Das Ende des schwarzen Bretts – Jobsuche im Social Web

Larissa Vassilian, bezeichnet sich selber als Podcast-Oma, Geekin und Radionärrin. Ehemals aus dem klassischen Print-Journalismus kommend, hat sie schon früh die Vorzüge des World Wide Web für sich entdeckt und zu nutzen gewusst. Im Oktober 2013 fasste sie ihr gesammeltes Fachwissen über Personal-Branding in 16 Kapitel eines Buches zusammen, um damit der Job- und Auftraggebersuche ein bisschen Würze und Spaß einzuhauchen.

Das im O’Reilly Verlag erschienene Buch über die Jobsuche im Social Web beinhaltet die volle Bandbreite an Möglichkeiten und Einsatzgebieten, die dem Jobsuchenden derzeit zur Verfügung stehen. Es geht unter anderem um den Aufbau/Ausbau der eigenen Persönlichkeit im Netz, der Ich-Marke. Was möchte ich preisgeben, wie will ich wahrgenommen werden und welche Kanäle sind für mich sinnvoll, um meine Fähigkeiten bestmöglich und für die Zielgruppe ansprechend zu präsentieren. Der „Markencheck“ in Kapitel 2 enthält eine Fülle an Tipps für das eigene Personal-Branding, die sich jeder Job-Hunter einmal eingehend zu Gemüte führen sollte. Die Autorin achtet dabei auf ständige Bebilderung durch kreative und gelungene Beispiele aus der Praxis, liefert aber gleichzeitig den Hinweis, dass durchaus nicht jede Kreativleistung von Personalern gewürdigt werden kann, aber ein Minimum an Online-Präsenz heutzutage ein Muss sein sollte.

Den verschiedenen gängigen Plattformen, von Facebook über das eigenen Blog bis hin zu LinkedIn, werden eigene Kapitel gewidmet, die mit Best-Practice-Beispielen und vielen nützlichen Anmerkungen auf die unterschiedlichen Funktionen und Vorteile der Kanäle hinweisen. „…verlinken Sie ihre Profile untereinander, was das Zeug hält!“

Im gesamten Buch wird der Leser von Interviews mit Social-Media-Experten, Karriere-Coaches, Community-Managern und vielen weiteren Gurus aus unterschiedlichen Bereichen begleitet. Auch Jan kommt als Social-Recruiting-Enthusiast (Seite 64-65) zu Wort und erläutert die Notwendigkeit einer eigenen (kleinen) Webpräsenz, die es dem geneigten Personaler ermöglicht, schnell und effizient einen Überblick über den Kandidaten zu bekommen. Konkret sollte sich jeder Jobsuchende vorher eingehend damit beschäftigen, was er will, wohin er will und dann die nötigen Schritte mit Mut und Enthusiasmus antreten. Das Buch gibt hierfür einen schönen, anschaulichen Leitfaden an die Hand.

Interviews mit Social Media und HR Experten im Buch "Jobsuche Im Social Web"

Interview mit Jan

Muss ich wirklich eine eigene Internetseite haben?

Sie müssen nicht, aber ich persönlich halte es für empfehlenswert. Es ist eine gute Möglichkeit für Kreative, ihr Portfolio zu zeigen. Ob das jetzt Texter sind oder Designer, ist egal – hier können sie sich präsentieren. Ich selbst würde keinen Designer mehr anstellen, der keine eigene Webpräsenz hat, auf der ich mich durch seine Arbeiten klicken kann. Denn nur so sehe ich, welchen Stil er hat und ob er zu uns passt. Aber so ein Blog ist ganz schön aufwendig. Nicht jeder Jobsuchende nimmt sich dazu die Zeit. Es muss ja kein Blog sein. Ein Blog würde ich mir als Freelancer auch nicht ans Bein binden wollen, wenn ich nicht selbst ein Faible fürs Schreiben hätte und mir das Spaß machen würde. Denn so ein Blog erzeugt Druck und Stress, weil man es ja aufrechterhalten möchte und immer neue Inhalte bieten muss, das merke ich auch bei unserer »Wollmilchsau«. Aber es muss ja wie gesagt auch kein Blog sein, es reicht schon eine Microsite, eine kleine Visitenkarte im Netz. Ein paar Punkte zum eigenen Lebenslauf und zur Person, dazu ein schön gestaltetes Portfolio mit aussagekräftigen Arbeitsproben und natürlich ganz wichtig eine Möglichkeit, in Kontakt zu treten. Das reicht. Eine ganz minimalisti- sche Seite zum Durchklicken ist doch schnell gemacht.

Worauf sollte man dabei achten?

So ein Auftritt muss unter dem eigenen Namen stattfinden oder unter einem prägnanten Firmennamen, den man sich ausdenkt und dann überall verwendet. Dann finde ich wichtig, dass man sich eine eigene Domain registriert und unter dieser Domain seine Visitenkarte einrichtet. Dazu gehört auch die passende Mailadresse von dieser Domain aus. Das vermittelt einfach einen Eindruck von Professionalität. Wichtig ist vor allem: Sie müssen gefunden werden können! Und das geht eben nur durch ein professionelles Auftreten im Netz und durch gute Verbindungen Ihrer Profile in den verschiedenen Netzwerken.

Was ist denn den Personalern wichtig?

Also zum einen muss ich hier mal eines festhalten: Personaler wollen Leute einstellen! Es wird oft vermittelt, Personaler würden eher nach Gründen suchen, jemanden nicht einzustellen. Sie wollen aber vor allem eines: sich ein vollständigeres Bild des Bewerbers machen. Und noch etwas: Personaler wollen schnell finden, was sie suchen. Eine verschwurbelte Bleiwüste wird er gleich wieder wegklicken. Lieber kurz, knapp und prägnant formulieren und in wenigen Sätzen sagen, was Sie können und was Sie ausmacht. Ich würde bei der Suche nach einem Auftragnehmer auch danach schauen, ob er in einschlägigen Plattformen auftaucht, sich also in Fachforen einbringt und sich engagiert. Ich will mir als Personaler ein Bild machen können von dem Menschen, der mir sonst sehr abstrakt erscheint anhand einer Bewerbungsmappe oder einer Onlinebewerbung.

Gibt es noch einen Tipp in Sachen Social Recruiting?

Ich würde nicht nur auf die bekannten, großen Jobbörsen setzen. Es gibt im deutschsprachigen Raum 2.000 Jobbörsen. Zudem gibt es auch Foren zu bestimmten Themen, bei denen ich mein Profil einstellen würde. Bewerber sollten sich aber nicht nur dort tummeln, wo andere Bewerber sind – sondern am besten dort, wo auch mal ein Auftraggeber vorbeischaut, zum Beispiel bei jovoto.com.

Alles in allem eine Fülle an brauchbaren Informationen, kurz und knackig zusammengefasst und leicht verständlich. Ein gutes Buch über die manchmal auch ganz spannende und schöne Aufgabe einen neuen Job zu suchen oder den eigenen Marktwert zu pushen. Abschließend sei nur noch gesagt: „Was sie brauchen um von diesem Buch profitieren zu können, ist vor allem Neugier und Kreativität“. Word.

Suchen mit Google für Jedermann

Einen tollen Hinweis habe ich heute im Boolean Blackbelt Blog entdeckt. Google erläutert auf einer schönen und übersichtlichen Seite 49 verschiedene Anwendungsmöglichkeiten der Google Suche. Wer jetzt gleich an kompliziertere und langweilige Boolesche Operatoren denkt, liegt falsch. Es handelt sich um zum Teil sehr nützliche Anwendungsmöglichkeit aus dem Alltag, die über die gewöhnliche Stichwort-Suche hinausgehen. Ich kann nur jedem empfehlen, die folgende Liste zu überfliegen bzw. sich auf der Insidesearch Seite umzuschauen. Ihr werdet sicher die eine oder andere Überraschung erleben, neue zeitsparende Optionen für Euren täglichen Gebrauch entdecken und vielleicht sogar etwas lernen.

Hier eine Aufzählung der vorgestellten Google Suchoperatoren:

  1. Webprotokoll
  2. Einfacher Einstieg
  3. Rechtschreibung
  4. Webfreundliche Begriffe verwenden
  5. Weniger ist mehr
  6. Nach einer genauen Wortgruppe suchen
  7. Aussagekräftige Begriffe verwenden
  8. Groß-/Kleinschreibung
  9. Innerhalb einer bestimmten Website suchen
  10. Zeichensetzung
  11. Nach Dateityp suchen
  12. Wörter und Zeichen bei der Suche einbeziehen oder ignorieren
  13. Verwandte Seiten anzeigen
  14. Nach Wertebereich suchen
  15. Maßeinheiten umrechnen
  16. Aktuelle Uhrzeit
  17. Währungen umrechnen
  18. Das Web in allen Sprachen durchstöbern
  19. Wetter
  20. Aktienkurse in Echtzeit
  21. Sportergebnisse und Termine
  22. Suche mit Goggles
  23. Paketsendungen verfolgen
  24. Definitionen abrufen
  25. Mithilfe der erweiterten Bildersuche suchen
  26. Werte berechnen
  27. Erdbebenaktivität ermitteln
  28. Standortbasierte Suche
  29. Orte nach Postleitzahl oder Vorwahl suchen
  30. Einkaufen und Preise vergleichen
  31. Zeitpunkt von Sonnenauf- und -untergang
  32. Geschäfte in der Nähe entdecken
  33. Aktuelles Kinoprogramm
  34. Gemeinfreie Bücher lesen
  35. Suche auf einen bestimmten Wertebereich eingrenzen
  36. Flugpläne
  37. Suchen zum Thema Gesundheit
  38. Flugzeiten
  39. Weltnachrichten
  40. Adresssuche
  41. Ähnliche Begriffe
  42. Sprachsuche
  43. Landesstatistiken
  44. Interaktive Finanzinformationen
  45. Medizinische Informationen
  46. Google Instant Mobile
  47. Vorschau auf Mobilgeräten
  48. Standortbasierte Suche
  49. Interaktive Wettervorhersage

Schade nur, dass da drunter immer noch keine Vereinfachung der Jobsuche ist. Flugzeiten – ja, Shopping – ja, aber Jobs – nein! Verstehe ich nicht, ohne Job keine Flugzeiten und kein Shopping 🙂 Naja, das kommt noch.

Dennoch habe ich etwas Neues für mich entdecken können. Uns zwar den “related:”-Operator (Nr. 13 “Verwandte Seiten anzeigen”). Also, findet man eine Seite interessant, kann man sich mit diesem Operator thematisch verwandte Seiten ausspucken lassen. Gleich ausprobiert. Funktioniert nicht immer bzw. verstehe ich die Logik dahinter noch nicht ganz. Aber manchmal kommt etwas Gutes dabei raus.

  • Bsp. 1: Ihr seid auf Jobsuche, kennt nicht die Crosswaters Jobbörsen-Liste und wart bis jetzt nur auf jobboerse.arbeitsagentur.de unterwegs. Mit “related:jobboerse.arbeitsagentur.de” bekommt Ihr eine ausführliche Liste mit Alternativen. Leider, leider, funktioniert diese Logik nicht, wenn man sich verwandte Alternativen zu einem bestimmten Job ausgeben lassen will.
  • Bsp. 2: Euer Traum-Unternehmen hat keinen Job für Euch >> related:porsche.com
  • Bsp. 3: Ihr wollt wissen, ob es Alternativen zu Amazon gibt >> related:amazon.de oder related:amazon.com
  • Bsp. 4: Google geht Euch auf die Nerven >> related:google.com. Hm…Facebook.

Der "related:"-Operator soll verwandte Seiten in Google anzeigen.

In diesem Sinne: Verwendet eigentlich jemand von Euch den “related:”-Operator? Oder zumindest einige der oben angeführten 49 Optionen? Viel Spaß bei der Erkundung.

Google oder Facebook? Schwere Wahl für Silicon-Valley-Praktikanten

facebook_google

Google oder Facebook? Eine der Fragen, die sich jeder aufstrebende Silicon-Valley-High-Performer bei der Wahl seines Praktikumsplatzes stellen muss. Bei Jim Strout habe ich gerade die perfekte Antworthilfe gefunden. Was man dort dann genau tut, ist ja auch nebensächlich, schließlich geht es um Lifestyle und den richtigen Namen im CV, oder? 😉

google-vs-facebook-3

Und, wie würdet Ihr Euch entscheiden? Mich persönlich hat Facebook überzeugt. Company Mission, Perks und die Möglichkeit, den guten alten McHammer zu treffen – das matcht totaaal mit meiner Attitude! Schönes Wochenende!

Pics: Hakan Dahlsröhm, Kevin Krejci (CC BY 2.0) – Grafik: internetserviceproviders.com

Wie das Mobile-Web unser Such- und Surfverhalten beeinflusst

mobile

Nachdem es schon lange als große Sache angekündigt wurde, nimmt das Thema Mobile dieses Jahr zunehmend Fahrt auf. Auch Google kommt derzeit alle paar Wochen mit neuen Produktideen, Studien und Anwendungsbeispielen und die Ecke. Passend zu unserer Mobile Recruiting-Studie hier ein paar Zahlen und Fakten, um das Mobile Recruiting in den Kontext aktueller Untersuchungen zu Surf- und Konsumverhalten zu setzen:

Zum einen ein wirklich nett gemachter Kurzfilm, der mit Rückwärtsgeschichten deutlich macht, wie sich z.B. eine einfache Shoppingerfahrung durch das Smartphone und (vor allen Dingen) durch Online-Angebote, die diese Technologie nutzen sinnvoll verbessern und grundlegend verändern kann.

 

Zum anderen veröffentlichte Google in Zusammenarbeit mit Nielsen im März noch die “Mobile Search Moments Study”, die das Suchverhalten der Nutzer unter die Lupe nimmt. Die empfehlenswerte und hübsch gestaltete Studie selbst kann man sich hier anschauen, eine Zusammenfassung gibt es auch als Infografik bei uns. Meine Lieblingszahl sind die 77% mobiler Suchanfragen, die vom Sofa oder von Schreibtisch gestellt werden. Hier wird besonders deutlich, dass das Mobile Web nicht nur unterwegs stattfindet, sondern vielmehr in Abhängigkeit zu mobilen Endgeräten wie Smartphone oder Tablet zu sehen ist.

Pic: +gAbY+ (CC BY 2.0)

[HTTP410] Active Sourcing bei Google+

Auch wenn ich persönlich Google+ weiterhin eher aus dem Pflichtgefühl eines Online-Marketers als aus Leidenschaft nutze, ist das Netzwerk mit inzwischen 500 Millionen registrierten und 135 Mio aktiven Mitgliedern weltweit ein stetig wachsender Talentpool signifikanter Größenordnung. In der DACH-Region zählt G+ Ende 2012 immerhin 5,5 Mio registrierte Mitglieder und damit fast so viele wie XING.

Die zentrale Frage für Recruiter ist natürlich immer die nach der Erschließung berufs- und personenbezogener Informationen und nachdem wir zuletzt vor eineinhalb Jahren darüber geschrieben haben, ist es Zeit für ein Update. Deshalb habe ich gestern mal wieder das Active Sourcing bei Google+ und die entsprechenden Personensuchmaschinen getestet.

Die Suche über Google selbst funktioniert nach wie vor mit der bewährten Röntgenmethode, die Alexander in “Personalsuche bei Google+” vorgestellt hat.

Von den drei damals vorgestellten Suchmaschinen existiert inzwischen eine nicht mehr und eine weitere ist aus Usability-Gründen nicht länger empfehlenswert. Zwei Suchmaschinen haben mir aber nicht nur von der Such-Feature-Dichte her gefallen, sondern verfügen mit jeweils etwas mehr als 40 Mio indexierten Profilen auch bereits über eine ausreichende Grundgesamtheit, um für deutschsprachige User nutzbar zu sein.

Der Veteran “Find People on Plus” bietet nicht nur die bei Weitem größere Auswahl an Such-Features, sondern ist meiner Meinung nach auch nutzerfreundlicher und bleibt daher mein persönlicher Favorit.

Find People on Plus

Davon unabhängig solltet Ihr auch “Unearth+” auf dem Zettel haben, mit dem Ihr zwar nicht anhand des Beziehungsstatus nach Nutzern suchen könnt, aber nach Beruf und Ort, was ja fürs Recruiting deutlich wichtiger ist. 😉

Unearth+

Am besten probiert Ihr beide mal aus und bildet Euch Eure eigene Meinung. Bei dem G+ Statistikdienst Circlecount habe ich übrigens noch ein nettes Diagramm zur Nutzerverteilung nach Berufsbildern gefunden, wonach G+ besonders gut für das IT, Engineering, Fotografen und Studenten-Recruiting geeignet ist. Leider lässt sich das noch nicht nach Ländern filtern, aber die bereits existierende Länderauswahl lässt hoffen, dass das bald möglich ist:

Google+ Berufsverteilung

Happy Hunting!

Vertrauensbildung bei “Evil Corporations”: McDonald’s Canada

McDonald’s Canada hatte dieses Jahr eine schöne Nutzerkampagne: Auf den ersten Blick ein einfaches “Ihr fragt, wir antworten.” – was aber gerade bei McDonald’s leicht mal kritisch werden kann, haben sich die Burgerbrater zunutze gemacht, einmal ein paar der üblichen Gerüchte aufzugreifen und diesen offen zu begegnen.

Fragen können über eine Micropage eingereicht werden und werden dort auch gleich beantwortet. Mal kurz, mal etwas ausführlicher und mal – wenn es ein wichtiges Thema ist – sogar mit einem Video. Dazu wurde auch auf YouTube ein entsprechender Kampagnenchannel eingerichtet. Besonders gefallen mir die Antwortvideos zu den Klassikern:

Warum sehen die Burger auf den Fotos immer so viel besser aus?

Werden Chicken Nuggets wirklich aus zermahlenen Hühnchen hergestellt? (Dieses Gerücht hält sich hartnäckig)

Dass fast alle größeren Unternehmen konsumkritisch als Evil Corporation eingestuft werden, ist ein altes gesellschaftliches Phänomen. Google ist die “Datenkrake”, Coca Cola das Feuerwasser des Imperialismus und McDonald’s serviert seinen Gästen Fleischbrei aus Massentierhaltung. Natürlich sind all diese Vorwürfe nicht völlig aus der Luft gegriffen, sie werden jedoch bei großen Konzernen oft unreflektiert wiederholt und führen in Folge dessen zu einer verzerrten Wahrnehmung.

“Je größer eine Organisation ist, desto intransparenter ist sie üblicherweise auch”, sagt der Wiener Wirtschaftspsychloge Erich Kirchler. Und das schürt wiederum Misstrauen. Da hilft auch die gesetzlich vorgegebene Transparenz wenig, sofern die Informationen in kiloschweren Geschäftsberichten versteckt sind – auch wenn sie entlastend sein mögen. Sobald das Misstrauen der Menschen geweckt sei, nehmen diese zusätzliche Informationen nur noch selektiv wahr. “Es werden dann nur noch jene Informationen aufgenommen, die die Hypothese unterstützen, dass etwas nicht in Ordnung ist.”

Ein Problem, das auch Employer Brands betrifft. Vertrauen in die Arbeit eines Unternehmens zu haben, steigert auch dessen Attraktivität als Arbeitgeber. Da haben die Evil Corporations noch einen langen Weg der gekonnten Aufklärung zu gehen – und natürlich auch noch einiges an ihrer Arbeit zu ändern. Und auch wenn diese McDonalds-Kampagne mit PR-Kalkül gestaltet und aufgehübscht wurde, so ist es doch ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Pic: Pocheco (CC BY-SA 2.0)

[HTTP410] Personalsuche mit app.net

Vor einigen Woche habe ich das neue ambitionierte soziale Netzwerk app.net vorgestellt. Es ist ein kostenpflichtiges Netzwerk. Für das Geld wird Werbefreiheit und die bestmögliche User & Developer Experience in Aussicht gestellt. Auf großes Interesse der Leser ist das Thema hier im Blog leider nicht gestoßen. Auch bei uns intern herrschen unterschiedliche Meinungen darüber, ob das Projekt eine Zukunft hat. Who cares?! Mich interessieren der jetzige Stand und die praktischen Einsatzmöglichkeit nach einem Monat des Bestehens.

app.net wächst und ist dabei bei Techies, Nerds, Kreativen und Vordenkern aus aller Welt unheimlich beliebt. Das merkt man z.B. an der Wachstums-Geschwindigkeit des app.net App-Mikrokosmos, an dem immer stärker frequentierten globalen Stream und an der Entwicklung des Alexa-Ranks.

Welche zusätzlichen Argumente braucht denn bitte ein aufmerksamer und flexibler Recruiter von heute, um so eine Community einer schnellen “Recruitibilitäts-Analyse” zu unterziehen? Keine! Also los!

Schritt 1: Durchsuchbar oder nicht? Wenn ja, auf wie viele Profile habe ich Zugriff?

Ohne lange zu grübeln, nehme ich eine einfache Suchkette und versuche nach und nach, die offensichtlichen für soziale Netzwerke typischen Nicht-Profil-Seiten zu neutralisieren.

site:alpha.app.net AND -inurl:post AND -inurl:following AND -inurl:followers AND -inurl:hashtags AND -inurl:legal

app.net ist ein offenes Netzwerk, was der Personalsuche zugute kommt.

Ich komme bei diesem ersten Versuch auf 10.000+ zugängliche Profile. Das Netzwerk hat mindestens 20.000 Nutzer. Entweder ist meine Kette nicht 100% richtig oder Google hat noch nicht alle erfasst. Es ist im Grunde egal. app.net ist auf jeden Fall ein offenes Netzwerk und für die Personalsuche ist das eine gute Voraussetzung.

Schritt 2: Lässt sich app.net mit Goolge gut nach berufsrelevanten Stichworten und geographischen Angaben durchsuchen?

Zunächst ohne Ortsangabe einfach mal nach Developer suchen:

developer site:alpha.app.net AND -inurl:post AND -inurl:following AND -inurl:followers AND -inurl:hashtags AND -inurl:legal 

Ich erhalte knapp 2.000 Profile. Hier ein Beispiel:

Ein solches Developer-Kandidatenprofil kann die Personalsuche mit app.net zumBeispiel ergeben.

Jetzt nehme ich eine Ortsangabe dazu.

new york developer site:alpha.app.net AND -inurl:post AND -inurl:following AND -inurl:followers AND -inurl:hashtags AND -inurl:legal

Ich erhalte überschaubare 32 Ergebnisse, von denen nur ein Bruchteil wirklich zuverlässig ist. Zu selten wird der Wohnort bei app.net in der Profilbeschreibung erwähnt. Hilfreicher kann hier einen genauerer Blick auf die Erwähnungen von Orten, Firmen etc.  im Stream sein.

app.net lässt sich nur schwer nach Ortsangaben filtern.

Wer international sucht, kann bei app.net nach meinem ersten Eindruck den einen oder anderen Schatz recht einfach und schnell ausgraben. Doch wie sieht das für Deutschland aus?

Die Suche mithilfe von deutschen Ortsangaben dürfte aufgrund des letzten Tests eigentlich nicht funktionieren. Ich probier’s aber trotzdem in Kombination mit einer deutschen Berufsbezeichnung.

entwickler berlin site:alpha.app.net AND -inurl:post AND -inurl:following AND -inurl:followers AND -inurl:hashtags AND -inurl:legal

Erstaunlicherweise werden 14 Ergebnisse gefunden, von denen ein paar tatsächlich die Kombination aus Beruf “Entwickler” und Wohnort “Berlin” darstellen. Schauen wir uns den ersten an.

Die von app.net gelieferten Ergebnisse können überzeugen.

Das ist doch echt nicht schlecht für 15 Minuten Arbeit. Versucht doch mal zum Vergleich, aus Facebook einen iPhone-Developer rauszuholen.

Schritt 3: Google-Suchketten sind mir zu anstrengend. Gibt es einen anderen Weg, app.net nach Kandidaten zu durchsuchen?

Ein Blick in die Liste der verfügbaren app.net Apps führt über eine Suche nach Search-Apps zu der Anwendung “appnetizen”. Es handelt sich hierbei um eine universelle app.net-Suchmaschine für Posts und User. (Unsere Newsletter-Leser haben übrigens schon vor einigen Wochen einen Hinweis auf diese App bekommen.)

Die Suche läuft für meinen Geschmack etwas holprig. Einzelne Begriffe und exakte Phrasen funktionieren. Lose Kombinationen nicht wirklich. Wenn ich z.B. nach “Entwickler Berlin” suche, wird ein Profil, in dem vom “Entwickler PHP in Berlin” die Rede ist, nicht angezeigt. Vermutlich ist es das ein Fehler, der noch behoben wird.

Mit ein wenig Rumprobieren lassen sich auf jeden Fall recht fix interessante Ergebnisse erzielen. Für mich persönlich ist die Google-Suche allerdings besser.

app.net lässt sich auch mithilfe einer App anstelle von Suchketten durchforsten.

Ich hoffe, ich konnte mit dieser kleinen Analyse Euer Interesse für app.net doch noch wecken und gleichzeitig zeigen, wie schnell man mit ein paar logischen Schritten potentielle Recruiting-Quellen prüfen kann.

Ein weiterer wichtiger Gedanke ist, dass Recruiter von neuen Plattformen, Communities und Kanälen viel früher profitieren können als z.B. Marketer. Ihr müsst und dürft nicht so lange warten, bis ein Netzwerk so groß und bekannt wie Facebook oder Twitter wird, bevor ihr in Erwägung zieht, dort nach Kandidaten zu suchen. Ihr verliert unnötig Zeit und gebt einen Wettbewerbsvorteil ab. Ich sage nicht, dass man bei jedem neuen app.net in Hysterie ausbrechen muss. Eine halbe Stunde Zeit ist in einer kleinen Nutzen-Analyse allerdings immer gut angelegt. Auch eine 10.000 Nutzer starke Community kann sich als sehr hilfreich erweisen.

Wie viele der mitlesenden Personaler und Recruiter sich wohl nach meinen letzten beiden app.net-Vorstellungsartikeln tatsächlich auf eigene Faust mit dem Thema beschäftigt haben? Ich hab da so eine Vermutung.

[HTTP410] Wie werden soziale Tools im Unternehmen genutzt? Google hat nachgefragt.

Im Rahmen der von Google bei Millward Brown in Auftrag gegebene Google Studie “How social technologies drive business success” wurden 2.700 Berufstätige in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Spanien und Schweden befragt, wie sie soziale Tools (Facebook, Twitter, Google+, LinkedIn sowie interne soziale Tools wie Yammer und Chatter) in ihr Unternehmen und in ihren Arbeitsalltag integrieren und welchen Einfluss diese auf ihre Karriere haben.

Einige Ergebnisse und Interpretation sehen wie folgt aus:

1.) Ergebnis der Google Studie:

86% (BRD 79%) der Nutzer, die Social Tools so gut wie jeden Tag nutzen, wurden kürzlich befördert; und 72% (BRD 63%) gehen von einer baldigen Beförderung aus. Im Vergleich dazu wurden “nur” 61% (BRD 54%) der Beschäftigten, die auf den Einsatz von Social Tools verzichten, befördert und “nur” 39% (BRD 33%) sehen einen baldigen Aufstieg in der Karriereleiter als wahrscheinlich an.

Interpretation (Google Pressemitteilung):

“Die Ergebnisse zeigen, dass soziale Tools keineswegs reine Zeitverschwendung sind. Im Gegenteil: Sie helfen Mitarbeitern dabei, die Karriereleiter schneller zu erklimmen.”

Frage: Werden die Beschäftigten befördert, weil sie Social Tools nutzen oder weil sie ein bestimmter Typ von Arbeitnehmer sind, der u.a. Social Tools nutzt? Oder nochmal anders: Werden Männer häufiger vom Blitz getroffen, weil sie Männer sind, oder weil sie bei einem nahenden Gewitter länger draußen bleiben?

2.) Ergebnis der Google Studie:

Mehr als ein Drittel (38%; BRD 29 %) der häufigen Nutzer von Social Tools sind sehr zufrieden mit ihrem Job, und 64 % (BRD 62%) würden ihre Firma als Arbeitgeber weiterempfehlen. Nur 18% (BRD 22%) der Nicht-Nutzer sind sehr zufrieden mit ihrem Job und nur 42% würden ihre Firma empfehlen (BRD 47%).

Interpretation (Google Pressemitteilung): “Die häufigen Nutzer von sozialen Tools sind außerdem glücklicher mit ihrer Arbeit”.

Frage: Sind die Nicht-Nutzer unzufriedener, weil sie keine Social Tools verwenden und deshalb z.B. weniger mit den Kollegen und der Firma “vernetzt” sind oder weil sie nicht damit rechnen befördert zu werden?

Auch wenn mir einige der Interpretationen eher wie geplante Fehlschlüsse nach dem Motto “cum hoc ergo propter hoc” vorkommen, liefert diese Studie doch noch weitere interessante Zahlen.

1.) Für drei Viertel (75%; BRD 74%) der befragten Führungskräfte hat Social Media ihre Unternehmensstrategie positiv verändert und zu messbaren Erfolgen geführt:

  • 71% (BRD 77%) gaben an, dass neue Ideen und Innovationen generiert wurden
  • 79% (BRD 84%) berichteten, dass Ideen und Gedanken von geographisch getrennten Teams einfacher zusammengeführt werden konnten
  • 76% (BRD 67%) sagten aus, dass ihre Produktivität gesteigert wurde und zwar im Schnitt um 22% (BRD 20%) – z.B. durch Zeitersparnis

2.) Fast 70% der Befragten europaweit gehen überdies davon aus, dass die Firmen schneller wachsen, die Social Media aktiv in ihr Unternehmen integrieren.

3.)  Nach Aussage der “Social Networker” führt die Nutzung von Social Media zu folgenden Vorteilen:

  • Personen, Informationen und Expertisen können schneller gefunden werden (41%; BRD 42%)
  • die Zusammenarbeit und der Austausch von Know-how wird verbessert (37%; BRD 36%)
  • persönliche Netzwerke können ausgebaut, berufliche Partnerschaften aufgebaut, das eigene Profil geschärft und Communities geschaffen werden (34%; BRD 30%)
  • die Menge und der Umfang von E-Mails wird reduziert (31%; BRD 27%)

Fazit: Social Media ist ein wichtiges Tool auf dem Weg zur effektiveren Arbeit – aber nicht der Garant für ein glückliches Arbeitsleben mit eingebautem Karriere-Boost.

Die Google-Hilfe-Taste: Hilfestellung von ganz oben

Dieses Mal kommt die Hilfe wirklich von ganz oben, denn heute stelle ich den offiziellen YouTube-Hilfe-Kanal von Google vor: Google Webmaster Central. Es ist vor allem ein Kanal, der mit kleinen Tutorial-Filmchen Antworten auf Fragen über die eigenen Google-Produkte beantwortet.

Die Fragen werden im Video beantwortet, aber mit der Besonderheit, dass Google-Mitarbeiter selbst in den Videos vorkommen und die gestellten Fragen der User erläutern. Natürlich behandeln die meisten hier gestellten Fragen das Optimieren der eigenen Ergebnisse in der Suchmaske. Es soll besonders Webseitenentwicklern dabei helfen, ihre Treffer bei Google zu verbessern und ihren Traffic zu steigern oder überhaupt eine Brücke zu ihren Besuchern zu schlagen und ihre Wünsche oder Interessen zu sammeln (z. B. gezielte Werbung schalten). Somit können sich auch Unternehmen informieren, wie sie ihre eigenen Produkte besser vermarkten und von der Masse abheben können.

Schauen wir uns mal eine interessante Frage eines Users an, in der gefragt wurde, wie Google Inhalte handhabt, die mit Java erst ausgeführt werden sollen:

Nach Google Developers überrascht Google wieder mit einem hilfreichen Dienst und geht nun noch einen Schritt näher auf seine Entwickler zu. Kein schlechter Zug von Google.

Pic: ansik (CC BY 2.0)

Geschäftsmodell “Promoted Content”: Twitter lernt von Google

Twitter ist seit längerer Zeit auf der Suche nach einem stabilen Geschäftsmodell. Hier tritt der Dienst als Werbepartner größerer Netzwerke und Kunden auf, dort verkauft er in großem Stil Datenpakete an Online-Analysten – all das bringt Geld in die Kassen, wird Twitter aber nicht langfristig stützen. Das könnte sich nun grundlegend ändern, denn mit einer aktuellen Ankündigung schlägt Twitter einen Weg ein, der bereits Google und Facebook seit vielen Jahren sichere Einnahmen beschert:

Einfache Werbung für kleine und mittlere Unternehmen:

Als Mitglied des American Express Partnerprogrammes für kleine Unternehmen können diese ihre Accounts promoten oder einzelne Werbebotschaften über Promoted Tweets verteilen. Wie bei Google zahlt der Werbetreibende auch hier nur für tatsächlich erfolgte Interaktionen. Also z.B. für retweetete oder beantwortete Tweets, geklickte Links oder neue Follower. Derzeit steht dieses Angebot nur einer kleineren Testgruppe zur Verfügung, soll jedoch bald ausgebaut werden. Für KMUs eine tolle Möglichkeit sinnvoll bei Twitter zu werben – für den Nutzer bleibt abzuwarten, welchen (eventuell nervtötenden) Umfang diese Geschichte auf Dauer haben wird.

Meanwhile in Mountain View…

TechCrunch berichtet heute, welche Wege dieser Promoted Content in den nächsten Jahren gehen könnte: Google will sich derzeit das Patent für eine Technologie sichern, mit welcher sich “Umgebungsdaten” in das Targeting der GoogleAds integrieren lassen könnten: Davon ausgehend, dass moderne Devices künftig mehr sensorische Fahigkeiten haben, wäre es beispielsweise möglich, Werbung an den Aufenthaltsorten, Umgebungsgeräuschen oder Wetterdaten auszurichten. Stünde ich mit also bei warmem Wetter in Stau, könnte mein Smartphone entsprechende Ads mit kühlen Getränken oder winterlichen Urlaubszielen anzeigen. Zuknuftsmusik, aber durchaus vorstellbar.

Pic: omninate (CC BY 2.0)