[HTTP410] Social Media Bewerber-Screening: in der Summe neutral

Seit das Wissen um soziale Netzwerke die Recruiting-Szene erreicht hat, brandet immer mal wieder die Frage auf, ob Recruiter denn jetzt Bewerber-Screenings im Social Web machen oder nicht. In bester deutscher “Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps”-Manier geht damit meist die Forderung einher, Recruiter hätten sich nicht für das Privatleben der Mitarbeiter zu interessieren, begleitet von dem impliziten Vorwurf, sie seien ja vor allem auf der Suche nach dem Haar in der Suppe. Artig bekunden dann die Vertreter der Zunft öffentlich, in ihren Unternehmen geschähe das nicht und überhaupt hätten sie dazu keine Zeit. In Gesprächen untereinander streitet allerdings kaum ein webaffiner Recruiter ab, dass er oder sie sich regelmäßig den digitalen Fußabdruck, zumindest ausgewählter Kandidaten, anguckt.

Aber, und das ist aus meiner Sicht der entscheidende Punkt, das geschieht i.d.R. primär aus dem Wunsch heraus, ein “runderes” Bild des Menschen zu gewinnen, der sich hinter dem CV verbirgt. Es geht nicht darum, die Leichen im Keller auszugraben, sondern einen zukünftigen Mitarbeiter als Mensch in seiner Gesamtheit besser einschätzen zu können.

Das sich das Social Media Bewerber-Screening genauso häufig zu Gunsten wie zu Ungunsten der Kandidaten auswirkt, zeigt die folgende Infografik und differenziert dabei auch sehr schön zwischen den Gründen für Einstellung oder Absage.

Infografik zum Social Media Bewerber-Screening

Studie: Die Psychologie des Teilens

Wir gaben letzte Woche mit dem Vortrag “Der virale Faktor” von Martin Oetting schon eine grundlegende Einführung in sich exponentiell verbreitende Botschaften. Der Treibstoff dieses Motors ist die Bereitschaft der Rezipienten, diese Botschaft innerhalb ihres Netzwerkes weiter zu verbreiten. Eben dieser Bereitschaft widmet sich eine Studie der New York Times und deren Customer Insight Group: “The Psychology of Sharing” untersucht Motivationen und Hintergründe von Personen, die Inhalte online mit anderen teilen.

Nicht besonders überraschend ist dabei, dass dieses Teilen nicht aus rein altruistischen Gründen geschieht, sondern oft einen sehr direkten Nutzen für den Teilenden selbst hat. Dieser geht von der Vermittlung eines bestimmten Persönlichkeitsbildes, bis hin zum eigenen Umgang mit den geteilten Inhalten:

  • 73% sagen, sie würden Informationen tiefer verarbeiten und gründlicher durchdenken, wenn sie diese teilen.
  • 85% sagen, die Antworten und Reaktionen anderer geben zusätzliche Informationen und helfen, geteilte Inhalte besser zu verstehen.

So sagte einer der Befragten: “Sharing information helps me do my job. I remember products and information sources better when I share them and am more likely to use them.”

  • und für 84% ist dies ein Weg, Dinge zu unterstützen, die ihnen persönlich am Herzen liegen.

Die Empfänger der Botschaft spielen darüber hinaus eine wichtige Rolle:

  • 78% bleiben so in Kontakt zu Personen, zu denen sie sonst keinen hätten
  • 73% versuchen, so Kontakt zu Personen mit ähnlichen Interessen aufzubauen.
  • 68% teilen Informationen, um Anderen besser zu vermitteln, wer sie sind und wie sie fühlen.

Und dennoch: So sehr am eigenen Bild gefeilt wird, es geschieht nicht ohne (rücksichtsvolle) Gedanken an die Leser:

  • 94% geben an, genau abzuwägen ,welche Informationen für ihr Netzwerk nützlich sein könnten

Was bedeutet das für diejenigen, die ihre Informationen gerne im Netz verbreitet sehen würden? Es geht nicht nur um die Verbindung zwischen Nutzer und Botschaft (Produkt, Marke, etc.) es geht auch darum, wie die Information die Verbindungen im Netzwerk des Nutzers befeuern kann! Hier liegt oft der Schlüssel dazu, aus dem viralen “Faktor” einen “Exponenten” zu machen.

Pic: bengrey (CC BY-SA 2.0)