Millennials 2014: Freelance oder Festanstellung?

Das spannende an der GenY ist, ja dass sie älter wird, während man sich mit ihr beschäftigt und versucht, sie wie Socken in Schubladen zu pressen. So waren die nach 1980 geborenen vor fünf Jahren eben noch diese fünf Jahre jünger. Vor wenigen Tagen hatte ich das erste ernstzunehmende Briefing auf dem Tisch, das ausdrücklich eine Berücksichtigung von Generation X, Y und Z wünschte. Merkt man auch wunderbar, wenn man sich z.B. die aktuelle Millennial Survey 2014 von Deloitte ansieht: Plötzlich sind sie gar noch mehr so gegen die Festanstellung, sehen Unternehmen vor NGOs in der Verantwortung positive Veränderungen einzuleiten und sie wollen plötzlich sogar wieder Autos – besitzen!?

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Ich kann mich noch gut an das Buch von Holm Friebe und Sascha Lobo erinnern: Wir nennen es Arbeit. Darin wurde das Modell des starren Unternehmens mit dem Konzept festangestellter Mitarbeiter als Auslaufmodell beschrieben, zumindest für viele Branchen. Und heute?

  • Während man international mit 38% noch recht bescheiden ist, wollen 54% der Deutschen Millennials wieder Personal führen..
  • …allerdings nicht als Freelancer oder Gründer: International wollen noch 70% am liebsten frei arbeiten, in Deutschland nur noch 55%

Wo ist die neue unabhängige, agile Freelance-Projektkultur geblieben? Ist sie bei den alternden Millennials einer neuen Realität gewichen? Oder haben diese Ansichten nach und nach Einzug in die Wirtschaft gefunden, so dass auch im Unternehmen Selbstverwirklichung für Post-80er möglich ist? Ich würde mich über eine kurze Darstellung Eurer Sicht in den Kommentaren sehr freuen.

Pics: Norm Clark (CC BY 2.0) and Deloitte

[HTTP410] Generation Y führen? Chefs in der Bredouille

“Flache Hierarchien”, “Mitspracherecht” und ein “offener, dialogorientierter Führungsstil” – das will der Arbeitnehmer von heute. So zumindest der Eindruck, den unzählige GenY-Studien vermitteln. Dass die Anforderungen an die Führungskraft aber noch sehr viel komplexer sind, zeigt eine aktuelle Studie von Hays:

Gute die Hälfte aller Befragten wünscht sich den Chef als Coach und Mentor, also als arrivierte Fachkraft, die der eigenen Arbeit mit Rat und Tat zur Seite stehen und gleichzeitig mit Fingerspitzengefühl und wohl dosierter Strenge Top-Leistungen abrufen kann. Gleichzeitig soll er auch Leader sein, ohne aber diktatorisch “von oben” die Arbeit zu delegieren. In die Rolle des fachlichen Beraters soll der Chef dann für ein Drittel der Befragten auch noch schlüpfen, ebenso soll er Seelentröster sein und sich auch vertrauensvoll den privaten Problemen widmen. Für 16% soll er gar zum echten Freund werden, für 10% dann wieder reiner Arbeitsverteiler.

Anforderungen an die Rolle der Führungskraft

Die Anforderungen an die Persönlichkeit sind fast noch komplexer als die an die Rolle des GenY-Vorgesetzten:

Anforderungen an die Persönlichkeit der Führungskraft

Nun mal ehrlich: Wie viele Leute soll es geben, die diese kombinierten Anforderungen halbwegs erfüllen? Klar, es gibt die geborenen Teamleader, die jede Mannschaft zu Bestleistungen führen können, aber das sind dann eben oft reine Führungskräfte – ohne den fachlichen Background. In den meisten Unternehmen sind Vorgesetzte “nur” weisungsbefugte Arbeiter mit ihren ganz eigenen Aufgaben und Problemen. Die werden ja nicht Chef, weil die auf Mitarbeiterführung stehen, sondern weil sie ein Team brauchen, das ihnen zuarbeitet – ein Team, das funktioniert.

Ich glaube hier werden ein wenig die möglichen Schattenseiten unserer neuen, selbstbestimmten und -verwirklichten Arbeitswelt sichtbar: Teamfähigkeit heißt “Ich kann alles mit jedem – auf gleicher Ebene”, aber nicht mehr: “Ich kann mich auch mit Autoritäten arrangieren, deren Sozialkompetenz nicht die beste ist”. Und das ist häufig der Fall, gerade bei KMUs. Chefs sind dort über die Arbeit in ihre Rolle gerutscht, selten über deren Softskills. Toll, wenn sich eine Firma reine Kommunikatoren für diese Positionen leisten kann, es ist leider oft nicht die Realität. Liebe GenY: Ihr werdet noch viele knurrige Knochenbeißer oder nerdige Fachidioten als Vorgesetzte haben: Eure Sozialkompetenz muss hier ausgleichen und abfedern, das ist auch eine Eurer Stärken!