Bringt Glassdoor Gehaltstransparenz nach Deutschland?

Die US-Arbeitgeberbewertungsplattform Glassdoor hat heute im Rahmen ihrer internationalen Expansion ihre deutsche Webseite gelauncht. Der ein oder andere hat diesen Schritt schon sehnsüchtig erwartet, da nicht alle Änderungen beim deutschen Arbeitgeberbewertungs-Platzhirsch kununu nach der Übernahme durch XING auf Gegenliebe gestoßen sind. Glassdoor unterscheidet sich in einigen Aspekten von kununu. Was Ihr mit  Glassdoor so anstellen könnt, lest ihr am Besten auf personalmarketing2null bei Henner nach, der zum Thema kununu/Glassdoor auch schon vorab Einiges geschrieben hat.

Mehr Gehaltstransparenz durch Glassdoor?

Persönlich verbinde ich mit dem Markteintritt von Glassdoor die Hoffnung, dass das die Plattform mit ihren Ressourcen dazu beiträgt in Deutschland endlich Gehaltstransparenz zu schaffen. Hier sind schon viele Anläufe unternommen worden, aber eine breite Datengrundlage konnte meines Wissens bisher niemand aufbauen. Als Krücke behelfen sich viele entweder mit den Gehaltsspannen in den Berufsbeschreibungen der Agentur für Arbeit oder Gehaltsrechnern wie z. B. dem von Companize. Ohne eine ausreichend große Datengrundlage sind die Zahlen für Arbeitnehmer leider nicht sehr verlässlich und die Gehaltsverhandlung wird schnell zum russischen Roulette. Für Glassdoor sind Gehaltsvergleiche ein Kernelement ihrer Plattform und stehen auf gleicher  Ebene mit der Suche nach Jobs und Arbeitgebern. In den USA ist es ihnen damit gelungen, eine signifikante Datenbank mit Gehaltsdaten aufzubauen, wie das folgende Beispiel von Google eindrucksvoll zeigt.

Gehälter bei Google

Das hängt sicher auch mit den Mentalitätsunterschieden zwischen der wettbewerbsfreudigen amerikanischen und der zurückhaltenden deutschen Kultur zusammen, in der Kinder lernen, dass man über Geld nicht spricht. Glassdoor dürfte es also hierzulande sicher schwerer haben, Menschen zur Preisgabe ihres Gehalts zu bewegen.

Gehälter bei Siemens

Das sie dabei auf den Mehrwert für die Community verweisen, finde ich richtig, denn Gehaltstransparenz nützt allen! Und staatlich verordnen lässt sie sich nicht. In Österreich hat die staatlich verordnete Gehaltstransparenz bisher vor allem die Ausschreibung von Mindest-/Tariflöhnen bewirkt, was aus der Arbeitgeberperspektive ja auch logisch ist. Wer will seine Verhandlungsposition schon in der Ausschreibung verschlechtern. Wahre Transparenz kann daher nur aus der Gesellschaft selbst kommen. Ich hoffe, dass die deutsche Gesellschaft sich für diese Idee ist und Glassdoor ein kluges Händchen im Umgang mit der deutschen Mentalität beweist. Wie steht Ihr zu Gehaltstransparenz? Findet Ihr sie wünschenswert? Welche Vor- und Nachteile seht Ihr? Und warum glaubt Ihr, tun sich die Deutschen so schwer damit?

Arbeitgeberbewertungen und Gehaltsvergleich mit Companize.com

Im Frühjahr dieses Jahres ging die Arbeitnehmerplattform Companize.com an den Start. Sie ermöglicht Angestellten einen anonymen Austausch über ihre Arbeitgeber. Dabei steht der Gehaltsvergleich im Mittelpunkt, aber auch das Arbeitgeberimage muss sich hier der Nutzerschaft stellen. Imagerelevante Eigenschaften wie Arbeitsklima und Perspektiven werden mit einem Punktesystem von -5 bis +5 von den Mitarbeitern bewertet. Zudem lassen sich einzelne Unternehmensnachrichten und Pressemeldungen von allen Nutzern in positiv und negativ einordnen. Das Ergebnis ist ein duales Ranking der Unternehmen: Der Spitzenreiter in den offenen Bewertungen, die Volkswagen AG, schneidet z.B. in der Mitarbeiterbewertung nicht ganz so gut ab und belegt einen (immer noch respektablen) 16. Platz.

Erklärtes Ziel von Companize.com ist es, für mehr Transparenz in der Arbeitswelt zu sorgen. Für “fairere Jobs, gerechte Bezahlung und faire Firmen.” Um diese Offenheit zu gewährleisten, wurde besonderes Augenmerk auf die geschützte Vernetzung der Arbeitnehmer untereinander gelegt. Diese können sich austauschen und deren (anonyme) Daten füttern einen umfangreichen Gehaltsvergleich. So erfährt man nicht nur Vergleichsgehälter nach Beruf, Branche oder Region, auch die Gehaltsunterschiede zwischen eigenen Kollegen im Unternehmen können so unter die Lupe genommen werden.

Mit diesem Feature unterscheidet sich Companize.com vom Mitbewerber Kununu. Auch die Networking-Optionen sind anders gestaltet. Bei Kununu findet der Austausch über offene Foren statt, während bei Companize.com eher das persönliche Vernetzen der Mitglieder untereinander im Vordergrund steht.

Auch wenn das Portal mit rund 50 Mitgliedern noch ganz am Anfang steht (EDIT: es sind mehr – siehe Kommentar von Jens) , ist die Plattform durchaus einen Blick wert. Die Usability hakt hier und da allerdings noch etwas. Die Anmeldung zickt: “Wählen Sie bitte einen seriösen Nutzernamen der gleichzeitig Ihre Anonymität wahrt” – kostete mich vier Versuche!) und beim Durchstöbern der Seiten wird man laufend aufgefordert, eventuell gemachte Änderungen zu speichern. Aber das sind Kinderkrankheiten. Mit wachsender Zahl an Mitgliedern und Datensätzen, kann man hier sicherlich gute Statistiken abrufen und vergleichen. Ich persönlich finde vor allem die offene Imagebewertung interessant, die sich zudem als RSS-Feed abonnieren lässt.

An dieser Stelle sei auch noch auf die Facebook-Page hingewiesen, auch hier bekommt der Nutzer u.a. Zusammenfassungen von positv und negativ bewerteten Unternehmensnachrichten.

Pic: Bundesarchiv, Bild 183-C0222-0009-003 / Kohls, Ulrich / CC-BY-SA