschäftsführer Corporate Learning + Change GmbH) Erfahrungen als Berater profitieren. Diese teilt er mit Blick auf Fragestellungen der aktuellen Situation in seinem Votrag Onboarding digital? Erfahrungen und Best Practice mit Euch.

 15:15 – 16:00 Uhr kümmert sich Navid Akbari von der Personio GmbH außerdem um das Thema Working from home: Mitarbeiter im Homeoffice motivieren, denn auch die bestehende Belegschaft darf nicht zu kurz kommen.

16:00 – 16:45 Uhr BLOCK IV:Rechtliches 

16:00 – 16:45 Uhr beantwortet Rechtsanwältin Nina Diercks Eure brennendsten rechtlichen Fragen in ihrem Vortrag Remote Recruiting – Ist das mit der DSGVO vereinbar? Spoiler: Natürlich ist es das.

ab 16:45 Uhr lasst Ihr nach einem Q&A die Konferenz gemeinsam ausklingen.

Jetzt zur Online-Konferenz Digitales Recruiting & Remote Onboarding anmelden!

Wenn Ihr dieser Themenzusammenstellung und unseren tollen Kooperationspartnern nicht widerstehen könnt, geht es hier direkt zur kostenlosen Anmeldung. Wir freuen uns auf Euch und sind auf einen tollen Austausch gespannt! Bis dahin – bleibt gesund, bleibt stark und stellt Euch der Herausforderung digitales Recruiting!

Viel Home, wenig Office? Homeoffice in Krisenzeiten darf kein Testlauf sein

Wer in Zeiten der aktuellen Corona-Krise viel Radio hört, wird mit Sicherheit an dem einen oder anderen Tipp fürs Homeoffice nicht vorbeigekommen sein: Man könnte ja mal wieder den Kleiderschrank ausmisten, die Fenster putzen oder den Balkon startklar für den Frühling machen. Das klingt nach viel Home, aber wenig Office. Diese Aussagen können in der Akzeptanz von Homeoffice Vieles kaputt machen, was gerade mühsam aufgebaut wird.

Dieser Text entsteht gerade im Homeoffice. Genauer gesagt in meinem grünen Sessel, von dem aus ich direkt in den Garten gucken kann. Ich gehöre zu den glücklichen Arbeitnehmern, die nicht nur in Zeiten akuter Infektionsbedrohungen ins Homeoffice gehen dürfen, sondern mehrmals im Monat, mit dem vollen Vertrauen meines Arbeitgebers im Rücken. Das ist in Deutschland bisher eher die Ausnahme. Insgesamt bieten nur 26% der Arbeitgeber regulär die Arbeit aus dem Homeoffice an. Das ist gerade einmal rund ein Viertel der Beschäftigten in Deutschland. Das geht aus einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Kooperation mit dem Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hervor, bei der rund 16.000 Betriebe aller Betriebsgrößen und Wirtschaftszweige befragt wurden.

Fehlende Akzeptanz beim Thema Homeoffice

Obwohl flexible Arbeitsmodelle auf Grund der Digitalisierung bereits in vielen Unternehmen technisch möglich sind oder möglich sein könnten, erkennen viele Arbeitgeber immer noch nicht die Chancen flexibler Arbeit von Zuhause. Im Rahmen einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung vom Dezember 2019 wurden 1.800 Beschäftigte nach den Gründen befragt, wieso sie kein Homeoffice machen. 12% der Frauen und 22% der Männer gaben hierbei an, dass es Ihnen trotz technischer Möglichkeiten nicht erlaubt sei.

Warum Beschäftigte kein Homeoffice machen (Umfrage)

In Zeiten der Corona-Krise dürfte vielen Mitarbeitern nun einmal mehr bewusst werden, dass ihr Unternehmen durchaus über die technischen Kapazitäten für das Einrichten eines Arbeitsplatzes außerhalb der Firmenräume verfügt, aber es bislang offenbar an der Bereitschaft fehlt. Die Akzeptanz von Homeoffice ist nämlich in vielen Unternehmen immer noch nicht sonderlich stark ausgeprägt: Fast 70% der Befragten gaben an, dass dem Chef Anwesenheit am Arbeitsplatz wichtig sei, während es 14% sogar ausdrücklich verboten ist. Knapp 6% der Beschäftigten verzichten auf Homeoffice, weil sie um ihre Karrierechancen fürchten, wenn sie zum Arbeiten nicht in die Firma kommen.

Diese Zahlen zeigen deutlich, dass die Barrieren für flexible Arbeitsmodelle nicht rein technischer Natur sind, sondern häufig noch das Verständnis des Arbeitgebers fehlt. Die deutsche Präsenzkultur lässt immer noch viele Vorgesetzte glauben, zu Hause werde weniger gearbeitet und geleistet. Die aktuelle Corona-Krise lässt vielen Unternehmen gar keine andere Wahl, als ihre Arbeitnehmer in eine Art Zwangs-Homeoffice zu schicken. Dass viele nun gar nicht wissen, wie sie die Arbeitszeit in den eigenen vier Wänden eigentlich produktiv gestalten sollen, ist nicht sonderlich überraschend. Die Folgen dieser ungeplanten Heimarbeit sind schwer absehbar: Sie kann die deutsche Arbeitskultur komplett auf den Kopf stellen und die Akzeptanz flexibler Arbeitsmodelle signifikant erhöhen oder aber die vorhandenen Zweifel vieler Unternehmen bestätigen. Denn was man zu Zeiten wie diesen bedenken muss: Homeoffice in Krisenzeiten ist nicht gleich Homeoffice im normalen Arbeitsalltag.

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Coronavirus – Chance oder Gefahr für zukünftige Remote-Arbeit?

Schulen und Kitas sind geschlossen, viele Eltern müssen Arbeit und Kinderbetreuung parallel handlen. Während Eltern an mehreren Fronten gleichzeitig kämpfen, stellt die plötzliche Remote-Arbeit aber auch kinderlose Arbeitnehmer vor viele Fragen und neue Aufgaben.

Vor allem für die Kommunikation ist es wichtig, entsprechende technische Vorbereitungen zu treffen und dafür zu sorgen, dass Mitarbeiter auf Collaboration Tools wie Skype for Business oder Microsoft Teams zugreifen können. Videoanrufe oder das Teilen von Bildschirminhalten ist mit diesen Diensten problemlos möglich und vereinfacht die Zusammenarbeit. Wird man allerdings als Mitarbeiter darauf nicht vorbereitet, kann das auch schnell schief gehen, weil weder Mikros noch Kameras oder die Datenübertragung funktionieren. Schuld daran sind keine grundsätzlichen technischen Hindernisse, sondern die fehlende Vorbereitung auf den Umzug in das Remote-Büro.

Neben der Tatsache, dass für viele Unternehmen die Umstellung sehr plötzlich kommt und vor allem die Kommunikation noch an vielen Stellen hakt, wissen viele Beschäftigte auch nicht, wie sie überhaupt effektiv von zu Hause arbeiten können. Das Einrichten eines Arbeitsplatzes kann zu Hause etwas dauern – ganz besonders, wenn man darauf nicht vorbereitet war. Auch das Umsetzen von Pausen in den eigenen vier Wänden kann schnell zu einer Herausforderung werden: Viele Mitarbeiter gönnen sich im Homeoffice zwar weniger freie Zeit, finden aber schwerer in ihren Arbeitsrhythmus. Sind gleichzeitig noch Kinder und/oder ein Partner zu Hause, kann die Konzentration deutlich schneller leiden, als das bei der regulären Heimarbeit der Fall wäre.

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Homeoffice in Krisenzeiten nicht als Maßstab nehmen

Ja, die derzeit explosionsartig steigende Anzahl an Berufstätigen im Homeoffice ist eigentlich ein gutes Zeichen. Ein gutes Zeichen deshalb, weil die technischen Gegebenheiten größtenteils da zu sein scheinen und es den Mitarbeitern möglich gemacht werden kann. Deutschland war bisher beim Thema Remote-Arbeit rückständig und die aktuelle Situation kann einen Wandel beschleunigen und zur Attraktivität und Akzeptanz des ortsunabhängigen Arbeitens beitragen. Doch diese Phase eignet sich nur bedingt als Testlauf für die Umsetzung von Homeoffice auch außerhalb von Krisenzeiten.

Produktivität und Konzentration erreichen momentan vermutlich nicht durchgehend das gewohnte Niveau – das ist aber keine typische Konsequenz des Homeoffice, sondern liegt daran, dass sich das Land und ganz Europa in einem Ausnahmezustand befinden und Mitarbeiter wie auch Unternehmen ins kalte Remote-Wasser geschubst wurden. Absprachen, Kommunikation und die Einrichtung des Arbeitsplatzes – all das kann in Zeiten wie diesen länger dauern. Das darf aber kein Grund dafür sein, dieses unfreiwillige Experiment am Ende der Quarantäne vielleicht doch als gescheitert anzusehen. Flexible Arbeit von Zuhause bedarf einer vorausschauenden Planung und diese doch sehr plötzlich auftretenden Umstände sind für einen reibungslosen Ablauf alles andere als ideal.

Unternehmen können aus dem gegenwärtigen Ausnahmezustand vor allem Eines mitnehmen: Bereitet Euch und Eure Mitarbeiter auf Remote-Arbeit vor, schafft dafür den Platz, die Kapazitäten und das Know-How. Denn nur dann ist jederzeit ein reibungsloses Arbeiten von Zuhause gewährleistet und werden auch Sprüche wie “Sortier’ im Homeoffice doch Deine Sockenschublade” langsam aussterben. Denn Homeoffice soll Home und Office vereinen, nicht eines von beiden verhindern.

Flexibilität der Arbeit: mehr als ein Tag Home-Office im Monat

Heute haben wir mal wieder eine internationale Studie für Euch. An der Befragung für die 2018 Global Talent Trends Study der Unternehmensberatung Mercer haben insgesamt über 7600 Personen teilgenommen, von Angestellten über HR-Experten bis hin zu Führungskräften und Vorstandsmitgliedern. Themenschwerpunkte sind unter anderem Changemanagement, Flexibilität und – natürlich – die Rolle der Digitalisierung. Dabei liegt der Fokus weniger auf den technischen Aspekten, sondern gemäß dem Untertitel der Studie “Embracing the Human Age” auf dem, was die Digitalisierung und Veränderungen in der Arbeitswelt für die Menschen tun können.

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Wir haben einige Schwerpunkte für Euch rausgepickt. Los geht’s mit dem Thema der permanenten Flexibilität.

Permanente Flexibilität – unerreichbares Desiderat?

Flexibilität, oder genauer flexibles Arbeiten, ist seit Jahren ein viel diskutiertes Buzzword in der Arbeitswelt. Flexible Arbeitszeiten etwa versprechen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und auch die sagenumwobene Work-Life-Balance spielt eine Rolle. Auch die Studie zeigt: Das Thema hat nichts von seiner Aktualität verloren, der Wunsch nach anpassbaren Arbeitszeiten ist unverändert hoch. 51% der befragten Arbeitnehmer wünschen sich, dass Unternehmen mehr Optionen für flexibles Arbeiten anbieten würden – und versprechen sich davon Möglichkeiten zu prosperieren.

Warum ist Flexibilität so wichtig für Angestellte?
Quelle: Mercer – 2018 Global Talent Trends Study

Flexibles Arbeiten, so wie es in der Studie besprochen wird, meint aber viel mehr als “nur” flexible Arbeitszeiten oder einen gnädigen Tag Home-Office im Monat. Es geht vor allem darum, von einem “ad hoc model” von Flexibilität, bei dem im Einzelnen um Erlaubnis gebeten werden muss, hin zu eher permanent ausgerichteten Modellen zu wechseln, die sowohl eine stabile, quasi grundsätzliche Flexibilität und, falls nötig, eine Flexibilität on-demand ermöglichen.

Flexibilität bei der Arbeit
Quelle: Mercer – 2018 Global Talent Trends Study

Doch natürlich ist es für Unternehmen eine Herausforderung die hergebrachten Arbeits(zeit)strukturen zu verändern – vieles muss neu gedacht werden. Das fängt bei Face-to-Face-Kommunikation und Teamwork an und geht über Compliance bis hin zur Sicherheit von Daten und Softwares.

Und ganz nebenbei betritt man wieder Terrain, auf dem die ganz großen Fragen des New Work Konzepts lauern. Was ist Arbeit, wo und wann kann sie getan werden, wie erfasst werden, welche Vertrauensbasis und Loyalität muss vorhanden sein? Wann braucht es menschliche Arbeit, wann sind Automatisierungen eine Option, wo ist es sinnvoll Arbeitskraft “zu leihen” statt “zu kaufen”? Ein Fass ohne Boden, sagen manche. Höchste Zeit darüber nachzudenken, sagen andere.

 

Flexibilität der Arbeit: Personalabteilungen haben Bedenken hinsichtlich Home Office und Co
Quelle: Mercer – 2018 Global Talent Trends Study

Die Reise zum digitalen Unternehmen & aktuell begehrte Fähigkeiten

In der Studie heißt es, der Einfluss der Technologie am Arbeitsplatz kann nur dann maximiert werden, wenn sie mit menschlichem Urteilsvermögen kombiniert wird.

Digitalization transforms how organizations leverage talent – helping them build diverse workforces, embrace flexible working, improve teaming, and analyze performance.

Die Studie ergab aber auch, dass nur 15% der befragten Unternehmen sich selbst als digital einordnen. Fast die Hälfte (45%) der Unternehmen meinen, sie befinden sich auf der Reise dorthin – aber ein großer Teil des Weges liege noch vor ihnen.

Flexibilität und Home Office: Studienergebnisse
Quelle: Mercer – 2018 Global Talent Trends Study

Unter 15% der befragten Unternehmen glauben, die Digitalisierung wäre für sie entweder nicht relevant oder haben bisher noch keine Schritte unternommen, um das Unternehmen auf die digitale Zukunft vorzubereiten. Immerhin 31% gaben an, bei der Transformation große Fortschritte zu machen.

Zeigt sich die fortschreitende Digitalisierung auch in den Fähigkeiten, die dieses Jahr am meisten begehrt sind? Die Antwort ist: ja, aber …

Flexibilität der Arbeit: Studienergebnisse
Quelle: Mercer – 2018 Global Talent Trends Study

Für die befragten Teilnehmer aus Deutschland sind Themen in Verbindung mit der Digitalisierung weniger relevant: Innovation und Data Analytics, in anderen Ländern Top-Prioritäten, treten hierzulande anscheinend in den Hintergrund.

Und was würde den deutschen Arbeitnehmer dabei helfen, sich bei der Arbeit besser zu entfalten? Laut der Studie: Aufstiegschancen, Möglichkeiten des flexiblen Arbeitens und Optionen Neues zu lernen. Als hingegen nicht so wichtig gilt ein klarer Karriereweg. Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden sieht das zum Beispiel anders aus: hier belegt die Flexibilität der Arbeit Platz 1, gefolgt von Optionen Neues zu lernen, fairer und wettbewerbsbetonter Vergütung, Aufstiegschancen und Führungskräften, die klar anzeigen, in welche Richtung es gehen soll. Klare Karrierewege halten die Niederländer allerdings auch nicht für besonders wichtig.

Noch mehr Input etwa rund um die Themen “Platform for Talent” oder “Change@Speed” findet Ihr in der Studie, die es hier zum Download gibt.

New Work Experience 2018 – Zwischen KI und Glücksministern

Gestern fand die New Work Experience 2018 in unserer schönen Hansestadt statt, ein Event, bei dem sich alles um Themen der Zukunft der Arbeit dreht – und die rasende Wollmilchsau-Reporterin Eva hat sich für Euch umgeschaut. Die erste Hälfte der Veranstaltung führte in den Großen Saal der fabelhaften Elbphilharmonie, in dem die Teilnehmer der Konferenz profilierten Sprechern wie Götz W. Werner, Prof. Richard David Precht oder Janina Kugel von Siemens lauschen durften. Musik gab es natürlich auch, zum Beispiel von der zauberhaften Violinistin Ji-Hae Park. Das Nachmittagsprogramm verschlug die Teilnehmer dann in verschiedenen Locations in der Hafencity und wartete mit unzähligen Vorträgen, Sessions und Workshops auf.

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New Work, das ist bekanntlich ein Konzept, bei dem unter besonderer Beachtung der Digitalisierung Alternativen zum heute geltenden Arbeitsmodell gesucht werden. New Work, so der bleibende Eindruck nach vielen Key Notes, wirft eher Fragen auf, als dass es die Antworten schon parat hat. Und diese Fragen sind – so leid es mir tut – größtenteils von einer (arbeits-)philosophischen Natur:

  • Was ist Arbeit?
  • Was ist der Wert von Arbeit?
  • Wo ist der Platz des Menschen in einer künftig automatisierten Welt?

Solche und ähnliche Fragen scheinen angesichts der Veränderungen der Arbeitswelt angemessen. Wer sich mit New Work beschäftigt, braucht einen langen Atem, denn von jetzt auf gleich wird keine der Visionen, Utopien, Konzepte oder Technologien umgesetzt werden können. Wer daraus nun folgert, dass es sich deshalb nicht lohne, sich mit derartigem zu beschäftigen, der wäre wohl bei einem Event wie gestern von der höchsten Balustrade der Elbphilharmonie geworfen worden.

Thomas Sattelberger New Work Experience 2018 Vortrag
Thomas Sattelberger (MdB) bei seinem Vortrag “Ohne Rebellen ist alles nix” am Vormittag im Großen Saal der Elbphilharmonie

Wiederkehrende Themen von New Work: Bedingungsloses Grundeinkommen

Ein Thema, an dem gestern wirklich niemand vorbeikommen konnte, war das Konzept des Bedingungslosen Grundeinkommens. Sprecher wie Precht, Werner oder der Historiker Rutger Bregmann kommen immer wieder darauf zurück. In einer Zukunft, so ihr Credo, in der ein Großteil der Arbeit automatisiert werden kann und Menschen nur noch in Empathie-betonten Berufen gebraucht werden (wenn überhaupt – je nachdem, wem man gerade zuhört), verliert der Mensch mit seiner Arbeit einen Teil seiner Identität, aber gewinnt dafür auch viel: die Freiheit, Dinge zu tun, die er wirklich und wahrhaftig möchte. Gern wird hier auf die antike Zelebrierung der Muße verwiesen, die etwa von den alten Griechen gepflegt wurde.

Hier bewegen sich viele Sprecher in einem Spannungsfeld, das eine Abkehr vom “herkömmlichen” Kapitalismus in Aussicht stellt. Arbeit, wie sie von der protestantische Ethik hochgehalten wird, würde ihren übergeordneten Wert einbüßen und so zulassen, dass die Menschen sich freiwillig geistiger Arbeit zu wenden – die Aussicht auf fabelhafte Ideen, Gründergeist, schöpferische Kraft, Einkehr und Selbstbestimmung locken. Das Konzept des Bedingungsloses Grundeinkommen wird heiß diskutiert, von manchen als Erlösung des Menschen von der “Geißel” des derzeitigen Arbeitsmodells imaginiert, von anderen als potentieller Untergang der Welt betrachtet, da dann “ja niemand mehr arbeiten wollen würde”. Darüber hinaus stellen sich natürlich auch praktische Fragen, wie die nach der Finanzierung. Prof. Richard David Precht schlägt dazu zum Beispiel die Besteuerung von Finanztransaktionen vor.

Arbeitszeit – Freizeit – Lebenszeit

Weitestgehend einig ist man sich auch dahingehend, dass die klassische 40-Stunden-Woche ausgedient hat. Überhaupt sind Begriffe wie “Arbeitszeit” und “Freizeit” für Sprecher wie Götz W. Werner irreführend, denn beide umfassen ihm nach ja schließlich die “Lebenszeit” der Menschen. Bei der Vorstellung neuer Ergebnisse aus der IZA/Xing-Studie “Arbeiten in Deutschland” wird die Frage aufgeworfen, was “Arbeit” überhaupt ist – denn das wird im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) nicht näher definiert. Die bisher übliche Interpretation der Präsenzkultur am Arbeitsplatz, bei der die Zeit, die der Arbeitnehmer an seinem Arbeitsplatz verbringt (unabhängig davon, was er in dieser tut), als Indikator für die “Messbarkeit von Arbeit” gewertet wird, verliert im Zuge der Digitalisierung immer mehr an Relevanz. 

Das hat mit der wachsenden Mobilität vieler Tätigkeiten, die als Arbeit gelten, zu tun. Flexible Modelle wie Home-Office oder von unterwegs Arbeiten spielen hier ebenso eine Rolle, wie das Empfinden der Arbeitnehmer, dass sie Arbeitstätigkeiten zunehmend in ihrer eigentlichen Freizeit verrichten:

New_Work_-_Grenzen_zwischen_Arbeitszeit_und_Freizeit_verschwimmen
Quelle: IZA/Xing-Studie – Arbeiten in Deutschland

Demnach braucht es in der Zukunft neue Ansätze um “Arbeit” messbar zu machen – wenn überhaupt.

Herausforderungen und Risiken moderner Technologien

Bei all den Blicken, die in die Zukunft geworfen werden, werden auch die Risiken und Herausforderungen moderner Technologien nicht (völlig) ausgeblendet. Künstliche Intelligenzen (KIs), ein weiteres großes Thema des Events, könnten schon in wenigen Jahren so weit entwickelt worden sein, dass sie der Denkleistung von Menschen entsprechen – und sie alsbald übertreffen. Das glaubt zumindest der “Vater der modernen Künstlichen Intelligenz” Prof. Jürgen Schmidhuber, dessen lernende neuronalen Netze bereits heute in Form von Übersetzungssoftware oder Spracherkennung in unseren Smartphones stecken. Auf die Frage, ob er nicht manchmal auch Angst vor seinen Erfindungen habe, zögert er mit einer Antwort. Dann folgt zur Erheiterung des Publikums ein lapidares “Nein, denn das wird alles ganz toll” – und sonst nichts. Andere Speaker, wie Dr. Ha Vinh Tho, der Leiter des Zentrum für Bruttonationalglück in Buthan, oder Vorstandsmitglied Janina Kugel von Siemens sehen das anders. Sie vertrauen auf den menschlichen Faktor, der nicht, auch nicht in einer Welt der KIs, obsolet werden wird.

Die Digitalisierung bietet Chancen, so denken wohl die meisten der Teilnehmer der New Work Experience 2018, doch dass wo Licht ist, auch Schatten sein muss, wissen sie auch. Ständige Erreichbarkeit, verschwimmende Grenzen zwischen Arbeit- und Privatleben, als exzessiv geltende Extrem-Nutzung Sozialer Netzwerke oder Smartphones, das alles sind die Schreckgespenster, die am Rockzipfel der Digitalisierung hängen und die durchaus zu ernst zunehmenden Problemen führen können. “Dieses Internet” abschalten und ins analoge Zeitalter zurückkehren wird man trotzdem nicht. Umso wichtiger, dass sich auch hinsichtlich solcher Entwicklungen Gedanken gemacht werden, die nicht nur den Menschen als Privatperson treffen, sondern auch als Arbeitnehmer.

Große Utopien: Nothing is more powerful than an idea whose time has come”

Mit diesem Zitat von Victor Hugo beendete Rutger Bregmann gestern seinen Vortrag “Utopias for Realists”. Er plädiert dafür, dass wieder mehr geträumt wird und dass unerreichbar scheinende Utopien wieder Platz in den Köpfen der Menschen finden. Damit benennt er den Wunsch nach einem großem Paradigmenwechsel des New Work Konzepts. Ideen können zu Prozessen werden und diese schließlich zu Fortschritt.

Wie der Glücksminister von Buthan Dr. Ha Vinh Tho (der natürlich nicht offiziell “Glücksminister” heißt, aber es passt einfach zu gut), träumt auch der Historiker Bregmann von eine bessere Zukunft für die Menschheit und erinnert daran, dass dies, historisch betrachtet, gar nicht so abwegig ist. Denn noch nie in der Geschichte des Menschens, so Bregmann, ging es großen Teilen der Menschheit so gut wie heute, gab es so wenig Krankheit, weniger kriegerische Auseinandersetzungen oder weniger Armut. Dass uns solche Aussagen angesichts der ungelösten Probleme unserer Zeit, wie der Zerstörung unseres Planeten, der ungerechten Verteilung von Gütern, politischen und religiösen Konflikten und so vielem mehr seltsam vorkommen, sei verständlich. Trotzdem könne viel erreicht werden, wenn etwa das Menschenbild verändert würde und es große neue utopische Ideen für das 21. Jahrhundert gäbe. Zu seinen “radikalen” Ideen zählen dann zum Beispiel das Bedingunglose Grundeinkommen, die 15-Stunden-Woche und offene Grenzen.

Dr. Da Vinh Tho, der Leiter des Zentrum für Bruttonationalglück in Buthan, würde ihm sicher in einigen Punkten zustimmen. Das Zentrum für Bruttonationalglück ist eine Art Gegenentwurf zur üblichen Art, den Wohlstand einer Nation im Bruttoinlandsprodukt zu messen. Die Idee des Bruttonationalglücks beruht darauf, dass ein “allein auf das Wachstum des Geldes angelegtes Maß” unzureichend sei, “um den Wohlstand einer Gesellschaft zu messen”. In seinem Vortrag spricht er viel von den Entfremdungen, denen der Mensch in der heutigen (kapitalistischen) Gesellschaft trotzen müsse, wie etwa:

  1. der Entfremdung zwischen Menschen und der Natur, die die Umweltzerstörung zur Folge habe.
  2. der Entfremdung zwischen Menschen und Mitmenschen.
  3. der Entfremdung des Menschen von sich selbst.

Ob er einen Masterplan oder eine Bedienungsanleitung für Glück und Wohlbefinden hat? Nein. Das gesellschaftliche Glück kann trotzdem gefördert werden, und zwar besonders von Unternehmen, da sie eine der stärksten Kräfte in der heutigen Welt sind. In Bewegung setzen könnte man so vieles, Umweltschutz, nachhaltiges und gerechteres Wirtschaften, freies kulturelles Leben und ähnliches. Ob diese buddhistisch beeinflussten Werte in der Welt des Kapitalismus funktionieren können? Einzelkämpfer, wie das thailändische Unternehmen B. Grimm, machen es vor.

Für Träumer, Rebellen, Vordenker

Nach vielen Stunden inspirierender und manchmal stark philosophisch-gefärbter Vorträge fühlt man sich zugleich aufgelegt zu neuen Taten und auch etwas erschlagen. New Work, das steht nicht nur für flexible Arbeitszeiten und hyper-modern eingerichtete Büros. Eigentlich, wenn man das so sagen darf, will New Work nichts geringeres, als die Welt verändern. Klingt nach Wolkenschlössern, klingt, als ob am liebsten jemand im Hintergrund “Das Leben ist doch kein Wunschkonzert” rufen möchte, klingt so, als ob man die Augen rollen möchte und zurück kehren will zu seiner einfachen, zynischen Weltanschauung. Kann man ja auch. Vielleicht aber bleiben die Ideen, die Visionen, die Verheißungen von New Work aber auch irgendwo im Hinterkopf hängen. Und vielleicht darf dann auch wieder ein bisschen mehr geträumt werden.

Der Besuch der New Work Experience 2018, so die bescheidende persönliche Meinung der Verfasserin, hat sich gelohnt. Zwar geht man am nächsten Tag nicht mit einem hübsch-praktischen 10-Punkte-Aktionsplan zurück zur Arbeit, aber wenn es denn wirklich so einfach wäre, bräuchten wir das Konzept wohl auch nicht. Im Büroalltag (oder vielleicht im Home-Office-Alltag) bietet sich nicht oft der Raum, über die Zukunft der Arbeit, die zahllosen Folgen der Digitalisierung oder den Wert der Arbeit angesichts einer möglichen Roboter-Zukunft nachzusinnen. Wachsamkeit und Offenheit aber, das sind Empfindungen, mit denen man die Hafencity vielleicht verlassen hat. Und diese sind immerhin ein guter Anfang.

Neues Jahr, neues Ich? Gute Vorsätze bei deutschen Arbeitnehmern

Neues Jahr, gute Vorsätze, Ihr kennt das. Und schon schreiben wir die dritte Woche in 2018. Angeblich ist das die Zeit, in der die Ersten ihre guten Vorsätze schon wieder über Bord geworfen haben. Es heißt, die von Natur aus meist vagen guten Vorsätze haben zuletzt an Glanz verloren und es sei besser, fürs neue Jahre klare Ziele zu stecken oder neue Rituale zu etablieren. Nichtsdestotrotz haben sowohl der Personaldienstleister Manpower als auch die Jobsuchmaschine Indeed Ende des vergangenen Jahres genügend Teilnehmer gefunden, die sich für 2018 nicht nur private, sondern auch berufliche Vorsätze vorgenommen haben, und deren Vorsätze in zwei kurzweiligen Studien festgehalten.

Bei uns gibt’s heute also Zahlen aus der Studie Bevölkerungsbefragung Karriereziele 2018 von Manpower und der Indeed-Umfrage Gute Vorsätze im Detail. Manpower hat hierfür 1022 Bundesbürger repräsentativ befragt. Die Ergebnisse von Indeed beziehen sich auf 1098 Teilnehmer mit akademischen Hintergrund, die angaben, für 2018 gute Vorsätze zu haben.

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Manpower: mehr Geld verdienen, weniger Stressen lassen

Die Manpower Studie gibt es bereits seit 2013. Wie eigentlich jedes Jahr ist der Karrierewunsch Nr.1: mehr Geld verdienen – und das konstant seitdem die Studie vor fünf Jahren ins Leben gerufen wurde. Auf Platz 2 folgt der Wunsch nach Wertschätzung, ein Bedürfnis, das über die Jahre eher zugenommen hat. Flexiblere und selbstständige Zeiteinteilung belegt den dritten Platz.

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Quelle: Manpower – Bevölkerungsbefragung Karriereziele 2018

Und die Vorsätze? Die deuten darauf hin, dass die Teilnehmer beruflich eher kürzer treten wollen – oder zumindest die Arbeit auch mal Arbeit sein lassen und ihre Freizeit so richtig genießen wollen. Der meistgenannte gute Vorsatz ist mit 35% nämlich “nach Feierabend besser abzuschalten”, dicht gefolgt (33%) davon, “die Arbeit lockerer zu sehen, mir Vorfälle / Probleme nicht mehr so zu Herzen zu nehmen”. Weitere 18% gaben an, generell weniger arbeiten zu wollen – gegenüber 11%, die sich stärker im Job engagieren wollen.

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Quelle: Manpower – Bevölkerungsbefragung Karriereziele 2018

Außerdem gaben die meisten Teilnehmer an, zur Arbeitsmotivation trüge vor allem das gute Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten bei. Auch flexible Arbeitszeiten werden hier erneut genannt.

Gute Vorsätze bei Indeed – Da geht noch was!

Die Indeed-Umfrage, die weniger detailreich angelegt ist, deckt sich auch bei inhaltlich ähnlichen Fragen nicht immer ganz mit den Ergebnissen der Manpower-Studie. Das liegt nicht zuletzt an der Gestaltung der Umfrage: während die Manpower-Studie eher offen angelegt ist und Mehrfachnennungen begünstigt, gibt es bei Indeed überwiegend “Ja/Nein”-Antworten oder die Möglichkeit, anzugeben, dass die Frage nicht zu den vorgenommenen Vorsätzen gehört.

Auf die Frage, ob die Teilnehmer “2017 das Maximum aus ihrem Job herausgeholt zu haben” antwortete über die Hälfte (56%) mit “Ja”. Die anderen 44% haben das Gefühl, dass es noch Luft nach oben gibt.

Auch in der Indeed-Umfrage findet das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzten Beachtung. Während zwischen 55%-59% hier keine Veränderungen ins Auge gefasst haben, planen immerhin 40% 2018 “offener und freundlicher” auf Kollegen zugehen zu wollen und sogar 38% wollen auch privat, also “nach Feierabend mit den Kollegen etwas unternehmen”. Immerhin 38% wollen auch den Vorgesetzten “offener und freundlicher” begegnen.

Ebenfalls in die Richtung “Stress-Reduktion”, die sich bei Manpower angedeutet hat, führen ein paar konkrete Vorsätze, die bei der Indeed-Umfrage genannt werden. Dazu zählen, dass 24% der Befragten ihre Mittagspause seltener am Schreibtisch verbringen und 28% mehr Home-Office machen wollen. 51% wollen auch hier nach dem Feierabend weniger an die Arbeit denken.

Weniger als die Hälfte der Befragten zählt zu ihren guten Vorsätzen, etwas an ihren Arbeitszeiten ändern zu wollen, die anderen wollen zu 21% mehr und zu 24,5% weniger arbeiten. Überraschend ist dann jedoch das Ergebnis, dass 28% der Teilnehmer angaben, ihre Karriere vorantreiben zu wollen und hierfür auch bereit sind, privat zurückzustecken (während 20% davon eher Abstand nehmen wollen und es für die übrigen 52% nicht zu den Vorsätzen gehört):

 

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Quelle: (08.12.2017) Indeed – Gute Vorsaetze im Detail

Da aber nur 21% der an der Umfrage beteiligten Personen angaben, 2018 auch mehr Zeit in die Arbeit investieren zu wollen, könnte dies dafür sprechen, dass einige der Teilnehmer, die ihre Karriere 2018 im Fokus sehen, dies vor allem durch die effektivere Nutzung ihrer Arbeitszeit erreichen wollen könnten. Dies würde auch zu den guten Vorsätzen passen, die in der Manpower-Studie gelistet wurden: 19% der Teilnehmer dieser Studie wollen ihr Zeitmanangement verbessern.

Was bleibt

Was von den guten Vorsätzen, ob beruflich oder privat, nach ein paar Monaten noch übrig bleibt, steht in den Sternen. Vor allem die langjährige Manpower-Studie zeigt jedoch auch Trends bei den Wünschen und Plänen ihrer Teilnehmer. Themen wie flexible Arbeitszeiten oder der Wunsch nach Wertschätzung bleiben fortwährend aktuell. Der Ausbau von Digital-Kompetenzen hingegen (eine Antwortoption, die erst seit der aktuellen Studie möglich ist) stößt mit 10% auf nur relativ wenig Interesse.

Die Publikationen halten noch einen weiteren interessanten Unterschied für ihre Leser bereit. Während in der Manpower-Studie nur 14% der Befragten angaben, sich 2018 bei einem anderen Arbeitgeber bewerben zu wollen und noch einmal 5% innerhalb des Unternehmens die Stelle wechseln möchten, gaben in der Umfrage von Indeed stolze 40% an, ein “möglicher Jobwechsel” zähle zu den guten Vorsätzen für das neue Jahr. Steckt hier der Teufel im Detail des möglichen Wechsels?

Wer in beide Veröffentlichungen reinlesen möchte, findet hier die Umfrage-Ergebnisse von Indeed.

Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen

Im heutigen Artikel sprechen wir über Entwickler. Denn Entwickler, heißt es so schön in der Studie, die wir Euch jetzt vorstellen, sind der “zentrale Treiber der Digitalisierung in unserer gesamten Arbeits- und Lebenswelt”. Und weil es sie nicht gerade wie Sand am Meer gibt, sie aber gefühlt zu jeder Zeit von jedem Unternehmen gesucht werden, scheint es nur ratsam, zuzuhören, wenn sie etwas zu sagen haben.

Stack Overflow, eine Entwickler-Community, in der sich Entwickler untereinander über alles austauschen, was das Thema Softwareentwicklung betrifft, hat kürzlich “Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017” veröffentlicht. Ursprünglich global ausgerichtet, liegt der Fokus auf den Antworten der über 5000 befragten deutschen Entwickler (insgesamt gab es über 64.000 Antworten aus mehr als 213 Ländern!). Wir werfen für Euch einen Blick auf Themen wie Ausbildung, Beschäftigungsstatus und Entwickler auf Jobsuche.

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Formelle Ausbildung hat nur moderaten Stellenwert

Bevor es losgeht sollte vorab gesagt sein: Ganze 59% der Entwickler in Deutschland gaben an, offen für eine neue berufliche Herausforderung zu sein – aber nur 9% suchen aktiv nach einem neuen Job.

Nach wie vor ist die überwältigende Mehrheit der Entwickler weltweit männlich. Nur 5,3% der Befragten sind weiblich, aber das sind immerhin etwas mehr als die 3,91% weiblichen Teilnehmer von 2016.

Wenn es um die Ausbildung geht, zeigt sich in Deutschland ein hoher Anteil an Teilnehmern, die einen akademischen Abschluss besitzen. Bei den professionellen Entwicklern haben 77% mindestens einen Bachelor. Etwa 34% der professionellen Entwickler findet jedoch ihre formelle Ausbildung “nicht sehr wichtig” oder sogar “überhaupt nicht wichtig”.

Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen - Grafik 1
Quelle: Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017

Dazu passt auch, dass starke 93% der Befragten in Deutschland angaben, ihre Fähigkeiten zumindest in Teilen als Autodidakten (also im Selbststudium) erlernt zu haben – die formelle Ausbildung gehört zwar dazu, ist aber auch eben bei weitem nicht alles. Das deckt sich ebenfalls mit der recht langen Programmiererfahrungen bei vielen Entwicklern. Oft üben sich angehende Entwickler schon vor der Zeit an der Universität im Programmieren.

In der Studie heißt es dazu:

Das bedeutet für Unternehmen: Recruiter, die nur auf das Alter oder das Jahr des Uniabschlusses schauen, schätzen die Erfahrung eines Softwareentwicklers oft falsch ein.

Viele Softwareentwickler (77%)  haben sich außerdem mit Leib und Seele ihrem Beruf verschrieben, denn sie programmieren auch in ihrer Freizeit als Hobby und steuern zudem häufig Codes zu Open-Source-Projekten bei.

Beschäftigungsstatus von Entwicklern

Die Mehrheit der Entwickler ist vollzeitbeschäftigt, was angesichts des Bedarfs an Fachkräften aus diesem Bereich nur logisch scheint.

Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen - Grafik 2
Quelle: Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017

Nimmt man Vollzeit, Teilzeit und Selbstständigkeit zusammen, haben immerhin 89% der Entwickler einen Job. Besonders viele “freie” Talente gibt es also nicht da draußen. Aber dafür gibt es noch Hoffnung, denn noch mal zur Erinnerung: 59% der Befragten sind prinzipiell offen für Neues und 9% suchen aktiv. Nur ca. 32% haben damit zur Zeit grundsätzlich kein Interesse an einer neuen Stelle.

Die meisten Entwickler arbeiten übrigens in den Branchen Software, Internet und Onlineservices (ca. 38%). Bei der Unternehmensgröße arbeitet die Mehrzahl der Befragten für Firmen, die zwischen 20 und 500 Mitarbeiter zählen (44%).

Übrigens: 27% der Entwickler wurden von einem Bekannten, Familienmitglied oder ehemaligen Kollegen auf ihre aktuelle Stelle aufmerksam gemacht Das sind mehr als die 23%, die von Recruitern (intern oder extern) angesprochen wurden (zählt man allerdings das Recruitung an Universitäten oder Jobmessen dazu sind es insgesamt etwa 29%).

Home-Office ist in Deutschland nach wie vor nur wenig verbreitet. Nur 9% der Befragten arbeiten mindestens die Hälfte ihrer Arbeitszeit von zu Hause aus. In den USA sind es 16%, in Frankreich und Großbritannien immerhin 12%.

Entwickler auf Jobsuche

Zuvor wurde bereits erwähnt, dass 59% der Befragten einer neuen beruflichen Herausforderung offen gegenüberstehen – auch wenn sie eigenen Angaben nach “nicht aktiv” auf Jobsuche sind. Insgesamt verbringen trotzdem 51% der Teilnehmer 1 bis 2 Stunden pro Woche auf Jobsuche, gegenüber 29%, die gar nicht suchen. Diejenigen, die aktiv auf Jobsuche sind, wenden dafür etwa 3 Stunden pro Woche auf.

Was aber muss eine Stelle bieten, um für Entwickler relevant zu sein und wonach bewerten Entwickler eine Stelle?

Platz 1 geht an fachliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten, gefolgt von den speziellen Technologien (Programmiersprachen, Frameworks etc.), mit denen gearbeitet werden sollen. Auf Platz 3 schafft es das Arbeitsumfeld und erst auf dem 4. Platz finden sich Gehalt und mögliche Zusatzleistungen. Sehr viel weniger wichtig (besonders im Vergleich zu den USA) sind hierzulande zum Beispiel das Ansehen und die Bekanntheit des Vorstandes oder die Bekanntheit und Verbreitung des Produkts/Service. Home-Office dümpelt mit Platz 10 im Bereich der eher weniger wichtigen Aspekte.

Kurios, denn als Zusatzleistung ist es durchaus beliebt: 50% der Befragten finden, dass Möglichkeiten zum Home-Office/Remote Work ein guter Benefit sind. Noch wichtiger sind ihnen nur die Anzahl der Urlaubstage und die wöchentliche Stundenanzahl. Weniger beliebt sind z.B. Kinderbetreuung und Altenpflege, Aktienpakete oder großes karitatives Engagement von Unternehmensseite aus.

Und welche Skills finden die Entwickler beim Recruiting von IT-Kollegen hierzulande besonders wichtig? Ein Tipp: Prestigeträchtige Arbeitgeber und Universitäten sind es nicht:

Stack Overflow Report 2017: Was deutsche Entwickler wollen - Grafik 3
Quelle: Die Stack Overflow Entwicklerumfrage – Deutschland Report 2017

Wer Entwickler rekrutieren will und muss, sollte immer im Hinterkopf behalten, dass die fachliche Herausforderung und die Möglichkeiten zur Weiterentwicklung vielen Entwicklern mehr bedeuten als Gehalt und Prestige. Auch wenn nur 9% der Befragten auf aktiver Jobsuche sind, so gibt es doch einen großen Pool von Entwicklern, die sich mit einer richtig guten Stelle zum Jobwechsel bewegen lassen würden.

Ein zweiseitiges Schwert. Es bedeutet natürlich auf der einen Seite, dass all diejenigen, die auf der Suche nach Entwicklern sind noch Chancen haben – diejenigen jedoch, die ihre besten Talente halten wollen, werden sich viel Mühe dabei geben müssen.

Arbeitgeberattraktivität: Wie die Work-Life-Balance zur Mitarbeiterbindung beitragen kann

Wir schreiben den vierten Januar 2017. Die Feiertage sind vorbei, das Festtagsessen liegt immer noch schwer im Magen und der feuchtfröhliche Jahreswechsel steckt eventuell auch noch in den Gliedern. Dennoch wenden wir unsere Blicke Richtung Zukunft, Stichwort gute Vorsätze. Das Jahr 2016 war turbulent genug, wer wünscht sich da nicht weniger Stress? 2017, so könnte man sich vornehmen, geht man endlich häufiger zum Yoga, ärgert sich weniger über Falschparker und hat mehr Zeit für sich und die Familie. Zeit für sich und die Familie? Tja, wenn das so einfach wäre! In unserem Neujahrsartikel geht es deshalb um diese ominöse Work-Life-Balance. Mehr noch: gibt es sie wirklich und wenn ja, wie kann eine gute Work-Life-Balance zur Mitarbeiterbindung eingesetzt werden?

Worthülse und Wolkenschloss?

Für mich gehört Work-Life-Balance zu dieser Art von Begriffen, die dermaßen überstrapaziert sind, dass ich mich schwer tue, sie ohne einen ironischen Unterton zu verwenden. Sie ist überall, im Radio, im Fernsehen, auf fast jeder Unternehmenswebseite und in fast jeder Studie im HR-Bereich. Google spuckt in 0,43 Sekunden mehr als 83 Millionen Treffer aus. Das Konzept, das mit dem Begriff zusammengefasst wird, ist grundlegend und einfach, aber doch so bedeutsam: ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufsleben und Privatleben.

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Was das heißen soll, ist eigentlich klar. Wir wollen und brauchen beides, eine erfolgreiche Karriere, aber auch Zeit, um uns um die Familie und um uns selbst zu kümmern. Die Umsetzung des Ganzen ist jedoch alles andere als simpel – vor allem in Zeiten der 24/7-Erreichbarkeit. Die Arbeitsmails checken, während man sonntags Tatort guckt, den verpassten Anruf von Herr XYZ auf dem Weg nach Hause nachholen? Längst Alltag. Schon 2011 (!) gaben bei einer Befragung 88% der Teilnehmer an, nach Feierabend noch erreichbar zu sein.

Das Smartphone ist unser Fluch und unser Segen, zumeist jedenfalls unser ständiger Begleiter. Wir chatten, shoppen mobil, telefonieren, buchen Urlaube, werfen einen Blick auf die Aktienbörse, scrollen durch die Newsfeeds, daddeln. Wir haben schon oft von den Chancen der Digitalisierung berichtet. Ständige Erreichbarkeit ist aber ein Faktor, der von den meisten Menschen eher mit Druck und Stress verbunden wird. Nicht umsonst werden mittlerweile Kurse angeboten, bei denen die Teilnehmer buchstäblich lernen sollen “abzuschalten”.

Die “eine” Work-Life-Balance gibt es offensichtlich nicht. Jeder hat ein anderes Maß, wenn es darum geht, wie viel Arbeitszeit, Familienzeit und Freizeit als angemessen empfunden wird. Klar ist aber auch, Stress ist hierzulande ein Problem. Bei der repräsentativen Studie „Betriebliches Gesundheitsmanagement 2016“ im Auftrag der pronova BKK kam heraus, dass 86% der Befragten unter Stress am Arbeitsplatz leiden. Dabei spielen Faktoren wie ständiger Termindruck, ein schlechtes Arbeitsklima und emotionaler Stress eine große Rolle, also logischerweise betriebliche Faktoren. Wer dann keine Gelegenheit bekommt einen Ausgleich im Privatleben zu finden, hat schlechte Karten.

Die Zauberformel lautet Flexibilität

Work-Life-Balance ist ein unerschöpfliches Thema. Je mehr man darüber nachdenkt, desto erstaunlicher und bestürzender erscheint es, dass sie für viele so unerreichbar scheint. Natürlich sind die Bedürfnisse unterschiedlich, aber das können die Lösungsansätze auch sein. Flexibilität ist der Schlüssel. Flexibilität, noch so ein überbeanspruchter Terminus. Macht aber nichts, denn Flexibilität muss nicht dieser schwammiger Begriff sein, der für Arbeitnehmer in der Gastronomie bedeutet, ihre Schicht beginnt dann, wenn der Chef anruft, egal ob sie gerade mit dem Hund draußen sind, Omas 80. Geburtstag feiern oder den Abend mit Netflix auf der Couch verbringen wollten.

Flexibilität, konkreter flexible Arbeitszeiten, können viel ausmachen, wenn es darum geht, Privatleben und Arbeitsleben auszugleichen – auch wenn (oder weil) die klaren Grenzen zwischen diesen beiden Leben immer mehr verwischen. Es gibt alternative Ansätze, die sich von dem steifen, “klassischen” acht Stunden Bürotag, der immer zur gleichen Zeit beginnt und endet, unterscheiden. Gleitzeit zum Beispiel. Oder die 4-Tage-Woche, oder die 32 Stunden Woche (bei der nicht zwangsläufig ein Werktag frei ist, sondern z.B. statt acht Stunden täglich etwas mehr als sechs Stunden gearbeitet wird etc.).

Außerdem kommt hier wieder die Digitalisierung ins Spiel, doch nicht als technisches Schreckgespenst, sondern wieder als Chance. Mobiles Arbeiten, Arbeiten von unterwegs, arbeiten von zu Hause aus. Das alles sind Dinge, die wir schon häufiger angesprochen haben. Aber nichts davon ist umsetzbar, wenn Unternehmen ihren Mitarbeitern kein Vertrauen schenken wollen – oder können.

Grafik zu den Entwicklungswellen der Arbeitsplatz-Flexibilisierung
Quelle: Zukunftsinstitut – Franz Kühmayer

Bieten Unternehmen echte Flexibilität, können sie mit einer besseren Work-Life-Balance zur Mitarbeiterbindung beitragen.

Natürlich gibt es noch einen ganzen Haufen von anderen Faktoren, die auf die Work-Life-Balance einwirken. Hier sind auch die Arbeitnehmer gefragt. Wenn Unternehmen es jedoch wagen würden, ihren Mitarbeitern zu vertrauen und ihnen mehr Flexibilität erlauben würden, wäre schon viel gewonnen. Arbeitgeberattraktivität hat viele Seiten. Was aber könnte attraktiver sein, als ein Unternehmen, dass genug Vertrauen in mich, meine Leistungen und meine Arbeitsmoral hat, um mir Freiraum zu geben, Platz zum Denken, Zeit um durchzuatmen? Wer ein solches Unternehmen findet, der wird sich zweimal überlegen, ob er dieses Vertrauen gegen einen Hauch mehr Prestige oder Gehalt eintauschen möchte.

Wir haben zuletzt häufiger Studien besprochen, in denen es um Mitarbeiterzufriedenheit geht. Ja, da ging es auch um Geld, ein gutes Arbeitsklima, und darum, dass sich Mitarbeiter ernst genommen fühlen wollen. Die Work-Life-Balance wurde da von mir eher mit dem bekannten ironischen Augenzwinkern am Rande erwähnt. Manchmal glaub ich, das mit der Work-Life-Balance wurde uns so oft vorgebetet, dass wir schon selbst nicht mehr dran glauben. Dabei ist nichts offensichtlicher, als das gesunde und glückliche Arbeitnehmer die besseren Arbeitskräfte sind.

Schwarze Schafe wird es immer geben. Das darf Unternehmen nicht davon abhalten, ihr Möglichstes dafür zu tun, dass ihre Mitarbeiter nicht zu abgestumpften Arbeitszombies mutieren. Und Arbeitnehmer darf es nicht davon abhalten, das zu fordern, was sie brauchen, um gute Arbeit leisten zu können. Acht Stunden Schlaf kriegen, zum Beispiel, obwohl man abends noch seine sozialen Kontakte gepflegt hat oder eine Runde um die Alster gejoggt ist.

Im Zuge um die Diskussion um die Zukunft der Arbeit gibt es auch Stimmen, die meinen, dass die Trennung zwischen Arbeitsleben uns Privatleben ohnehin der Vergangenheit angehört. Da werden dann Start-Ups angeführt, deren Büros wie Wohnzimmer aussehen und bei denen frischgebackene Uniabsolventen zwei Nächte durcharbeiten – weil sie es wollen. Aber was, wenn diese Uniabsolventen irgendwann eine eigene Familie gründen wollen, oder der Körper jenseits der 20er nicht mehr mitspielt? Was ist Eure Meinung zu dem Thema?

Wir wünschen allen Lesern ein frohes neues Jahr!

Einblick in die Ergebnisse aus der Future Workforce Study

Dell und Intel haben die Future Workforce Study – Studie zu den Arbeitskräften von morgen veröffentlicht. Die Studie beinhaltet einen Rundumschlag zur generellen Arbeitnehmerzufriedenheit, Technik am Arbeitsplatz und modernen Büros der Zukunft. Befragt wurden 400 Arbeitnehmer in Deutschland. Was dabei herausgekommen ist, fassen wir im heutigen Post für Euch zusammen.

Zunächst einmal eine erfreuliche Botschaft: stolze 89% der Befragten gaben an, mit ihrem aktuellen Job zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Wow, oder? Das muss daran liegen, dass die Befragten zu großen Teilen super nette Kollegen haben, denn ein gutes Verhältnis zu diesen gaben mit 33% die meisten der Teilnehmer als wichtigen Faktor für die Zufriedenheit am Arbeitsplatz an.

Im Vergleich: Mit Bezahlung und Karrieremöglichkeiten waren nur 15% und 7% richtig zufrieden.

Future Workforce Study Grafik 1
Quelle: Intel & Dell: Future Workforce Study – Studie zu den Arbeitskräften von morgen

Daher ist es nur logisch, dass Gehalt und Karrieremöglichkeiten zu den Faktoren zählen, die laut der Befragten häufig zu Unzufriedenheit führen. Auf dem dritten Platz für Unzufriedenheit folgt die Work-Life-Balance (was auch wiederum spannend ist, weil sie bei den positiven Faktoren ebenfalls auf Platz drei liegt).

Außerdem ergab die Future Workforce Study, dass “mobile Arbeitnehmer” noch zufriedener sind als die herkömmlichen. Als mobiler Arbeitnehmer gilt, wer “zumindest mehrmals die Woche entweder von zu Hause oder einem öffentlichen Ort aus” arbeitet. 94% dieser mobilen Befragten gaben an, zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Das ist besonders interessant, weil 53% aller Befragten angaben, im Büro die besten Arbeitsergebnisse zu erzielen. Es wurden allerdings auch nur etwa 107 Arbeitnehmer befragt, die mobil arbeiten. Kann jemand, der nicht regelmäßig oder nie in den Genuss von Home-Office kommt, so eine Frage überhaupt sinnig beantworten? Nun ja.

Future Workforce Study Grafik 2
Quelle: Intel & Dell: Future Workforce Study – Studie zu den Arbeitskräften von morgen

Im nächsten Schritt wurde folgende Frage gestellt: “Welche beiden Hauptvorteile hat es Ihrer Meinung nach, wählen zu können, ob Sie in einem Büro oder anderswo arbeiten?”. 37% der Teilnehmer glauben, sich dadurch besser konzentrieren zu können und 32%, dass es einfach wäre, Beruf- und Privatleben auszugleichen. Immerhin 19% gaben an, dadurch weniger das Gefühl zu haben, ihr Leben würde von der Arbeit dominiert. Die Kehrseite der Medaille zeigen die Antworten auf die Gegenfrage, welche Nachteile mobiles Arbeiten haben könnte. 34% der Befragten fürchten, dass die Grenzen zwischen Arbeit- und Privatleben immer mehr verwischen.

Das Thema Trennung zwischen Beruf-und Sozialleben ist ohnehin eine ganze Welt für sich:

Future Workforce Study Grafik 3
Quelle: Intel & Dell: Future Workforce Study – Studie zu den Arbeitskräften von morgen

31% stimmen der Aussage “Arbeit ist Leben” zu. 69% stimmen der Aussage “Das Leben beginnt nach Feierabend” zu. Ich denke, das Verhältnis zwischen beruflichem und privatem Leben ist doch etwas komplexer, als dass es sich durch solche Fragestellungen einfangen lassen könnte.

Ältere Future Workforce Study Teilnehmer haben weniger Anspruch an Technik am Arbeitsplatz

Auch das ist ein Ergebnis der Studie. Insgesamt sind aber 83% der Befragten mit der Technik an ihrem Arbeitsplatz zufrieden. Aber: 25% gaben an, dass unzureichende technische Ausstattung ein Kündigungsgrund wäre. Besonders nervig sind für sie übrigens “langsame und fehlerhafte Geräte” und “langsame und fehlerhafte Softwareprogramme”.

Im Gegensatz zu den älteren Befragten (35 Jahre +) nimmt Technik für die jüngeren (und hier wären wir mal wieder bei den Millennials) einen sehr viel höheren Stellenwert ein:

Future Workforce Study Grafik 4
Quelle: Intel & Dell: Future Workforce Study – Studie zu den Arbeitskräften von morgen

Bei dieser Gruppe (18-35 Jahre) ist auch die Wahrscheinlichkeit einen Job wegen einer unzureichenden technischen Ausstattung zu kündigen doppelt so hoch wie bei den Arbeitnehmern ab 35 Jahren.

Es ist zu bedenken, dass in den nächsten fünf Jahren auch die jungen Leute in den Markt treten werden, die nach der Jahrtausendwende geboren wurden und deren Leben nahezu untrennbar mit aktueller Technik verknüpft ist. Unternehmen stellt dies vor das Problem, dass diese jungen Leute beste und aktuellste Technik erwarten und wahrscheinlich noch ungnädiger gegenüber veralteter Technik reagieren als die Millennials.

Und was ist mit dem intelligenten Büro der Zukunft?

Ideen und Möglichkeiten für den Arbeitsplatz der Zukunft gibt es viele. An der Umsetzung der häufig umfangreichen Projekte mangelt es bisher aber noch. Die knappe Mehrheit der Befragten findet das jedoch okay. 52% gaben an, dass ihr Arbeitsplatz “so intelligent ist, wie Sie es sich wünschen”. Immerhin 37% finden ihr Büro aber “nicht intelligent genug”.

Dass sich daran bald etwas ändert, halten die meisten aber für ziemlich unwahrscheinlich. Nur 44% glauben, dass sie in 5 Jahren in einem “intelligenten Büro” arbeiten könnten. Besonders wichtig wären dann aber “fortschrittliche Sicherheitsmaßnahmen”. Dafür glauben aber 63% der Befragten, dass modernere Geräte und schnelleres Internet zur Steigerung der Produktivität führen würden.

Insgesamt zeichnet die Future Workforce Study das Bild eines ziemlich zufriedenen und genügsamen Arbeitnehmers, der zwar Fantasie hat, was die technischen Möglichkeit der Zukunft angeht, aber sich nicht allzu sehr danach zu verzehren scheint. Anders ist das bei den Millennials. Gemäß ihrer früheren Sozialisierung mit neuer Technik scheinen sie im technischen Bereich höhere Ansprüche zu haben.

Wer zu den Menschen zählt, für die Arbeit = Leben ist, der kann in der Studie noch mehr Ergebnisse zu Themen wie technische vs. face-to-face Kommunikation oder stationäre vs. mobile Technik lesen. Allen, die sich wie unser Wollmilchsau Team auf der Zukunft Personal 2016 verausgabt haben, wünschen wir ein geruhsames Wochenende. Okay, allen anderen natürlich auch!

Tschüss Stempelkarte – Moin Home-Office?

Letzte Woche haben wir Euch bereits einen Auszug aus einer weltweiten Studie von Deloitte um die Ohren gehauen, in dem es um das große Trendthema HR Analytics ging. Auch diese Woche gibt’s wieder bahnbrechende Erkenntnisse, die wir Euch nicht vorenthalten können. Diesmal geht es um unsere Nachbarn in der Schweiz und um flexible Arbeitsplätze- und Zeiten.

Anfang letzten Monats veröffentlichte Deloitte Schweiz (ja, schon wieder) die repräsentative Studie Der Arbeitsplatz der Zukunft – Wie digitale Technologie und Sharing Economy die Schweizer Arbeitswelt verändern. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

  • Der Arbeitskräfte der Zukunft sind mobil und ortsungebunden – dank der Digitalisierung und der steigenden Bedeutung des Dienstleistungssektors und der wissensintensiven Berufe haben mittlerweile die Hälfte der Schweizer das Potenzial, ihre Arbeit unabhänig von einem fixen Arbeitsplatz zu verrichten.
  • Freelancing liegt im Trend: die Sharing Economy ermöglicht es mehr und mehr Schweizern, als Mikrounternehmer tätig zu sein. Bis heute liegt der Anteil der Schweizer, die projektbasierten, temporären oder zusätzlichen Arbeiten nachgehen bei 25% – Tendenz steigend.
  • Coworking Spaces, also externe und temporär zu mietende Bürogemeinschaften, sind im Kommen. In der Schweiz gibt es derzeit 50 solcher Einrichtungen, von denen 42% ihr Angebot noch erweitern wollen.
  • Schweizer Unternehmen fördern in der Work Smart Initiative das Angebot von flexiblen Arbeitsplatzmodellen. Dazu zählt neben Coworking Spaces auch das Home-Office.
  • Der Anteil der Arbeitskräfte, die im Home-Office arbeiten oder arbeiten wollen, steigt ebenfalls:
Home Office ist auf dem Vormarsch
Quelle: Deloitte Schweiz Studie – Der Arbeitsplatz der Zukunft – Wie digitale Technologie und Sharing Economy die Schweizer Arbeitswelt verändern.

85% der Schweizer, die im Home-Office tätig sind, würden dies auch gern beibehalten – oder sogar noch mehr von Zuhause aus arbeiten.

Alles schön und gut. Aber wie steht es denn bei uns um’s Home-Office? Wird Fortschrittsmuffel Deutschland seinem Ruf gerecht? Um es kurz zu machen: leider ja.

Ebenfalls erst letzen Monat hat das Deutsche Insititut für Wirtschaftsforschung (DIW) in seinem 5. Wochenbericht die Ergebnisse einer Befragung zum Thema Home-Office hierzulande veröffentlicht. Schon beim Titel (“Home Office: Möglichkeiten werden bei weitem nicht ausgeschöpft”) schwant einem Böses. Höret und staunet: Im europäischen Vergleich hinkt Deutschland hinterher.

Während in Ländern wie Schweden der Anteil um die 25% liegt und es in den Niederlanden seit Mitte vergangenen Jahres sogar einen Rechtsanspruch auf Heimarbeit gibt, dümpeln die Zahlen Deutscher, die auch mal von Zuhause aus arbeiten, bei schwachen 12%.

An mangelnden technischen Möglichkeit liegt das nicht. Bei 40% der Arbeitsplätze wäre Heimarbeit theoretisch umsetzbar. Haben die Deutschen vielleicht einfach keine Lust auf Home-Office? Auch das ist nicht der Fall. Es ist das mangelhafte Angebot auf Arbeitgeberseite.

Würden mehr deutsche Unternehmen ihren Mitarbeitern das Arbeiten im Home-Office anbieten, so könnte der Umfrage nach der Anteil derer, die von Zuhause aus arbeiten, rasch auf 30% steigen.

Worin begründet sich die mangelnde Akzeptanz auf Unternehmensseite? Ist es die Furcht vor Kontrollverlust oder sinkender Produktivität im Home Office? Dabei sprechen die Ergebnisse vieler Studien dafür, dass eher das Gegenteil zutrifft: Mitarbeiter im Home-Office sind oft sogar produktiver, arbeiten laut den Ergebnissen der Umfrage des DIW sogar häufig mehr als vertraglich festgelegt ist. Außerdem wird festgestellt:

Im Denken mancher Personalverantwortlichen mag noch verankert sein, dass die Leistung der Beschäftigten nur qua Anwesenheit zu kontrollieren ist. Anwesenheit ist allerdings nicht immer mit Leistung gleichzusetzen. Bei Heimarbeit obliegt es dem Arbeitnehmer, anhand von Arbeitsergebnissen seine Leistung nachzuweisen. Die Leistungskontrolle mag hier mitunter aufwendiger sein, sie ist aber auf jeden Fall effektiver als die bloße Feststellung von Anwesenheit.

Und noch etwas dürfte besonders die HRler interessieren. Arbeitnehmer, die auch im Home-Office tätig sind, sind zufriedener. Hierbei spielt nicht nur der Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Familie eine Rolle. Auch Singles arbeiten gern flexibel. Laut dem DIW ist auch die größere Autonomie in der Gestaltung des Tagesablaufs ein starkes Motiv.

Natürlich kann nicht jeder Job von Zuhause aus erledigt werden, je nach Branche gibt es logischerweise Unterschiede (in den Ergebnissen der Befragung heißt es dazu lapidar, der Dachdecker gehöre schließlich aufs Dach). Unabhängig von der Branche sticht aber ein soziodemographischer Umstand besonders ins Auge: vor allem gut- und hochqualifizierte Arbeitnehmer in Vollzeitbeschäftigung kommen für die Tätigkeit im Home-Office infrage.

Dies sollte Unternehmen und Personalern zu denken geben. Unzufriedene, noch dazu gut qualifizierte Mitarbeiter können es sich heutzutage erlauben, die Fühler nach Alternativen auszustrecken. Es ist also wieder mal an der Zeit, sich einen Ruck zu geben.

Daniel Boos von Swisscom, einem der führenden schweizer Telekommunikationsunternehmen, sagt in der Studie von Deloitte dazu:

Technologie ermöglicht Wissensarbeit unabhängig von Ort und Zeit. Um dadurch auch produktiver und kreativer zu werden, braucht es ein Umdenken. Dazu gehört die Bereitschaft, Wissen zu teilen sowie die Fähigkeit, flexibel mit Veränderungen umzugehen. Die jüngere Generation coacht uns dabei.

Wenn Ihr noch mehr zum Thema Arbeitsplatz der Zukunft in der Schweiz erfahren möchtet, besonders was das Potenzial von Freelancern angeht, findet Ihr die Studie hier auch als PDF.

Für alle, die das Thema Home-Office in Deutschland weiter interessiert, lohnt sich der Blick in den Auszug aus dem 5. Wochenbericht des DIW, den es hier als PDF gibt.

 

PS. Dieser Artikel ist im Home-Office entstanden. Und ja, ich trage eine Jogginghose.